Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 6(1998) 3/4
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Die Historische Bibliothek der Stadt Rudolstadt


98-3/4-208
Die Historische Bibliothek der Stadt Rudolstadt : Geschichte und Sammlungen im Überblick / Michael Schütterle. - 1. Aufl. - Rudolstadt : Historische Bibliothek, 1995. - 87 S. : Ill. ; 21 cm. - (Schriften der Historischen Bibliothek der Stadt Rudolstadt ; 1). - DM 30.00. - (Historische Bibliothek ..., Postfach 52, 07392 Rudolstadt)
[4807]

Mit diesem Band beginnt die Historische Bibliothek der Stadt Rudolstadt[1] eine Schriftenreihe, in der sie eigene und auswärtige bibliothekarische und wissenschaftliche Arbeitsergebnisse zu ihren Beständen vorstellt. Die Bibliothek, die es in dieser institutionalisierten Form erst seit 1993 gibt, verfügt über einen Bestand von ca. 85.000 Bänden, ist öffentlich zugänglich, und versteht sich als "historisch-wissenschaftlich"[2] arbeitende Einrichtung. Im aktuellen Jahrbuch der deutschen Bibliotheken hat sie allerdings keinen Eintrag erhalten, sollte hier aber künftig unbedingt ihren Platz finden.[3]

Die vorliegende Bibliotheksgeschichte, die sich in ihrer Anlage als "Nebenprodukt" der Arbeit am Artikel für das Handbuch der historischen Buchbestände für Thüringen zu erkennen gibt,[4] beschreibt auf der Grundlage von gedruckten und ungedruckten Quellen die Geschichte und Zusammensetzung der Sammlung, deren Ursprünge in den bis in die Reformationszeit zurückgehenden Beständen der Fürstlichen Öffentlichen Bibliothek Rudolstadt (1748) ausgemacht werden können, bis in die Gegenwart.[5] Herausgearbeitet werden die engen Beziehungen zwischen Bibliothek, Fürstenhof und residenzstädtischem Bürgertum durch die Jahrhunderte sowie die Bedeutung der Bibliotheken für das Selbstverständnis der Stadt, das sich im Umgang mit den Beständen widerspiegelt.

Der Erschließung der Bestände dienen weitere Bände derselben Reihe: Bd. 2 (1997) verzeichnet Die Lutherdrucke des 16. Jahrhunderts in Rudolstädter Bibliotheken,[6] Bd. 3 (1998)[7] stellt anläßlich des 250. Gründungsjahres der Fürstlichen Öffentlichen Bibliothek Rudolstadt 40 Zimelien und Rara vor, überwiegend Drucke von 1472 bis 1930, die jeweils auf einer Doppelseite beschrieben (links) und abgebildet werden (rechts). Genaue bibliographische Angaben mit Kollation und Anführung der Sekundärliteratur sind in einem Anhang separiert. Als Einleitung dient eine knappe Geschichte der Sammlungen aus der Feder von deren Leiter, Michael Schütterle.

Ausdruck der Bemühungen um die Erschließung der Bestände sowie der gelungenen Einbindung des historischen Buches in die Stadtgeschichtsschreibung ist auch die erste Veröffentlichung der 1995 gegründeten Gesellschaft für Buchkultur und Geschichte in Rudolstadt.[8] Sie enthält neben Beiträgen zur Rudolstädter Buch- und Bibliotheksgeschichte auch eine Liste der Neuerscheinungen zur "Geschichte des Buch-, Bibliotheks- und Archivwesens für das Territorium des ehemaligen Fürstentums Schwarzburg-Rudolstadt seit 1993" und setzt nicht zuletzt wegen ihrer bibliophilen Aufmachung Maßstäbe für folgende Publikationen.

Kathrin Paasch


[1]
Just an dem Tag, an dem der Herausgeber diese Rezension redigierte, brachte die FAZ ein lesenswertes Portät dieser Stadt u.d.T. Die Kartoffel als Manna der Thüringer : bis hierher hat mich Gott gebracht: wer nach Rudolstadt fährt, reist in die Geschichte / Wolfgang Schulle. // In: Frankfurter Allgemeine. - 1998-08-20, S. 34 : Ill. [sh] (zurück)
[2]
So der Text des den Bänden beigefügten Informationsblattes. Dort wird auch auf die Möglichkeit der gebenden Fernleihe und der Bereitstellung von Kopien hingewiesen. (zurück)
[3]
An dieser Stelle sei auch auf die Bibliothek des Evangelischen Ministeriums zu Erfurt im Augustinerkloster Erfurt hingewiesen, die wie die Rudolstädter Bibliothek den Kriterien für das Jahrbuch entspricht, dort aber bisher gleichfalls nicht nachgewiesen ist. (zurück)
[4]
Der Rudolstadt-Beitrag wird erst im zweiten Thüringen-Band des Handbuchs erscheinen. Der hier zu besprechende Band erhält durch den gegenüber dem Handbuch erweiterten Adressatenkreis - insbesondere Benutzer und Besucher am Ort - seine volle Existenzberechtigung. (zurück)
[5]
Erste Einschnitte in den bis dahin weitgehend kontinuierlichen Ausbau mußte die Bibliothek in den 1920er Jahren hinnehmen, als sie in einen wissenschaftlichen und volkstümlichen Teil "zerlegt" wurde. Nach der Auflösung des Landes Thüringen 1952 wurden dann bis 1956 trotz warnender Stimmen und dem Engagement Einzelner Bestände in größere Thüringer und andere DDR-Bibliotheken "umgeschichtet", was die Rez. fatal an die gegenwärtig angedachten oder stattfindenden "Umstrukturierungen" oder "Verlagerungen" gewachsener historischer Bestände erinnert. Der in Rudolstadt verbliebene Teil der "Schwarzburgica" fristete nach dem Tod des letzten Betreuers der Sammlung 20 Jahre ein Schattendasein und war bis 1991 weitgehend unzugänglich. (zurück)
[6]
S.u. IFB 98-3/4-228. (zurück)
[7]
Aus den Sammlungen der Historischen Bibliothek der Stadt Rudolstadt : Drucke, Handschriften, Autographen des 15. bis 20. Jahrhunderts / hrsg. von Michael Schütterle. Bearb. von Michael Schütterle und Frank Joachim Stewing. - 1. Aufl. - Rudolstadt : Historische Bibliothek der Stadt Rudolstadt, 1998. - 167 S. : Ill. ; 29 cm. - (Schriften der Historischen Bibliothek der Stadt Rudolstadt ; 3). - ISBN 3-9805806-2-8 : DM 58.00. - (Historische Bibliothek, Postfach 52, 07392 Rudolstadt) [5071]. (zurück)
[8]
Blätter der Gesellschaft für Buchkultur & Geschichte / hrsg. von der Gesellschaft für Buchkultur und Geschichte e.V. Rudolstadt. - Rudolstadt. - 21x22 cm. - (Historische Bibliothek, Postfach 52, 07392 Rudolstadt) [4808]. - 1 (1997),1. - 67 S. : Ill. (zurück)

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