Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 7(1999) 1/4
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Lexikon für Theologie und Kirche


99-1/4-133
Lexikon für Theologie und Kirche / begr. von Michael Buchberger. - 3., völlig neu bearb. Aufl. / hrsg. von Walter Kasper ... - Freiburg [u.a.] : Herder. - 25 cm. - DM 4950.00, DM 4180.00 (Subskr.-Pr. bis 31.12.1995)
[1857]
Bd. 1. A - Barcelona. - 1993. - 15 S., 1406 Sp. - ISBN 3-451-22001-6 : DM 450.00
Abkürzungsverzeichnis. - 1993. - 72 S. - ISBN 3-451-22022-9
Zuletzt:
Bd. 8. Pearson - Samuel. - 1999. - 14 S., 1518 Sp. - ISBN 3-451-22008-3 : DM 450.00
99-1/4-134
Religion in Geschichte und Gegenwart : Handwörterbuch für Theologie und Religionswissenschaft. - 4., völlig neu bearb. Aufl. / hrsg. von Hans Dieter Betz ... - Tübingen : Mohr Siebeck. - 27 cm. - Nebent.: RGG4
[5274]
Bd. 1. A - B. - 1998. - LIV S., 1936 Sp. - ISBN 3-16-146941-0 : DM 348.00 (Subskr.-Pr. bis 31.12.1998)

Die 4. Auflage von Religion in Geschichte und Gegenwart unterscheidet sich von ihrer Vorgängerin - Die Religion in Geschichte und Gegenwart - zunächst durch den fehlenden Artikel - wohl ein Ausdruck der oben skizzierten Situation, in der das Phänomen von vornherein plural gesehen wird. Die Berater und Mitarbeiter sind international ausgewählt, noch weit mehr als beim LThK3. (Zur näheren Charakterisierung lohnt es sich wieder, dieses Parallelwerk mit heranzuziehen.)[1] Was die Zahl der Artikel angeht, so weist das LThK3 nach dem vorliegenden Band zu urteilen weit mehr als die doppelte Anzahl aus. Da RGG4 großzügiger gedruckt ist und mit Abkürzungen nicht so rigoros wie LThK3 umgeht, andererseits aber ein größeres Format hat, ist die Textmenge insgesamt nicht leicht zu vergleichen (für den Buchstaben A hat das LThK rund 300 Spalten mehr). Wer vor allem die Fülle an Einzelinformation sucht, wird das Konzept des LThK bevorzugen. Bei Orten, Klöstern, Titeln von Hymnen oder von Zeitschriften, bei Namen hebräischer Philosophen oder syrischer Kirchenväter etc. ist es einfach umfangreicher oder gar konkurrenzlos. Zwei Personen unter Adalbert kann das LThK unter Adalbero und Adalbert fast das Zehnfache gegenüberstellen. Beispiele ließen sich leicht vermehren. Allerdings ist bei anderen Namen und Gegenständen wiederum ein Überschuß des RGG festzustellen: Aalto, Aberhart, E.C. Achelis oder auch The Admonition to the Parliament finden sich nur hier, was aus der evangelischen Tradition verständlich wird. Bei den afrikanischen Kirchen und Kulten bietet das RGG deutlich mehr. Auch hier zeigt sich wieder ein Schwerpunkt - die Religionsgeschichte -, der traditionell Stärke des RGG war; man könnte weiter die Ägäischen Religionen, den Ägypten-Artikel und anderes nennen. Andere Eigenartikel sind vielleicht eher zufällig (RGG: Achsenzeit, was der Jaspers-Artikel des LThK wieder ausgleicht und die zu erwartende elektronische Version des Lexikons leicht suchbar machen wird; RGG: Augustin, Zeittheorie, was lexikalisch m.E. überflüssig ist, wenn man Augustin, Trinitätstheologie u.ä. nicht findet und wohl eher in den Zeit-Artikel gehörte - vielleicht ist das aber auch als notwendige Ergänzung des Augustin-Artikels gedacht; Lexika haben manchmal durchaus sehr zufällige Eigenheiten). Manche Artikel legen völlig andere Schwerpunkte: Abhängigkeit ist in RGG ein religionswissenschaftlich-systematischer Artikel, im LThK praktisch-theologisch auf die Sucht-Thematik hin geschrieben. In anderen Fällen spielt die konfessionelle terminologische Tradition eine bedeutsame Rolle: Abendmahl umfaßt in RGG mehr; im LThK muß man Eucharistie und Messe nebst Komposita hinzunehmen.

Solche Divergenzen innerhalb der unterschiedlichen Gesamtkonzeption sind zur Beurteilung letztlich nur schwer abzuwägen und oft eher peripher. Wichtiger scheint mir, daß nicht eine theologische Schule oder bestimmte Herausgeberpersönlichkeiten den systematischen Stil dieser Lexika prägen, wie es bei RGG3 und noch stärker LThK2 ja der Fall war. Angesichts z.B. des Mitherausgebers E. Jüngel wird man nicht sagen wollen, daß die Zeit theologischer Koryphäen vorbei sei; wohl aber gibt es sicher nicht mehr so eigengeprägte und gleichzeitig weit rezipierte Theologie-Schulen wie in den 60er Jahren. Das Niveau der Artikel wird man im Prinzip in beiden Werken wohl gleich ansetzen können - ein Teil der Autoren ist im übrigen ja auch identisch. Verwundert hat mich, daß in RGG anscheinend nur wenig Verweisungen auf das LThK zu stehen scheinen, - nicht einmal wenn G. L. Müller den katholischen Teil zu Ablaß beisteuert und dabei auf seine umfangreichere Darstellung im LThK verweisen könnte. Im Abkürzungsverzeichnis taucht es immerhin auf.

Hingewiesen sei noch auf die unterschiedliche Alphabetisierung in beiden Lexika (LThK: a capella unter a als Einzelwort, RGG unter der Zeichenfolge acapella; im LThK ist solches häufig durch zusätzliche Verweisungen aufgefangen).

Für theologische Bibliotheken sind beide Werke unverzichtbar. Bei kleinen Etats wird man ansonsten abwägen, ob der schnelle Zugriff zu vielen Einzelheiten nötig ist - was bei bibliothekarischer Arbeit für Auskunftszwecke, für Schlagwortsuche u.a.m. häufig der Fall ist - (LThK) oder ob man auf manche Realien verzichten kann und es stärker auf eine Darstellung der biblischen wie systematischen Hauptthemen ankommt, ob die Darstellung von Fremdreligionen Schwerpunkt ist (RGG) etc., - zudem bleibt ein Kriterium, ob die protestantische oder die katholische Tradition im Vordergrund steht. Von der Qualität und dem Informationsgehalt ist man mit beiden Werken insgesamt ausgezeichnet bedient.

Eine Eigenart am Rande: Die Bände umfassen immer ganze Buchstabenkomplexe, was für die Benutzung nicht unpraktisch ist (für die verlegerische Organisation vielleicht schon!). Daß man im Verlag Mohr zudem ein typographisch wie buchtechnisch-ästhetisch wirklich außergewöhnlich schön gestaltetes Werk auf den Markt gebracht hat, soll ausdrücklich anerkannt werden und entspricht außerdem der Konzeption, die auf gute Lesbarkeit viel Wert legt, mehr Wert als die anderen Lexika, die stärker "technisch" gestaltet sind.

Albert Raffelt


[1]
Vgl. die ausführliche Rezension von Bd. 1 in IFB 94-3/4-421. - Ferner die von Bd. 6 (1997) in: Frankfurter Allgemeine. - 98-05-06, S. 12 (Daniel Deckers). (zurück)

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