Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 7(1999) 1/4
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Lexikon der Politik


99-1/4-360
Lexikon der Politik / hrsg. von Dieter Nohlen. - München : Beck. - 23 cm. - ISBN 3-406-36904-9 (Gesamtwerk, Bd. 1 - 7)
[2279]
Bd. 7. Politische Begriffe / hrsg. von Dieter Nohlen ... - 1998. - 744 S. - ISBN 3-406-36911-1 : DM 118.00, DM 98.00 (Fortsetzungs-Pr.)

Mit Bd. 7 ist das Lexikon der Politik abgeschlossen, das 1992 mit Bd. 3 sein Erscheinen begonnen hatte[1] und das eine Neubearbeitung von Pipers Wörterbuch zur Politik[2] darstellt. Dessen in zwei Teilbänden erschienener Bd. 1. Politikwissenschaft : Theorien, Methoden, Begriffe wurde in drei eigenständige Bände 1. Politische Theorien, 2. Politikwissenschaftliche Methoden und den vorliegenden Bd. 7. Politische Begriffe aufgeteilt. Letzteres ist sowohl Lexikon als - in der Absicht der Herausgeber - auch zugleich Register für das Gesamtwerk.

Der Herausgeber von Bd. 7, Dieter Nohlen, ist zugleich Herausgeber des Gesamtwerks. Er ist Politikwissenschaftler in Heidelberg und hat noch weitere Nachschlagewerke herausgegeben.[3] Neben den beiden anderen Herausgebern haben fünfzig Autoren[4] mitgearbeitet, mehrheitlich Professoren der Politikwissenschaft, wobei allerdings, wie in der Einleitung vermerkt, zwei Drittel der Artikel von nur acht Mitarbeitern stammen und davon wiederum die Hälfte (d.h. ein Drittel insgesamt) von den drei Herausgebern, was der Geschlossenheit durchaus zugute kommt.

Anlage: Vorwort; zwei Listen mit Abkürzungen (sachlich und geographisch); Einleitung in die inhaltliche Ausrichtung und den Aufbau des Werkes; der Hauptteil mit 719 Seiten enthält 1750 Einträge, wovon ca. 600 bloße Verweisungen sind, so daß sich die Zahl der Artikel auf etwas mehr als 1100 beläuft. Die Artikel sind mit durchschnittlich einer halben Seite umfangreicher als die in anderen, vergleichbaren Lexika.[5] Der Anhang enthält ein Verzeichnis wichtiger politikwissenschaftlicher Zeitschriften mit den in den Literaturangaben verwendeten Abkürzungen sowie das Mitarbeiterverzeichnis.

Der Einleitung ist zu entnehmen, daß es Zweck des Lexikons sei, die wissenschaftliche Begrifflichkeit zu behandeln, nicht aber sachliche Information über bestimmte Gegenstände zu geben, da für letzteres auf die anderen Bände des Lexikons der Politik verwiesen werden kann. Somit ist die Funktion des vorliegenden Bandes als Handreichung für die Profession klar benannt, ebenso wie damit klar ist, daß er für die politische Bildung ungeeignet ist, da die Prioritäten vertauscht sind.

Die Erschließung ist nur auf den ersten Blick perfekt: Manche Artikel strotzen nur so von Querverweisungen, zu denen vielfach am Ende der Artikel weiter Verweisungen kommen, nämlich dann, wenn ein Begriff, auf den verwiesen wird, im Text selbst nicht vorkommt. Diese Verweisungen zielen überwiegend auf andere Artikel von Bd. 7, so daß dieser hinreichend erschlossen ist. Daneben gibt es Verweisungen, die ins Alphabet der Artikel eingereiht sind und die sich zumeist auf den Inhalt anderer Bände des Lexikons der Politik beziehen. Dieses Verweisungssystem ist leider mangelhaft, da Begriffe, die unter verschiedenen Formen gesucht werden können, nur unter einer aufgeführt werden, ohne daß man Regeln erkennen könnte: die offizielle Form Deutscher Bundestag verweist auf Parlament, eine Eintragung unter der umgangssprachlichen Form Bundestag fehlt; umgekehrt gibt es keine Eintragung unter dem offiziellen Namen Rat der EU, da man sich für Ministerrat entschieden hat, wie er früher einmal offiziell hieß. Diese mangelnde Mühewaltung mindert die Funktion des Bandes als Register zum Gesamtwerk erheblich.

Nicht benutzerfreundlich ist ferner, daß die Mitarbeiter im Register nach dem Nachnamen statt nach dem Kürzel geordnet sind, mit dem die Artikel gezeichnet sind, so daß man jedesmal die gesamte Autorenliste durchsuchen muß, wenn man sich dafür interessiert, wer einen Artikel verfaßt hat.

Alles in allem ist dieser letzte Band des Lexikons der Politik jedoch ein gutes Nachschlagewerk, da die Inhalte präzise definiert und die Artikel etwas ausführlicher als in vergleichbaren Lexika sind. Auch die Literaturangaben sind sehr gut ausgewählt und berücksichtigen nicht nur die aktuelle Literatur, sondern auch die "Klassiker". Allerdings ist der Benutzerkreis auf die Profession beschränkt. Der direkte Konkurrent, das Wörterbuch zur Politik von Manfred G. Schmidt enthält, obwohl es nur die Hälfte kostet, fast die dreifache Anzahl von Artikeln (was vor allem darauf zurückzuführen ist, daß hier die "sachlichen Informationen", wie z.B. politische Institutionen Deutschlands und der EU, berücksichtigt werden). Damit ist das Wörterbuch zur Politik ein Allround-Nachschlagewerk, das nicht nur die Profession bedient, sondern auch für die Erwachsenenbildung geeignet ist und daher sowohl in öffentlichen als auch in wissenschaftlichen Bibliotheken angeboten werden sollte, während der hier besprochene Abschluß-Band des Lexikons der Politik eher für das Fachpublikum konzipiert ist und somit ein "Muß" vor allem für wissenschaftliche Bibliotheken darstellt.

Jürgen Plieninger


[1]
Vgl. Rez. von Bd. 3. Die westlichen Länder (1992) in IFB 94-3/4-529 sowie (in diesem Heft) von Bd. 5. Die Europäische Union (1996) in IFB 99-1/4-370, und Bd. 6. Internationale Beziehungen (1993) in IFB 99-1/4-368.
Im September 1999 brachte der Verlag das Gesamtwerk in einer broschierten Sonderausgabe auf den Markt: ISBN 3-406-45550-6 : DM 298.00, was einer Ersparnis von knapp DM 400.00 gegenüber der gebundenen Ausgabe entspricht. - Eine Rezension ist vorgesehen und wird dabei auch die bisher in IFB noch nicht besprochenen Bände würdigen. (zurück)
[2]
Dieses erschien 1983 bis 1987 gleichfalls in sieben Bänden. Eine einbändige Kurzfassung wurde 1991 und 1995 u.d.T. Wörterbuch Staat und Politik von der Bundeszentrale für Politische Bildung verlegt. (zurück)
[3]
So das Lexikon Dritte Welt und das mehrbändige Handbuch der Dritten Welt. (zurück)
[4]
Einige Mitarbeiter haben eigene Nachschlagewerke zum Thema herausgegeben, etwa Manfred G. Schmidt Wörterbuch zur Politik (Rez.: IFB 95-3-449) und Klaus Schubert: Politiklexikon (Rez.: IFB 99-1/4-362). (zurück)
[5]
Manfred G. Schmidts Wörterbuch der Politik bspw. hat auf 1106 S. 3300 Artikel. (zurück)

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