2.1 Allgemeines
Grundlage für die DCB[1] ist L'année philologique 1. 1924/26 (1928)
- , die gegenwärtig für die Altertumswissenschaft immer noch die
wichtigste laufende Fachbibliographie darstellt, auch wenn der
Berichtszeitverzug mittlerweile drei Jahre beträgt.[2] 1995 erschien der
erste Band der DCB mit dem digitalisierten Inhalt der gedruckten Bände
von L'année philologique für den Berichtszeitraum 1976 - 1987. Im
neuesten Band von L'année philologique 64. 1993 (1996) war die zweite
CD-ROM für Anfang 1997 angekündigt, mit den Bänden 45 (1974) bis 55
(1989), doch war diese bis zum Redaktionsschluß dieser Rezension noch
nicht erschienen.[3]
2.2 Systemvoraussetzungen
DCB kann unter Windows- und Macintosh-Umgebung laufen. Das
Retrieval-System ist CompLex for Windows bzw. CompLex for Macintosh.
2.2.1 Voraussetzungen für Windows
IBM-kompatibler PC mit 80386er Prozessor oder höher; mindestens 4 MB
Arbeitsspeicher; VGA-Monitor oder besser; MS-DOS 3.1 oder höhere
Version; MS-Windows 3.1 oder höhere Version; CD-ROM-Laufwerk; Maus.
2.2.2 Voraussetzungen für Macintosh-Rechner
Macintosh LC 475 oder besser; mindestens 3.5 MB RAM; Macintosh-System
7 oder höher; CD-ROM-Laufwerk.
2.3 Inhalt
Die zur Rezension verwendete Ausgabe von DCB enthält alle
Informationen aus den gedruckten Bänden 47 (1976) - 58 (1987) von
L'année philologique mit insgesamt 185.238 Einträgen. Geplant sind
jährliche Updates, wobei gleichzeitig ältere und neuere Bände
digitalisiert werden sollen. Der Schwerpunkt liegt auf dem Gebiet der
Alten Geschichte (einschließlich der Vor- und Frühgeschichte) und der
Klassischen Philologie mit ihren Hilfswissenschaften Papyrologie,
Numismatik, Epigraphik unter breiter Berücksichtigung der antiken
Randkulturen, der antiken Geistes-, Kultur- und Technikgeschichte.
Berücksichtigt wird der Zeitraum vom 2. Jahrtausend v. Chr. bis zum 8.
Jh. Kurzum: L'année philologique ist die Bibliographie für den
gesamten Bereich der Altertumswissenschaft.
2.4 Recherche-Möglichkeiten
DCB bietet insgesamt 17 Suchindizes an, in denen auch mit griechischen
Wörtern gesucht werden kann.
1. Authors and works index: Enthalten sind die Namen der antiken und
modernen Autoren. Die antiken Autorennamen sind wie in der gedruckten
Vorlage latinisiert (also Homerus statt Homer). Die modernen
Verfassernamen sind nicht normiert - man findet also die Versionen
Himmelmann Nikolaus, Himmelmann-Wildschütz N. sowie
Himmelmann-Wildschetz N. Die meisten Vornamen sind nicht
ausgeschrieben und die Initialen nur durch ein Spatium vom Nachnamen
getrennt - ebenfalls wie in der Druckausgabe.[4] Klickt man einen
Verfassernamen an, so werden die von ihm verfaßten Schriften
angezeigt, geordnet nach dem Alphabet der Titel.
2. Full text index: Der Volltext-Index enthält alle Wörter, die in der
DCB vorkommen in allen Sprachen und grammatischen Formen. Bei einer
postkoordinierenden Suche in diesem Index im search window (s.u.) muß
dies unbedingt beachtet werden.
3. Authors' names index: Dieser Index enthält im Gegensatz zum Authors
and works index auch die Rezensionen zum Werk des modernen
Verfassers.
4. Title index: Enthalten sind alle Titel moderner und antiker Werke
einschließlich der von L'année philologique verwendeten Abkürzungen
für Zeitschriften. Auch hier ordnen die Artikel am Anfang des Titels
mit.
5. Series title index: Der Index enthält eine alphabetische Auflistung
der erschlossenen Schriftenreihen.
6. Journals index: Bietet eine alphabetische Liste der
Zeitschriftentitel inklusive ihrer Abkürzungen. Durch Anklicken eines
Titels werden alle erschlossenen Artikel aus der Zeitschrift
angezeigt.
7. Modern language index: Über diesen Index kann bei einer
kombinierten Suche die Sprache der gesuchten Dokumente festgelegt
werden.
8. Place of publication index und 9. Publisher index: Der
uneinheitliche Gebrauch von Verlagsnamen und Verlagsorten spiegelt
sich in diesen Indizes wider. Für die nächsten Updates sollen die
Einträge vereinheitlicht werden.
10. Date of publication index: Das Handbuch bemerkt dazu: "Do not use
it for searching there. Do not even look at it." Schaut man dennoch
nach, stellt man wiederum fest, daß die Angaben völlig uneinheitlich
sind. 1984 erscheint als: 1984; 1984 1985; 1984-1985; 1984-1986;
1984/1985 und 1984/85. Solche Einträge sind für die Recherche kaum zu
gebrauchen.
11. Type index: Er bietet die Suche nach bestimmten Schriftengattungen
an: Article in collection, Article in journal, Collection,
Dissertation, Edition, Monograph, No type, Review und Summary.
12. TLG Greek genres index: Grundlage für diesen Index sind die
Genre-Klassifikationen des Thesaurus linguae Graecae canon of Greek
authors and works[5], in dessen Appendix die Werke aller verzeichneten
Autoren bestimmten Literaturgattungen - z.B. Astronomica, Comica,
Historica - zugeordnet werden. Der DCB-Index enthält die
Genre-Bezeichnungen in englischer Sprache. Wird ein Genre angeklickt
erfolgt zunächst auf der Grundlage des TLG canon eine Suche nach allen
Autoren, die in diesem Bereich geschrieben haben. Im zweiten Schritt
wird in den Autoren-Rubriken von L'année philologique nach den
Schriften über diese Autoren gesucht. Während des zweiten Suchschritts
differenziert das System nicht mehr nach Literaturgattungen (es kommt
ja durchaus vor, daß ein Autor vom TLG canon mehreren Genres zugeteilt
wurde), sondern zeigt alles an, was es in den Autoren-Rubriken findet.
Die Recherche ergibt in der Regel eine sehr große Treffermenge mit
viel Ballast, so daß weitere Einschränkungen nötig sind.
13. TLG Greek geographical origins index: Hier sind die Geburtsorte
der im TLG canon verzeichneten Autoren aufgeführt. Bei einer Recherche
erfolgt zuerst die Suche nach allen Autoren, die beispielsweise aus
Alexandria stammen. Danach wird wiederum in den entsprechenden
Autoren-Rubriken nach dem Schrifttum über diese Autoren gesucht.
14. APh rubrics index: Enthält die Rubriken des Inhaltsverzeichnisses
von L'année philologique in alphabetischer Ordnung in französischer
Sprache.
15. APh topics index: Hier sind die Rubriken in englischer Übersetzung
alphabetisch aufgeführt, ausgenommen die Rubrik Auteurs et textes.
Die letzten zwei Indizes - 16. APh page index und 17. APh ID number
index - dienen nur der Systemverwaltung und brauchen hier nicht näher
erläutert zu werden.
Die Suche im Datenbestand kann über das entry window oder das search
window erfolgen. Beim Aufruf des Programms erscheint voreingestellt
das entry window mit der Möglichkeit, in den oben genannten Indizes zu
browsen, die Einträge für eine Recherche anzuklicken und sich die
Ergebnisse anzuschauen. Für differenziertere Suchanfragen ist das
search window zu benutzen. Im search window sind die Indizes zwar
nicht mehr einsehbar doch mittels Boolescher und Relationsoperatoren
sowie Trunkierungsmöglichkeiten durchsuchbar. Suchbegriffe können aus
dem entry window mittels copy-and-paste-Funktion in das search window
übernommen werden. Mit den Booleschen Operatoren kann auf
verschiedenen Ebenen gearbeitet werden. Durchsucht man mehrere Indizes
gleichzeitig, so werden die Einträge automatisch mit Booleschem UND
verknüpft. Bei der Suche in einem Index können alle Booleschen
Operatoren verwendet werden. Wenn mehrere Ergebnismengen als Datei
gespeichert wurden, können diese in einem zweiten Suchschritt in der
query factory mit Booleschen Operatoren verknüpft werden. Das search
window bietet weiterhin die Möglichkeit, zu große Ergebnismengen über
einen Filter einzuschränken - dies entspricht zwar der Suche mit
Booleschen Operatoren nicht, ist aber in der Handhabung einfacher.
Eine interessante Suchmöglichkeit im search window bietet der TLG
Greek ancient data filter. Dieser Filter benutzt einen Index auf der
Grundlage des oben erwähnten TLG canon, in dem die griechischen
Autoren chronologisch erfaßt sind. Die Zeitspanne reicht vom 8. Jh. v.
Chr. bis um das 10. Jh. Wird nun im TLG Greek ancient data filter
beispielsweise das 3. Jh. ausgewählt und im Volltext-Index nach dem
Wort Liebe gesucht, erhält man Schriften, die sich mit Liebe bei den
griechischen Autoren des 3. Jh. befassen. Doch wird bei dieser Suche
je nach Suchvokabular auch viel Ballast angezeigt: Eine Suche nach
Abhandlungen über den Krieg bei Autoren des 8. Jh. (Suchbegriffe im
Volltextindex: Krieg<or>war) ergab auch Dokumente, bei denen nur das
deutsche Hilfsverb war im Text auftauchte; eine Suche für denselben
Zeitraum nach sex* lieferte auch Dokumente, in denen nur das
französische Verb s'expliquer vorkam, die ansonsten aber nichts mit
der Suchanfrage zu tun hatten. Ein analoge Einrichtung für die
lateinischen Autoren gibt es bisher noch nicht.
2.5 Präsentation der Ergebnisse
Die gefundenen Titel werden zunächst in einer Kurztitelliste
angezeigt, und können dann im Vollformat betrachtet werden. Natürlich
können die Ergebnisse ausgedruckt und auf Diskette kopiert werden. Es
ist möglich, Treffermengen, die als Datei gespeichert sind, für
spätere Recherchen zu nutzen. Über die gespeicherten Dateien läßt sich
später in der query factory feststellen, welche Suchschritte man im
einzelnen durchgeführt hat. Die Zugriffszeit ist mit anderen
CD-ROM-Datenbanken vergleichbar - es dauert auf gar keinen Fall so
lange wie bei Dyabola.
2.6 Bewertung
Was über die Bedeutung von L'année philologique gesagt wurde, gilt auch
für die DCB, auch wenn sie zur Zeit nur für einen kleinen
Zeitabschnitt nutzbar ist. Die Datenbank bietet interessante
Sucheinstiege und Suchmöglichkeiten. Der größte Nachteil ist, daß kaum
genormtes Suchvokabular vorliegt, was zu unsauberen Anfragen mit hohen
Trefferquoten und viel Ballast führt. Je mehr Bände retrospektiv
erfaßt werden, desto gravierender wird dieses Problem. Es gibt keine
Möglichkeit, nur nach Titelstichwörtern zu suchen. Es wäre
wünschenswert, eine solche Suche einzurichten und die Stichwörter zu
lemmatisieren, oder in eine Sprache zu übersetzen. Ebensowenig gibt es
eine Deskriptor-Suche. Eine grobe systematische Suche ist über den APh
rubrics und APh topics index möglich, obwohl hier die Treffermenge in
der Regel zu groß sein wird. Es reicht eben nicht aus, gedruckte
Bibliographien einfach zu digitalisieren, ohne genormte
Suchmöglichkeiten anzubieten.[6] Unter software-ergonomischen
Gesichtspunkten ist die DCB wesentlich besser als Dyabola - es gibt
die von Windows bekannten Hilfefunktionen, es können verschiedene
Systemeinstellungen vorgenommen werden und Icons können angeklickt
werden - doch ist auch DCB nicht intuitiv erlernbar, v.a. dann nicht,
wenn man L'année philologique nicht kennt. Auch bei diesem Produkt
müssen Schulungen für die Benutzer angeboten werden.
Kai Heßling
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