Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 7(1999) 1/4
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Studienbuch neuere deutsche Literaturwissenschaft 1720 -


99-1/4-159
Studienbuch neuere deutsche Literaturwissenschaft 1720 - 1848 : Basiswissen / Silke Müller und Susanne Wess. - 2., durchges. Aufl. - Würzburg : Königshausen & Neumann, 1999. - 210 S. ; 21 cm. - (Lern- und Arbeitshilfen für Schule und Universität). - ISBN 3-8260-1713-7 : DM 24.00
[5563]

Stammte das Büchlein nicht aus der Feder zweier Damen, könnte man es mit einem aus der Mode gekommenen Ausdruck der Bewunderung gut und gern als einen Husarenritt bezeichnen. Mut gehört schon dazu, sich gleich nach dem eigenen Staatsexamen daran zu machen, die Exzerpte der eigenen Prüfungsvorbereitung zum Nutzen für nachfolgende Examenskandidaten aufzubereiten. Herausgekommen ist dabei eine instruktive Zusammenstellung der Perioden für den im Titel des Bandes genannten zeitlichen Rahmen einschließlich so schnöder positivistischer Faktentabellen, wie sie die beiden Autorinnen den Lebensdaten der wichtigen Autoren widmen.

Doch liegt der eigentliche Nutzen gerade dort, wo der Band anderes und mehr bietet, als der Titel verspricht, nämlich in einer Folge sehr geglückten Erklärungen der einschlägigen Begriffe zur Typologie der Großformen Roman (Abenteuerroman, Auktorialer Roman, .... Schlüsselroman, Staatsroman usw.) und Drama (Analytisches Drama, Aristotelisches Drama, .... Lyrisches Drama; davon abgesetzt die Reihe Schauspiel, Tragödie, Bürgerliches Trauerspiel, Tragikomödie, Lustspiel, Weinerliches Lustspiel) sowie der epischen Kleinformen (von Anekdote bis Satire), dazu ein kleines Abecedarium weiterer literarischer Begriffe von Botenbericht bis Pietismus und Teichoskopie.

Zu alledem werden nicht die divergierenden Diskussionen der Forschung ausgebreitet, sondern Definitionen geboten, die durch jenen Mut zur Eindeutigkeit gekennzeichnet sind, der die Prüfungssituation von der wissenschaftlichen Beschäftigung mit einem Problem nun einmal grundsätzlich unterscheidet - was im übrigen gar kein Nachteil ist, da man ja auch etwas wissen muß, um es wissenschaftlich wieder in Frage zu stellen.

Das Buch entstammt dem Kontext der Staatsexamina an der Universität Würzburg, faßt aber das Grundlagenwissen so vorzüglich zusammen, das auch andernorts von den Kandidaten dieser Prüfung erwartet wird, daß man wünscht, es möge möglichst vielen Studenten der Germanistik in die Hände kommen. Typographische Unterscheidungen und Querverweisungen erleichtern das Lernen. Wirklich ein kleines Vademecum!

Das abschließende Literaturverzeichnis mit 19 Titeln zur Sekundärliteratur fällt demgegenüber durch seine Zufälligkeit (nicht einmal die beiden wichtigsten laufenden bibliographischen Hilfsmittel des Faches - die Bibliographie der deutschen Sprach- und Literaturwissenschaft und das Referateorgan Germanistik - werden genannt) so ab, daß es den Namen nicht verdient und einen richtigen kleinen Schandfleck in dem sonst so gelungenen Opusculum bildet. Für eine künftige Neuauflage sollten sich die beiden Bearbeiterinnen die Mühe einer kleinen kommentierten Bibliographie machen.

Ansonsten darf man sich auf die angekündigte Fortsetzung mit "Basiswissen" für die Literaturgeschichte von 1848 bis zur Gegenwart freuen.

Hans-Albrecht Koch


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