Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 5(1997) 3/4
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Collected editions, historical series & sets & monuments


97-3/4-365
Collected editions, historical series & sets & monuments of music : a bibliography / George R. Hill ; Norris L. Stephens. - Berkeley, Calif. : Fallen Leaf Press, 1997. - XLIV, 1349 S. ; 28 cm. - (Fallen Leaf reference books in music ; 14). - ISBN 0-914913-22-0 : $ 250.00
[4111]

Bereits kurz nach Erscheinen der 3. Aufl. der nach der damaligen Bearbeiterin als Heyer zitierten Standardbibliographie[1] Anfang der achtziger Jahre setzte unter Musikbibliothekaren und Musikwissenschaftlern eine Diskussion darüber ein, wie Gesamt- und Denkmälerausgaben unter Nutzung der Möglichkeiten der EDV am besten verzeichnet und erschlossen werden könnten. Ausgangspunkt bildete dabei die von George R. Hill, einem der Mitverfasser der vorliegenden Auflage verfaßte Rezension der Heyer.[2] 1983 bildete die Music Library Association ein Komitee, das auf Datenbankbasis 1. eine Bibliographie der kritischen wissenschaftlichen Ausgaben erarbeiten und 2. die darin enthaltenen Musikstücke katalogisieren sollte. Nach vierzehn Jahren, 1997, liegt nun das Ergebnis des ersten Projektteils vor. Leider ersetzt die vorliegende Auflage Heyer nicht vollständig, da die dort verzeichneten "älteren Ausgaben"[3] - ohne daß dafür eine Begründung gegeben wird - nicht mit aufgenommen sind.

Die Bibliographie ist alphabetisch nach Personen (Komponisten, Herausgeber, Bearbeiter, Textdichter) und Sachtiteln geordnet. Haupteinträge beginnen mit einem alphanumerischen Code, der Computersortierung und automatisch erzeugte Verweisungen in der Datenbank ermöglicht. Basierend auf Bibliothekskatalogen bzw. angeblich auf Autopsie sind die bibliographischen Beschreibungen sehr detailliert, doch nicht ganz so ausführlich wie bei Heyer, und man vermißt übrigens auch die genauen Inhaltsangaben der einzelnen Bände mehrbändiger Werke wie bei Heyer, doch ist anzunehmen, daß diese Funktion der später erscheinende Katalog zum großen Teil übernehmen wird. Allerdings werden Fragmente oder unvollständige Stücke nicht katalogisiert, bei Ausgaben mit entsprechendem Inhalt wird ausdrücklich darauf hingewiesen, daß diese Ausgaben nicht im Katalog enthalten sein werden. Der Band kommt ohne Register aus, da Verweisungen von Herausgebern, Textdichtern u.ä. (ohne Funktionsbezeichnungen) sowie von abweichenden Namensformen ins Alphabet des Hauptteils integriert sind; lobenswerterweise sind allen Personen die Lebensdaten beigegeben. Berichtsstand ist 1995, einige wenige 1996 erschienene Bände sind zusätzlich nachgewiesen.

Verschiedene Hinweise lassen vermuten, daß es sich um eine rasch auf den Markt geworfene Vorab-Publikation handelt. So ist zum einen lt. Vorwort nur etwa die Hälfte der potentiell verzeichnungswerten Titel enthalten,[4] zum andern ist auf einige grundlegende Mängel hinzuweisen, die allenfalls mit Hinweis auf den angekündigten digitalisierten Katalog zu erklären, wenn schon nicht zu rechtfertigen sind. So kommt es vor, daß Textdichter nur in Form einer Verweisung nachgewiesen sind, im Haupteintrag selbst aber fehlen. Sammelwerke sind nur beim erstgenannten Komponisten bzw. unter dem übergeordneten Hauptsachtitel aufgeführt, eine Suche nach enthaltenen und beigefügten Werken wird erst im Katalog erfolgreich sein. Der bibliographischen Beschreibung von Schriftenreihen (mit eigener Code-Nummer) folgen die Bandaufführungen in Form von Verweisungen, die aus der spärlichen Angabe von Bandzählung, Code-Nummer des Bandes, Komponist und Hauptsachtitel bestehen. Die Gründe, die dafür genannt werden, daß die Bibliographie weitgehend ohne Einheitssachtitel auskommt - Einheitssachtitel variieren von Bibliothek zu Bibliothek; redundante Einheitssachtitel hätten die Bibliographie aufgeschwemmt; die Codes übernehmen die Funktion, die Reihenfolge der Einträge zu regeln - sind wenig einleuchtend, zumal solche im Katalog enthalten sein sollen. Übrigens sind Einheitssachtitel in Katalogen einzelner musikalischer Werke angesichts der musikalischen Formen und Gattungen mit zahlreichen Möglichkeiten verschiedenartiger Titelfassungen absolut notwendig, in einer Bibliographie, wie der vorliegenden, die keine einzelnen Musikstücke, sondern Sammlungen und Sammelwerke verzeichnet, dagegen nicht. Laut Einführung werden jedoch Einheitssachtitel verwendet, um verschiedene Ausgaben mit gleichem Inhalt zusammenzuführen wie z.B. Keyboard music of the late Middle Ages in Codex Faenza 117 ... unter [Faenza codex. Selections] und Villancicos de diversos autores ... unter [Cancionero de Uppsala], wobei vom vorliegenden Titel nicht verwiesen wird; in Fällen wie dem letzteren wird außerdem auf die eigentlich dringend notwendige Verweisung vom Ort, nach dem die Handschrift benannt ist, verzichtet. Da übrigens unter dem Begriff "Codex" angeblich keine Eintragung zu finden sein soll,[5] wundert man sich an dieser Stelle über Titel in fremdsprachigen Entsprechungen wie El codice del Convento del Carmen, Codici musicali trentini. Die zusammenfassende Einordnung unter Ansetzungssachtiteln wie [Chansons ..., ... livre] wäre sinnvoll, wären nicht außerdem unter [Livres des chansons] zahlreiche Einträge zu finden. Zwar ist die Mehrzahl der betreffenden Ausgaben unter [Catholic church] bzw. [Orthodox Eastern Church] eingeordnet, doch stößt man ebenso auf Ausnahmen mit Eintragungen unter dem Titel wie z.B. Missa ..., Graduale ecclesiae Hungaricae Epperiensis.

So scheint die für die Eintragung maßgebliche Ansetzung häufig willkürlich gewählt, was das Auffinden einer Ausgabe wesentlich erschwert, weshalb ein Register oder Verweisungen zwingend erforderlich wären.

Zugegebenermaßen läßt sich Vollständigkeit einer Bibliographie nur schwer erreichen, doch müßte man zumindest von der vollständigen Anzeige aller bis Redaktionsschluß erschienenen Bände mehrbändiger Werke ausgehen können; leider gibt es hier manche Lücken.[6] Obwohl derartige Projekte oft hauptsächlich durch die Eigeninitiative und den Idealismus der einzelnen Mitglieder der Arbeitsgruppen von MLA und IAML ermöglicht werden und in der endgültigen Version von Bibliographie und Katalog hoffentlich die genannten Mängel behoben sein werden, sind $ 250.00 für die vorliegende, unfertig wirkende Bibliographie ein stolzer Preis; sie sollte spätestens zusammen mit dem Katalog in überarbeiteter und hoffentlich empfehlenswerterer Neuauflage erscheinen. Die jetzt vorgelegte Bibliographie ist aber allein schon wegen des Nachweises der seit Heyer erschienenen Titel unverzichtbar.

Martina Rommel


[1]
Historical sets, collected editions, and monuments of music : a guide to their contents / comp. by Anna Harriet Heyer. - 3. ed. - Chicago : American Library Association. - 27 cm. - ISBN 0-8389-0288-X : $ 175.00 [0645]. - Vol. 1. Text. - 1980 [ersch. 1981]. - XVII, 710 S. - Vol. 2. Index. - 1980 [ersch. 1981]. - IX S., S. 713 - 1105. - Rez.: ABUN in ZfBB 29 (1982),4, S. 325 - 326. (zurück)
[2]
In: Notes. - 38 (1991/82), S. 593 - 594. (zurück)
[3]
Vorwort S. IX. - Ob auf Ausgaben wie Monumenta musicae byzantinae (erschienen in den dreißiger Jahren) oder die im Hänssler-Verlag erschienene Reihe Die Motette (1953 - ) verzichtet werden kann, sei dahingestellt. Benutzerfreundlich wäre eine Verweisung auf Heyer an der betreffenden Stelle der vorliegenden Bibliographie oder eine Übersicht über die nicht mehr aufgenommenen Titel gewesen. (zurück)
[4]
"The present bibliography, containing approximately half of the potential total of materials, comprises entries for the most significant series and sets. We have decided to publish the current inclusion, rather than delay publication still longer" (S. XI). (zurück)
[5] "Note that 'Codex' is never used as the initial word of an entry" (Introduction S. XIV). (zurück)
[6]
So sind z.B. für die Opera omnia von Mikolaj Zielenski nur die Bd. 1 (1966) - 3 (1978) nachgewiesen, obwohl Bd. 4 (1989) und 5 (1991) längst erschienen sind. (zurück)

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