Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 6(1998) 3/4
[ Bestand in K10plus ]

Wörterbuch Archäologie


98-3/4-304
Wörterbuch Archäologie / von Andrea Gorys. Mit Zeichnungen von Christel Gorys. - Orig.-Ausg. - München : Deutscher Taschenbuch-Verlag, 1997. - 528 S. : Ill. ; 19 cm. - (dtv ; 32504). - ISBN 3-423-32504-6 : DM 29.90
[4526]

Auf der Grundlage des Kleinen Handbuchs der Archäologie[1] von 1981 will das Wörterbuch Archäologie aktualisierte Informationen für archäologisch Interessierte bereitstellen, wobei der Schwerpunkt auf dem klassischen Altertum mit seinen räumlichen und zeitlichen Grenzen liegt. Gerade weil für diesen Abschnitt der Geschichte inzwischen eine nicht unbeträchtliche Auswahl an Nachschlagewerken, Lexika, Wörterbüchern, bibliographischen Hilfsmitteln und Einführungen angeboten wird, muß der spezifische Charakter dieses kleinen Handbuches besonders betont werden, um das Verhältnis zu anderen Informationsmitteln für Altertumsfreunde klarzumachen. Das Wörterbuch Archäologie deckt als Fachlexikon für die Archäologie einen Bereich ab, der in den Datenmengen der gängigen Standardwerke zu den Altertumswissenschaften allgemein keineswegs völlig enthalten ist. Vielmehr stellt das Wörterbuch ... eine Ergänzung dar, in der es zwar immer wieder auch zu partiellen Überschneidungen mit Angaben anderer Lexika kommt, die aber trotzdem in Folge des deutlich anderen Zugangs genügend Neues und Zusätzliches enthält, um empfohlen werden zu können. Während sich nämlich die Klassiker unter den Antikenlexika, Der kleine Pauly, das Lexikon der Alten Welt[2] oder das Lexikon Alte Kulturen,[3] hauptsächlich um Personen, Realien, Begriffe und überhaupt Gegebenheiten aller Art aus der antiken Welt kümmern, setzt das Wörterbuch ... seine Akzente eben auch bei wissenschaftsgeschichtlichen und methodologischen Aspekten der Archäologie. Eine Überlagerung mit Eintragungen anderer Lexika gibt es deshalb zwar vor allem bei den Eintragungen von Fundorten, aber auch hier kann man im Wörterbuch ... Angaben etwa zur Grabungsgeschichte nachlesen, die andernorts fehlen; ein erwähnenswerter Sachverhalt, da gerade bei den antiken Orten und Ausgrabungsstellen ein Schwerpunkt des Werkes liegt. Profilieren kann sich das Buch außerdem mit seinen Kurzbiographien bedeutender Fachwissenschaftler und ihrer Leistungen. Beide Kategorien von Einträgen, die geographischen und die biographischen, machen schon einen Großteil des Wörterbuchs ... aus. Sie gehören durchweg zu den erfreulichen Seiten des Buches, besonders auch deswegen, weil sie regelmäßig Angaben zu weiterführender Spezialliteratur enthalten - das ist im Wörterbuch ... sonst eher die Ausnahme. Gut sind ferner viele Texte über die eigentlichen Gegenstände archäologischer Forschung, und geschickt ist hier auch der Aufbau der Eintragungen: Unter Bogenmonument findet man z.B. zuerst eine allgemeine Definition, dann die Besprechung besonders wichtiger Bauwerke dieses Typs, in unserem Fall aus Benevent, Leptis Magna und Rom. Diese Technik, Ortsangaben erst als Unterstichworte nach sachlichen Kriterien einzuführen, ist typisch für das Lexikon, auch wenn es natürlich trotzdem einen eigenen Eintrag zu Rom gibt. Zu verbessern wäre vielleicht noch, daß ein spezielles Verweisungssystem auch auf diese Unterstichworte hinführt: Hochdorf z.B. ist beim Stichwort Keltische Fürstengräber zwar besprochen, wird zwischen Hippodrom und Holzkonservierung aber nicht eigens ins Alphabet aufgenommen. Um den Ort zu finden, muß man also schon wissen, was es dort zu sehen gibt.

Die Erläuterung von Fachbegriffen fällt - in Anbetracht des Gesamtumfanges von etwas mehr als 500 Seiten - ebenfalls sehr befriedigend aus. Zu Peripteros läßt sich das Wörterbuch ... auf nicht weniger als neun Seiten aus (zum Vergleich: im Lexikon Alte Kulturen nur 2 Zeilen).

Nicht nachschlagen sollte man in diesem Buch sehr allgemeine Begriffe wie "Bronzezeit" oder "archaische Kunst". Dazu sagt jedes größere Konversationslexikon mehr; bei der Kürze der Angaben zu solchen Stichwörtern fällt der Verzicht auf Literaturhinweise zudem besonders unangenehm auf. Insgesamt bleibt festzuhalten, daß das Wörterbuch ... eine sinnvolle Ergänzung zu den verbreiteten Nachschlagewerken über die antike Welt darstellt. Mit seiner Gewichtung und seinem Aufbau orientiert es sich offenbar besonders an den Fragehorizonten und Bedürfnissen von noch nicht zu tief eingestiegenen Interessenten, z.B. Studienanfängern.

Joachim Migl


[1]
Kleines Handbuch der Archäologie : Ausgräber und Ausgrabungen, Methoden und Begriffe / Erhard Gorys. - Orig.-Ausg. - München : Deutscher Taschenbuch-Verlag, 1981. - 560 S. : Ill., graph. Darst., Kt. - (dtv ; 3244). - Die 2., unveränderte Aufl. erschien 1983. (zurück)
[2]
Rez. Buch und Bibliothek. - 43 (1991),4, S. 387 - 390. (zurück)
[3]
Rez. IFB 95-1-129. (zurück)

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