Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 7(1999) 1/4
[ Bestand in K10plus ]
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An encyclopedia of the history of classical archaeology


99-1/4-415
An encyclopedia of the history of classical archaeology / ed. by Nancy Thomson de Grummond. - 1. publ. - Westport, Conn. : Greenwood Press. - 24 cm. - ISBN 0-313-22066-2 (set) : $ 225.00, œ 180.00
[3964]
A - K. - 1996. - XXIV, 654 S. : Ill. - ISBN 0-313-30204-9
L - Z. - 1996. - XXIV S., S. 656 - 1330 : Ill. - ISBN 0-313-30205-7
99-1/4-416
An encyclopedia of the history of classical archaeology / ed. by Nancy Thomson de Grummond. - 1. publ. - London ; Chicago : Fitzroy Dearborn. - 24 cm. - ISBN 1-884964-80-X (set) : œ 160.00, $ 250.00
[4091]
A - K. - 1996. - XXIV, 654 S. : Ill. - ISBN 1-884964-78-8
L - Z. - 1996. - XXIV S., S. 656 - 1330 : Ill. - ISBN 1-884964-79-6

Das zweibändige Lexikon befaßt sich mit der Geschichte der Erforschung der materiellen Hinterlassenschaften der Antike, und zwar schwerpunktmäßig in Italien und Griechenland. Am Rande werden auch die vorgeschichtlichen Kulturen in Italien und Griechenland berücksichtigt sowie exemplarische Denkmäler außerhalb der beiden Kernländer.[1] In fünfzehnjähriger Arbeit haben 171 Mitarbeiter 1125 Artikel von durchschnittlich einer bis eineinhalb Seiten verfaßt. Umfangreicher sind jedoch zentrale Artikel, beispielsweise Athens (S. 103 - 108), Colosseum (S. 308 - 314), German Archaeological Institute (S. 491 - 496), Rome (S. 976 - 983). Die gezeichneten Artikel - nicht gezeichnete stammen von der Herausgeberin - beginnen mit einem einleitenden, definierenden Satz und schließen mit einer sehr knappen Bibliographie (durchschnittlich zwei bis vier Monographien und Aufsätze, wobei Titel, die zahlreichen Abbildungen enthalten, markiert sind). Die Berichtszeit endet 1994, aber "many entries were completed considerably before that date" (S. XIV). Im Vorwort (S. X) wird ausdrücklich darauf hingewiesen, daß auch das Mittelalter, die Renaissance sowie das 17. und 18. Jahrhundert als Epochen, die Bleibendes für die Erforschung archäologischer Hinterlassenschaften geleistet haben, angemessen berücksichtigt werden.[2]

Die Artikel behandeln: Personen, Familien, Geographica (hier auch Ausgrabungsstätten), Körperschaften (German Archaeological Institute, Museum of Fine Arts), Kunstwerke (z.B. Parthenon, Mausoleum von Halikarnass, Kolosseum, Pantheon, Laokoon-Gruppe, Herakles von Farnese, etc.), Sachbegriffe (z.B. Underwater archaeology, Totalitätsideal, etc.). Es bedarf keiner näheren Erläuterung, daß die Auswahl stark subjektiv geprägt und die Qualität der Artikel sehr unterschiedlich ist. Bei den Auswahlkriterien für die Aufnahme von Personen (Reisende, Sammler, Künstler, Wissenschaftler) war entscheidend, inwieweit ihr Werk für die Erforschung des archäologischen Materials relevant war.[3] Nicht aufgenommen wurden humanistische Gelehrte, deren Werk keinen oder nur geringen Bezug zur Archäologie hat sowie noch lebende Archäologen. Bei den Artikeln über die Ausgrabungsstätten werden im Gegensatz zur Princeton encyclopedia of classical sites[4] Aspekte der Forschungsgeschichte und der Interpretation (Ausgrabungsdaten, Ausgrabungsleiter, Ergebnisse und Schlußfolgerungen, Bedeutung der jeweiligen Ausgrabung für das wissenschaftliche Verständnis) stärker hervorgehoben.

Beiden Bänden ist praktischerweise eine Liste der verwendeten Abkürzungen beigegeben. Der zweite Band enthält umfangreiche Anhänge: 1. Chronology of the history of classical archaeology (S. 1213 - 1226). Es handelt sich um eine Zeittafel, die von 480 v. Chr. bis 1989 reicht. Vor allem werden hier Entdeckungsdaten aufgelistet, aber es werden auch Ereignisse berücksichtigt, die für archäologische Stätten, Monumente und Forschung relevant waren: Naturkatastrophen, Kriege, Restaurierungen, Veröffentlichungen herausragender Arbeiten, etc. 2. Selected bibliography (zusammengestellt von Joann McDaniel, S. 1227 - 1232), mit ein- und weiterführender Literatur. Das systematische Verzeichnis weist 100 vorrangig englischsprachige Titel auf. 3. Index (S. 1233 - 1305). Das Werk ist durch einen sehr guten Index erschlossen, der viele Synonymen- und Assoziations- und Umkehrverweisungen enthält. 4. About the contributors (S. 1308 - 1330), eine alphabetische Liste der Artikel-Verfasser mit kurzen Informationen über ihre aktuelle Wirkungsstätte, Forschungsschwerpunkte und einigen Veröffentlichungen (als Ergänzung zu den übrigen Literaturhinweisen).

Die beiden Bände enthalten 69 bzw. 67 Schwarzweißabbildungen, vorwiegend historische Bilder, zum Teil auch Portraits von behandelten Personen.

Das Lexikon richtet sich in erster Linie an (englischsprachige) Studenten der Klassischen Archäologie und Kunstgeschichte sowie ein interessiertes Laienpublikum. Natürlich sind die Informationen, die hier zu finden sind, bereits an anderer Stelle (oftmals auch ausführlicher) publiziert, doch sind sie eben stark verstreut. Mit diesem Lexikon erhalten Studierende ein handliches Nachschlagewerk, um sich schnell einen ersten Überblick zu verschaffen, zumal die Rezeptionsgeschichte während des Archäologie-Studiums nur sehr marginal behandelt wird. Es ist eine sinnvolle Ergänzung zu anderen einschlägigen Informationsmitteln im Bereich der Altertumswissenschaften.[5] Wer beispielsweise gerade an einem Referat über die François-Vase arbeitet, findet hier Informationen zur Entdeckungs- und Interpretationsgeschichte der Vase, über ihren Entdecker (Alessandro François) und ihre Aufbewahrungsorte - also wichtige Hintergrundinformationen in komprimierter Form.

Ein großes Manko bildet das Fehlen von Karten sowie die insgesamt spärlichen und keineswegs aktuellen Literaturhinweise. Selbst wenn man anerkennt, daß auf Grund des unterschiedlichen Charakters beider Werke die Literaturangaben im Band Archäologenbildnisse[6] wesentlich reicher ausfallen können, sind sie im vorliegenden Lexikon doch zu dürftig; und wenn dann etwa der Artikel über Mommsen kaum über das Aufzählen von Lebensstationen hinausgeht, ist man doch enttäuscht.

Kai Heßling


[1]
"Also included are manifestations of these cultures outside Italy and Greece proper; in France, for example, Roman arches, amphitheatres and aqueducts that were known, reused and admired and studied are of significance for the history of the study of classical remains" (S. IX). (zurück)
[2]
Die im Gegensatz beispielsweise zu A history of archaeological thought / Bruce G. Trigger. - Cambridge : Cambridge University Press, 1989. - XV, 500 S. : Ill., graph. Darst., Kt. (zurück)
[3]
"Thus, artists who did sketchbooks and created a repertory of illustrations of such materials, even though they may be minor figures in the history of art, are certainly appropriate subjects for entries" (S. XI). (zurück)
[4]
The Princeton encyclopedia of classical sites / Richard Stillwell ed. - Princeton, N.J. : Princeton University Press, 1976. - XXII, 1019 S. : Kt. (zurück)
[5]
Auch zur Enciclopedia dell'arte antica classica e orientale / [direttore di red.: Ranuccio Bianchi Bandinelli]. - Roma : Istituto della Enciclopedia Italiana. - Bd. 1 (1958) - 7 (1966). (zurück)
[6]
Archäologenbildnisse : Porträts und Kurzbiographien von Klassischen Archäologen deutscher Sprache / Deutsches Archäologisches Institut. Mit Beitr. zahlr. Fachgenossen hrsg. von Reinhard Lullies und Wolfgang Schiering. - 2. Aufl. - Mainz : von Zabern, 1991. - XXX, 341 S. : zahlr. Ill. ; 24 cm. - ISBN 3-8053-0971-6 : (vergriffen) [4000]. - Vgl. IFB 99-B09-412. (zurück)

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