Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 5(1997) 3/4
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Baden-Württemberg


97-3/4-353
Baden-Württemberg . - Neubearb. / besorgt durch die Dehio-Vereinigung. - [München] : Deutscher Kunstverlag. - 19 cm. - (Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler)
[2083]
2. Die Regierungsbezirke Freiburg und Tübingen / bearb. von Dagmar Zimdars u.a. - Neubearb. - 1997. - VIII, 906 S. : graph. Darst., Kt. - ISBN 3-422-03030-1 : DM 75.00
Sachsen
97-3/4-354
Sachsen . - Neubearb. / besorgt durch die Dehio-Vereinigung. - [München] : Deutscher Kunstverlag. - 19 cm. - (Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler)
[4549]
1. Regierungsbezirk Dresden / bearb. von Barbara Bechter, Wiebke Fastenrath u.a. - 1996. - XI, 934 S. : graph. Darst., Kt. - ISBN 3-422-03043-3 : DM 68.00

Die hier vorzustellenden neuesten Bände des Handbuchs der deutschen Kunstdenkmäler zeigen, daß das ehrwürdige Unternehmen neuen Erfordernissen laufend angepaßt wird.[1] Zum einen sind die grundlegenden Veränderungen auf verzeichnungstheoretischer Ebene zu erwähnen, die sich aus einem erheblich gewandelten und insbesondere erweiterten Denkmalbegriff ergeben, was u.a. zu umfangreicheren Beschreibungen führt. Andererseits schaffte die territoriale Neugliederung in den östlichen Bundesländern Gegebenheiten, die auch der Dehio berücksichtigen muß. Beides erzwingt eine beschleunigte Revision der in den 50er und 60er Jahren getrennt für die alte Bundesrepublik und die DDR vorgenommenen Neubearbeitungen des Dehio. Die seit 1990 erschienenen Neubearbeitungen[2] werden nun mit einem weiteren Band für Baden-Württemberg und einem ersten für das neue Bundesland Sachsen fortgeführt.

Beim Dehio für Baden-Würtemberg schließt der vorliegende 2. Bd. endlich die bereits 1993 vorgelegte Neubearbeitung für die Regierungsbezirke Karlsruhe und Stuttgart[3] mit einem Band für die Regierungsbezirke Freiburg und Tübingen ab. "Endlich" deshalb, weil dieser 2. Teilband auf nicht unerhebliche Vorarbeiten zurückgreifen konnte, die noch aus den 80er Jahren stammen. In die 1993 vorgenommene Neukonzeption der Bearbeitung wurde dieses ältere Material integriert: mit unterschiedlichen, z.T. deutlich auseinanderliegenden Bearbeitungszuständen muß im Einzelfall also gerechnet werden.

Der 1. Bd. für Sachsen aktualisiert zumindest in Teilen die seit 1955 von der Arbeitsstelle für Kunstgeschichte an der Deutschen Akademie der Wissenschaften in Berlin initiierte und unter der Leitung des kürzlich verstorbenen Edgar Lehmann erstellte Neubearbeitung des Handbuchs der deutschen Kunstdenkmäler für die DDR mit dem 1965 erstmals und dann erneut 1990 in einem Nachdruck erschienenen Band für die damaligen Bezirke Dresden, Karl-Marx-Stadt (heute wieder: Chemnitz) und Leipzig.[4] Die Aktualisierung oder treffender wohl "Neubearbeitung der Neubearbeitung" begann 1992 und konnte bereits 1996 für den Regierungsbezirk Dresden abgeschlossen und nunmehr publiziert werden; der abschließende 2. Bd. für die Regierungsbezirke Chemnitz und Leipzig ist in Vorbereitung.

Beide Bände folgen erkennbar dem vertrauten, wenn auch durch Erweiterungen dem heutigen Bedürfnissen angepaßten Verzeichnungsschema des Dehio: Anlage im Ortsalphabet, Ortsartikel mit Hinweis auf Kreiszugehörigkeit (bei Sachsen konnten die Ergebnisse der Kreisreform von 1995 noch berücksichtigt werden) und Hinweise zur Lokalisierung auf den begleitenden Karten; bei Sachsen erfolgt zusätzlich ein Hinweis auf das betreffende Inventar der Denkmäler; Beschreibungsabfolge innerhalb des Ortsartikels nach Sakralbauten (im Alphabet), Profanbauten untergliedert hauptsächlich in die Bereiche öffentliche Gebäude und Wohnhäuser (bei Bedarf - so etwa für die Dresdener Altstadt - noch weitergehende funktionsorientierte Differenzierung), Brunnen und Denkmäler, Museen und Sammlungen (bei Baden-Württemberg im Kolumnentitel angegeben, bei Sachsen zusätzlich durch Absätze mit Überschriften hervorgehoben). Größeren bzw. bedeutenden Ortschaften gehen Lagebeschreibungen, Karten (mit Lokalisierungslegende zu einzelnen Denkmälern), Ausführungen zur Stadtentwicklung und Stadtgeschichte und gegebenenfalls zur spezifischen Baugeschichte voraus. Umfangreichere Beschreibungen einzelner Bauwerke folgen nach zusammenfassenden Hinweisen zur Baugeschichte dem klassischen Schema Außenbau, Innenbau, Ausstattung (letztere vielfach in Form einer Auflistung mit Datierung).

Vergleicht man beide Neuerscheinungen genauer mit ihren direkten Vorgängern,[5] fallen durchaus auch Neuerungen ins Auge. Das beginnt bereits mit dem Umfang. Während sich die Kunstdenkmäler Baden-Württembergs in der Ausgabe von 1964 noch in einem Band auf 591 Seiten beschreiben ließen, sind nun - bei unverändertem Format - daraus zwei Bände geworden, der abschließende von 1997 für das südliche Baden-Württemberg allein mit 906 Seiten. Diese Expansion - sie gilt analog auch für den Band über Sachsen - ergibt sich sicher, jedoch nicht allein, durch eine erhebliche Zunahme der zu erfassenden Objekte aufgrund eines erweiterten Denkmalbegriffs und der Heranführung der Berichtszeitgrenze an die Gegenwart.[6] Sie gründet auch in einer neuen Beschreibungsqualität, die sich für viele Artikel nicht mehr allein mit Auflistung und Datierung der Objekte begnügt, sondern diese verstärkt einbindet in ihre historische und bauliche Situation. Kurz gesagt: aus Datengerüsten sind vielfach Texte geworden und dies sicherlich auch zum Nutzen eines größeren Publikums. Konzeptionell nähern sich die Neubearbeitungen des Dehio in dieser Hinsicht den Bänden der älteren und leider nicht mehr fortgeführten Reihe Reclams Kunstführer (zumindest in deren besten Realisierungen), ohne jedoch deren gelegentlich stärker durchscheinende Neigung zur wertenden "Verständnisvermittlung" zu übernehmen.[7] Dabei erlaubt man sich in den neuen Dehio-Ausgaben bei stärker durchformulierten Einzelbeschreibungen durchaus schon einmal den Rückgriff ins eigene Beschreibungsarchiv und läßt dann sogar den alten Dehio der Urausgabe mit einer Kurzcharakterisierung herausragender Objekte wieder zu Wort kommen: so etwa beim Freiburger Münster, bei der Dresdener Frauenkirche usw.

Am Beispiel der Einträge für Freiburg und Dresden seien auch in der Folge quantitative wie qualitative Verschiebungen der neuen Dehio-Bände im einzelnen nochmals exemplifiziert:

So werden der von 16 auf 43 Seiten angewachsenen Beschreibung der Kunstdenkmäler der Stadt Freiburg nicht mehr nur die wichtigsten Daten der Stadtgeschichte vorangestellt; vielmehr ist der Vorspann noch deutlicher auch zu einer Stadtbaugeschichte geworden und zugleich zu einer situierenden Hintergrundfolie für die nachfolgenden Einzelbeschreibungen der Baudenkmäler. Die seit Ende der 60iger Jahre sich verstärkende Tendenz, nicht nur einzelne Gebäude als Denkmäler zu verstehen, sondern auch Ensembles und Stadtstrukturen in den Denkmalbegriff mit einzubeziehen, Bauwerke nicht nur isoliert, sondern auch im (städte-)baulichen Kontext zu sehen, hat somit auch beim Dehio Niederschlag gefunden. Der Artikel Freiburg zeigt zudem exemplarisch, wie unter dieser Perspektive und durch Heranführen der Berichtszeitgrenze an die Gegenwart die Stadt "wächst": Konzentrierte sich die Ausgabe von 1964 auf den historischen Stadtkern Freiburgs und damit hauptsächlich auf die Baudenkmäler der Zeit bis 1800, öffnet die neueste Ausgabe den Blick für die Expansionen des 19. und 20. Jahrhunderts, würdigt damit erstmals auch umfänglich Baudenkmäler des Historismus und des 20. Jahrhunderts. Erstmals wird durch die Einziehung der Stadtteilneugründungen des 19. Jahrhunderts und ihrer einzelnen Baudenkmäler im Dehio ersichtlich, wie sehr Freiburg auch eine Stadt des 19. Jahrhunderts ist. So läßt sich jetzt im Dehio anhand der Freiburger Kirchenneubauten dieser Zeit gleichsam exemplarisch die Geschichte des badischen Kirchenbaus im 19. Jahrhundert ablesen, haben sich hier doch etliche großherzoglich-badische "Stararchitekten" verewigt: Arnold, Diemer, Durm, Hübsch, Meckel usw. Dieses Panorama findet auch sein Pendant im Bereich der Profanarchtitektur; die Namensreihe (und damit auch diese Perspektive im Dehio) ließe sich hier zudem mit Karl Schäfer, und ins 20. Jahrhundert hinein mit Hermann Billing nochmals markant erweitern, wenn man öffentliche Bauten wie die Alte Universitätsbibliothek, das Kollegiengebäude I der Universität usw. sowie Privatbauten der Zeit hinzuzieht. Gerade auch der Beschreibungsumfang generell für die (öffentlichen wie privaten) Profanbauten in der neuesten Ausgabe verdeutlicht ihren gewandelten Stellenwert und damit das veränderte Denkmalverständis: der Dehio von 1964 begnügte sich hier - wenn überhaupt - mit reiner Auflistung, jetzt können die Einträge auch hier bis zu einzelnen kleinen Baugeschichten gehen, die auch jüngste Gebäudefunktionen gegebenenfalls miterfassen. Demgegenüber tritt schon fast die Tatsache in den Hintergrund, daß auch für das klassische Dehio-Repertoire eine noch weitergehende, detailliertere Beschreibung geboten wird: allein dem Freiburger Münster etwa sind nun 19 (vorher 11) Seiten mit Grundriß gewidmet.

Allen neuen Dehio-Bänden ist gemeisam, daß sie gegenüber früher mehr Grundrisse und Pläne bieten. Auch hierbei wird das Bemühen deutlich, Einzelheiten stärker in ihrem Kontext zu sehen, situativ einzubetten, wie das Beispiel St. Blasien im Schwarzwald hervorragend illustriert: Während sich der Grundriß im Dehio von 1964 für Kirche und Kloster St. Blasien auf die Abteikirche mit ihrer markanten Rotunde beschränkte, zeigt der Grundriß im Dehio von 1997 die gesamte Klosteranlage und verdeutlich erst durch den Bezug zum Gesamtkomplex die ausgewogene proportionelle Einbindung von Rotunde und Mönchstor in das Ganze und aller Bauteile zu einander.

Die für Freiburg konstatierte zeitliche wie bautypologische Weitung des Blicks gilt auch für den Band für Sachsen und wird gerade auch bei den Artikeln für die Stadt Dresden besonders deutlich. Zwar bleibt das barocke Dresden zentraler Beschreibungsbestand; dennoch wird nun erstmals mit der Berücksichtigung der verbliebenen Denkmäler des Historismus auch das bürgerliche Dresden faßbar, werden die Vorstädte, ihre Villen und Wohn-, aber auch die Industriebauten präsent, somit historische Bausubstanz, die sich zuvor aus verschiedenster Motivation keiner Wertschätzung und Berücksichtigung erfreute. Exemplarisch genannt sei die im neuesten Dehio nun verzeichnete Orientalische Tabak- und Zigarettenfabrik Yenidze in Dresden-Friedrichstadt,[8] dieser markante, einer Moschee im orientalisierenden Stil nachgebildete Industriebau der letzten Jahrhundertwende, oder auch die kürzlich wiederhergestellte Villa Eschebach (Dresden - Innere Neustadt) aus der gleichen Zeit, zugleich ein Beispiel, in welchem Unfang die neueste Ausgabe auch aus ruinösem Zustand überwiegend rekonstruierte Denkmäler erfaßt. Zahlreiche der jetzt wenigstens listenartig verzeichneten (privaten) Profanbauten mögen dagegen noch restaurierungs- bzw. sanierungsbedürftig sein; ihre Erfassung im Dehio und damit ihre veröffentlichte Denkmalwürdigkeit sind dabei ein erster und nicht zu unterschätzender Schritt zu ihrer Erhaltung.

Noch immer aber steht der Name Dresden exemplarisch im Bewußtsein für kriegszerstörte Städte. Während für Städte wie Freiburg inzwischen auch der Wiederaufbau längst eine abgeschlossene Phase ist, die im Dehio mit zeitlicher Distanz verhalten und knapp referiert werden kann, kann der Band für Dresden an vielen Punkten der Stadtbeschreibung nicht übersehen lassen, wie sehr das Ausmaß der Kriegszerstörungen, die Konzepte des Wiederaufbaus und ihre Evaluierungen noch Gegenwart sind, sowohl die städtebauliche Gesamtperspektive betreffend als auch zentrale Einzelobjekte. Der Artikel zur zerstörten Dresdner Frauenkirche spiegelt dies am herausragendsten Objekt.

Es ließen sich noch viele Einzelheiten zu den beiden Neuausgaben des Dehio anmerken, doch seien nur noch zwei Notizen - gleichsam als Fazit - an den Schluß gestellt: Beide Bände übertragen das alte Verzeichnungskonzept des Dehio in ansprechender Weise und unter Berücksichtigung der jeweils unterschiedlichen Rahmenbedingungen auf die veränderten Bedürfnisse des Denkmälernachweises und seiner Nutzung. Aber wichtiger noch: Beide Bände lösen zugleich langjährige Desiderate ein. Mit dem hier besprochenen Bd. 2 ist der Dehio für Baden-Württemberg endlich komplett aktualisiert und kann (und muß) nun auch wenigstens in Teilen die Informationslücke füllen, die die über viele Jahre mehr als schleppende Großinventarisierung der Baudenkmäler für Baden-Württemberg noch lange nicht schließen wird. Auch wenn es Anzeichen einer Fortbewegung des Unternehmens Großinventar für Baden-Württemberg gibt,[9] so bleibt es angesichts der bisherigen Erfahrungen sicher realistisch, zu prognostizieren, daß noch über viele Jahre hinaus der Dehio als Kurzinventar und Denkmalliste einziges umfassendendes und somit vorerst unersetzliches Arbeits- und Nachweisinstrument für die Baudenkmäler in Baden-Württemberg sein wird. Die wichtige und hier besonders dringende Funktion des Denkmalnachweises hat auch der neue Dehio für Sachsen zu übernehmen und wird dies - nach dem 1. Bd. für den Regierungsbezirk Dresden erfreulich schnell umfassend für den ganzen Freistaat leisten, falls der abschließende 2. Bd. wirklich - wie angekündigt - in Bälde erscheinen sollte. Auch für Sachsen hat der Dehio vorerst noch vielerorts kompensatorische Funktion für fehlende (aktuelle) Großinventare zu übernehmen, doch sind hier die großen Verzeichnisprojekte schon erstaunlich schnell gestartet und erste Ergebnisse bereits publiziert.[10] Das läßt hoffen. Aber auch ohne die genannten Ersatzfunktionen kommt Kurzinventaren in der Art des Dehio ein bleibender Eigenwert zu: als handliches, schnelles, präzises und informatives Nachweisinstrument zu Baudenkmälern. Die Dehio-Bände in jeder Bibliothek zu finden, sollte selbstverständlich sein.

Angela Karasch


[1]
Zur Geschichte des von Georg Dehio begründeten Handbuchs der Deutschen Kunstdenkmäler vgl. IFB 95-3-403. Hier und in den anschließenden Einzelrezensionen finden sich auch ausführliche Erläuterungen zum Wandel des Denkmalbegriffs. (zurück)
[2]
Zu den neueren Dehio-Bearbeitungen gehören die Bände für Berlin (1994), Bremen und Niedersachsen (1992), Hamburg und Schleswig-Holstein (1994) sowie München (1996). - Vgl. die Rezensionen in IFB 95-3-404 - 408. (zurück)
[3]
Baden-Württemberg. - Neubearb. / besorgt durch die Dehio-Vereinigung. - [München] : Deutscher Kunstverlag. - 19 cm. - (Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler) [2083]. - 1. Die Regierungsbezirke Stuttgart und Karlsruhe / bearb. von Dagmar Zimdars u.a. - 1993. - VIII, 908 S. : graph. Darst., Kt. - ISBN 3-422-03024-7 : DM 75.00. - Rez.: IFB 95-3-406. (zurück)
[4]
Er ist beim Deutschen Kunstverlag noch lieferbar: ISBN 3-422-03016-6 : DM 49.80. (zurück)
[5]
Baden-Württemberg / bearb. von Friedrich Piel. - München [u.a.] : Deutscher Kunstverlag, 1964. - 591 S. - (Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler).
Sachsen. - Neubearbeitung / durch die Arbeitsstelle für Kunstgeschichte bei der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin im Einvernehmen mit der Vereinigung zur Herausgabe des Dehio-Handbuches. - München [u.a.] : Deutscher Kunstverlag. - (Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler). - Die Bezirke Dresden, Karl-Marx-Stadt, Leipzig. - 1965. - 479 S. (zurück)
[6]
Die Fülle der jetzt erfaßten Kunstdenkmäler versucht man daher nicht mehr nur durch die oben bereits beschriebene typologische Ordnung zu strukturieren, sondern neuerdings auch durch eine dezente "touristische" Auszeichnung herausragender Objekte mit Hilfe eines Asteriskus. (zurück)
[7]
Daß auch die alten Dehio-Ausgaben der 60er Jahre trotz aller Tendenz zur objektivierenden Sprachverknappung gerade bei der Objektverzeichnng dennoch an anderer Stelle nicht gänzlich auf Ausformulierung und Wertung verzichteten, zeigen vor allem die Einleitungen zu den Ortsartikeln. Beispielhaft verdeutlichen dies die Würdigungen der Wiederaufbaukonzepte und -leistungen in einzelnen Städten nach 1945. So heißt es im Dehio für Baden-Württemberg von 1964 im Artikel Freiburg: "Trotz der Zerstörungen bietet sich Freiburg nach gelungenem Wiederaufbau als eine Stadt dar, die ihren Reiz nicht zuletzt der ursprünglichen Weite und großzügigen Stadtplanung der Zähringer verdankt." Und im Band für Dresden von 1965 liest man: "Die furchtbaren Zerstörungen boten andererseits auch die Möglichkeit zu großzügiger Neuplanung. Durch Wiedergewinnung der Freiflächen im Zuge der alten Stadtbefestigung wird die klare Heraushebung des alten Stadtkerns erstrebt. Der moderne Verkehr wird dadurch tangential um den Kern herumgeführt, in dem nun Fußgängerbereiche geschaffen werden können. ... Im Zielpunkt des gesamten Wiederaufbaus steht ein den Lebensbedürfnissen der neuen Gesellschaft sinnvoll dienendes städtebauliches Ganzes, das gleichzeitig die alten architektonischen Höhepunkte erhält und zur Wirkung bringt." - Diese Einschätzungen sind mit der Distanz der Jahre in den jeweiligen Neuausgaben nun deutlich zurückgenommen bzw. Umwertungen unterzogen worden: Bei Freiburg heißt es 1997 nur noch: "Das Wiederaufbaukonzept für die Innenstadt geht auf Pläne der 20er Jahre zurück; Grundlage war die Erhaltung des historischen Stadtgrundrisses, die Bewahrung der Maßstäblichkeit sowie des Charakters der Häuser." Und zu Dresden liest sich der Sachverhalt 1996 nun so: "Während der Enttrümmerung nach 1945 weiterer Verlust instandsetzbarer historischer Bausubstanz, da unter dem Vorwand der 'Materialgewinnung' die Zeugnisse der bürgerlichen Stadtkultur beseitigt wurden. ... Seit 1955 gab es grundsätzliche Diskussionen über Stadtgestaltungsmöglichkeiten, die wesentlich von der zu Beginn der 1960er Jahre eingeführten Plattenbauweise bestimmt wurden. Der Generalbebauungs- und -verkehrsplan von 1967 beabsichtigte den Umbau zu einer funktionellen, autogerechten und weiträumig bebauten Stadt, bis 1989 wurde daran festgehalten." (zurück)
[8] Im Rahmen der Denkmaltopographie der Bundesrepublik Deutschland wurde in der Reihe Denkmale in Sachsen bereits 1994 ein Band zu Dresden-Friedrichstadt mit listenartiger Verzeichnung aller Denkmäler und photographischer Dokumentation vorgelegt: Denkmale in Sachsen. - Dresden [u.a.] : Verlag der Kunst. - (Denkmaltopographie der Bundesrepublik Deutschland). - Stadt Dresden : Friedrichstadt / bearb. von Volker Helas. Erfassung der Friedhöfe von Sigrid Schulz-Beer. - 1994. - 232 S. : Ill. - ISBN 3-364-00280-0. (zurück)
[9]
S.o. die Rezension des Inventars für Schwäbisch Gmünd IFB 97-3/4-348. (zurück)
[10]
S.o. die Rezension des Inventars für Leipzig IFB 97-3/4-352. (zurück)

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