Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 7(1999) 1/4
[ Bestand in K10plus ]

Grundwissen Medien


99-1/4-125
Grundwissen Medien / Werner Faulstich (Hrsg.). - 3., vollst. überarb. und stark erw. Aufl. - München : Fink, 1998. - 464 S. ; 24 cm. - (UTB für Wissenschaft : Große Reihe ; 8169). - ISBN 3-8252-8169-8 (UTB) - ISBN 3-7705-3356-9 (Fink) : DM 58.00
[5189]

Grundwissen Medien ist erstmalig 1994 als Neubearbeitung der Kritischen Stichwörter zur Medienwissenschaft[1] veröffentlicht worden, eine 2., verb. Aufl. erschien bereits 1995 und jetzt folgt in neuer, großformatiger Aufmachung die 3., vollst. überarb. und stark erw. Aufl. Offensichtlich sich hat das Buch im universitären Lehrbetrieb durchgesetzt und wird nun nach zwei kleinformatigen Ausgaben jetzt mit höherem Präsentationswert innerhalb der Reihe UTB für Wissenschaft versehen. In der Rezension der Erstausgabe von 1994 (IFB 94-3/4-418) ist die Problematik des Konzepts "Grundwissen" vermitteln zu wollen hervorgehoben worden: Weder soll "ein erschöpfendes Handbuch" noch "ein umfassendes Medienlexikon" angeboten werden, sondern "eine Art Fundament an Daten und Fakten, an Zusammenhängen, an Fragen und Antworten, an Problemen und Lösungen" (S. 8). Dieses Konzept, das offensichtlich auf ein Lernkompendium für Nebenfach-Studenten innerhalb eines kulturwissenschaftlichen Studienbetriebs hinausläuft, ist beibehalten worden, alle Texte werden mit neuen Erkenntnissen und Daten aufgefrischt und dem Stand der Entwicklung der Medien und der wissenschaftlichen Beschäftigung mit ihnen angepaßt.

Faulstich gibt wie bisher im ersten Teil einen Überblick über Medium in 9 Kapiteln, er geht vorher zwar auf die Kritik an hier fehlenden oder überbetonten Inhalten ein (z.B. fehlt weiterhin die Medienpädagogik, während die Überbetonung der Medienästhetik eingeräumt wird), er bleibt aber bei seinem "Raster" von Medientheorie, Mediengeschichte, Medienpolitik, Medienrecht, Medienpsychologie, Medienethik, Medienästhetik und Medienkultur. Die Zahl der nachfolgenden Darstellungen von Einzelmedien ist von 17 auf 18 gestiegen, da der Beitrag Neue Medien aufgeteilt wurde in Internet/Online-Medien und Multimedia. Für diese und einige andere Artikel (Computer, Foto, Tonträger, Zeitschrift, Zeitung) wurden neue Autoren gefunden - insgesamt stiegt die Zahl der Mitarbeiter von 6 auf 13 - , während andere Beiträge von ihren bisherigen Autoren überarbeitet oder zumindest ergänzt wurden (Blatt, Brief, Buch, Fernsehen, Film, Heft/Heftchen, Hörfunk, Plakat, Telefon, Theater, Video). Die deutliche Erweiterung des Autorenkreises hat dem Buch ohne Zweifel genützt, da durch die verschiedenen Autoren doch jeweils etwas andere, jüngere Sichtweisen und Aspekte - wohl auch Faktenkenntnisse - in die Darstellung einfließen, auch wenn sie sich durchweg an die vorgegebene Gliederung (Begriffsdefinition, Geschichte, Produktion, Distribution, Rezeption) halten und auch direkt an die älteren Texte anschließen. Leider wurde die Zahl der sog. Einzelmedien nicht in Richtung Theater erweitert, so daß dieser Beitrag nach wie vor etwas isoliert ist. Auch fehlen weiterhin Artikel zum Themenbereich Versammlung, Messe, Ausstellung u.ä., was etwas verwundert, da Faulstich in seiner - zwischenzeitlich begonnenen, aber noch nicht abgeschlossenen - großen historischen Darstellung der Medien ausführlich auch auf solche medialen Formen eingeht, die nicht primär durch ihr Material definiert sind.[2] Alle Artikel wurden mit umfangreicheren Literaturhinweisen ausgestattet (jetzt etwa 20 - 30, statt vorher 5 - 10), das Register wurde hingegen etwas gestrafft (etwa 1400 Einträge statt vorher 1600). Beides tut dem Buch gut, da einerseits durch die größere Anzahl an Literaturangaben der Eindruck eines Literaturkanons abgeschwächt wird und andererseits wenig ergiebige Registereintragungen gelöscht wurden.

Trotz der verändernden und ohne Zweifel auch verbessernden Überarbeitung des Buches bleibt aber der Eindruck erhalten, daß hier etwas unentschieden ein Anteil an einem Wissenskanon vorgelegt werden soll, der zwischen erster Information und ausgebreitetem Detailwissen changiert, noch inhaltlicher Erweiterung bedarf und auch ausdrücklich zur Diskussion gestellt wird. Der Zielkonflikt zwischen einem möglichst knappen Wissenskanon und dem bewußt exemplarischen Charakter von Grundwissen (S. 9) ist offensichtlich nach wie vor nicht gelöst, Auswahl und Präsentation sind konservativer als der von Faulstich für sich formulierte Anspruch, "daß der Wandel der Perspektive auf Medien eine Änderung in der Gewichtung mit sich bringen ... und eine neue Selektion des Grundwissens erforderlich machen kann" (S. 9).

Wilbert Ubbens


[1]
Kritische Stichwörter zur Medienwissenschaft / Hrsg. Werner Faulstich. - München : Fink, 1979. - 437 S. - (Kritische Stichwörter ; 4). (zurück)
[2]
Die Geschichte der Medien / Werner Faulstich. - Göttingen : Vandenhoeck & Ruprecht. - Bd. 1. Das Medium als Kult : von den Anfängen bis zur Spätantike (8. Jahrhundert). - 1996. - 327 S. - Bd. 2. Medien und Öffentlichkeit im Mittelalter : 800 - 1400. - 1997. - 298 S. - Bd. 3. Medien zwischen Herrschaft und Revolte : die Medienkultur der frühen Neuzeit (1400 - 1700). - 1998. - 341 S. (zurück)

Zurück an den Bildanfang