Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 7(1999) 1/4
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Uwe-Johnson-Bibliographie 1959 - 1998


99-1/4-187
Uwe-Johnson-Bibliographie 1959 - 1998 / Nicolai Riedel. - Stuttgart ; Weimar : Metzler, 1999. - XIII, 600 S. ; 24 cm. - (Personalbibliographien zur neueren deutschen Literatur ; 3). - ISBN 3-476-01680-3 : DM 258.00
[5653]

Mit der hier anzuzeigenden subjektiven und objektiven Personalbibliographie hat einer der besten Kenner des Werks von Uwe Johnson und der führende Johnson-Bibliograph[1] für künftige Forschung das denkbar solideste Fundament gelegt.

Im ersten Teil wird das Werk in folgenden Rubriken dargeboten: Selbständige Veröffentlichungen, Unselbständige Erstveröffentlichungen, Gedruckte Briefe von und an Uwe Johnson, Nachdrucke (weiter untergliedert in Abdrucke vollständiger Texte, Teilnachdrucke aus Romanen und anderen Werken, Nachdrucke in Textsammlungen für den Unterricht, Fremdsprachige Buchausgaben, Übersetzte Texte in Anthologien und Periodica, Interviews und Gespräche, Erinnerungen von Zeitgenossen in Aufzeichnungen, Briefen und Gesprächen.

Die Sekundärliteratur, die Riedel - als Kontrast zu der Bezeichnung Werk bei der Primärliteratur, unter die Überschrift Literatur: Wissenschaft und Essayistik stellt, gliedert er auf der obersten Ebene in einer Mischung von formalen Kriterien der Publikationsform und inhaltlichen in Selbständige Veröffentlichungen (B.10), Selbständige Einzeluntersuchungen zu (B.20) und Unselbständige Literatur I, ... II, ... III" (B.30, B.40, B50.); als Abschnitt C, also wieder auf der höheren Ebene, folgt Unselbständige Literatur IV: Person, Werk und Wirkung im Spiegel der Literaturkritik mit weiteren Unterteilungen, wie z.B. Johnson-Forschung und Johnson-Archiv im Spiegel der Presse (C.30), Rezensionen zu den großen erzählerischen Werken (C.40), Rezensionen zu den kleineren Werken und theoretischen Schriften (C.50), Rezensionen zu den Übersetzungen der Werke (C.70) usw.

Im vierten Teil Autor und Öffentlichkeit findet sich die Literatur zum Echo auf Lesereisen, zum Streit um Johnsons Testamente, Ausstellungsberichte, Kommentare zu Filmen und Dokumentationen sowie schließlich Veröffentlichungen, die sich auf den Uwe-Johnson-Preis beziehen.

An Sorgfalt und Gründlichkeit läßt die Riedelsche Uwe-Johnson-Bibliographie die allermeisten Personalbibliographien zu anderen Autoren weit hinter sich. Die Ergänzungen zu den (bis hin zu den ISBN vollständigen) Titelaufnahmen überschreiten zuweilen das für Annotationen übliche Maß bei weitem: So beschreibt Riedel bei den Buchausgaben die Ausstattung, teilt bei den Übersetzungen die Klappen- oder Umschlagtexte im Wortlaut mit, verweist auf Vorhaben in Planung, wie etwa die vollständige Übersetzung der Jahrestage, die Delia Angiolini und Nicola Pasqualetti für Feltrinelli vorbereiten. Man mag in der Mitteilung von Klappen- und Umschlagtexten eine Überschreitung der Grenze zwischen Bibliographie und dokumentarischer Edition der Rezeptionszeugnisse sehen, wird dem Riedelschen Vorgehen eine gewisse Berechtigung nicht absprechen können, da solche Texte in aller Regel in den Bibliotheken nicht archiviert werden.

An der Arbeit von Riedel werden aber auch alle Tücken und Fallstricke sichtbar, derer sich personalbibliographische Arbeit erwehren muß. Man könnte schon fragen, warum die Erinnerungen von Zeitgenossen dem ersten Hauptteil Werk zugeordnet worden sind statt der Literatur über Johnson; zum Werk des Autors gehören sie doch ganz gewiß nicht.

Keine Bibliographie, es sei denn sie teilte die Titel an zwei Stellen mit, kann zugleich als oberstes Ordnungsprinzip formale und inhaltliche Kriterien berücksichtigen. Selbst dort, wo Riedel beides vermengt, kann er auch so die Quadratur des Kreises nicht lösen. Für den Spezialisten unter den Benutzern dieser Bibliographie mag die von Riedel gewählte Favorisierung der Formalien hilfreich sein; andere würden vielleicht doch eine Ordnung bevorzugen, die sachlich Zusammengehöriges nicht auseinanderreißt, also z.B. alle übergreifenden Darstellungen - egal, ob sie in Buchform oder als Beitrag in Handbüchern erschienen sind - an einer Stelle zusammenführt. Jetzt muß man - auch wenn durch Verweisungen auf die laufenden Nummern der Einträge entsprechende Suchhilfen bereits im Text der Bibliographie geboten werden - z.B. die selbständig erschienenen Monographien zum Dritten Buch über Achim auf S. 158 - 159, die Aufsätze über dasselbe Werk auf S. 211 - 215 und die Rezensionen der Literaturkritik auf S. 326 - 340 suchen. Umgekehrt wird bei Riedel natürlich gleich im ersten Ansatz besser bedient, wer sich z.B. vorwiegend für das Presse-Echo auf ein Werk interessiert.

Die knapp 4200 Einträge werden durch vier Indizes vorzüglich erschlossen: Werktitelregister, Kleines Stichwortregister, Periodica-Register und Personenregister. Die Uwe-Johnson-Bibliographie ist ein weiteres Schmuckstück in der von Michael Knoche und Reinhard Tgahrt herausgegebenen Reihe der Personalbibliographien zur neueren deutschen Literatur, die auch der großen literaturwissenschaftlichen Tradition des Hauses Metzler zur Ehre gereicht.

Hans-Albrecht Koch


[1]
Ihm verdanken wir bereits die folgende, jetzt überholte Bibliographie, die ihrerseits schmale Vorgänger ersetzte:
Uwe Johnson / Nicolai Riedel. - Bonn : Bouvier. - (Abhandlungen zur Kunst-, Musik- und Literaturwissenschaft ; ...). - 1. Bibliographie 1959 - 1980 : Das schriftstellerische Werk [...]. - 2., völlig neu bearb. Aufl. - 1981. - 326 S. - (... ; 200). - 2. Bibliographie 1959 - 1977 : Das schriftstellerische Werk in fremdsprachigen Textausgaben [...]. - 1978. - 119 S. - (... ; 272). (zurück)

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