Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 7(1999) 1/4
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Zeitschriften-Inhaltsdienst Theologie [Computerdatei]


99-1/4-132
Zeitschriften-Inhaltsdienst Theologie [Computerdatei] : indices theologici ; ZID / Universitätsbibliothek Tübingen, Theologische Abteilung. - Tübingen : UB. - ISSN 1436-2473. - (UB Tübingen, Theologische Abt., Postfach 2620, 72016 Tübingen)
[4408]
1999,2. - 1 CD-ROM + Benutzerhandbuch (8. Aufl.). - DM 350.00 (p.a., 2 Ausg.)

1. Entwicklung und Stand des ZID

Der Zeitschrifteninhaltsdienst des Sondersammelgebiets Theologie der Universitätsbibliothek Tübingen ist ein inzwischen lang eingeführtes Hilfsmittel für die theologische Arbeit. Als die seit 1975 in Heftform existierende Aufsatzerschließung 1995 auf EDV umgestellt und als Allegro-Datenbank angeboten wurde, war eine wesentliche Qualitätssteigerung für die Recherche in dem Aufsatzmaterial erreicht. Seitdem ist das Angebot konsequent verbessert worden: inhaltlich 1. durch die rückwärtige Aufarbeitung und natürlich die ständige Aktualisierung des Datenmaterials, 2. durch die Auswertung von Fest- und nun auch Kongreßschriften, 3. durch die Verbesserung der Sacherschließung (seit 1995: Klassifikation mit verbaler Zugangsmöglichkeit; seit 1996 RSWK-Schlagwortketten zusätzlich mit Kettenanzeige, - ein notwendiger Service, den viele Online-Kataloge immer noch nicht leisten und auf den mancherorts leider gar bewußt verzichtet wird; weitere Verbesserungen sind in Vorbereitung), formal aber auch 4. durch ständige Verbesserungen an der Datenbank und damit bessere Ausnützung der Software bzw. 5. neuer Versionen der Datenbanksoftware. Seit 1997 wird der ZID auf CD-ROM angeboten. Damals waren 55.000 Titel enthalten. Mitte 1999 sind es 101.404 Aufsätze. Der Datenbestand hat sich also in dem kurzen Zeitraum wiederum fast verdoppelt. Ausgewertet werden gegenwärtig 611 Zeitschriften; aus 400 Festschriften sind 8000 Aufsätze nachgewiesen.[1]

2. Zwischenbemerkung

Die Datenbank ist inzwischen mehrfach besprochen und durch eine eigene Untersuchung von Ralph Köhler gewissermaßen auch schon "literaturfähig" geworden.[2] Auf diese Untersuchung soll im folgenden nicht näher eingegangen werden, da sie durch den schnellen Ausbau und die Verbesserung der Datenbank in manchem schon wieder überholt ist. Ihre an sich wertvollen und unterstützenswerten Überlegungen für eine Bündelung der Kräfte bei der theologischen Sacherschließung scheinen mir allerdings an einigen Punkten die konkreten Rahmenbedingungen, unter der solche Arbeiten geleistet werden, und die Konkurrenz- und Marktsituation nicht genau genug zu beachten. Daß der ZID inzwischen von der Katholischen Bischofskonferenz unterstützt wird, ist wohl ein positives Zeichen in die richtige Richtung (ein Nebeneffekt sind Sonderkonditionen für Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft Katholischer Theologischer Bibliotheken, AKThB). Daß die Zusammenarbeit mit der American Theological Library Association (ATLA) sich auf Dauer nicht nur auf eine Vertriebskooperation beschränken sollte, ist hier bereits früher ausgesprochen worden.[3] Bei voller Unterstützung der Ziele der Arbeit von R. Köhler, möchte ich doch einige Akzente anders setzen und auch den Nutzen des ZID stärker vom konkreten Arbeitsfeld in deutschen theologischen Fachbibliotheken als von einer globalen Sicht auf die Erschließung unselbständiger theologischer Titel insgesamt her werten.

3. Zur neuen Version

Zur neuen Version des ZID ist zunächst zu sagen, daß Nutzer der Datenbank mit beschränkteren Hardware-Voraussetzungen weiterhin den ZID als DOS-Version bzw. unter Windwos 3.1 verwenden und als solche von der CD starten können. Dies ist in der Rezension der ersten CD-ROM-Ausgabe[4] beschrieben worden. (Übrigens ist das DOS-Programm auch aus der Windwos-Datenbank aufrufbar.) Die entscheidende Neuerung der hier anzuzeigenden Version besteht aber darin, daß sie nun als Windows-Datenbank unter Windows 95 (und höher) mit einem umfangreicheren Funktionsumfang angeboten wird. Voraussetzung sind die neuen Programme a99 und Alcarta der Allegro-Entwicklungsgruppe. Das ergibt freilich auch höhere Systemanforderungen. Die Installation ist so einfach menügeführt durchzuführen, daß hier nicht mehr darauf einzugehen ist. Es gibt die Möglichkeit, nur die Recherchesoftware zu installieren und die Daten von der CD abrufen zu lassen oder auch das Programm mitsamt der Daten zu installieren, was derzeit 110 MB benötigt.

Die Struktur der Datenbank ist die gleiche geblieben - wie schon an der Parallelität beider Betriebssystemoptionen deutlich wird. Die Datenmenge wird durch Register aufgeschlüsselt, die in beiden Versionen identisch sind: Quelle / Autor / Kreuzregister / Schlagwort-Kette / Klassifikation / Erscheinungsort, -verlag, -land, Verlag / Erscheinungsjahr / Hilfethemen. Auf die zwar effiziente aber doch etwas komplizierte Suche in der DOS-Datenbank braucht hier nicht mehr eingegangen werden. In der neuen Version lassen sich Suchmengen sehr leicht über das Find-Menü selektieren, das drei einstellbare Suchfelder (die Kenntnis der zugrundeliegenden Indizes ist für die Eingabe wichtig, die Terminologie ist aber so eindeutig, daß auch der "naive" Nutzer zu seinem Ergebnis findet) in boolescher - ebenfalls voreinstellbarer - Kombination und zudem das Erscheinungsjahr (inclusive der Größer- und Kleiner-als-Suche) suchbar macht. Allerdings sollte man hier immer sehr sorgfältig darauf achten, unter welchen Bedingungen gesucht wird, z.B. ob die Trunkierung automatisch markiert ist, ob man sie aufheben will etc.; da die Suche nochmals in der Formatierung des Expertenmodus angezeigt wird, kann man das leicht kontrollieren und im übrigen auch den Expertenmodus erlernen. Hierfür ist dann wirklich die Kenntnis der Registerstruktur nötig. Die Windows-Oberfläche hat im übrigen den Vorteil, daß sie für einen einigermaßen kundigen Benutzer selbsterklärend ist. Das Handbuch (deutsch und englisch) ist im übrigen so praktisch angelegt, daß die Einarbeitung in Feinheiten der Datenbankrecherche für denjenigen, der sich nicht auf die Find-Maske beschränken will (was in den meisten Fällen schon ausreichen mag), wesentlich erleichtert wird.

Eine auch für den "Einfachnutzer" wesentliche Verbesserung ist die Verwendung von Links (bei Allegro: Flips), womit parallele Datenmengen recherchiert werden können: die Suche nach dem Artikel über das Sankt Blasianer Reformbrevier von Angelus Häußling zeigt das Personenschlagwort Gerbert, Martin; durch Anklicken kommt man auf das Schlagwortregister mit weiteren 5 Einträgen zu dem bedeutenden Abt und kann von den entsprechenden Titeln weiter zu den Autoren oder den Publikationsorganen springen. Die Schlagwortsuche erlaubt es auch, zeitliche Parallelen aufzufinden (über das SWD-übliche Geschichte xxxx-xxxx), so daß etwa über Geschichte 451 die damit gekennzeichnete Chalkedon-Literatur, aber auch Literatur zu zeitlichen im Umkreis liegenden Phänomenen zugänglich wird. Ähnliches etwa signifikant bei 1517 ...: Übrigens ein schönes Beispiel für den Wert der Schlagwortketten! Mit etwas "Springen" lassen sich so sachlich interessante Ergebnisse produzieren, an die man bei klassischen Suchanfragen vielleicht weniger leicht denken würde.

Höchst bequem und praktisch ist die Suche über das Quellenregister nach den neusten Heften einer indexierten Zeitschrift, die sich dann durchblättern lassen, so daß es leicht ist, die Datenbank als current-contents-Dienst zu nutzen und ein für das eigene Profil wichtiges Zeitschriftenspektrum in der Datenbank sukzessive durchzublättern. (Das unten zu nennende aktuelle Internet-Angebot aus Tübingen ermöglicht das allerdings noch schneller.) Der Datenexport ist ebenfalls sehr einfach möglich. Man kann die Rechercheergebnisse in die voreingestellte Datei output.dat transferieren, aber auch ein eigenes Ergebnisziel bestimmen. Beispiel: Wer die 261 Titel unter Ruh, Ulrich ablegen möchte, findet sich in output.dat im win-apac-Verzeichnis wieder. Möchte er z.B. weitere Autoren der gleichen Zeitschrift speichern, kann er diese Datei ersetzen oder die Titel anhängen. Bei Neustart wird diese Datei - nach Abfrage - gelöscht. Es ist auch möglich, ein eigenes Ausgabe-Ziel zu definieren. Leider kann die Export-Adresse während einer Sitzung programmbedingt nur einmal neu eingestellt werden. Hier ist auf eine Verbesserung zu hoffen. Als Windows-Datenbank erlaubt es der ZID aber auch, mittels Markierung über die Zwischenablage einzelne Titel oder kleinere Ergebnismengen in eine Textverarbeitung zu übernehmen. Die Datenbank kann in deutscher und englischer Version gestartet werden, was für den internationalen Austausch, an Universitäten aber durchaus auch in vielen anderen Benutzungsfällen nützlich ist.

Es ist nicht nötig, hier auf alle Einzelheiten und Verbesserungen einzugehen, wie die Anzeige des Internformats (für Weiterverarbeiter wichtig), die Einbindungsmöglichkeit weiterer Software (z.B. einer Textverarbeitung) usw. Dafür sei nochmals auf das Handbuch verwiesen.

Einen besonderen Service stellt inzwischen das zusätzliche Internet-Angebot der Universitätsbibliothek Tübingen dar,[5] in dem die neusten Hefte des ZID abrufbar sind, so daß sich die Datenbank mit ihrer Umgebung immer mehr zu einem "Komplettinstrument" weiterentwickelt, das man sich in ähnlicher Form auch für andere Sondersammelgebiete wünschte.

4. Praktische Beurteilung

Der Praktiker theologischer Bibliotheksarbeit wird auch von dieser neuen Version wieder begeistert sein. Nachdem ich die Datenbank nun fünf Jahre in der theologischen Fakultätsbibliothek in Freiburg im Breisgau eingesetzt habe, glaube ich auch den außerordentlich hohen Nutzungswert und die aus meiner Erfahrung für solche Bibliographien ungewöhnlich hohe Akzeptanz belegen zu können. Die Datenbank ist weit stärker als die gewiß weiterhin ebenfalls unumgängliche und auch in manchem technisch noch überlegene (Stichwort: local holdings) ATLA Religion database so auf die mitteleuropäischen Bedürfnisse zugeschnitten, daß sie für nunmehr ein ganzes Jahrzehnt erfaßter Literatur die Zeitschriftenaufsatzerschließung für die Kernfächer der Theologie praktisch komplett leistet und in großen theologischen Bibliotheken Katalogfunktion haben kann. (Im konkreten Fall ergänzt sie den komplett elektronisch erfaßten Monographienkatalog und Zeitschriftenkatalog der genannten Bibliothek.) Die Vision eines Vierteljahrhunderts erfaßter Daten - wenn die Konvertierung der ZID-Altdaten weiterhin einigermaßen zügig weitergeht - ist jedenfalls eindrucksvoll. Die direkte Anbindung von der CD-ROM an den SSG-Dokumenten-Lieferdienst Tübingen ergänzt die Datenbank in praktischer Hinsicht auf inzwischen sehr bequeme Weise.

"Für alle theologisch-wissenschaftlichen staatlichen wie kirchlichen Bibliotheken ist der Zugang zu dieser Datenbank daher wohl ein 'Muß'", war in der Rezension der elektronischen Ursprungsversion des ZID[6] zu lesen. Angesichts der damals gegenüber heute noch geringen Titelmenge mag in der Aussage ein Stück positiver Erwartung in eine günstige Entwicklung des Unternehmens mitschwingen,[7] von der exzellenten Einbindung in die mitteleuropäischen Gegebenheiten her und vor allem von der quantitativen wie qualitativen Verbesserung dieses Arbeitsinstruments her möchte ich den Satz nochmals voll unterstreichen - beschreibe damit möglicherweise aber auch weitgehend nur den Ist-Zustand.

Albert Raffelt


[1]
Vgl. H. Weisweiler, in: Bibliotheksdienst. - 33 (1999), S. 1018 - 1019. (zurück)
[2]
Zeitschriftenaufsatz-Datenbanken Theologie : ein kritischer Vergleich zwischen "Zeitschrifteninhaltsdienst Theologie" und "Religion database" unter Berücksichtigung weiterer Datenbanken / Ralph Köhler. - Halle (Saale) : Universitäts- und Landesbibliothek Sachsen-Anhalt, 1998. - 114 S. ; 21 cm. - (Schriften zum Bibliotheks- und Büchereiwesen in Sachsen-Anhalt ; 73). - ISBN 3-86010-519-1 : (im Tausch erhältlich). - (Universitäts- ..., 06098 Halle/S., FAX 0345/5527-140) [5589]. (zurück)
[3]
IFB 95-2-212. (zurück)
[4] Vgl. die Rez. der Ausg. 1998,1 in IFB 98-1/2-073. (zurück)
[5]
http://opac.ub.uni-tuebingen.de/neuerwZID.htm (zurück)
[6]
IFB 95-4-569, hier S. 851. (zurück)
[7]
So verstehe ich R. Köhlers Bemerkung, daß dem Satz "zum jetzigen Zeitpunkt nicht unwidersprochen zugestimmt werden" könne (a.a.O., S. 41). (zurück)

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