Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 5(1997) 3/4
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Deutsche Nationalbibliographie. Musik [Computerdatei]


97-3/4-368
Deutsche Nationalbibliographie. Musik [Computerdatei] . - Frankfurt am Main : Buchhändler-Vereinigung
[2091]
Ausg. 1997,März. - 1 CD-ROM. - ISBN 3-7657-2028-3 : DM 980.00 (für 3 Ausg. p.a.)

Die CD-ROM Deutsche Nationalbibliographie. Musik, im folgenden zitiert als DNB-Musik, begann 1994 zu erscheinen[1] und enthielt die beiden Segmente DMA-aktuell (Musikalien, Musiktonträger und Musikvideos der Reihen M und T der DNB 1984 ff.) und DML-aktuell (Musikliteratur aus den Reihen A, B, G, H der DNB 1982 ff.). Im Lauf der Zeit kamen als drittes Segment die Daten der Reihen M und T aus den Jahren 1976 - 1983 und als viertes das Segment DMH mit der überwiegend aus Schellackplatten bestehenden Sammlung historischer Tonträger des Deutschen Musikarchivs (DMA) Berlin hinzu. Dagegen war es nicht möglich, die Daten der Jahrgänge 1974 - 1975 der Reihe T in das für die CD-ROM notwendige Format zu konvertieren.[2]

Während 1994 und 1995 jährlich zwei Updates erschienen, werden seit 1996 drei Updates (März, Juli, November) angeboten. Der Preis ist inzwischen drastisch gesunken und beträgt jetzt nur noch 980.00 DM für drei Ausgaben gegenüber 1980.00 DM für bloß zwei Ausgaben. Menschenfreundlichkeit wird man hinter dieser Preissenkung kaum vermuten können, eher wohl den Versuch, die Zahl der Abonnenten zu steigern. Selbst wenn dies dem Absatz der CD-ROMs abträglich sein sollte, wäre dringend zu fordern, auch alle nur auf der DNB-Musik enthaltenen Daten innerhalb der deutschen Bibliotheksverbünde zum Zweck der Recherche und der Fremddatenübernahme anzubieten.

Die im März 1997 ohne neue Benutzerdokumentation[3] vorgelegte und hier besprochene Ausgabe gliedert sich in die fünf Segmente DMA 1984, DMA 1976 - 1983, DML, DMH und DMB mit einheitlicher, von den anderen CD-ROMs der DB bekannter Benutzeroberfläche und enthält insgesamt mehr als 500.000 musikalische Veröffentlichungen.[4]

DMA 1984 und DMA 1976 - 1983 enthalten zusammen ca. 370.000 Titelaufnahmen des DMA (240.000 Tonträger- und 130.000 Musikalienkatalogisate), darunter auch die verschiedenen auf demselben Tonträger enthaltenen Einzeltitel. Die Normdateien (Personennamendatei, Einheitssachtiteldatei und Körperschaftsdatei) des DMA stehen gleichfalls zur Verfügung, so daß Komponisten, Interpreten und Sachtitel in Ansetzungs- und Verweisungsformen recherchierbar sind; außerdem stehen weitere Normdateien für Firmen und Verlage und für Reihen zur Verfügung. Zur Recherche nach den Werken eines bestimmten Komponisten soll der eigens dafür geschaffene Index Komponist und Sachtitel dienen. Zwar ergibt tatsächlich die Abfrage kt=bach 5340 Treffer im Gegensatz zu 5829 Treffern bei au=bach (DMA 1984), doch befinden sich unter den 489 Treffern der Abfrage au=bach NICHT kt=bach ebenfalls zahlreiche Kompositionen von Personen mit dem Namen Bach; somit ist die Tauglichkeit dieses Index fraglich. Seit der November-Ausgabe 1995 sind die ISMN bei Musikalien sowie die Bestellnummern von Tonträgern indiziert. Es ist möglich, sich nur die Tonträger bzw. nur die Musikalien bzw. beides anzeigen zu lassen. - Als Menüsprache steht Deutsch und Englisch zur Verfügung; als Format wird DNB und MAB angeboten.

DML faßt das Musikschrifttum (Sachgruppe 48) der Reihen A, B, G und H der DB bzw. DNB seit Bibliographie-Jahrgang 1982 mit insgesamt ca. 17.500 Titeln zusammen. Die Titel sind ab 1986 zusätzlich nach RSWK verschlagwortet. Menüsprache ist hier außer Deutsch und Englisch auch Französisch; zur Auswahl stehen DNB- und MAB-, Anwender- und Intern-Format.

DMH, die Sammlung historischer Tonträger im DMA umfaßt u.a. ca. 125.000 Schellackplatten, die ungefähr zwischen 1896 und 1956 gepreßt wurden. Als wichtiger Grundstock dieser Sammlung müssen zweifelsohne die ursprünglich in der Deutschen Musik-Phonothek verwahrten Bestände betrachtet werden. Eingegangen in DMH sind natürlich die ersten zwei Bände des gedruckten Labelkataloges Historische Tonträger im Deutschen Musikarchiv,[5] dessen drei für 1991/92 angekündigte Folgebände bis heute auf sich warten lassen. Die Sammlung unterliegt (aufgrund der international orientierten Phonoindustrie) keiner nationalen Beschränkung, doch liegt ein Schwerpunkt auf der deutschen Produktion der 20er und 30er Jahre. Darunter befinden sich außer Aufnahmen von Musik aller Art zahlreiche nichtmusikalische Dokumente, z.B. solche von Literatur oder Tierstimmen. Beim Vergleich mit einer Privatsammlung, die der Rezensentin freundlicherweise von dem in Stuttgart lebenden Blockflötisten Nikolaj Tarasov zu diesem Zweck zur Verfügung gestellt wurde, zeigte sich jedoch die Unvollständigkeit der Sammlung des DMA, u.a. in fehlenden Teilen mehrteiliger Plattenausgaben. Trotz des Versuchs einer laufenden (rückwärtigen) Ergänzung wird Vollständigkeit der Sammlung wohl nie erreichbar sein.

Einheitssachtitel für musikalische Kompositionen sind nicht vorhanden und die VI. Symphonie Pastorale von Beethoven (Katalognummer 66470) läßt sich nicht als Sinfonie suchen. Die Werke Tschaikowskys sind unter mindestens acht verschiedenen Vorlageformen (Cajkovskago, Cajkovskeho, Cajkovski, Cajkovskij, Cajkovsky, Cajkovskyho, Cajkowskij, Tschaikovsky, Tschaikowski, Tschaikowskij, Tschaikowskj, Tschaikowsky) nachgewiesen. Erscheinungsjahre, die auf Schellackplatten häufig fehlen, wurden nicht ermittelt. Zwar basieren die Dokumenteneinheiten auf der einzelnen Schallplattenseite, doch zeigt sich, daß im Menü LISTEN nur die jeweils erste Plattenseite erfaßt ist, daß also wesentlich mehr Titel enthalten sind als sich dort finden lassen. So lassen sich z.B. für (Oskar) Fried (in LISTEN werden nur Nachnamen angezeigt) 121 Titel nachweisen, aber darunter befindet sich z.B. nur das auf der 1. Plattenseite aufgenommene Werk Cavalleria rusticana von Mascagni, während man das Werk der 2. Seite, Lohengrin von Wagner, in der Titelliste zu Fried vergeblich sucht (Katalognummer 66517).

Einzige von DMH gebotene Menüsprache ist Deutsch; als Format ist DMH-, Anwender- und Quell-Format wählbar.

Die in den 20 Jahren vor 1976, d.h. in der Übergangszeit von der Schellack- (DMH) zur Langspielplatte (DMA) erschienenen Tonträger, von denen das DMA ca. 20.000 besitzt, sind im DMA über ein Firmenregister erschlossen; der Bereich der Klassik ist außerdem in der Deutschen Diskographie nachgewiesen.[6]

DMB ist das Segment für reversgebundene musikalische Auffürungsmateriale, die in gedruckter Form als Bonner Katalog[7] veröffentlicht werden. Dieses Segment wird erst ab 1997 - und nicht, wie ursprünglich angekündigt, ab 1996 - auf der DNB-Musik angeboten. DMB enthält ca. 41.000 reversgebundene Titel, also Leihmateriale, d.h. Werke für größere musikalische Formationen wie Orchesterwerke, musikdramatische Werke und Chorwerke mit Orchester - von ca. 5200 Komponisten, die bei 177 deutschen Verlagen, die die Rechte daran haben bzw. vertreten, gegen Mietzahlung ausgeliehen werden können. (Nicht mehr erhältliche Werke aus der gedruckten Ausg. 1982 bleiben zu Recherchezwecken in der Datenbank des DMA erhalten, sind jedoch nicht mehr auf DNB-Musik enthalten.) Da die Fortführung des Bonner Kataloges künftig zu den Aufgaben des DMA gehört, dürfte eine laufende Aktualisierung gewährleistet sein. Dabei handelt es sich jedoch zum größten Teil nur um ein Verzeichnis ohne archivierten Bestand, da der Bonner Katalog auf Meldungen der Verlage beruht und das DMA nur reversgebundene Partituren zeitgenössischer Musik sammelt (vgl. vorstehende Rezension).

Die Beschreibung eines Werkes bietet neben den allgemeinen bibliographischen Daten - allerdings ohne Einheitssachtitel - genaue Informationen zu Besetzung und Spieldauer, nach denen auch recherchiert werden kann. Die Besetzung wird nach Vorlage, sofern es sich um den allgemein üblichen numerischen Schlüssel zur Angabe des Stimmaterials handelt, bzw. mit normierten Abkürzungen für verbale Bezeichnungen von Instrumenten oder Stimmlagen angegeben. (Im Vergleich dazu enthalten weder DMA 1984, DMA 1976 - 1983 noch DMH die Angabe einer Besetzung.) - Menüsprache ist Deutsch und Englisch; Format: DNB- und Quell-Format.

Einem Aufsatz über das Deutsche Musikarchiv von Bettina von Seyfried[8] ist zu entnehmen, daß geplant ist, DMH und DMB zusätzlich als selbständige Datenbanken zu veröffentlichen,[9] dafür aber keine weiteren neuen Segmente auf der DNB-Musik anzubieten. Demnach ist die ursprüngliche Ankündigung, auch das VLM[10] zu integrieren, leider hinfällig.

Insgesamt ist der bequeme Zugriff auf die Daten der DNB-Musik bei all ihrer Heterogenität selbstverständlich positiv zu bewerten. Wenn nach der (freilich nicht so bald zu erwartenden) Fertigstellung des von der AIBM in Angriff genommenen Hofmeister-XIX-Projekts[11] auch der Zeitraum 1817 - 1900 als Datenbank zur Verfügung steht, bleibt nur noch für die Zeit von 1901 bis zum Berichtsbeginn von DNB-Musik das mühsame Nachschlagen in den Jahres- bzw. Mehrjahreskumulationen des Hofmeister. Es wäre daher sehr zu begrüßen, wenn Die Deutsche Bibliothek parallel zu ihren Bemühungen um die Digitalisierung ihrer älteren Kataloge auch die Spezialkataloge und die gedruckten Bibliographien der Musikalien und des Musikschrifttums (einschließlich des nicht im Druck erschienenen Jg. 1945 des Hofmeister sowie dessen Jg. seit 1901) in die DNB-Musik integrierte.

Martina Rommel


[1]
Vgl. IFB 94-3/4-514 - 515. (zurück)
[2]
Tel. Auskunft des DMA vom 09.01.1998. (zurück)
[3]
Eine solche ist in Vorbereitung und sollte mit der nächsten Ausgabe von DNB-Musik ausgeliefert werden, lag aber bis Januar 1998 nicht vor. (zurück)
[4]
Der Hilfe-Text wurde anscheinend unverändert aus der 1. Ausg. übernommen, denn er beginnt: "Diese CD-ROM 'DNB-Musik' enthält zwei Datenbanken: 'DMA aktuell' ... 'DML aktuell' ...". - Auch das hat sich nach freundlicher Auskunft aus Frankfurt bis Januar 1998 nicht geändert. (zurück)
[5]
Historische Tonträger im Deutschen Musikarchiv / Deutsche Bibliothek, Deutsches Musikarchiv, Berlin. [Projektbearb.: Rosemarie Emig]. - Berlin [0062]. - Labelkatalog. - ISBN 3-922051-22-7 (Gesamtwerk Bd. 1 - 5) : DM 180.00 (Bd. 1 - 2). - Bd. 1. The Grammophone Co. und Schwesterfirmen (Labelgruppe His Master's Voice). - 1988. - V S., S. 1 - 652. - Bd. 2. Beka, Columbia, Gloria, Homocord, Imperial, Kristall, Odeon, Parlophon, Vox. - 1988. - S. 653 - 1320. - Rez.: ABUN in ZfBB 35 (1988),6, S. 518 - 519. (zurück)
[6]
Tel. Auskunft des DMA vom 09.01.1998. (zurück)
[7]
Vgl. die folgende Rezension in IFB 97-3/4-369. (zurück)
[8]
Musikbibliotheken in unserer Zeit : ihre Sammlungen und Probleme / Bettina von Seyfried. // In: Forum Musikbibliothek. - 2. Das Deutsche Musikarchiv der Deutschen Bibliothek. // 1997,4, S. 331 - 336. (zurück)
[9]
DMB erschien bereits auf CD-ROM beim Verlag Saur; vgl. die folgende Rezension. (zurück)
[10]
Verzeichnis lieferbarer Musikalien [Computerdatei] : VLM = Music in print / Datenbankdesign und Handbuch: Wilfried H. Schinzel. - Frankfurt am Main : Buchhändler-Vereinigung. - Benutzerdokumentation u.d.T.: VLM aktuell [2911]. - Ausg. 1995,Mai. - 1 CD-ROM + Benutzerdokumentation. - Vgl. IFB 96-1-059. (zurück)
[11]
Vgl. die vorstehende Rezension. (zurück)

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