Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 6(1998) 1/2
[ Bestand in K10plus ]

Neuere deutsche Literaturwissenschaft


98-1/2-084
Neuere deutsche Literaturwissenschaft : eine praxisorientierte Einführung für Anfänger / Hans-Albrecht Koch. - Darmstadt : Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 1997. - XII, 209 S. ; 22 cm. - (Germanistische Einführungen). - ISBN 3-534-13172-X : DM 29.80
[4424]

Praxis ist bereits im Titel angesagt, Realismus im Waschzettel, demzufolge es sich bei dieser Einführung um "eine realistische Darstellung dessen [handelt], was den Studienanfänger der Germanistik" erwartet; sie will zugleich "Wegweiser zur eigenständigen Orientierung im Fortgang des Studiums" sein. Es ist auch keine weitere unter den nicht wenigen bibliographischen - d.h. titel-orientierten - Einführungen in die Germanistik, sondern eine solche in deren Fundamente, beginnend mit den Gegenständen der Literaturwissenschaft (Kapitel 2) und der Geschichte der Germanistik (3), gefolgt von der Bibliographie (4) - hier nicht nur die allerwichtigsten Fachbibliographien, sondern auch knappe Ausführungen zur Typologie und Geschichte -, sodann die im engeren Sinne literaturwissenschaftlichen Bereiche Methoden und Literaturtheorien (5), Thematologie, also die so neu benannte altbekannte Stoff- und Motivgeschichte (6), die auf nur zweieinhalb Seiten vorgestellt wird, erfreulich ausführlich dagegen Rhetorik und Stilistik (7) und abschließend Epik, Drama und Lyrik (9 - 11). Es folgen - breit, wenngleich im Verhältnis zu einigen der vorangehenden Kapitel wohl etwas zu raumgreifend - solche über Buch und Buchhandel (12 - 13) und, wesentlich kürzer, über Bibliotheken und Literaturarchive (14). Jedes Kapitel schließt mit mehr oder - meist - weniger langen Literaturlisten, deren Titel nur ausnahmsweise ganz knapp annotiert sind. Die längste Literaturliste beschließt das 5. Kapitel, wohl als Antwort auf dessen arg gedrängte Ausführungen;[1] gleich am Anfang dieser Liste verstecken sich - im wahrsten Sinne des Wortes - drei "reine Einführungen in die Arbeitstechniken" (von denen übrigens keine - wie man heute erwarten darf - ausführlich auf die Arbeit mit dem PC eingeht[2]); dieses Versteck läßt sich auch mit Hilfe des Sachregisters nicht entdecken, in dem der Begriff Arbeitstechnik nicht vorkommt.

Kapitel 16 enthält einen mit 20 Seiten gleichfalls nicht üppigen Bibliographischen Anhang,[3] in dem Titel aus den Literaturlisten nur ausnahmsweise wiederholt werden. Der größte Teil entfällt hier auf den zweiten und vierten Abschnitt Weltliteratur bzw. Nichtphilologische Nachbardisziplinen, letztlich also komparatistische Aspekte, wobei erstere zwar im Vorwort als wichtige Dimension der Germanistik erwähnt, im Text selbst aber - von den "auch aus fremden Literaturen genommenen Beispielen" (S. XII) abgesehen - nicht weiter behandelt wird (Begriffe wie Komparatistik oder Vergleichende Literaturwissenschaft kommen auch im Sachregister nicht vor). Dafür sind in der rechten Spalte der zugleich als "Lesevorschlag" dienenden Synoptischen Tabelle zur Literaturgeschichte auch fundamentale Texte aus anderen Literaturen aufgeführt.

Daß die Literaturzitate sich auf die ganz elementaren aber zur Identifizierung ausreichenden Angaben beschränken, ist bei einem Verfasser, dem die 'letzten Quisquilienpostulate der Bibliothekare' sowieso ein Graus sind, nicht anders zu erwarten. Ihre Erfüllung wäre hier freilich auch überflüssig.

Nicht für die Aufstellung im Informationsapparat, wohl aber für die gut assortierte Lehrbuchsammlung geeignet, oder noch besser: für das häusliche Bücherregal der Studenten. Vermutlich wären diese auch bereit, eine ausführlichere (und damit teurere) Darstellung wenn schon nicht zu kaufen, so doch wenigstens zu lesen.

Klaus Schreiber


[1]
Der mit zwei Seiten noch längste Abschnitt über Poststrukturalismus (Dekonstruktivismus) hat für den Feminismus (so die Eintragung im Sachregister) gerade einen Satz übrig, was doch wohl zu wenig im Hinblick auf die tägliche Praxis in den germanistischen Seminaren ist. (zurück)
[2]
Für diese Spezialität gibt es jetzt: Bit um Bit : wissenschaftliche Arbeiten mit dem PC / Manfred Kammer. - Stuttgart ; Weimar : Metzler, 1997. - VI, 146, [30] S. : Ill. ; 19 cm. - (Sammlung Metzler ; 300). - ISBN 3-476-10300-5 : DM 9.80 [4447]. (zurück)
[3]
Ihm folgt noch als Kapitel 16 Ausgewählte Zeitschriften, unterteilt nach Fachzeitschriften einerseits und Literatur- und Kulturzeitschriften sowie Feuilletons andererseits: reine Titellisten, die allein deswegen den angehenden Studenten eher abschrecken dürften. (zurück)

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