Das Seelbuch des Dominikanerinnenklosters St. Lambrecht (13.-14. Jahrhundert). Bearb. von Gerhard Fouquet in Verbindung mit Andreas Bingener, Detlef vom Bovert, Birgit Engel, Jens Friedhoff, Peter Jungheim, Michael Weber und Petra Willmes (= Schriften des Diözesan-Archivs Speyer Bd. 12). Speyer: Archiv des Bistums Speyer 1990. LXIV, 232 S. mit 5 Abb. Kart.

Aus dem pfälzischen Raum haben sich nur ganz wenige mittelalterliche Totengedenkbücher erhalten. Neben der Speyerer Memorialüberlieferung sind Seelbücher der Pfarreien Neustadt, Lachen, Dernbach und Freckenfeld sowie aus dem Reuerinnenkloster Kanskirchen und dem Dominikanerinnenkloster St. Lambrecht überliefert (S. XXXIVf.). Das am Ende des 13. Jahrhunderts angelegte St. Lambrechter Seelbuch, das heute in der Universitätsbibliothek Heidelberg verwahrt wird (Nachlaß Lehmann Nr. 345) wird von Gerhard Fouquet und einer studentischen Arbeitsgruppe der Universität Siegen mustergültig ediert. Das Buch setzt sich aus zwei Teilen zusammen, die zunächst getrennt voneinander in Gebrauch waren: aus dem Nekrolog, dem liturgischen Buch für die tägliche Memoria der verstorbenen Konventsmitglieder, und dem Anniversar, in dem Stiftungen aus dem äußeren Kreis der klösterlichen Erinnerungsgemeinschaft aufgezeichnet wurden. Die Masse der Eintragungen entfällt auf den Zeitraum von ca. 1260 bis 1330, die jüngste Eintragung betrifft einen 1389 verstorbenen Kleriker. Neben der Einleitung (auf dem neuesten Stand der Forschung) und den ausführlichen Registern (Orts- und Personen-, Wort- und Sachregister) sei besonders nachdrücklich auf die umfangreichen prosopographischen Erläuterungen (S. 87-184) aufmerksam gemacht. Sie können durchaus als Ersatz für ein pfälzisches "Adelslexikon" des 13. Jahrhunderts gelten und brauchen den Vergleich mit Busch-Glasschröders Ausgabe des jüngeren Speyerer Seelbuchs nicht zu scheuen. Neben den niederadligen Ritterfamilien sind im Anniversar auch zahlreiche Angehörige der Oberschichten der Städte Speyer, Worms, Neustadt, Landau und Weißenburg vertreten. Der Leser findet zu den einzelnen Familien die jeweils maßgebliche Literatur ebenso wie Nachweise aus gedruckten und ungedruckten Quellen. Daß die Abbildungen auf S. LXIV und S. 56 vertauscht sind, sei nur am Rande vermerkt. Die landesgeschichtliche Forschung schuldet Fouquet und seinen Mitarbeitern für die gelungene Ausgabe und das durch sie erschlossene reiche personengeschichtliche Material jedenfalls großen Dank.

Klaus Graf

Druckfassung erschienen in: Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins 140 (1992), S. 542-543