Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 6(1998) 1/2
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1488 Petri - Schwabe 1988


98-1/2-021
1488 Petri - Schwabe 1988 : eine traditionsreiche Basler Offizin im Spiegel ihrer frühen Drucke / Frank Hieronymus. - Basel : Schwabe, 1997. - Halbbd. 1 - 2. - 2043 S. in getr. Zählung : Ill. ; 31 cm. - ISBN 3-7965-1000-0 : SFr. 250.00, DM 290.00
[4275]

Neun Jahre nach den Feierlichkeiten zum 500jährigen Bestehen von Verlag und Druckerei Schwabe & Co. AG Basel, die mit einer Ausstellung der Universitätsbibliothek Basel unter demselben Titel 1988 begangen wurden, liegen nun zwei - mit ihren zusammen sieben Kilogramm als schwergewichtig zu bezeichnende -, umfangreiche Bände vor, die sowohl vom Autor und Austellungsinitiator Frank Hieronymus, als auch vom Verlag als "Ausstellungskatalog" bezeichnet werden. Läßt der Titel zunächst eine Darstellung der Geschichte der Druckerei Petri und ihrer Nachfolger, die heute unter "Schwabe" firmieren, vermuten, so wird im Untertitel, in Vorwort und Einleitung das Thema sogleich eingeengt: Den Schwerpunkt des Werkes bildet die bedeutendste Zeit der Offizinen von Johannes Petri und seiner Nachfolger von 1488 bis 1627.

Nach einer kurzen Skizze der Familie Schwabe und der unmittelbaren Vorfahren der heutigen Besitzer durch den Verleger folgt in der Einleitung durch den Autor ein Abriß der Druckerei- und Verlagsgeschichte unter Verwendung von bisher teils unveröffentlichten Dokumenten. Es schließt sich eine Dokumentation der Verlagsgeschichte des 18. und 19. Jahrhunderts an, die neben der Abbildung der Dokumente selbst die handschriftlichen Texte in transkribierter, gedruckter Form wiedergibt. Es folgen Stammbäume zur Verdeutlichung der Verlagsgeschichte.

Neun Zehntel des Werkes nimmt der Katalogteil ein, der in Aufbau und Umfang der Ausstellung folgt.[1] Hier nun werden die einzelnen Drucke beschrieben, wobei Hieronymus sich chronologisch an "die Produktion der verschiedenen Offizinen der Petri und ihrer Nachfolger" hält, obwohl letztere "aus Zeit- und Raumgründen eher nur symbolisch vertreten sind" (Einleitung, S. E60).

Von der chronologischen Darstellung wurde abgewichen, um die Werke eines Autors oder aufeinanderfolgende Auflagen eines Werkes und seiner Übersetzungen zu beschreiben. Bei den 647 derart aufgenommenen Drucken, die in einem "Kurztitelverzeichnis" quasi als Inhaltsangabe des Katalogteils diesem vorangestellt sind, handelt es sich lediglich um "gut die Hälfte der heute in Basel bekannten Produktion der Petri/Henricpetri von ca. 1100 - 1150 Drucken", um "gut ein Sechstel der Produktion der Petri und ihrer einander zeitlich zum Teil beträchtlich überlappenden Nachfolgerfirmen ... von ca. 3750 Drucken bis 1800" und um "etwa ein Achtel der Produktion bis zum Jahre 1900" (Einleitung, S. E60).[2] Der älteste Titel stammt übrigens von 1496 (Nr. 1), der jüngste von 1842 (Nr. 438). Hieronymus setzt hier offensichtlich weniger auf Vollständigkeit, denn auf eine zum Teil minutiöse, gelegentlich allzu breite Darstellung des einzelnen Druckes:[3]

Den ersten Teil jeder Beschreibung bilden die bibliographischen Angaben: Titel nach Autopsie ohne Normierung der Verfasserangabe, Druckort, Druckjahr, Format, Druckermarkennummer nach Heitz/Bernoulli[4] und Buchschmuck.[5] Den zweiten Teil bilden Notizen zu Druckern, Autoren, Widmungsträgern, Vorbesitzern u.a. Personen und Institutionen, druck-, kunst-, wissenschafts- und sozialgeschichtliche Erläuterungen sowie Inhaltsangaben und Zusammenfassungen von lateinischen Vorworten und Widmungstexten. Dieser Teil spiegelt die jahrelange, intensive Forschungsarbeit des Autors, der durch zahlreiche Publikationen als Kenner der Baseler Druck- und Verlagsgeschichte vor allem des 15. und 16. Jahrhunderts ausgewiesen ist. Hier vor allem liegen die Stärke und das besondere Verdienst des Werkes.

In den Anmerkungen zu den Beschreibungen finden sich dann Sekundärliteratur und Quellennachweise, die zum Teil nicht in die Auswahlbibliographie aufgenommen wurden. Für die Abkürzungen in den Anmerkungen wäre ein eigenes Verzeichnis wünschenswert gewesen. So müssen diese mühsam über die Auswahlbibliographie am Ende des zweiten Bandes erschlossen werden, was nicht in jedem Fall eindeutig möglich ist.[6] Fast jeder Beschreibung sind schwarz-weiße, gelegentlich auch farbige Abbildungen beigegeben. Dabei handelt es sich um solche der Titelseiten, der Besitzvermerke, ausgewählter Seiten mit Holzschnitten, Bilderfolgen oder handschriftlicher Dokumente zum jeweiligen Werk. Wünschenswert wäre die Angabe des Größenverhältnisses von Abbildung und Original gewesen wie auch die Zuordnung von Beschreibungstext und Abbildung der Benutzung entgegengekommen wäre, da nur in seltenen Fällen eine Abbildungsunterschrift vorliegt.

Die Materialfülle beider Bände wird durch neun Register, die vom Verfasser ausdrücklich als Auswahlregister (Einleitung, S. E70) bezeichnet werden, erschlossen: 1. Chronologie der Drucke der Offizinen Petri, Henricpetri und Nachfolger (hier werden nur die im Katalog vorgestellten Drucke erfaßt); 2. Autoren und Titel (Petri- und Henricpetridrucke im engeren Sinne, ohne Nachfolgefirmen, sind durch Sternchen hervorgehoben); 3. Drucker, Verleger und Druckorte; 4. Herausgeber, Übersetzer, Autoren von Widmungen und Vorreden, Autoren kleinerer Geleitgedichte; 5. Adressaten von Widmungsbriefen; 6. Illustratoren, Buchbinder; 7. Druckermarken der Offizinen Petri und Henricpetri, denen auch mehrere Seiten der Einleitung gewidmet sind; 8. Vorbesitzer und 9. Allgemeiner Personen-, Orts- und Sachindex (enthält Autoren, Herausgeber usw., die nicht im Autorenregister oder in anderen Registern aufgeführt sind). Die reichen Informationen der Einleitung sind dagegen nur über ein spezielles Register im Anschluß an die Einleitung zu erschließen.

Kathrin Paasch


[1]
Hinweise und Erläuterungen auf die in der Ausstellung gezeigten Seiten wie unter anderem in Nr. 30 und 31 sind irreführend und hätten getilgt oder umschrieben werden sollen, da das Werk 9 Jahre nach der Ausstellung kaum als Ausstellungsführer betrachtet werden kann. (zurück)
[2]
Bei der Fülle des nicht gezeigten bzw. nicht beschriebenen Materials hätten die Auswahl- und Ausschlußkriterien für die Aufnahme in Ausstellung und Buch deutlicher vorgestellt werden müssen. (zurück)
[3]
In der Anlage des Katalogteils folgt Hieronymus seinem Katalog der griechischen Drucke, doch sind diese hier erwartungsgemäß wesentlich ausführlicher beschrieben:
En Basileia polei tes Germanias : griechischer Geist aus Basler Pressen ; Universitätsbibliothek Basel 4. Juli bis 22. August 1992 ... - Basel : Öffentliche Bibliothek der Universität Basel, 1992. - XXVII, 851, 9 S. : Ill. ; 29 cm. - (Publikationen der Universitätsbibliothek Basel ; 15). - ISBN 3-85953-024-0. - (Öffentliche ..., Verlag, Schönbeinstr. 18 - 20, CH-4056 Basel) [4329]. (zurück)
[4]
Basler Büchermarken bis zum Anfang des 18. Jahrhunderts / Paul Heitz ; Christoph Bernoulli. - Straßburg, 1895. - Den Druckermarken widmet sich Hieronymus in seiner Einleitung ausführlich. (zurück)
[5]
Eine Umfangsangabe fehlt. Wünschenswert für die bibliographische Auswertung der Drucke des 16. Jahrhunderts wäre neben der Zitierung spezieller Bibliographien auch die Angabe der Nummer des VD16 gewesen, die nur sehr selten erfolgt. (zurück)
[6]
Zum Beispiel dann, wenn es von einem Verfasser mehrere Titel gibt (z.B. die Angabe His 35 ff. in Nr. 32 - von His sind vier Titel aufgeführt). (zurück)

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