Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 5(1997) 3/4
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The database of classical bibliography [Computerdatei]


97-3/4-400
The database of classical bibliography [Computerdatei] / Dee L. Clayman, gen. ed. - Atlanta, Ga. : Scholars Press. - Digitalisierte Ausg. von: L'année philologique. - (Scholars Press, POB 15399, Atlanta, Ga. 30333-0399, USA)
[4570]
Vol. 1. Featuring L'année philologique vols. 47-58 (1976-1987). - 1995. - 1 CD-ROM + [Handbuch]

2. The Database of classical bibliography (DCB)

2.1 Allgemeines

Grundlage für die DCB[1] ist L'année philologique 1. 1924/26 (1928) - , die gegenwärtig für die Altertumswissenschaft immer noch die wichtigste laufende Fachbibliographie darstellt, auch wenn der Berichtszeitverzug mittlerweile drei Jahre beträgt.[2] 1995 erschien der erste Band der DCB mit dem digitalisierten Inhalt der gedruckten Bände von L'année philologique für den Berichtszeitraum 1976 - 1987. Im neuesten Band von L'année philologique 64. 1993 (1996) war die zweite CD-ROM für Anfang 1997 angekündigt, mit den Bänden 45 (1974) bis 55 (1989), doch war diese bis zum Redaktionsschluß dieser Rezension noch nicht erschienen.[3]

2.2 Systemvoraussetzungen

DCB kann unter Windows- und Macintosh-Umgebung laufen. Das Retrieval-System ist CompLex for Windows bzw. CompLex for Macintosh.

2.2.1 Voraussetzungen für Windows

IBM-kompatibler PC mit 80386er Prozessor oder höher; mindestens 4 MB Arbeitsspeicher; VGA-Monitor oder besser; MS-DOS 3.1 oder höhere Version; MS-Windows 3.1 oder höhere Version; CD-ROM-Laufwerk; Maus.

2.2.2 Voraussetzungen für Macintosh-Rechner

Macintosh LC 475 oder besser; mindestens 3.5 MB RAM; Macintosh-System 7 oder höher; CD-ROM-Laufwerk.

2.3 Inhalt

Die zur Rezension verwendete Ausgabe von DCB enthält alle Informationen aus den gedruckten Bänden 47 (1976) - 58 (1987) von L'année philologique mit insgesamt 185.238 Einträgen. Geplant sind jährliche Updates, wobei gleichzeitig ältere und neuere Bände digitalisiert werden sollen. Der Schwerpunkt liegt auf dem Gebiet der Alten Geschichte (einschließlich der Vor- und Frühgeschichte) und der Klassischen Philologie mit ihren Hilfswissenschaften Papyrologie, Numismatik, Epigraphik unter breiter Berücksichtigung der antiken Randkulturen, der antiken Geistes-, Kultur- und Technikgeschichte. Berücksichtigt wird der Zeitraum vom 2. Jahrtausend v. Chr. bis zum 8. Jh. Kurzum: L'année philologique ist die Bibliographie für den gesamten Bereich der Altertumswissenschaft.

2.4 Recherche-Möglichkeiten

DCB bietet insgesamt 17 Suchindizes an, in denen auch mit griechischen Wörtern gesucht werden kann.

1. Authors and works index: Enthalten sind die Namen der antiken und modernen Autoren. Die antiken Autorennamen sind wie in der gedruckten Vorlage latinisiert (also Homerus statt Homer). Die modernen Verfassernamen sind nicht normiert - man findet also die Versionen Himmelmann Nikolaus, Himmelmann-Wildschütz N. sowie Himmelmann-Wildschetz N. Die meisten Vornamen sind nicht ausgeschrieben und die Initialen nur durch ein Spatium vom Nachnamen getrennt - ebenfalls wie in der Druckausgabe.[4] Klickt man einen Verfassernamen an, so werden die von ihm verfaßten Schriften angezeigt, geordnet nach dem Alphabet der Titel.

2. Full text index: Der Volltext-Index enthält alle Wörter, die in der DCB vorkommen in allen Sprachen und grammatischen Formen. Bei einer postkoordinierenden Suche in diesem Index im search window (s.u.) muß dies unbedingt beachtet werden.

3. Authors' names index: Dieser Index enthält im Gegensatz zum Authors and works index auch die Rezensionen zum Werk des modernen Verfassers.

4. Title index: Enthalten sind alle Titel moderner und antiker Werke einschließlich der von L'année philologique verwendeten Abkürzungen für Zeitschriften. Auch hier ordnen die Artikel am Anfang des Titels mit.

5. Series title index: Der Index enthält eine alphabetische Auflistung der erschlossenen Schriftenreihen.

6. Journals index: Bietet eine alphabetische Liste der Zeitschriftentitel inklusive ihrer Abkürzungen. Durch Anklicken eines Titels werden alle erschlossenen Artikel aus der Zeitschrift angezeigt.

7. Modern language index: Über diesen Index kann bei einer kombinierten Suche die Sprache der gesuchten Dokumente festgelegt werden.

8. Place of publication index und 9. Publisher index: Der uneinheitliche Gebrauch von Verlagsnamen und Verlagsorten spiegelt sich in diesen Indizes wider. Für die nächsten Updates sollen die Einträge vereinheitlicht werden.

10. Date of publication index: Das Handbuch bemerkt dazu: "Do not use it for searching there. Do not even look at it." Schaut man dennoch nach, stellt man wiederum fest, daß die Angaben völlig uneinheitlich sind. 1984 erscheint als: 1984; 1984 1985; 1984-1985; 1984-1986; 1984/1985 und 1984/85. Solche Einträge sind für die Recherche kaum zu gebrauchen.

11. Type index: Er bietet die Suche nach bestimmten Schriftengattungen an: Article in collection, Article in journal, Collection, Dissertation, Edition, Monograph, No type, Review und Summary.

12. TLG Greek genres index: Grundlage für diesen Index sind die Genre-Klassifikationen des Thesaurus linguae Graecae canon of Greek authors and works[5], in dessen Appendix die Werke aller verzeichneten Autoren bestimmten Literaturgattungen - z.B. Astronomica, Comica, Historica - zugeordnet werden. Der DCB-Index enthält die Genre-Bezeichnungen in englischer Sprache. Wird ein Genre angeklickt erfolgt zunächst auf der Grundlage des TLG canon eine Suche nach allen Autoren, die in diesem Bereich geschrieben haben. Im zweiten Schritt wird in den Autoren-Rubriken von L'année philologique nach den Schriften über diese Autoren gesucht. Während des zweiten Suchschritts differenziert das System nicht mehr nach Literaturgattungen (es kommt ja durchaus vor, daß ein Autor vom TLG canon mehreren Genres zugeteilt wurde), sondern zeigt alles an, was es in den Autoren-Rubriken findet. Die Recherche ergibt in der Regel eine sehr große Treffermenge mit viel Ballast, so daß weitere Einschränkungen nötig sind.

13. TLG Greek geographical origins index: Hier sind die Geburtsorte der im TLG canon verzeichneten Autoren aufgeführt. Bei einer Recherche erfolgt zuerst die Suche nach allen Autoren, die beispielsweise aus Alexandria stammen. Danach wird wiederum in den entsprechenden Autoren-Rubriken nach dem Schrifttum über diese Autoren gesucht.

14. APh rubrics index: Enthält die Rubriken des Inhaltsverzeichnisses von L'année philologique in alphabetischer Ordnung in französischer Sprache.

15. APh topics index: Hier sind die Rubriken in englischer Übersetzung alphabetisch aufgeführt, ausgenommen die Rubrik Auteurs et textes.

Die letzten zwei Indizes - 16. APh page index und 17. APh ID number index - dienen nur der Systemverwaltung und brauchen hier nicht näher erläutert zu werden.

Die Suche im Datenbestand kann über das entry window oder das search window erfolgen. Beim Aufruf des Programms erscheint voreingestellt das entry window mit der Möglichkeit, in den oben genannten Indizes zu browsen, die Einträge für eine Recherche anzuklicken und sich die Ergebnisse anzuschauen. Für differenziertere Suchanfragen ist das search window zu benutzen. Im search window sind die Indizes zwar nicht mehr einsehbar doch mittels Boolescher und Relationsoperatoren sowie Trunkierungsmöglichkeiten durchsuchbar. Suchbegriffe können aus dem entry window mittels copy-and-paste-Funktion in das search window übernommen werden. Mit den Booleschen Operatoren kann auf verschiedenen Ebenen gearbeitet werden. Durchsucht man mehrere Indizes gleichzeitig, so werden die Einträge automatisch mit Booleschem UND verknüpft. Bei der Suche in einem Index können alle Booleschen Operatoren verwendet werden. Wenn mehrere Ergebnismengen als Datei gespeichert wurden, können diese in einem zweiten Suchschritt in der query factory mit Booleschen Operatoren verknüpft werden. Das search window bietet weiterhin die Möglichkeit, zu große Ergebnismengen über einen Filter einzuschränken - dies entspricht zwar der Suche mit Booleschen Operatoren nicht, ist aber in der Handhabung einfacher. Eine interessante Suchmöglichkeit im search window bietet der TLG Greek ancient data filter. Dieser Filter benutzt einen Index auf der Grundlage des oben erwähnten TLG canon, in dem die griechischen Autoren chronologisch erfaßt sind. Die Zeitspanne reicht vom 8. Jh. v. Chr. bis um das 10. Jh. Wird nun im TLG Greek ancient data filter beispielsweise das 3. Jh. ausgewählt und im Volltext-Index nach dem Wort Liebe gesucht, erhält man Schriften, die sich mit Liebe bei den griechischen Autoren des 3. Jh. befassen. Doch wird bei dieser Suche je nach Suchvokabular auch viel Ballast angezeigt: Eine Suche nach Abhandlungen über den Krieg bei Autoren des 8. Jh. (Suchbegriffe im Volltextindex: Krieg<or>war) ergab auch Dokumente, bei denen nur das deutsche Hilfsverb war im Text auftauchte; eine Suche für denselben Zeitraum nach sex* lieferte auch Dokumente, in denen nur das französische Verb s'expliquer vorkam, die ansonsten aber nichts mit der Suchanfrage zu tun hatten. Ein analoge Einrichtung für die lateinischen Autoren gibt es bisher noch nicht.

2.5 Präsentation der Ergebnisse

Die gefundenen Titel werden zunächst in einer Kurztitelliste angezeigt, und können dann im Vollformat betrachtet werden. Natürlich können die Ergebnisse ausgedruckt und auf Diskette kopiert werden. Es ist möglich, Treffermengen, die als Datei gespeichert sind, für spätere Recherchen zu nutzen. Über die gespeicherten Dateien läßt sich später in der query factory feststellen, welche Suchschritte man im einzelnen durchgeführt hat. Die Zugriffszeit ist mit anderen CD-ROM-Datenbanken vergleichbar - es dauert auf gar keinen Fall so lange wie bei Dyabola.

2.6 Bewertung

Was über die Bedeutung von L'année philologique gesagt wurde, gilt auch für die DCB, auch wenn sie zur Zeit nur für einen kleinen Zeitabschnitt nutzbar ist. Die Datenbank bietet interessante Sucheinstiege und Suchmöglichkeiten. Der größte Nachteil ist, daß kaum genormtes Suchvokabular vorliegt, was zu unsauberen Anfragen mit hohen Trefferquoten und viel Ballast führt. Je mehr Bände retrospektiv erfaßt werden, desto gravierender wird dieses Problem. Es gibt keine Möglichkeit, nur nach Titelstichwörtern zu suchen. Es wäre wünschenswert, eine solche Suche einzurichten und die Stichwörter zu lemmatisieren, oder in eine Sprache zu übersetzen. Ebensowenig gibt es eine Deskriptor-Suche. Eine grobe systematische Suche ist über den APh rubrics und APh topics index möglich, obwohl hier die Treffermenge in der Regel zu groß sein wird. Es reicht eben nicht aus, gedruckte Bibliographien einfach zu digitalisieren, ohne genormte Suchmöglichkeiten anzubieten.[6] Unter software-ergonomischen Gesichtspunkten ist die DCB wesentlich besser als Dyabola - es gibt die von Windows bekannten Hilfefunktionen, es können verschiedene Systemeinstellungen vorgenommen werden und Icons können angeklickt werden - doch ist auch DCB nicht intuitiv erlernbar, v.a. dann nicht, wenn man L'année philologique nicht kennt. Auch bei diesem Produkt müssen Schulungen für die Benutzer angeboten werden.

Kai Heßling


[1]
Vgl. The Database of classical bibliography / Julie Still. - Juni 1997. - http://www.onlineinc.com/database/JunDB97/still6.html
G. H. Whitaker in: Journal of Hellenic studies. - 116 (1996), S. 181 - 186, bes. S. 182 - 184. (zurück)
[2]
Vgl. L'année philologique : Geschichte, Konzeption und Relevanz einer altertumswissenschaftlichen Fachbibliographie ; Hausarbeit zur Prüfung für den höheren Bibliotheksdienst / Ursula Bernhard. - Köln : Fachhochschule für Bibliotheks- und Dokumentationswesen, 1987. (zurück)
[3]
Aktuelle Informationen erhält man unter:
http://scholar.cc.emory.edu/scripts/publications/SP/CDROM.html?DCB (zurück)
[4]
Bei einer Suche in diesem Index im search window (s.u.) ist darauf zu achten, den Namen auch ohne Komma einzugeben, also: wirth g. Eine Suche unter wirth, g ergibt keinen Treffer. (zurück)
[5]
Thesaurus linguae Graecae canon of Greek authors and works / Luci Berkowitz ; Karl A. Squitier. - 3. ed. - New York ; Oxford : Oxford University Press, 1990. - LX, 471 S. - Appendix 3: Index of classification tags, S. 429 - 438. (zurück)
[6]
Es ist auch unverständlich, warum nicht bei der nachträglichen Digitalisierung Erfassungsnormen aufgestellt wurden, die es ermöglicht hätten, die zahlreichen formalen Uneinheitlichkeiten, wie sie sich in der langen Laufzeit von gedruckten Bibliographien quasi zwangsläufig einstellen, nachträglich weitgehend zu beseitigen. [sh] (zurück)

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