Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 7(1999) 1/4
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Duden, Deutsches Universalwörterbuch


99-1/4-491
Duden, Deutsches Universalwörterbuch / auf der Grundlage der neuen amtlichen Rechtschreibregeln bearb. von Günther Drosdowski und der Dudenredaktion. [Hrsg. vom Wissenschaftlichen Rat der Dudenredaktion]. - 3., neu bearb. und erw. Aufl. / [Bearb. ...: Matthias Wermke und Werner Scholze-Stubenrecht]. - Mannheim [u.a.] : Dudenverlag, 1996. - 1816 S. ; 25 cm. - ISBN 3-411-05503-0 : DM 59.90
[3748]
99-1/4-492
Duden, Deutsches Universalwörterbuch A - Z [Computerdatei] : über 120 000 Stichwortartikel mit über 500 000 Angaben zu Rechtschreibung, Silbentrennung, Aussprache, Herkunft, Grammatik und Stil, 150 000 Anwendungsbeispiele. - 3., neu bearb. Aufl. auf der Grundlage der neuen amtlichen Rechtschreibregeln, Version 1.1. - Mannheim [u.a.] : Dudenverlag, 1996. - 1 CD-ROM in Behältnis. - (PC-Bibliothek). - ISBN 3-411-05471-9 : DM 98.00
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Dieses Wörterbuch war einmal eines der besten; es bestach durch die Fülle der Information, die es sogar dem ungleich teureren Achtbänder aus demselben Verlag vergleichbar machte. Die reformierte Neubearbeitung hat die zweifelhaften Vorzüge des Rechtschreib-Dudens und verstärkt dessen fatale Mängel. Die bisherigen Schreibweisen sind zum Teil nicht mehr enthalten, die neuen werden nicht einmal als neu gekennzeichnet, so daß sich die bisherigen (und noch auf Jahre hinaus zulässigen, am Ende wahrscheinlich ohnehin siegreichen!) auch nicht mehr rekonstruieren lassen. Ein Wörterbuch, das bei 120.000 Einträgen das Allerweltswort sogenannt nicht enthält, ist unbrauchbar. Das gilt um so mehr, als das Universalwörterbuch (DUW) ja anders als der Rechtschreib-Duden nicht in erster Linie Rat geben will, wie zu schreiben sei, sondern zum Nachschlagen in Bedeutungsfragen bestimmt ist. Übrigens schrecken weder der Rechtschreib-Duden noch das DUW davor zurück, die Abkürzung sog. als weiterhin gültig anzugeben, obwohl die zugrunde liegende Langform beseitigt ist! (Ebenso halten es Eduscho, Wahrig u.a.; nur das Österreichische Wörterbuch schlägt so gen. vor. Bünting hat die Änderung überhaupt nicht mitbekommen.)

Bei Zierrat (so die Neuschreibung) erklärt das DUW, dieses Wort sei mit Hilfe des Suffixes -ot von Zier (mittelhochdeutsch ziere) abgeleitet. Das trifft zu, aber woher stammt das zweite r? Woher stammt das ä des neuschreiblichen Quäntchens, das als "Verkleinerungsform von Quent" angeführt wird? Den Benutzer mit solchen Fragen einfach allein zu lassen, ist entweder zynisch - oder ein freilich beschämend zaghaftes Moment subversiver Kritik an einer Reform, die solche Zumutungen bereithält. Immerhin - mit einer gewissen Aufsässigkeit der Dudenredaktion darf gerechnet werden, wenn man feststellt, daß zumindest einige der erzwungenen, im Rechtschreib-Duden gewissenhaft dargestellten Getrenntschreibungen im DUW schon wieder rückgängig gemacht worden sind: aufsehenerregend, furchteinflößend, furchterregend, schwindelerregend existieren plötzlich wieder, blutbildend, schattenspendend, unheilkündend allerdings noch nicht. Der Grund dürfte sein, daß die wiederbelebten Wörter als ganze steigerbar und intensivierbar sind. Dieses Kriterium, von dem die Neuregelung zu ihrem Schaden nichts weiß, ließe sich durch weitere, ebenso durchschlagende Kriterien ergänzen, die auch die Wiederherstellung von laubtragend, fleischfressend usw. erzwingen. Die fatalen Folgen der Großschreibung von Leid tun werden auch erst im DUW in ihrem ganzen Umfang erkennbar: Leid wird ausdrücklich unter das gleichlautende Substantiv gestellt, und das Verwendungsbeispiel so Leid es mir tut (!) ist so kraß, daß die Unsinnigkeit der Neuregelung sofort in die Augen fällt und wohl auch fallen soll.

Wahrig (Deutscher Taschenbuch-Verlag)


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