Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 5(1997) 3/4
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Historische Bibliographie [Computerdatei]


97-3/4-404
Historische Bibliographie [Computerdatei] / hrsg. von der Arbeitsgemeinschaft Außeruniversitärer Historischer Forschungseinrichtungen in der Bundesrepublik Deutschland. - München : Oldenbourg
[3924]
1991/95 (1997). - 1 CD-ROM. - ISBN 3-486-56303-3 : DM 98.00

2. Historische Bibliographie

2.1 Inhalt

Die Historische Bibliographie umfaßt nach dem ersten Update jetzt den Berichtszeitraum von 1990 bis 1995, während auf der ersten Ausgabe die Daten aus den Berichtsjahren von 1991 bis 1994 enthalten waren. Das Datenvolumen beträgt inzwischen ca. 54.000 Datensätze aus nahezu allen Bereichen der historischen Forschung. Im Gegensatz zur ÖHB herrscht bei der Historischen Bibliographie nicht das Provenienzprinzip, d.h. es wird zwar in erster Linie das Schrifttum der deutschen Geschichtswissenschaft dokumentiert, aber darüber hinaus auch die europäische und außereuropäische Geschichte berücksichtigt.

2.2 Software

Als erstes fällt auf, daß die Benutzeroberfläche im Vergleich zur 1. Ausg. grundlegend verändert wurde. Statt askSam wird nun der Internet-Explorer der Firma Microsoft eingesetzt. Begründet wird der Wechsel damit, daß das alte System mit der gewachsenen Datenmenge nicht mehr zurechtkäme. Darüber hinaus wird wohl die besser strukturierte und benutzerfreundlichere Oberfläche die Wechselentscheidung mit beeinflußt haben. Der zunächst positive Eindruck relativiert sich jedoch schnell, wenn man die erste Recherche gestartet hat. Sofort wird erkennbar, daß sich an den Möglichkeiten der inhaltlichen Suche im Vergleich zur 1. Ausg. nichts geändert hat.

2.3 Recherche

Suchbar sind die Felder Autor, Titelstichwörter, Erwähnte Orte und Erwähnte Personen. Eine Feldsuche nach Schlagwörtern gibt es nicht, da die Titel gar nicht verschlagwortet werden. Das Feld Erwähnte Orte suggeriert zunächst, daß immerhin geographische Schlagwörter recherchierbar sind. Tatsächlich jedoch wurde der Ortsindex offensichtlich aus den Sachtiteln heraus produziert, wobei durch Trunkierung etwa Genitiv-Endungen ignoriert werden. Diese Vorgehensweise, obwohl ohnehin kein Ersatz für ein geographisches Schlagwort, führt schließlich noch zu fehlerhaften Einträgen. Sucht man etwa nach Berlin erhält man 555 Treffer, u.a. den Titel: Schlör, Joachim: ... das Großstadtleben nicht entbehren : Berlin in Tel-Aviv ; Großstadtpioniere auf der Suche nach Heimat. Sucht man nun in einer zweiten Recherche nach Tel-Aviv, so bekommt man eine 0-Treffer-Meldung. Beschränkt man sich jedoch auf die Suche nach "Tel", so erhält man zwei Treffer, u.a. den oben aufgeführten. Nicht nur an dieser Stelle scheint das Retrieval über eine automatische Rechtstrunkierung zu verfügen. Wer etwa nach dem Autor Jürgen Becker sucht und Becker und Jürgen (das Wort und wird immer als Boolescher Operator interpretiert) als Suchterm eingibt, erhält 3 Treffer, u.a. den Titel: Die amerikanischen Präsidenten. - München : Beck, 1995. Die Rechtstrunkierung führt also dazu, daß statt des Autors Becker der Verlag Beck gefunden wurde. Dies ist um so verwirrender, als ausdrücklich die Option Suchen in Autor ausgewählt wurde. Zur Bestätigung wurde die Suche in der Form Beck und Jürgen angegeben, mit demselben Ergebnis.

2.4 Installation

So weit dringt in der Historischen Bibliographie allerdings nur der vor, dem die Installation der CD-ROM geglückt ist. Wer noch mit WINDOWS 3.11 arbeitet, muß zuerst das mitgelieferte Zusatzpaket installieren, um anschließend den Internet-Explorer laden zu können. Dem Rezensenten ist dies auf einem PC mit einem 486er Prozessor, der mit 33 Mhz getaktet wird, auch nach mehreren Anläufen nicht gelungen. Unter WINDOWS 95 ist die Installation immerhin gelungen, wenn auch nur unter Einschaltung der technischen Hilfe der Herausgeber. Wer jedoch die in der mitgelieferten gedruckten Installationsanweisung angegebene Telephonnummer anruft, erhält eine Nummer im Oldenbourg-Verlag mitgeteilt, mit dem Hinweis der eigenen Unzuständigkeit. Im Oldenbourg-Verlag schließlich wird Hilfe angeboten, und zwar in Form einer zusätzlichen Installationsanweisung, die man sich zufaxen lassen kann. Ganz abgesehen von diesen elementaren und ärgerlichen Problemen muß die Frage gestellt werden, ob es sinnvoll ist, einem Internet-Benutzer den Browser der Firma Microsoft vorzuschreiben. Bekanntlich gibt es dazu gleichwertige Konkurrenzprodukte und die Auswahl, welche Software eingesetzt werden soll, muß man den Benutzern überlassen. Bezüglich des Retrievals und der Nutzeroberfläche kann somit trotz des Wechsels von askSam zum Internet-Explorer von einer qualitativen Verbesserung der Historischen Bibliographie kaum die Rede sein.

2.5 Mängel der bibliographischen Beschreibung

Ähnlich verhält es sich bei den inhaltlichen Suchmöglichkeiten, die aufgrund der fehlenden Verschlagwortung nur sehr eingeschränkt möglich sind. Besonders problematisch erscheint in diesem Zusammenhang, daß in die Bibliographie Titel aufgenommen werden, von denen zwar eine Vorankündigung vorliegt, die aber noch nicht erschienen sind. Selbst wenn die bibliographischen Beschreibungen dieser Titel nach ihrem Erscheinen nochmals kontrolliert und bei Bedarf korrigiert würden, wäre das Verfahren fragwürdig. Aber auch das scheint zu unterbleiben. Der Titel: Bürgerschaften : alteuropäische und moderne Bürgerschaft ; Rezeption und Innovation der Begrifflichkeit / Hrsg.: Reinhart Koselleck und Klaus Schreiner, enthält auf der CD-ROM als weitere bibliographische Beschreibung: Stuttgart : Klett-Cotta, 1994, ca. 320 S. Noch im selben Jahr 1994 war der Band im Buchhandel erhältlich unter dem Titel: Bürgerschaft : Rezeption und Innovation der Begrifflichkeit vom Hohen Mittelalter bis ins 19. Jahrhundert. Statt der vermuteten 320 Seiten umfaßt der Band 520 Seiten.

Insgesamt muß die bibliographische Beschreibung als spärlich, uneinheitlich und häufig als fehlerhaft bezeichnet werden. Beim Aufsatz von Klaus Schreiner: Caesar von Heisterbach (1180 - 1240) und die Reform zisterziensischen Gemeinschaftslebens wird als Sammelband angegeben: Die niederrheinischen Zisterzienser im späten Mittelalter. - Pulheim 1992. Tatsächlich ist der Band in Köln beim Rheinland-Verlag erschienen.

Christian Ritzi


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