Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 6(1998) 1/2
[ Bestand in K10plus ]

Inkunabelkatalog der Erzbischöflichen Diözesan- und


98-1/2-013
Inkunabelkatalog der Erzbischöflichen Diözesan- und Dombibliothek Köln / bearb. von Rudolf Ferdinand Lenz. Hrsg. von Juan Antonio Cervelló-Margalef. - 1. Aufl. - Köln : Bachem, 1997. - XVI, 307 S. : Ill. ; 25 cm. - ISBN 3-7616-1320-2 : DM 68.00
[4315]

Fast zeitgleich mit dem 750jährigen Jubiläum des Kölner Doms im Jahr 1997 kann der Öffentlichkeit die katalogisierte Inkunabelsammlung der Diözesan- und Dombibliothek vorgestellt werden. Dies wird Buchhistoriker, Mediävisten und alle diejenigen, die sich mit der Geschichte der Stadt Köln verbunden wissen, erfreuen. Denn die Darbietung einer derartigen Sammlung erlaubt immer Einblicke in regionalgeschichtliche Beziehungen, aber auch Stand und Entwicklung der typographischen Kunst. So sind die Werke der Frühdruckzeit das besondere und lösen nur allmählich das geschriebene Buch ab.

Wie dem Vorwort zu entnehmen ist, gründet sich die Sammlung nicht auf einige wenige Provenienzgruppen, sondern überwiegend auf Säkularisationsgut mehrerer Klosterbibliotheken des linksrheinischen Gebietes und nachträgliche Schenkungen und Ankäufe. Besondere Erwähnung verdient, daß von den 410 beschriebenen Werken (dazu kommen 34 Dubletten) 123 aus Kölner Pressen stammen. Die Dokumentierung der Druckgeschichte dieser Stadt war mit Sicherheit ein nicht zu unterschätzender Aspekt bei der Sammlungsergänzung, denn Köln gehörte zu den frühesten und berühmtesten Druckorten des 15. Jh. Nach Mainz, Bamberg und Straßburg ist Köln der viertälteste Druckort Deutschlands. Ulrich Zell, der mit 23 Werken in dieser Sammlung vertreten ist, führte 1465 die Erfindung in die Stadt ein. Gründe, die zum Entschluß Zells führten, sich in Köln niederzulassen, gab es mehrere. Da war der Handel, der durch die zentrale Lage der Stadt begünstigt war. Er hat Reichtum in die Stadt gebracht. Außerdem nahm Köln eine führende Stellung unter den deutschen Erzbistümern ein. Nicht umsonst sprach man im Mittelalter vom "heiligen Köln". Und seit 1388 existiert eine von Papst Urban VI. auf Bitten des Kölner Rates gegründete Universität, die eine hohe Anzahl Abnehmer von wissenschaftlichen Werken garantierte. Neben Zell sei noch Heinrich Quentell, der produktivste Drucker in Köln, genannt und Johann Koelhoff der Ältere, der als erster Signaturen druckte und die Kustoden einführte.

Die 410 Aufnahmen werden im Hauptteil des Katalogs alphabetisch verzeichnet. Autor, Titel, Angaben zum Drucker, zur Datierung und zum Format füllen jede Kopfzeile. Ihr folgen die umfangreichen bibliographischen Angaben, die für die Verifizierung der Ausgabe unerläßlich sind. Hier hat sich der Bearbeiter der Mühe unterzogen, die Sammlungen Freiburg (Sack) und Düsseldorf mitzuzitieren. Weitere Angaben über Umfang, Zustand und Ausstattung der Drucke folgen. Gerade die lückenlose Beschreibung der Ausstattung zeigen dem Buchhistoriker und anderen Interessenten den individuellen Charakter und die Nähe zur Handschrift. Provenienzen werden oftmals getreu wiedergegeben, wenn möglich, mit biographischen Angaben ergänzt. Die umfangreiche und lückenlose Darbietung der einzelnen Aufnahmen findet ihren Abschluß in der fast vollständigen Beschreibung des Einbands. Hier unterzog sich der Bearbeiter der oftmals schwierigen Aufgabe, die Lederart zu bestimmen. Schade, daß nur in wenigen Fällen das Stempelmaterial beschrieben wurde. Auch hätte der Illustrationsteil mit Abreibungen von Einzel- und Rollenstempeln angereichert werden können. Die des öfteren in den Vorsätzen befindlichen Handschriftenfragmente wurden nach Möglichkeit verifiziert. Erfreulich, daß durch die Sichtung des Bestandes ein bis dato unbekannter Einblattdruck, der unter Nr. 410 beschriebene Aderlaßkalender aus Straßburg, der Fachwelt vorgestellt werden kann. Ein weiteres Unikum findet sich unter Nr. 395: Vigilie defunctorum. Des weiteren ist der Besitzwechsel der unter Nr. 137 beschriebenen Ausgabe des Confessionale von Antonius Farenus von Interesse - zur Zeit der Aufnahme in den Gesamtkatalog der Wiegendrucke war sie noch im Privatbesitz von Schoor in Antwerpen.

In einem letzten Teil hat der Bearbeiter alle wichtigen Konkordanzen angefügt, die die Auffindbarkeit der Drucke erleichtern: angefangen mit dem Druckerregister, über Titel- und Provenienzregister, bibliographische Konkordanzen und schließlich die Auflistung der Postinkunabeln und der 33 verschollenen Frühdrucke.

Abgesehen von dem etwas unübersichtlich gestalteten Druckbild im alphabetischen Katalogteil dürfen alle inkunabelbesitzenden Einrichtungen den illustrierten Katalog als Gewinn betrachten. Die zweitgrößte Inkunabelsammlung Kölns öffnet sich dank des Fleißes und der Gründlichkeit der Bearbeiter einem interessierten Fachpublikum.

Lutz Seidel


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