Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 6(1998) 3/4
[ Bestand in K10plus ]

Bibliographica textilia historiae


98-3/4-267
Bibliographica textilia historiae : towards a general bibliography on the history of textiles based on the Library and Archives of the Center for Social Research on Old Textiles (CSROT) / ed. by Seth Siegelaub. - 1. ed. - New York, NY : International General, 1997. - 415 S. : Ill. ; 31 cm. - ISBN 0-88477-038-9 : $ 99.95, $ 89.95 (Subskr.-Pr. bis 31.12.1997). - (International General, Herenstraat 1A, NL-1015 BX Amsterdam)
[4363]

Der Rezensent gesteht, daß er bis zu dem Zeitpunkt, als der Subskriptionsprospekt im Herbst 1997 auf seinen Schreibtisch gelangte, noch nie etwas vom Center for Social Research on Old Textiles (CSROT) gehört hatte. Aufklärung gibt die lange (langatmige) Einleitung: es handelt sich um ein 1986 ins Leben gerufenes privates Forschungsprojekt, in dessen Zentrum die Bibliothek von Seth Siegelaub[1] steht. Diese wurde in den 80er Jahren in New York aufgebaut, konzentrierte sich zunächst auf Literatur über Orientteppiche und wurde nach der Übersiedlung nach Amsterdam seit den 80er Jahren zu einer Fachbibliothek über alle Aspekte historischer Textilien ausgebaut. Sie umfaßt über 5000 Bücher und Aufsätze und wird im vorliegenden (vorläufigen) Katalog unter Hinzuziehung wichtiger Titel, die sich nicht im Bestand der Bibliothek befinden, von ihrem Besitzer katalogisiert. Bedenkt man die Weite des gepflegten Sammelgebietes - Literatur zu handgewebten Textilien aus allen Weltgegenden, von der Vor- und Frühgeschichte bis zum Aufkommen der maschinellen Textilherstellung, unter selektivem Einschluß von Literatur zu handgewebten Textilien der Moderne, und das ganze unter besonderer Berücksichtigung der Literatur zur Wirtschafts- und Sozialgeschichte - hält man sich ferner vor Augen, daß er keine Schriftengattung ausschließt und außer Monographien und Aufsätzen auch die unzähligen Ausstellungs-, Bestands- und nicht zuletzt Auktionskataloge berücksichtigen möchte und dazuhin Publikationen von der Inkunabelzeit bis Anfang 1997 verzeichnet sind, so kann auch der Laie erahnen, daß dieses Programm mit den hier versammelten gut 5000 Titeln nicht angemessen zu verwirklichen ist. Obwohl der Sammler die Frage, die er selbst in der Einleitung aufwirft, nämlich Bibliography or library catalogue (S. 15 - 16), mit einem Sowohl-als-Auch beantwortet, ist der Charakter eines Bibliothekskatalogs doch so eindeutig, daß dadurch auch die Behauptung, hier liege "the first general bibliography" zum Thema vor, in Frage gestellt werden muß. Selbst wenn man nicht nach der schieren Zahl der Titel geht, sondern die vom Sammler immer wieder genannte Absicht in Rechnung stellt, die "major works" zu verzeichnen, so sind die Lücken unübersehbar.[2]

Anlage des Hauptteils im Verfasser- bzw. Sachtitelalphabet; die nach Autopsie (bei Eigenbesitz) erstellten bibliographischen Angaben sind i.d.R. ausreichend, z.T. sind sie - etwa was die extensive Angabe der Kollation bei ganz normalen Monographien betrifft - sogar unangemessen aufwendig. Mit [CSROT ....] und einer folgenden Zahl dürfte die Signatur bzw. Identifikationsnummer gemeint sein; ein Sternchen anstelle der Nummer bezeichnet ein nicht in der Sammlung vorhandenes und z.T. auch nicht eingesehenes Werk. Nützlich sind die i.a. kenntnisreichen, vielfach wertenden Annotationen, in denen mit Siglen auch auf wichtige Nachschlagewerke verwiesen wird (diese sind auf S. 412 mit Kurztiteln zusammengestellt). Die Erschließung ist dagegen unbefriedigend, da sie nur die "major works" erfaßt, die mit Kurztiteln feinsystematisch in einem Anhang zusammengestellt sind. Sonstige Register werden für eine in einigen Jahren geplante zweite verbesserte und erweiterte Auflage versprochen.

Der Gesamteindruck ist zwiespältig, überwiegt doch der Charakter des Katalogs bei weitem den der Bibliographie. Man wird das Werk also als ersten Einstieg benutzen, dann jedoch zur Literaturermittlung andere selbständige und versteckte Bibliographien zusätzlich heranziehen müssen.

Klaus Schreiber


[1]
Man muß annehmen, daß dieser bisher nicht durch Publikationen hervorgetreten ist, da hier unter seinem Namen nur die vorliegende Bibliographie aufgeführt ist. (zurück)
[2]
Der Rezensent hat nur die ihm leicht zugänglichen monographischen Bibliographien über Textilien abgeglichen, zumal der Sammler diese in seiner Einleitung (S. 15) eigens anspricht und "several hundred bibliographies and reading lists" verzeichnet. Es fehlen die folgenden Bibliographien (hier nur mit Kurztiteln zitiert):
Handweaving : an annotated bibliography / by Isabel Buschman. - Metuchen, NJ, 1991. - VII, 250 S. - Domestic American textiles / by Beverly Gordon. - Ambridge, Pa., 1979. - 217 S. - The Bayeux tapestry / Shirley Ann Brown. - Woodbridge, 1988. - XI, 186 S. - The Bayeux tapestry / Richard David Wissolik. - 2. ed. - Greensburg, Pa., 1990. - XII, 74 S. - Nur mit fragmentarischen Angaben (S. 217) zitiert ist: Quilting 1915 - 1983 / Colleen Lahan Makowski. - Metuchen, NJ, 1985. - VII, 157 S. (zurück)

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