Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 7(1999) 1/4
[ Bestand in K10plus ]

Die Gemäldegalerie der Akademie der Bildenden Künste in


99-1/4-251
Die Gemäldegalerie der Akademie der Bildenden Künste in Wien : die Sammlung im Überblick / Renate Trnek. - Wien ; Köln [u.a.] : Böhlau, 1997. - 296 S. : Ill. ; 28 cm. - ISBN 3-205-98699-7 : ÖS 1125.00, DM 175.00
[5013]

Nach dem 1992 als Band 1 der (kritischen) Kataloge der Gemäldegalerie der Akademie der Bildenden Künste in Wien erschienenen Verzeichnis der holländischen Gemälde des 17. Jahrhunderts[1] legte Renate Trnek - Direktorin der Sammlung - 1997 nun einen Überblicksband zum Gesamtbestand vor. Ähnlich den vorstehend besprochenen Katalogen zu den Altmeister-Sammlungen in Berlin und München rückt auch dieser Band die Sammlungsgeschichte in den Vordergrund. Der sich anschließende, nach Malereischulen und Epochen geordnete Überblick über die Bestände ist quasi als Museumsrundgang angelegt; die erläuternden Texte lesen sich fortlaufend und informieren Interessierte mit leichter Hand über Künstler, Bilder und Kontexte.

Der Text ist durchgängig begleitet von Farbabbildungen in allerdings häufig wechselndem Format: Neben ganzseitigen Gesamtansichten eines Gemäldes finden sich ganzseitige Detailansichten, und diese wiederum in unmittelbarer optischer Nachbarschaft zu unterschiedlichsten Abbildungsformaten anderer Bilder usw. Dieser ständige Wechsel von Abbildungsfaktor und Bildsicht und eine unruhige Bild-Text-Verteilung machen auf der Katalogebene jede relationierende und maßstabgerechte Bildwahrnehmung unmöglich. Natürlich stellt sich das Problem der Abbildungsformate für jeden Bild- und Katalogband, und ein durchgängiger, also für alle Bilder gleich gültiger Verkleinerungsfaktor als Basis ist eine unrealistische und auch nicht sinnvolle Forderung. Gleichwohl gilt es, einen Weg zu finden, der der optischen Verzerrung auf der Bildbandebene Einhalt gebietet. Der Abbildungsband des Katalogs der Berliner Gemäldegalerie hat u. E. dieses Wiedergabe- wie Wahrnehmungsproblem auf geschickte Weise gelöst: jede Doppelseite bietet hier nur eine Abbildung mit Text. Durch das notwendige Umblättern zur nächsten Bildbeschreibung bzw. Abbildung wird die visuelle Wahrnehmung unterbrochen, gibt es somit keine direkte optische Bezugsetzung der notwendigerweise unterschiedlichen Abbildungsformate zueinander; das Auge kann sich somit leichter neu positionieren. Der vorliegender Wiener Katalog ist leider allzu weit entfernt von einer derartigen eleganten Lösung. Ungleich eingepaßt ins Layout sind hier teilweise auch die eigentlichen Bildlegenden; mal stehen sie unter der Abbildung, mal daneben, mal optisch dem Text eingepaßt (ohne daß dieser unbedingt die Erläuterung zum betreffenden Bild darstellt), mal isoliert vom entsprechenden Text usw. Die Angaben selbst sind reduziert auf die Grunddaten: Künstler mit Lebensdaten, Bildtitel und Datierung, Bildmaterial und -format, Inventarnummer, Provenienz. Die Künstler sind zudem über ein alphabetisches Register erschlossen. Die weiteren Apparate (Bibliographie zur Geschichte und zum Bestand der Sammlung, chronologisch angelegtes Register der Mäzene) zeigen noch einmal, wo der Schwerpunkt des Bandes liegt: auf einer zusammenfassenden Präsentation der Sammlung und ihrer Geschichte.

Auch Kunstakademien haben als Träger von Kunstsammlungen durchaus Tradition, wie allein bereits die Beispiele aus Italien zeigen; die Sammlungen der Brera in Mailand, der Accademia in Venedig oder San Luca in Rom haben diese Wurzeln. Die hier vorgestellte Sammlung der Akademie der Bildenden Künste in Wien ist auch heute noch der Hochschule eingebunden und hat funktionell den Spagat zu schaffen, einerseits grundsätzlich im Rahmen der Akademie Lehre und Forschung zu dienen und eingepaßt zu sein in Räumlichkeiten und Verwaltungsbudget einer Hochschule, andererseits den musealen Forderungen von Sammeln, Bewahren und Zugänglichmachen gerecht zu werden. Ausgangspunkt war zudem in Wien nicht ein bewußter und gewollter Akt des Sammelns und Erwerbens und damit verbunden ein systematischer Sammlungsaufbau für die Akademie. Ausgangspunkt war vielmehr Mäzenatentum mit all seinen Zufälligkeiten. Die Geschichte dieser Sammlung ist eine Geschichte von Schenkungen; einen wichtigen Grundstock bildete dabei die Gemäldesammlung des Grafen Lamberg mit 740 Bildern alter Meister, die 1822 an die Akademie kam. Zwar befanden sich im Besitz der Akademie zuvor auch schon Aufnahme- und Preisstücke, die laut Statuten erhoben werden konnten, und dokumentierten so das Schaffen der Schule. Dieser - heute allerdings nur noch zu einem kleinen Teil hier erhaltene - Bestand war im Anfangsstadium aber nicht als Gemäldegalerie konzipiert. Hierin richtungsweisend und dann bestimmend in Umfang, Schwerpunkt und Qualität für den Gesamtbestand waren vielmehr die Schenkungen.

Für alle, die sich für die Geschichte des Sammelns im 18. und 19. Jahrhundert interessieren, kann die Geschichte der Gemäldesammlung der Akademie der Bildenden Künste in Wien und damit der vorliegende Katalog nützliche Informationen bieten. Für den Abbildungsteil und die Bestandsbeschreibung wäre eine bessere Präsentation wünschenswert gewesen. Trotzdem bleibt der Wert der Publikation als neuerer und repräsentativer Überblicksband zum Gesamtbestand gewahrt.

Angela Karasch


[1]
Die holländischen Gemälde des 17. Jahrhunderts in der Gemäldegalerie der Akademie der Bildenden Künste in Wien / Renate Trnek. - Wien [u.a.] : Böhlau, 1992. - XV, 556 S. : Ill. ; 21 cm. - (Kataloge der Gemäldegalerie der Akademie der Bildenden Künste in Wien ; 1). - ISBN 3-205-05408-3 : ÖS 1680.00, DM 240.00 [1702]. - Rez.: IFB 95-1-101. (zurück)

Zurück an den Bildanfang