Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 5(1997) 3/4
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Dyabola


97-3/4-399
Dyabola : Sachkataloge des Deutschen Archäologischen Instituts [Computerdatei]. - München : Biering + Brinkmann. - (Biering & Brinkmann, Postfach 450144, 80901 München, FAX 089/323 52 182)
[4565]
1997. - 1 CD-ROM + Programdiskette + Handbuch. - DM 3610.00 (Grundwerk 1956/95) zzgl. DM 300.00 (einmalig für Programmsoftware). - DM 160.00 (Update 1997). - Preise jeweils zzgl. 15 % MWSt.

1. Dyabola[1]

1.1 Allgemeines

Dyabola[2] wird im Verlag Biering & Brinkmann angeboten, der im WWW ausführlich für sein Produkt wirbt.[3] Beim Handbuch zur Datenbank fällt positiv auf, daß für alle Suchoptionen nachvollziehbare Beispiele herangezogen werden, die die Einarbeitung wesentlich erleichterten. Hingegen fehlen auch wichtige Hinweise, z.B. daß bei einer Suche mit Booleschen Operatoren, die keine Treffer ergibt, dem Benutzer keine Informationen gegeben werden.[4]

1.2 Systemvoraussetzungen

MS-DOS-kompatibler Rechner; MS-DOS ab Version 4.0; 80386 Prozessor oder höher; 640 KB Arbeitsspeicher, davon müssen mindestens 540 KB für Dyabola verfügbar sein; 300 MB Speicherkapazität auf Festplatte für alle Datenbanken; Grafikstandard EGA, VGA oder Super-VGA; für die volle Unterstützung des Dyabola-Zeichensatzes benötigt man einen Drucker, der den Epson LQ-Modus unterstützt; Dyabola läuft auf allen Novell NetWare Netzen.

Leider läuft das System nur unter DOS und bietet somit nur eine langweilige Oberfläche.

1.3 Inhalt

Dyabola bietet zur Zeit fünf Datenbanken an, die auch einzeln abonniert werden können. Zu unterscheiden sind drei Literatur- und zwei Objektdatenbanken.[5]

Voraussetzung für den Zugriff auf alle Datenbanken ist das Abfrageprogramm, für das einmalig DM 300.00 zu zahlen sind.[6] In der Verlagswerbung heißt es dazu: "Die Benutzung ist menügesteuert, d.h. der Anwender findet sich ohne jede Vorkenntnis in elektronischer Datenverarbeitung zurecht. Jede denkbare Art und Kombination der Abfrage ist ermöglicht (nach Schlagwort, Stichwort, Autor, Titelanfang, Titelausschnitt, Jahrgang etc.). Die Antwort erscheint in Sekundenbruchteilen auf dem Bildschirm und kann auf dem Drucker ausgegeben werden. Alle europäischen Sonderzeichen einschließlich des griechischen Alphabets sind berücksichtigt und werden korrekt dargestellt." Leider ist die Benutzung nicht so einfach wie es der Verlag suggerieren möchte. Es ist sehr schwierig, sich ohne Anleitung zurechtzufinden und brauchbare Recherche-Ergebnisse zu bekommen. Zudem bietet das System keine kontextsensitiven Hilfefunktionen. Für die Bibliotheken bedeutet dies, ihre Benutzer intensiv zu schulen und das Handbuch zugänglich zu machen. Auch die Zugriffszeit ist im Vergleich zu anderen bibliographischen Datenbanken sehr hoch - teilweise im Minuten-Bereich. Beim letzten Update ist dieses Problem noch gravierender.

1.3.1 Die Literaturdatenbanken

1.3.1.1 Der Realkatalog des Deutschen Archäologischen Instituts (DAI) in Rom[7]

Enthalten sind 389.118 Einträge und 1.559.506 Bestimmungen (hierunter verstehen die Anbieter die jedem Titel zugeteilten Notationen). Erfaßt sind die Erwerbungen des DAI Rom für den Zeitraum von 1956 bis 1997. Preis: DM 3.780.00, das jährliche Supplement kostet DM 160.00.

Der digitalisierte Katalog des DAI Rom stellt von den unter Dyabola laufenden Datenbanken die umfangreichste dar. Hier sind die Titel enthalten, die von 1958 bis 1993 in der Archäologischen Bibliographie verzeichnet sind inklusive der nach 1993 katalogisierten Titel, so daß die Berichtszeit bis 1997 reicht. Schwerpunkt ist das Gebiet der Klassischen Archäologie, jedoch werden auch die ägyptische und vorderasiatische Archäologie sowie byzantinische Kunstgeschichte, Epigraphik, Numismatik, Alte Geschichte und antike Sozial- und Rechtsgeschichte berücksichtigt.

1.3.1.2 Der Sachkatalog der Römisch-Germanischen Kommission (RGK) Frankfurt

Enthalten sind ca. 14.000 Stichwörter und ca. 100.000 Bestimmungen. Erfaßt sind die Erwerbungen der RGK seit März 1992 bis 1996 (selbständige und unselbständige Literatur). Der Schwerpunkt liegt im Bereich der europäischen Vor- und Frühgeschichte, der Archäologie der römischen Provinzen sowie des europäischen Mittelalters.[8]

1.3.1.3 Das Zugangsverzeichnis des Deutschen Archäologischen Instituts (DAI) in Madrid

Enthalten sind ca. 4.000 Stichwörter und ca. 30.000 Bestimmungen. Erfaßt sind die Erwerbungen des DAI Madrid von 1991 bis 1996. Preis DM 440.00, das jährliche Supplement kostet DM 80.00. Der Schwerpunkt liegt im Bereich der antiken iberischen Halbinsel, es werden jedoch auch jüdische und islamische Geschichte berücksichtigt.

1.3.2 Die Objektdatenbanken Hinsichtlich der beiden Objektdatenbanken (Census of antique art and architecture known to the Renaissance und die Datenbank der attischen Grabreliefs des späten 5. und des 4. Jhs. v. Chr.) möchte ich nur auf die Informationen im WWW verweisen, da ich noch nicht mit diesen Datenbanken gearbeitet habe.[9] 1.4 Recherche-Möglichkeiten

Dyabola bietet für die Literaturdatenbanken folgende Suchoptionen an:

1. Systematik: Die Systematik des Realkatalogs des DAI Rom entspricht derjenigen der Archäologischen Bibliographie. Es ist möglich, sich in der Hierarchie auf und ab zu bewegen. Bei einigen Klassenbenennungen finden sich noch kurze Erläuterungen, die aufgerufen werden können. Die polyhierarchische Struktur der Systematik kann bei der Recherche vom System berücksichtigt werden.[10]

2. Stichwort: Bei der Recherche in den Stichwort-, Autoren-, Titel-, Zeitschriften- und Reihenindizes wird der Anwender aufgefordert, die ersten Buchstaben des Suchwortes einzugeben, wobei unbedingt auf Groß- und Kleinschreibung zu achten ist. Über die Stichwortsuche werden "alle antiken Eigennamen, also Namen von Orten, mythologischen oder historischen Persönlichkeiten sowie antike Bezeichnungen für Gegenstände der Kunst und des alltäglichen Lebens ... sowie alle Orts- und Personennamen der neuzeitlichen Forschung, so z.B. Tagungsorte, Institutionen oder Forscherpersönlichkeiten, denen eine Festschrift, Biographie oder ähnliches gewidmet wurde"[11] recherchierbar gemacht. Man sieht schon an dieser Formulierung aus dem Handbuch, daß es sich um genormte Stichwörter handelt. Allerdings ist die Normierung nicht konsequent für alle Titel vollzogen worden.

3. Autor: Über die Autorensuche werden alle erschlossenen Publikationen des Verfassers angezeigt, auch die von ihm verfaßten Rezensionen.

4. Titel: Hier ist die Möglichkeit gegeben, in einem Titelindex zu blättern, der aber nur die Titelanfänge bietet. Bedauerlicherweise ordnen die einleitenden Artikel bei der Sortierung mit.

5. Reihen: Im Reihen-Index sind alle erschlossenen Stücktitel einer Reihe recherchierbar.

6. Zeitschriften: Über diese Option können alle Artikel einer bestimmten Zeitschrift aufgelistet werden.

7. Freie Suche im Titeltext: Während man sich bei den besprochenen Suchoptionen in der Systematik oder in alphabetisch angelegten Indizes bewegt, aus denen Einträge für die Recherche übernommen werden können, muß der Anwender bei dieser Recherche selbst ein Suchwort formulieren. Das System fragt dann, ob Akzente, Groß- und Kleinschreibung berücksichtigt werden sollen. Nach der Bestätigung, beginnt Dyabola mit der Suche. Wenn ein Treffer gefunden wurde, wird er angezeigt. Der Benutzer muß dann entscheiden, ob er den gefundenen Titel speichern oder überspringen möchte. Nach dieser Entscheidung setzt das System die Suche fort, und es dauert wieder Sekunden bis der nächste Treffer angezeigt wird. Die Prozedur wird solange fortgeführt, bis keine Titel mehr gefunden werden. Der Anwender erhält jedoch keine Information darüber, wie viele Titel es zu seiner Anfrage überhaupt gibt, um eine Vorstellung vom Umfang seiner Treffermenge zu bekommen. Bei den Möglichkeiten, die moderne Retrieval-Systeme bieten, ist eine derartige Daten-Präsentation eine Zumutung.

8. Ergebnis bearbeiten: Über diese Option hat der Benutzer die Möglichkeit, bereits vorhandene Ergebnismengen mittels Boolescher Operatoren zu verknüpfen, um ein Ergebnis einzuschränken oder zu erweitern. Eine direkte Recherche mit Booleschen Operatoren ist dagegen nicht möglich.

1.5 Präsentation der Ergebnisse

Bei der Version 1996 wurde der Benutzer noch bei jeder Recherche aufgefordert, einen Dateinamen für die zu erwartende Ergebnismenge anzugeben. Beim Update 1997 bildet das System in den meisten Fällen selbst Dateinamen. Da die vom System gebildeten Dateinamen wenig aussagekräftig sind (Autor, Autor--A, Titel, Titel--B, etc.), ist es ratsam, die Dateinamen sofort umzubenennen, um später noch zu wissen, was man überhaupt gesucht hat. Abgesehen von der Freitext-Suche, wird nach jeder Recherche der Umfang der Treffermenge angezeigt. Möchte man sich die Treffer ansehen, so erfolgt die Titelanzeige für jeden einzelnen Titel auf sogenannten Titelkarten, wobei der älteste Titel zuerst erscheint. Die Anzeige einer Kurztitelliste ist nicht vorgesehen. Die Ergebnisse können gespeichert und exportiert werden.

1.6 Bewertung

Dyabola bietet zweifellos interessante und für Studium und Forschung wichtige Literatur, doch wurde das Titelmaterial leider mittels eines langsamen und antiquierten Retrievalsystems aufbereitet. Unter software-ergonomischen Gesichtspunkten ist Dyabola kaum zu empfehlen.[12] Das System bietet keine kontextsensitiven Hilfefunktionen. Die neueste Version arbeitet extrem langsam, und da vom System kaum Vollzugsmeldungen kommen, weiß man manchmal nicht, ob eine Recherche durchgeführt wird, ob man einen Fehler gemacht hat, oder ob das System jetzt abgestürzt ist. Eine Suche mit Booleschen Operatoren ist nur möglich, wenn mindestens zwei Ergebnismengen bereits vorliegen. Man kann also nur ein bereits vorliegendes Ergebnis einschränken bzw. erweitern. Bei der Suche mit Booleschen Operatoren wird der Anwender nicht informiert, wenn es keine Treffer gibt. Bei der Freitext-Suche wird nichts über die Größe der erzielten Treffer-Menge ausgesagt, man ist zudem genötigt, sich jeden Titel einzeln anzusehen, weil es keine Kurztitelliste gibt. Die Anzeige der Titel auf den Titelkarten erfolgt chronologisch, wobei die ältesten Publikationen zuerst angezeigt werden. Notwendigerweise müssen alle weiteren durchgeblättert werden. Eine Suchunterbrechung ist gleichfalls nicht möglich. Hier hilft nur ein Reset. Man hüte sich also vor Anfragen, die eine zu große Treffermenge erwarten lassen, da das System dafür sehr viel Zeit benötigt. Gemessen am Standard, den die einschlägigen Retrieval-Systeme bieten, hinkt Dyabola weit hinterher.

Da die Archäologische Bibliographie ihr Erscheinen eingestellt hat, bleibt den Bibliotheken fast nichts anderes übrig, als Dyabola zu erwerben. Aufgrund der software-ergonomischen Defizite erhöht sich der Schulungsbedarf in der Bibliothek. Man kann nur an die Hersteller appellieren, doch in naher Zukunft ein zeitgemäßes Produkt auf den Markt zu bringen.[13]

Kai Heßling


[1]
Der Name ist reichlich zwanghaft abgeleitet aus Dynamisch anwachsende Datenbank zu den Objekten und zur Literatur der Altertums- und Kunstwissenschaften. [sh] (zurück)
[2]
Vgl. Rezension von G. H. Whitaker in: Journal of Hellenic studies. - 116 (1996), S. 181 - 186, bes. S. 185 - 186. (zurück)
[3]
http://www.dyabola.de (zurück)
[4]
Dyabola : Sachkataloge der Publikationen zur Altertumskunde. - Elektronische Version / Deutsches Archäologisches Institut. - München : Biering & Brinkmann. - Handbuch. - 4. Aufl. - 1995. - 44 S. (zurück)
[5]
http://www.dyabola.de/bases.htm (zurück)
[6]
http://www.dyabola.de/program.htm (zurück)
[7]
Hintergrundinformationen unter: http://www.dyabola.de/rom.htm (zurück)
[8]
http://www.dyabola.de/rgk.htm (zurück)
[9]
http://www.dyabola.de/census.htm und
http://www.dyabola.de/grabrel.htm (zurück)
[10]
Je nach Einstieg in die Systematik findet man den Begriff Bäder unter den Oberbegriffen Architektur : Monumente : Bäder oder unter Frühchristlich-frühbyzantinische Kultur : Architektur : Bäder. (zurück)
[11]
Dyabola-Handbuch, S. 14. (zurück)
[12]
Zur Software-Ergonomie vgl. beispielsweise: Software-Ergonomie / Achim Oßwald. - 11.05.1997. - http://www.fbi.fh-koeln.de/lv/ppt/osswald/se071296/index.htm (zurück)
[13]
Weitere Beschreibungen von Dyabola:
http://www.columbia.edu/cu/libraries/culpubs/cdrom158.html und
http://www.ruhr-uni-bochum.de/efi/dyabola.htm (zurück)

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