Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 6(1998) 3/4
[ Bestand in K10plus ]

Stadt Regensburg


98-3/4-260
Stadt Regensburg : Ensembles, Baudenkmäler, archäologische Denkmäler / Anke Borgmeyer ... Aufnahmen von Peter Ferstl und Dieter Komma. Mit Beitr. von Lutz-Michael Dallmeier ... Erarb. im Rahmen eines Forschungsprojekts der Otto-Friedrich-Universität Bamberg unter Leitung von Achim Hubel. - 2. Aufl. - Regensburg : Mittelbayerische Druck- und Verlags-Gesellschaft, 1997. - CXII, 798 S. ; 30 cm. - (Denkmäler in Bayern ; 37 : 3, Oberpfalz, kreisfreie Städte). - ISBN 3-927529-92-3 : DM 128.00, DM 98.00 (bis 01.10.1997)
[4361]

Das Bundesland Bayern hatte im Rahmen der Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland bereits in den 80er Jahren sehr schnell und flächendeckend seinen aktuellen Denkmälerbestand publiziert, dies aber nicht in Form von ausführlicheren Inventaren, sondern nur als reine Denkmallisten. Hierbei waren die Denkmäler der Stadt Regensburg auf gut 30 Seiten zusammengedrängt im Band für die Oberpfalz verzeichnet.[1] Die Daten für diese Listenerstellung fußten für Regensburg vor allem auf Baudenkmalerfassungen seit 1971 und berücksichtigten noch Überarbeitungen und Ergänzungen für die Einträge bis 1983. Für die archäologischen Bodendenkmäler wurde der Entwurf im wesentlichen 1973 - 1977 erstellt. Die einzelnen Baudenkmälerbeschreibungen, geordnet nach Denkmäler-Ensembles (oftmals ganze Straßenzüge oder Quartiere) und ihren herausragenden Einzelbaudenkmälern vom Stadtkern ausgehend und Einzeldenkmälern im anschließenden Straßenalphabet, waren im Wortsinn Auflistungen. So lautete etwa der Eintrag für den Baumburger Turm, einem der am reichsten verzierten und für Regensburg so typischen Patriziertürme, lapidar: "Watmarkt 4. Baumburger Turm, frühgotisch mit reichem Dekor, Hauskapelle, Anbau spätgotisch mit Fortsetzung zur Kramgasse 5. [Fl. Nr. 1134]" und entsprechend bei der Verweisung: "Kramgasse 5. Romanisches Traufseithaus, Erdgeschoß tonnengewölbt, ursprünglich zum Bräunelturm gehörig, siehe auch Watmarkt 6. [Fl.Nr. 1133]". Begleitet wurde der Gesamteintrag zu Regensburg von Überblickskarten, Luftaufnahmen und einem topographischen Index der Denkmäler.

Zu diesen sieben Grundbänden der Denkmalverzeichnung für Bayern im Rahmen der Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland erscheinen nun nach und nach erweiterte Inventarbände.[2] Für die Denkmäler der Stadt Regensburg bedeutet diese erweiterte Beschreibung eine Expansion der Verzeichnung von den gut 30 Seiten des Listennachweises auf nun fast 900 Seiten inventarartiger Erfassung. Im Vergleich zur Konzeption anderer Großinventare und Inventarreihen (auch in Bayern selbst) sind zwar auch hier die Einträge immer noch knapper und dem urspünglichen Konzept der Denkmaltopographie verpflichtet; Michael Petzet,[3] der Generalkonservator am Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege und Herausgeber des Gesamtinventars Denkmäler in Bayern spricht im Vorwort treffend vom "Charakter eines nachrichtlichen Verzeichnisses"; schon gar nicht ist die Darstellungsform monographisch expandiert. Gleichwohl ist das Angebot an zusammenhängend gebotener Grundlageninformation, die dem eigentlichen Denkmälerverzeichnis vorausgeht, auch hier mehr als eindrucksvoll; teilweise findet sie sich als Zusammenschau hier erstmals publiziert. Kapitel zur Geschichte der Stadt Regensburg, zur Siedlungsgeschichte und der archäologischen Denkmalpflege, zur Stadttopographie und Stadtentwicklungsgeschichte, schließlich zur Geschichte der Stadtsanierung und Denkmalpflege und zum mittelalterlichen Bürgerhaus in Regensburg bestimmen diesen ersten Teil mit 112 Seiten. Darauf erst folgt auf über 700 Seiten die Beschreibung der Einzeldenkmäler; Personenregister, topographischer Index der Denkmäler, Literaturverzeichnis, Kartenteil und Abbildungsnachweise beschließen den Band.

Die 1986 publizierten Denkmallisten bilden nun nur noch das Grundgerüst für das eigentliche Inventar des vorliegenden Bandes. Die ursprünglichen Auflistungen der einzelnen Denkmäler sind um eine wirkliche Text- und Bilddokumentation (mit insgesamt rund 4000 Abbildungen) angereichert. Für das Beispiel Baumburger Turm werden nun die Informationen auf eine ganze Textspalte erweitert, außerdem werden 12 kleine Abbildungen (Außenansicht, Details des Inneren, Ausstattung) und ein Grundriß des Erdgeschosses geboten. Zugleich werden kleine Fehler der Listenpublikation korrigiert: selbstverständlich heißt es jetzt "Anbau spätgotisch mit Fortsetzung zur Kramgasse 3". Auch Ergebnisse und Einblicke aus jüngeren Sanierungsmaßnahmen[4] fließen in die Dokumentation ein: so kann auf 1992 im Baumburger Turm freigelegte Wandmalereien und ihre weitere konservatorische Behandlung hingewiesen werden. Denkmalspezifische Hintergrundinformationen sind aber vor allem auch den beiden Beiträgen des ersten Teils zur Stadtsanierung und Denkmalpflege und zum mittelalterlichen Bürgerhaus zu entnehmen. Gerade die Ausführungen zur Stadtsanierung in Regensburg (und sie können geradezu exemplarisch für deutsche Städte gelesen werden) machen deutlich, wie entscheidend, aber auch wie schwierig und langwierig der Schritt weg von der noch in den 70er Jahren geforderten autogerechten Innenstadt, von geschlossenen Viertelsanierungen (Flächen- und Blocksanierungen) und reinen Fassadenrestaurierungen war hin zu einer Einzelobjekt-bezogenen Denkmalpflege und Stadtsanierung, die auf das jeweilige Denkmal gezielt zugeschnittene Sanierungs- und Restaurierungsmaßnahmen in den Mittelpunkt stellt und zugleich verstärktes privates Engagement und Interesse fördert.

Diese umfassende Bearbeitung des (außerordentlich hohen) Regensburger Denkmälerbestandes war u.a. aber nur möglich durch ein an der Universität Bamberg angesiedeltes Forschungsprojekt "Denkmaltopographie" unter Leitung von Achim Hubel. Hubel bringt im Einführungskapitel denn auch einen Überblick zur Denkmalerfassung in Regensburg und zum Forschungsstand; auch Desiderate werden genannt: Manche grundlegende denkmalkundliche Erfassung (gerade der Kirchen und der monumentalen Profanbauten) ist in der Basis älter als 60 Jahre und ließe somit eine komplette Neuerfassung wünschenswert erscheinen, um in jeder Hinsicht den neuesten Forschungsstand zu präsentieren. Im Profanbau, wo besonders zahlreich einschneidende Sanierungsarbeiten in den letzten Jahrzehnten vorgenommen wurden, ist zudem eine aktualisierte, insbesondere auch photographische Dokumentation nach wie vor wichtig und längst noch nicht vollständig.

Das vorliegende Inventar zu Regensburg ist somit auch jetzt keine Neubearbeitung im Sinne eines klassischen Großinventars, es entspricht aber den Vorgaben der Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland und deren Zielsetzung eines im Vergleich zum klassischen Großinventar beschleunigten Denkmälernachweises. Nur in dieser Form konnte die Fülle des Materials bewältigt und zugleich eine komprimierte Schau des gesamten Regensburger Denkmälerbestandes überzeugend erreicht werden. Und für die Denkmäler in Bayern insgesamt konnte die vergleichsweise schon jetzt erfreuliche Nachweislage erneut in einem wichtigen Punkt verbessert werden. Am Schluß bleibt daher nur ein bescheidener Wunsch zur Publikation anzumerken: Allein beim begleitenden Kartenmaterial wären zusätzlich besser lesbare Detailkarten (Quartiere, Straßenzüge) zur leichteren Lokalisierung der Einzeldenkmäler sehr erwünscht; eine derartige Ergänzung in der nächsten Auflage würden sicher alle Nicht-Regensburger bzw. alle ohne Regensburger Stadtplan in Reichweite danken.

Angela Karasch


[1]
Denkmäler in Bayern : [Ensembles, Baudenkmäler, archäologische Geländedenkmäler] / hrsg. von Michael Petzet. Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege. - München : Oldenbourg. - Bd. 3. Oberpfalz / bearb. von Sixtus Lampl. Luftaufnahmen von Otto Braasch. - 1986. - XIII, 321 S. : zahlr. Ill. - ISBN 3-486-52394-5. (zurück)
[2]
Parallel dazu wurden bzw. werden in Bayern erneut die Ergebnisse großangelegter Inventarisierungsprojekte umfassend publiziert. Zur Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland und zur Denkmälerverzeichnung in Bayern insbesondere vgl. die Komplexrezensionen in IFB 95-3-410 - 412. (zurück)
[3]
Er erhielt jüngst eine in der Tat "monumentale" Festschrift: Monumental : Festschrift für Michael Petzet zum 65. Geburtstag am 12. April 1998 / hrsg. von Susanne Böning-Weis ... - München : Bayerisches Amt für Denkmalpflege, 1998. - L, 954 S. : Ill. ; 30 cm. - ISBN 3-87490-654-X : DM 89.90. - S. 941 - 951: Bibliographie Michael Petzet. (zurück)
[4]
Über deren Abschluß, wobei widerstreitende Interessen von Umnutzung und Bestandserhaltung einen glücklichen Ausgleich fanden, berichtete sogar die Frankfurter Allgemeine. - 98-07-14, S. 41. (zurück)

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