Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 6(1998) 3/4
[ Bestand in K10plus ]

Zoologisches Wörterbuch


98-3/4-332
Zoologisches Wörterbuch : Tiernamen, allgemeinbiologische, anatomische, physiologische Termini und Kurzbiographien ; mit einer "Einführung in die Terminologie und Nomenklatur", einem "Verzeichnis der Autorennamen" und einem "Überblick über das System des Tierreichs" / Erwin J. Hentschel und Günther H. Wagner. - 6., überarb. und erw. Aufl. - Jena : G. Fischer, 1996. - 675 S. ; 19 cm. - (UTB für Wissenschaft : Uni-Taschenbücher ; 367). - ISBN 3-8252-0367-5 (UTB) - ISBN 3-334-60960-X (Fischer) : DM 42.00
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Allein an der Tatsache, daß das Zoologische Wörterbuch in zwanzig Jahren sechs Auflagen erlebt hat, kann man die Nützlichkeit und den hohen Gebrauchswert dieses Nachschlagewerkes ermessen.

Das sehr instruktiv und übersichtlich gestaltete Einleitungskapitel Einführung in die Terminologie und Nomenklatur vermittelt auf 42 Seiten wichtige Grundlagen zum Verständnis der Zoologie und ihrer Terminologie, die man in einem solchen Wörterbuch nicht unbedingt erwartet und sonst aus anderen Quellen oft mühsam zusammensuchen muß. So stellen die Autoren die wichtigsten Disziplinen der Zoologie mit ihren Verzweigungen zu anderen Gebieten kurz vor, erläutern die Herkunft und Entwicklung der zoologischen Fachsprache, schildern die Geschichte der Großeinteilung des Tierreiches von Aristoteles bis Alfred Kaestner, führen sehr intensiv in die philologischen Grundlagen der Terminologie ein, beschreiben die Grundlagen und Prinzipien der zoologischen Nomenklatur und schließen mit einem Abschnitt über Symbole und Abkürzungen, bis hin zu den lateinischen Grundzahlen von I bis M.

Der lexikalische Hauptteil erläutert fachlich und etymologisch über 15.000 Termini knapp, aber präzise, wobei die Auswahl der Stichwörter sich nicht nur auf nahezu alle Disziplinen der Zoologie erstreckt, sondern auch Grundbegriffe aus der Veterinär-, Human-, Phytomedizin und Tierzucht/-produktion aufnimmt.

Hier findet der Leser auch Kurzbiographien zu bedeutenden Zoologen und Wissenschaftlern angrenzender Fachgebiete. Leider sind diese Beiträge wenig ausgewogen. Charles Darwin wird mit 9 Zeilen geradezu geschmäht, Carl Hagenbeck hingegen, hauptberuflich Tierhändler aus Hamburg, mit 26 Zeilen gewürdigt. Wichtige Naturwissenschaftler fehlen, beispielsweise Adolf Portmann oder die Nobelpreisträger Adolf Butenandt und Hans Krebs. Bei Richard Willstätter unterschlägt man nicht nur ein l im Namen, sondern auch den 1915 verliehenen Nobelpreis, während Heinz-Georg Klös, Berliner Zoodirektor, bis ins nicht unbedingt interessierende Detail seiner populärwissenschaftlichen Veröffentlichungen (Paradies für wilde Tiere) dargestellt wird. In dem Topf der Biographien haben, und das ist dem Vorwort zu entnehmen, zu viele Köche herumgerührt. Bei der nächsten Auflage, die sicher kommen wird, sollte dieser Komplex gründlich überarbeitet werden.

Auf den lexikalischen Teil folgt ein nützliches alphabetisches Verzeichnis von etwa 1400 Autorennamen, gleichbedeutend mit dem Namen des Erstbenenners des jeweiligen Taxons, gegebenenfalls mit gebräuchlicher Abkürzung, Arbeitsgebiet und Lebensdaten.

Die sich daran anschließende Darstellung des Systems des Tierreiches ist nicht nur, wie die Verfasser einräumen "... aus didaktischen (und Raum-) Gründen stark vereinfacht worden", sondern entspricht leider auch nicht mehr den Erkenntnissen moderner taxonomischer Forschung. Auch dieser Bereich bedarf einer Aktualisierung, wenn man ihn in einer Neuauflage nicht ganz streichen will.

Den Abschluß des Wörterbuches bilden ein Literaturverzeichnis, das auch hier - wie in anderen bereits besprochenen Nachschlagewerken zur Biologie - viele Titel aufführt, die längst in neueren Auflagen erschienen sind und die der Rezensent nicht schon wieder aufzählen möchte, eine weitere Aufstellung von verwendeten Abkürzungen und Zeichen und eine Übersicht der Entwicklung wichtiger Tiergruppen in der Erdgeschichte.

Bei aller geäußerten Kritik ist das Zoologische Wörterbuch ein profundes Nachschlagewerk und kann uneingeschränkt zur Anschaffung empfohlen werden.

Joachim Ringleb


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