Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 7(1999) 1/4
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Harenberg-Klaviermusikführer


99-1/4-327
Harenberg-Klaviermusikführer : 600 Werke vom Barock bis zur Gegenwart ; [mit 600 CD-Tips von "Fono-Forum"] / hrsg. von Christoph Rueger. [Autoren: Richard Braun ... FonoForum-CD-Tips: Josef Manhart]. Geleitwort von Martha Argerich. - Dortmund : Harenberg, 1998. - 1008 S. : Ill. ; 25 cm + 12 CDs. - ISBN 3-611-00679-3 (Buch) : DM 98.00 - ISBN 3-611-00680-7 (CDs) : DM 149.00
[5068]

Kurz nach dem Harenberg-Kammermusikführer erschien der in dessen Rezension bereits angekündigte Harenberg-Klaviermusikführer. Erstmals zeichnet dabei ein Herausgeber, Christoph Rueger (der seinen Namen früher Christof Rüger schrieb), verantwortlich, und dieser verwertet einen Teil des seinerzeit in der DDR von ihm herausgegebenen Konzertbuchs,[1] wobei die von Rueger ursprünglich für das Konzertbuch verfaßten Artikel für den Harenberg-Klaviermusikführer überarbeitet und passagenweise wörtlich übernommen, die anderer Autoren dagegen fast vollständig ausgewechselt wurden.

Auch der Klaviermusikführer stellt "600 Werke von 180 Komponisten" - was quantitativ dem Harenberg-Kammermusikführer entspricht - "vom Barock bis zur Gegenwart" (Umschlag) vor. Darüber hinaus bietet er 600 CD-Empfehlungen, diesmal von der Fachzeitschrift FonoForum sowie "1100 Fotos" und Abbildungen "von Komponisten und Pianisten [letztere besonders zahlreich], Notenhandschriften und Dokumenten" (Umschlag).[2] Da Anlage und Aufmachung den drei Vorgängern Harenberg-Opernführer,[3] Harenberg-Konzertführer[4] und Harenberg-Kammermusikführer[5] entsprechen, genügen kurze Hinweise.

Die für Laien geschriebene, nicht gezeichnete Einführung Magie in schwarz und weiß - kleine Geschichte der Klaviermusik versucht, einen Überblick über die Geschichte der Klaviermusik zu geben. Sie arbeitet jedoch häufig lediglich mit Andeutungen, z.B. der Konkurrenz zweier Komponisten[6] oder der Bau- und Funktionsweise von Tasteninstrumenten,[7] ohne dem Leser eine konkrete Vorstellung zu vermitteln. Im Großen und Ganzen stellt sie eine chronologische Aneinanderreihung von - im Hauptteil überwiegend nicht enthaltenen - Komponisten dar, die meist kurz in ein bis zwei Sätzen vorgestellt werden. Diese Einführung fällt gegenüber dem sonstigen Niveau des Klaviermusikführers deutlich ab.

Anlage alphabetisch nach Komponisten, mit zwei Sammelartikeln Liszt-Schüler und Klaviermusik der Gegenwart. Den mit Kürzeln gezeichneten Artikeln zu Leben und Werk, teilweise auch Wirkung mit Bild und knappen, nicht ganz aktuellen Literaturangaben[8] schließen sich ggf. tabellarische Übersichten über die Klaviermusik sowie die systematisch nach Gattungen bzw. nach Zyklen und sonstigen Sammelwerken, Einzelwerken und Bearbeitungen geordneten Beschreibungen von Kompositionen für Klavier solo, für Klavier zu 4 Händen sowie für 2 Klaviere in der angegebenen Reihenfolge[9] an. Größere Besetzungen sind laut Vorwort (S. 6) seltener, tatsächlich jedoch gar nicht enthalten.

Die Werkbeschreibungen setzen sich zusammen aus 1. dem Hinweis auf das Hörbeispiel; 2. Angaben zu Satzbezeichnungen, Entstehung, Verlag (praktische Spielausgaben), Spieldauer und teilweise Uraufführung; 3. dem in die Abschnitte Entstehung, Zur Musik, ggf. Wirkung gegliederten Text und 4. den CD-Empfehlungen. Die Wertungen der CD-Empfehlungen: K = besonders empfehlenswerte Interpretation; R = kaum zu übertreffende "Referenzaufnahme"; H = "Historische Aufnahmen - meist von den Komponisten selbst auf Tonträger verewigt" (S. 7).

Anhang: 1. das Pianistenlexikon stellt Pianisten des 20. Jh. mit kurzem Lebenslauf, häufig mit Porträt, vor; 2. das Instrumentenlexikon wurde bereits erwähnt; 3. Glossar; 4. Komponisten-Chronologie; 5. erstmalig eine Übersicht über die auf den CDs vorgestellten Stücke/Sätze, die man bisher so sehr vermißte,[10] alphabetisch nach Komponisten: Komponist/Werktitel, Satz, Interpret, CD/Track; 6. Werkregister nach "originalen und umgangssprachlichen Titeln" (S. 986); 7. Personenregister; 8. Kurzbiographien der deutschen Autoren, die z.T. schon bei den anderen Harenberg-Musikführern mitgewirkt haben; 9. Bildquellenverzeichnis.

Die 12-CD-Edition - wiederum Einspielungen von Decca, Deutsche Grammophon und Philips Classics - umfaßt "231 Sätze aus 203 Werken", auf verschiedenen Tasteninstrumenten interpretiert von "nicht weniger als 109 Pianistinnen und Pianisten" (S. 7), darunter auch Komponisten als Interpreten ihrer eigenen Werke.

Das Werk sollte wie die anderen Harenberg-Führer in Bibliotheken nicht fehlen.

Martina Rommel


[1]
Konzertbuch. - Leipzig : Deutscher Verlag für Musik. - Klaviermusik A - Z / hrsg. von Christof Rüger. - 3., unveränd. Aufl. - 1988. - 783 S. : Notenbeisp. - ISBN 3-370-00146-2. - Bei Harenberg eliminiert wurden die damals verzeichneten DDR-Komponisten. - Der Teil Kammermusik des Konzertbuchs wurde bereits im Zusammenhang mit dem Kammermusikführer aus den Verlagen Metzler/Bärenreiter derselben Herausgeberin Ingeborg Allihn in IFB 98-3/4-276 vorgestellt. (zurück)
[2]
Zum Vergleich seien die entsprechenden Zahlen für den Kammermusikführer angegeben: "mehr als 500 CD-Empfehlungen der Fachzeitschrift Gramophone", "900 Fotos" und Abbildungen. (zurück)
[3]
Rez.: IFB 96-1-061. - 4., überarb. Aufl. 1997. (zurück)
[4]
Rez.: IFB 96-4-483. - 3. Aufl. 1998. (zurück)
[5]
Rez.: IFB 98-3/4-275. (zurück)
[6]
Z.B. Thalberg - Liszt (S. 19): "Einen Wettstreit 1836 gewann zwar Liszt, doch sein Konkurrent konnte das Gesicht wahren". (zurück)
[7] Z.B. S. 17: "Zur Zeit von Joseph Haydn wurde je nach der Art, wie die Hämmerchen die Saiten anschlugen, zwischen Prell- und Stossmechanik unterschieden. ..." Hier hätte sich ein Hinweis auf S. 952 des Instrumentenlexikons im Anhang angeboten. (zurück)
[8]
Wie bei den anderen Harenberg-Führern ausschließlich (häufig auch ältere) Monographien, hier bis Erscheinungsjahr 1996. Mit neuerem Erscheinungsjahr konnte lediglich eine Neuauflage von 1997 nachgewiesen werden (Artikel Erik Satie, S. 707: G. Wehmeyer, Erik Satie, 1974, Neuaufl. 1997). Die Auswahlkriterien sind wiederum z.T. fragwürdig: so wird bei Busoni beispielsweise auf das - sonst i.d.R. nicht zitierte - Werkverzeichnis hingewiesen. (zurück)
[9]
Da Johann Sebastian Bachs Kunst der Fuge, für die keine Besetzung vorgeschrieben ist, u.a. auf dem Klavier spielbar ist, ist auch sie vertreten. (zurück)
[10]
Vgl. IFB 96-4-483 und 98-3/4-275. (zurück)

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