Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 7(1999) 1/4
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Bibliotheca Palatina


99-1/4-013
Bibliotheca Palatina : Druckschriften [Mikroform]. - München : Saur
[5370]
Mikrofiche-Ausgabe / hrsg. von Leonard Boyle und Elmar Mittler. - 1989 - 1995. - 21.103 Silberfiches. - ISBN 3-598-32880-X : DM 58000.00
Katalog und Register zur Mikrofiche-Ausgabe / hrsg. von Elmar Mittler. - 30 cm. - ISBN 3-598-32886-9 (Katalog und Register - gesamt) : DM 1980.00, DM 1200.00 (für Bezieher der Mikrofiche-Ausg.)
Bd. 1. Bibliographie : A - K. - 1999. - XXVI, 508 S. - ISBN 3-598-32887-7
Bd. 2. Bibliographie : L - Z. - 1999. - XII S., S. 511 - 1041. - ISBN 3-598-32888-5
Bd. 3. Register : Signaturen ; Mikrofiches ; Erscheinungsjahre. - 1999. - XII, 476 S. - ISBN 3-598-32889-3
Bd. 4. Register : Personen ; Verleger bzw. Drucker ; Verlags- bzw. Druckorte. - 1999. - XII S., S. 479 - 905. - ISBN 3-598-32882-6

Die Bibliotheca Palatina, auch als "Mutter aller Bibliotheken" bezeichnet, wurde 1623 "als ein Beuth" des Dreißigjährigen Krieges von Heidelberg nach Rom verbracht. Neben den im 19. Jahrhundert zurückgekehrten deutschen Handschriften (deren Neukatalogisierung übrigens seit 1996 durch die UB Heidelberg betrieben wird) und den als Mikroformen vorliegenden lateinischen Handschriften,[1] wurde nun auch der überwiegende Teil der bisher ermittelten stampati palatini katalogisiert, nachdem er zwischen 1989 und 1996 verficht und mit einem alphabetischen Index versehen worden war. Der Herausgeber des vorliegenden Werkes konnte nicht zuletzt 1986 mit einer Ausstellung am ursprünglichen Standort der Bibliothek die Aufmerksamkeit auf die Palatina lenken[2] und damit das Interesse am Aufspüren der Drucke und an ihrer Wiedergewinnung auf Mikrofiche sowie an ihrer Erschließung wiederbeleben.

Aufnahme in die Mikrofiche-Edition und damit in den dazugehörigen Katalog fanden sowohl die Druckschriften aus den verschiedenen Sammlungen der Vatikanischen Bibliothek, in die sie nach ihrem Transport nach Rom eingearbeitet worden waren bzw. in die sie nach ihrer Weitergabe als Dubletten dann als Schenkungen zurückgekehrt sind, als auch die Drucke aus anderen römischen Bibliotheken. Sie alle wurden vom Herausgeber aufwendig nach unterschiedlichen Kriterien wie Einbandgestaltung, Verfasserschaft, Eintragungen vatikanischer Mitarbeiter, aber auch mit Hilfe vorhandener Verzeichnisse und Kataloge, Akten und Forschungen zu Teilbeständen zusammengestellt. Nicht enthalten sind die abhandengekommenen und die bislang nicht rekonstruierbaren bzw. aus verschiedenen Gründen nicht verfilmbaren Titel. Außerdem nicht aufgenommen wurden die in Deutschland verbliebenen Reste der Palatina, die sich heute teilweise im Besitz anderer Bibliotheken befinden. So erwähnt Mittler etwa die Funde in Mainz, Darmstadt, München, den akribisch gearbeiteten Ausstellungskatalog von Gunter Quarg, mit dem die Universitäts- und Stadtbibliothek Köln auf 67 aus ihrem Bestand ermittelte Drucke der Palatina 1998 aufmerksam machte,[3] und einen Ottheinrich-Band in der Stadt- und Regionalbibliothek Erfurt. Allerdings ist die Vorstellung des letztgenannten Bandes in einer Publikation des Saur-Verlages vom Herausgeber leider unbeachtet geblieben.[4]

Die Katalogisate der Inkunabeln sowie der Drucke des 16. und des 17. Jahrhunderts sind unter fortlaufender Nummer in einem Alphabet in den Bänden 1 und 2 des Kataloges enthalten. Die Einträge setzen sich jeweils aus Verfasser, Sachtitel, Druckort, Drucker/Verleger, Druckjahr, Blatt-/Seitenzählung, Signatur des Originals, Annotationen wie gegebenenfalls dem Erscheinungsvermerk in Vorlageform oder der Nennung angebundener Schriften sowie aus der Mikrofiche-Nummer zusammen. Mehrfachexemplare und andere Ausgaben eines Druckes wurden aufgenommen, hier allerdings nur die Abweichungen. Band 3 enhält 1. das Register der Signaturen, das aber leider nicht nach den Signaturen des maßgeblichen Verzeichnisses von Stevenson[5] ordnet); 2. das Register der Mikrofiches; 3. das chronologische Register, wobei innerhalb jedes Jahres die Ordnung der Drucke (mit Verfasser, Kurztitel, Katalog- und Mikrofiche-Nummer) alphabetisch erfolgt. In Band 4 folgen 1. das Register der Personen (Verfasser, Beiträger, Adressaten, Sammler, Gefeierte); 2. das Register der Verleger/Drucker mit ihren Werken (Kurztitel, Katalog- und Mikrofiche-Nummer) in alphabetischer Reihenfolge (wurden die Drucker bei der Titelaufnahme nicht normiert, sondern nach der Vorlageform angesetzt, so hätte eine Normierung im Register erfolgen müssen, was in einigen Fällen nicht geschehen ist[6]); 3. das Register der Verlags- und Druckorte.

Die an der UB Heidelberg erstellten mehr als 12.000 Katalogisate, die auch über den Südwestverbund recherchierbar sind, bieten gerade für das 16. Jahrhundert, aus dem der größte Teil der Drucke stammt, neue Zuweisungen und Korrekturen, die z.B. auch an die VD16-Redaktion weitergegeben wurden. Da, sofern zu ermitteln, mindestens ein bibliographischer Nachweis angefügt wurde, ist der Rückgriff auf die Standardwerke möglich. Bedauerlich ist nur, daß der Benutzer des Katalogs neben dem bibliographischen Nachweis keinen Hinweis auf die Abweichungen erhält.[7]

Auf Mikrofiche abgebildet wurden, in der Anordnung nach ihrem heutigen Aufstellungsort, die vollständigen Drucke mit ihren Gebrauchsspuren und Einbänden, die gerade bei der Palatina wichtige Identifikationsmerkmale sind. Umso verwunderlicher ist es, daß zwar zum einen wegen der "außerordentlichen Bedeutung für die Geschichte der Bibliothek und ihrer Bestände" (Einleitung, S. XIX) alle greifbaren Dubletten verfilmt wurden, zum anderen aber die Angaben zur Individualität eines jeden Druckes, zu seinen Vorbesitzern und Besitzvermerken, zu handschriftlichen Widmungen und Anmerkungen oder auch der Nachweis der schon von Schunke vorgenommenen Einbandbestimmungen[8] fehlen. Sollten solche Provenienzermittlungen bei der katalogmäßigen Darstellung einer einzelnen, noch physisch vorhandenen, wenn auch zerstreuten Bibliothek (sei sie auch noch so umfangreich) nicht schon Standard sein oder zumindest diskutiert werden müssen, so wären sie gerade für den "optimus Germaniae litteratae thesaurus" unabdingbar, nämlich als Indiz für die Dynamik seiner Entstehung, seines Wachstums und unter Berücksichtigung der Bestandszusammensetzung als Ausdruck seiner Individualität. Da bereits zu den meisten Drucken ausführliche bibliographische Beschreibungen vorhanden sind, wäre mit einer Entscheidung zur Verkürzung der Titelaufnahmen zugunsten der Darstellung der exemplarspezifischen Besonderheiten der Bedeutung der Palatina eher Rechnung getragen worden.

Das Verdienst der vorliegenden Arbeit liegt zweifellos in der "Wiedergewinnung" eines Großteils der Druckwerke der Palatina. Nicht unerheblich ist, daß hier ein umfangreiches Konvolut an Mikrofiches bereitgestellt wurde, das, sollte es auch noch in EROMM eingespielt werden,[9] Mehrfachverfilmungen für Fernleihzwecke zumindest vermeiden helfen kann.

Kathrin Paasch


[1]
Die medizinischen Handschriften der Codices Palatini Latini in der Vatikanischen Bibliothek / beschrieben von Ludwig Schuba. - Wiesbaden : Reichert, 1981. - XLVII, 618 S. : Ill. - (Kataloge der Universitätsbibliothek Heidelberg ; 1). - ISBN 3-88226-060-2. - Die Quadriviumshandschriften der Codices Palatini Latini in der Vatikanischen Bibliothek / beschrieben von Ludwig Schuba. - Wiesbaden : Reichert, 1992. - XXVII, 341 S. : Ill. - (Kataloge der Universitätsbibliothek Heidelberg ; 2). - ISBN 3-88226-515-9. - Zwei weitere Kataloge sind in Bearbeitung. (zurück)
[2]
Vgl. Bibliotheca Palatina : Ausstellung der Universität Heidelberg in Zsarb. mit der Bibliotheca Apostolica Vaticana ; Katalog zur Ausstellung vom 8. Juli bis 2. November 1986, Heiliggeistkirche Heidelberg / hrsg. von Elmar Mittler. - Heidelberg : Braus, 1986. - [1 - 2]. - (Heidelberger Bibliotheksschriften ; 24). - ISBN 3-921524-88-1. (zurück)
[3]
Heidelbergae nunc Coloniae : Palatina-Bände der Universitäts- und Stadtbibliothek Köln ; Bestandsverzeichnis / von Gunter Quarg. - Köln : Universitäts- und Stadtbibliothek, 1998. - 149 S. : Ill. ; 21 cm. - (Kleine Schriften der Universitäts- und Stadtbibliothek Köln ; 4). - ISBN 3-931596-11-7 : DM 25.00. - (Universitäts- und Stadtbibliothek Köln, Universitätsstr. 33, 50931 Köln, FAX 0221/470-5166) [5413]. (zurück)
[4]
Ein bisher unbeachteter Ottheinrich-Einband / Eckehart Döbler. // In: Studien zum Buch- und Bibliothekswesen. - 9 (1995), S. 32 - 36. (zurück)
[5]
Inventario dei libri stampati Palatino-Vaticano / Enrico Stvenson. - Roma. - 1886 - 1891. - 1,2 - 2,2. (zurück)
[6]
Z.B. sind Drucke von Georg Baumann sowohl unter Georg Baumann (S. 590) als auch weiter hinten im Alphabet unter Bawman (S. 590) zu finden; Johann Bebel (S. 591) ist mit Bebelius (S. 591) identisch; Drucke von Ludwig König sind unter König (S. 667) und unter Rex (S. 718) verzeichnet. (zurück)
[7]
Zu den Schwierigkeiten und Erfolgen des Bibliographierens während des Projektes vgl. Blut, Lug und Trug - auch das ist Palatina / Ludwig Ries. // In: Theke. - 1996, S. 4 - 11. (zurück)
[8]
Die Einbände der Palatina in der Vatikanischen Bibliothek / Ilse Schunke. - Città del Vaticano : Biblioteca Apostolica Vaticana. - 1 (1962) - 2,2 (1962). - (Studi e testi ; 216 - 218). (zurück)
[9]
Was nach Auskunft von EROMM-Arbeitsstelle (Stand: Mai 1999) demnächst geschehen soll. (zurück)

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