Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 6(1998) 1/2
[ Bestand in K10plus ]

Die Inkunabeln der Trierer Dombibliothek


98-1/2-014
Die Inkunabeln der Trierer Dombibliothek : ein beschreibendes Verzeichnis mit einer Bestandsgeschichte der Dombibliothek / im Auftrag des Trierer Domkapitels bearb. von Michael Embach. Provenienzzuweisungen von Reiner Nolden. - 1. Aufl. - Trier : Paulinus-Verlag, 1995. - 214 S. : Ill. ; 25 cm. - (Veröffentlichungen des Bistumsarchivs Trier ; 29). - ISBN 3-7902-1322-5 : DM 98.00
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Die von Michael Embach beschriebenen 171 Inkunabeln der Trierer Dombibliothek weisen in ihren Provenienzen auf einen Neuaufbau im 19. Jahrhundert hin. Säkularisation und Franzosenherrschaft im linksrheinischen Gebiet waren die Ursachen für den Verlust der ursprünglich mittelalterlichen Bibliothek. So teilt sie das Schicksal mit vielen Bibliotheken, deren Bestände nicht mehr zurückflossen. Der Neuaufbau des hier beschriebenen Inkunabelbestandes setzt sich aus Schenkungen und Nachlässen zusammen. Unter den vielen Provenienzen nimmt die Schenkung des damaligen Trierer Domherren Edmund von Kesselstatt (1765 - 1840) umfangmäßig eine gesonderte Stellung ein - nahezu 70 % der heute im Besitz der Dombibliothek befindlichen Inkunabeln stammen aus seiner Schenkung. So darf es nicht verwundern, wenn der Bestand nicht die Homogenität einer mittelalterlichen kirchlichen Sammlung widerspiegelt, sondern auch bibliophile Neigungen zeigt, wie das unter Nr. 144 aufgeführte Buch der Chroniken von Hartmann Schedel, eine mit 1800 Holzschnitten versehene Weltgeschichte. Und doch läßt auch diese Sammlung inhaltlich den typischen Aufbau erkennen: mehrere Bibelausgaben, Bibelkommentare und Liturgica bilden den Kern. Zudem befinden sich die Dekretalen Gregor IX. und die berühmten Ausleger des kanonischen Rechts, Durantus und Nikolaus de Tudeschis, im Bestand. Die Kirchenväter Ambrosius und Augustinus, die Scholastiker Thomas von Aquin, Bonaventura und Gerson zählen ebenso dazu, wie die allgemein anerkannten und immer wieder kommentierten Sentenzen des Petrus Lombardus.

Der Katalog selbst entspricht dem seit vielen Jahren üblichen hohen Standard der Inkunabelkatalogisierung. Dem alphabetisch beschreibenden Teil wird eine prägnant umrissene Geschichte der Bibliothek und ihrer Bestände vorangestellt, in der sich der Bearbeiter als exzellenter Kenner ausweist. Die Beschreibung der einzelnen Inkunabelausgaben gliedert sich nach dem üblichen Schema: Autor, Titel und angedruckte Werke bilden die Hauptaufnahme. Ihnen folgen die Angaben zum Druckort, Drucker, Druckdatum und Format. Entscheidungen betreffs der Druckerzuweisungen werden, wie in Nr. 126, durch Literaturangaben gestützt. Bibliographische Referenzen werden in ausreichender Zahl angeführt, und die im Buch befindlichen Provenienzeinträge zitiert. Angaben zur Vollständigkeit und Ausstattung der Drucke folgen. Hier wäre die Angabe der Blattzahl noch nützlich gewesen. Andererseits sprengen die Hinweise auf fehlerhafte Blattzählungen in den Drucken den gewohnten Rahmen. Die Einbände werden ausreichend beschrieben, aber leider wird das Stempelmaterial keiner genauen Untersuchung unterzogen. Es wäre wünschenswert, wenn es in einer gesonderten Studie vorgestellt werden würde, um es damit einem Fachpublikum zugänglich zu machen. Die am Schluß der jeweiligen Beschreibungen aufgeführte Fülle von Literaturangaben läßt erkennen, wie tief die Beschäftigung des Bearbeiters mit der von ihm zu betreuenden Sammlung geht. Den Abschluß dieses qualitativ gut gearbeiteten Katalogs bilden die bibliographischen Konkordanzen, das Druckerregister und ein Provenienzverzeichnis, das - wo möglich - angereichert wurde mit bibliographischen Daten.

Lutz Seidel


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