Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 7(1999) 1/4
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Spielplan


99-1/4-271
Spielplan : der Schauspielführer von der Antike bis zur Gegenwart / Georg Hensel. - München : Econ-&-List-Taschenbuch-Verlag, 1999. - Bd. 1 - 2. - 1734 S. : Ill. ; 19 cm. - (Econ-&-List ; 26645). - ISBN 3-612-26645-4 : DM 39.80
[5651]

Georg Hensels Spielplan bietet die Geschichte des Dramas von Aischylos bis Achternbusch und zeigt gleichzeitig zweieinhalbtausend Jahre Theatergeschehen. 1966 zum ersten Mal erschienen, hat dieses spannend zu lesende und reiche Orientierung bietende Standardwerk in verschiedenen Auflagen manchen Wandel durchgemacht. Die 1992 zuletzt herausgegebene, gründlich überarbeitete und ergänzte Auflage[1] liegt jetzt als Taschenbuch vor. Die Einteilung des Werks ist auf den ersten Blick unverändert geblieben: Bd. 1 schildert die Geschichte des abendländischen Dramas in zehn Länderkapiteln (Griechenland, Spanien, England, Frankreich, Italien, Deutschland, Österreich, Rußland, Skandinavien, Amerika), Bd. 2 ist dem modernen Drama gewidmet. In ihm sind die Autoren in vier Klassen eingeteilt (Naturalisten, Moralisten, Komödianten und Dichter). Das atmet ein wenig den Geist der 50er Jahre, hat aber Charme, und hier spielt Hensel all seine Stärken als Feuilletonist aus und macht die Lektüre seiner Artikel zum Vergnügen.

Raschen Zugriff auf Einzelfragen ermöglichen ein Autoren- und ein Werkregister und ein Register der anderen erwähnten Personen. Hensel stellt annähernd 300 Dramatiker mit mehr als 1600 Stücken vor. Und überall ist zu merken, daß er kein Theaterwissenschaftler, sondern ein Theaterliebhaber gewesen ist. Er schreibt geistreich, mit feuilletonistischem Witz, streut Anekdoten ein, ergänzt seine Darstellung in der Rubrik Meinungen durch Urteile anderer Interpretatoren und Rezensenten, verweist auf andere Autoren, die dieselben Stoffe zum Gegenstand ihrer Dramen machten, und hat in allen Auflagen seiner Kulturgeschichte des Theaters hier gekürzt, dort erweitert, korrigiert und ergänzt: In der 1. Aufl. wird z.B. Ödön v.Horvath noch auf knapp zwei Seiten in der Kategorie Vermischtes: Außenseiter, Volksstücke, Reißer behandelt, Rolf Hochhuth auf mehr als zwei Seiten. 1978 nimmt Horvath (jetzt bei den Naturalisten) zehn Seiten ein, Hochhuth sechs Seiten bei den Moralisten. Dylan Thomas, dessen Unter dem Milchwald schon 1962 auf deutsch erschienen ist, findet hingegen erst 1992 Aufnahme, gemeinsam mit Ernst Jandl, Alan Ayckbourn, Robert Musil, Elfriede Jelinek, Gaston Salvatore, Christoph Hein, Harald Müller und Lars Norén. Aufgewogen wird dieser Verzicht auf höchste Aktualität durch die quasi nebenbei geleistete Darstellung theatergeschichtlicher und inszenatorischer Entwicklungen, gesellschaftlicher Zusammenhänge und Glanzlichter der zeitgenössischen Bühne.

Gernot Giertz


[1]
Spielplan : der Schauspielführer von der Antike bis zur Gegenwart / Georg Hensel. - Erw. und überarb. Aufl. - München : List, 1992. - 1 - 2 ; 22 cm : Ill. - ISBN 3-471-77888-8 : DM 128.00 [1691]. - Rez.: IFB 93-3/4-159. (zurück)

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