Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 6(1998) 1/2
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A bibliographic history of the book


98-1/2-063
A bibliographic history of the book : an annotated guide to the literature / by Joseph Rosenblum. - Metuchen, NJ. ; London : Scarecrow Press [u.a.], 1995. - XI, 425 S. ; 22 cm. - (Magill bibliographies). - ISBN 0-8108-3009-4 : $ 55.00
[4064]

Die "wichtigsten Studien" auf dem Gebiet der Geschichte des Buches will der vorliegende Band vor allem für "Anfänger" auf dem Gebiet der Buchwissenschaft, aber auch für Wissenschaftler, Bibliothekare und für alle anderen Interessierten bieten (Einleitung, S. 16). Rosenblum, Buchhistoriker und Bibliothekswissenschaftler, skizziert auf den ersten 16 Seiten die Bedeutung des Buches als "creation and creator" (Einleitung, S. 1) anhand der Geschichte des Buches vor dem amerikanischen Bürgerkrieg und zum Vergleich die Buchgeschichte in England am Ende des 14. Jahrhunderts. Er insistiert wiederholt auf der Einbeziehung nicht nur aller Elemente des Buches, sondern auch auf der Berücksichtigung aller Faktoren, die Entstehung, Verbreitung und Rezeption des Buches ermöglichen, wenn nicht bedingen - weg von einer "bibliography", die die Umwelt des Buches unberücksichtigt läßt. In der Gliederung[1] dieser empfehlenden Bibliographie - sie umfaßt vier Teile, die wiederum in Kapitel eingeteilt sind - vermißt man dann allerdings den, im Titel suggerierten, großen Bogen, der die Geschichte des Buches vom Autor hin zum Leser mit allen "Zwischenstationen" ausmacht. Auch im Sachregister, das zusätzlich zum Autorenregister den Band erschließen soll, finden sich keine Einträge zum Autor, zur Textüberlieferung, zur Bibliographie, zu einzelnen Buchgattungen, zu Fragen der Restaurierung und Konservierung, zur Zensur oder zum Leser. Erst beim Durchblättern stößt man vereinzelt auf Einträge, deren Titel diese Begriffe enthalten. Das gilt auch für das umfangreiche Gebiet der Bibliotheksgeschichte, die gelegentlich im Teil History auftaucht. Insgesamt enthält der Band, wenn die Rezensentin richtig gezählt hat, 1056 nicht numerierte Titel,[2] wobei der Schwerpunkt auf dem Teil Technical aspects mit 480 Einträgen liegt, gefolgt vom Teil History mit 375. Innerhalb jedes Kapitels sind die Titel alphabetisch nach Verfasser und Sachtitel geordnet, Umfangsangaben fehlen. Jeder Titel wird beschrieben und unter gelegentlicher Hinzuziehung anderer Rezensionen kritisch bewertet mit Annotationen, die von 5 Zeilen bis zu einer halben Seite reichen. Die Binnengliederung der Kapitel ist nicht einheitlich, und wahrscheinlich an den Schwerpunkten der eigenen Lehre ausgerichtet, zum Beispiel, wenn unter Beschreibstoffen nur Großbritannien, Japan und Amerika einen eigenen Abschnitt erhalten oder im Teil Geschichte nur das Mittelalter und das 15. Jahrhundert nach Bibliographien und Studien unterschieden werden.

Unbefriedigend wird es, wenn der Verfasser ausdrücklich hervorhebt, daß seine Auswahl die "most important studies", vor allem "more recent material" (gemeint sind offensichtlich Arbeiten aus unserem Jahrhundert, nähere Angaben werden nicht gemacht), "primarily though not exclusively in the West" umfassen soll (Einleitung, S. 16), dann aber, wie eigentlich nicht anders zu erwarten, außer einigen wenigen Titeln aus dem französischen und niederländischen und zehn Titeln aus dem deutschen Sprachraum nur Titel aus Großbritannien und den USA verzeichnet sind. Ausschlußkriterien für die Aufnahme in die Auswahlbibliographie werden nicht genannt, so daß der Nutzer erst beim Blättern bemerkt, daß außer knapp zwei Dutzend Zeitschriftenaufsätzen nur Monographien enthalten sind, selbst wenn es in einer Annotation heißt: "Many important bibliographical discoveries appear first - or only - in periodical articles."[3] Das somit gezeichnete Bild ist nicht nur in Hinblick auf die westeuropäische Forschung verzerrt. Die ausgewählten deutschen Titel, unter anderem von Konrad Haebler, Hermann Zapf, Karl Schottenloher, Bernhard Bischoff und Albert Kapr, fanden Aufnahme einzig und allein wegen vorliegender Übersetzungen ins Englische oder mehrsprachiger Ausgaben. Verirren sich deutsche originalsprachige Titel in die Bibliographie, wird entweder hervorgehoben, daß sie "useful even for non-German speakers" sind oder aber die Rechtschreibung läßt stark zu wünschen übrig (z.B. S. 174, 275 oder 277). Europäische Standardbibliographien fehlen,[4] aber auch die großen Bibliothekskataloge und Bibliographien aus dem angloamerikanischen Raum zu den geschriebenen und gedruckten Werken der einzelnen Jahrhunderte, die die Materialgrundlage für buchgeschichtliche Studien bieten, fehlen ohne Angabe von Gründen. Für den hiesigen Nutzer ist der Band zum "Stöbern" in der englischsprachigen Literatur zur Buchgeschichte nicht ungeeignet, die schlecht aufbereiteten Register und fehlenden Verweisungen erschweren eine gezielte Suche allerdings erheblich.

Kathrin Paasch


[1]
Gliederung: Resources (bibliographies, general references); technical aspects (writing surfaces, ink, the alphabet, typography, printing, book design, illustration, bookbinding); history (general works, the book in Antiquity, the Middle Ages, the fifteenth century, the sixteenth and seventeenth centuries, the eighteenth century, the nineteenth and twentieth centuries, the book in America); miscellaneos subjects (book collecting, bookselling, private presses). - Seltsam, daß Buchhandel und Bibliophilie unter Verschiedenes aufgenommen sind. (zurück)
[2]
Hier sind die allzu spärlichen Verweisungen auf den Haupteintrag des jeweiligen Titels in einem anderen Kapitel nicht mitgezählt. (zurück)
[3] Vgl. S. 25. Verwiesen wird auf dieser Seite auf eine Zusammenstellung von Zeitschriften, die sich mit der Geschichte des Buches beschäftigen. (zurück)
[4]
Immerhin ist die Annual bibliography of the history of the printed book and libraries enthalten (S. 25), die Bibliographie der Buch- und Bibliotheksgeschichte (BBB) fehlt dagegen: Stichproben bei 50 zwischen 1983 und 1994 erschienenen amerikanischen Titeln aus dem vorliegenden Band haben ergeben, daß alle 50 (!) in der BBB zu finden waren. (zurück)

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