Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 5(1997) 3/4
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Die Kunstdenkmäler der Stadt Schwäbisch Gmünd


97-3/4-348
Die Kunstdenkmäler der Stadt Schwäbisch Gmünd / Richard Strobel. - München ; Berlin : Deutscher Kunstverlag. - 30 cm. - (Die Kunstdenkmäler in Baden-Württemberg)
[3274]
2. Kirchen der Altstadt ohne Heiligkreuzmünster. - 1995. - XIII, 266 S. : Ill., graph. Darst. - ISBN 3-422-00569-2 : DM 148.00 (mit Bd. 3)
3. Profanbauten der Altstadt ohne Stadtbefestigung. - 1995. - V, 407 S. : Ill., graph. Darst. - ISBN 3-422-00570-2 : DM 148.00 (mit Bd. 2)

So wurde die Reihe Die Kunstdenkmäler von Baden-Württemberg nach zwölf Jahren, die seit dem letzten, 1983 erschienenen Inventar für den Rems-Murr-Kreis[1] erst 1995 wieder fortgesetzt, und zwar mit den ersten beiden Bänden zu den Kunstdenkmälern der Stadt Schwäbisch Gmünd. Insgesamt ist dieses Inventar auf vier Bände geplant; zu den nun vorliegenden Beschreibungen der Kirchen der Altstadt (ohne Heiligkreuzmünster) in Bd. 2 und der Profanbauten der Altstadt (ohne Stadtbefestigung) in Bd. 3 fehlen noch die zentralen Bereiche Stadtbaugeschichte, Stadtbefestigung und Heiligkreuzmünster (vorgesehen für Bd. 1) und schließlich die Kirchen und Profanbauten außerhalb der Altstadt und die Ortsteile (geplant als Bd. 4). Gerade wenn man vor Augen hat, daß Schwäbisch Gmünd zu den Städten in Baden-Württemberg gehört, die nicht von Kriegszerstörungen gezeichnet waren, daß somit auch die Erhaltung seiner Altstadt als Gesamtanlage von besonderem Interesse ist und seit 1983 auch nach Paragraph 19 des Denkmalschutzgesetzes von Baden-Württemberg unter Denkmalschutz gestellt ist (vgl. hierzu auch das Vorwort), so fällt es doppelt schwer (auch für eine umfassende Würdigung des Schwäbisch Gmünd Inventars an dieser Stelle), gerade auf den ersten und für das gesamte Inventar grundlegenden Band immer noch verzichten zu müssen. Es kann daher vorerst nur über die isolierten Beschreibungen zu den Einzelobjekten, wie sie die Bände 2 und 3 bieten, ohne Blick auf grundlegende Ausführungen zur Stadt(bau)geschichte berichtet werden. Zudem fehlt mit dem Heiligkreuzmünster gerade auch die Dokumentation zum herausragendsten Baudenkmal der Stadt, das durch die Tätigkeit der Parler mehr als andere Objekte in die spätmittelalterliche Kunstgeschichte Mitteleuropas eingebunden ist und dessen Chorlösung beispielsweise nach wie vor Fragen hinsichtlich Vorbilder und Nachfolgebauten andernorts aufwirft. Eine eingehende Dokumentation des Gesamtdenkmals wäre daher gerade auch unter diesem Aspekt über alle Einzelveröffentlichungen hinaus von erheblichem und von weit über Schwäbisch Gmünd hinausreichendem Interesse. Doch statt die gerade bei Schwäbisch Gmünd zentralen Lücken der Denkmälerverzeichnung weiter zu beklagen, soll auch das Erreichte gewürdigt werden.

Mit der Verzeichnung der restlichen Kirchen der Altstadt von Schwäbisch Gmünd wird vor allem nun mit der Beschreibung der Johanneskirche eine Bestandsaufnahme zu einem wichtigen Bau der Stauferzeit vorgelegt. Dem Lagehinweis und umfangreichen Quellen- und Literaturangaben (einschließlich Hinweisen auf Pläne, Ansichten, Entwurfszeichnungen, Photographien), folgen Ausführungen zur Baugeschichte, eine umfangreiche Baubeschreibung (die in der Abfolge den Beschreibungsstandards folgt), zahlreiche Risse und Abbildungen, so daß auch Einzelheiten des Baus herausragend dokumentiert sind. Beispielhaft genannt sei nur die Erfassung der Kämpfer der Langhauspfeiler und ihre variierende Ornamentierung, die umfassend auch im Bild und zum Vergleichen sehr gut präsentiert und dokumentiert sind. Dieses Beispiel mag zugleich herhalten, um den Verzeichnungs- und Informationsgewinn gegenüber Kurzinventaren augenfällig zu machen. Fand sich im Dehio für Baden-Württemberg in der Ausgabe von 1964 bei der Knappheit des Eintrags schon gar kein Platz, Einzelheiten wie die Kämpfer und ihre Ornamentierung überhaupt zu erwähnen, und begnügte sich auch die jüngste Dehio-Ausgabe von 1993 mit dem pauschalen, stichwortartigen Hinweis "Die Pfeiler und die Arkaden mit Eckwülsten, die Kämpferplatten verschiedenartig ornamentiert",[2] so wird die Dokumentationsleistung der Großinventare gerade auch für den Detailbereich mehr als offensichtlich. Sie ist in dieser Form nicht nur von allgemeinem Informationswert, sondern dient so auch den verschiedensten Belangen der Denkmalsicherung und -erhaltung.

Die Beschreibung der Profanbauten der Altstadt in Bd. 3 des Inventars wird eröffnet von einer kurzen Einführung zur ortspezifischen Haustypologie, u.a. zum mittelalterlichen Fachwerkbau in Schwäbisch Gmünd und zum barocken Haustyp der Stadt, um die markantesten Ausprägungen zu nennen. Die Einzeleinträge werden dann in Straßenfolge präsentiert, eine genauere Lokalisierung ist über den als Falttafel beigefügten Stadtplan möglich. Weitere Falttafeln im Text bieten zu den Straßenzügen schematisierte Fassadenabfolgen; sie bieten über die Möglichkeiten der photographischen Dokumentation hinaus einen optischen und zugleich maßstäblichen Eindruck der Gesamtanlage, verdeutlichen somit Proportionen und Bezugsetzungen der Einzelbauten zueinander und berücksichtigen in dieser Form auch noch in jüngster Zeit abgegangene Bauwerke. Die Abbildungen zu den Einzeldenkmälern selbst beschränken sich nicht nur auf markante Gebäudeansichten oder hervorhebenswerte Architektur- und Ausstattungsdetails, sondern informieren auch, soweit möglich und von Interesse, über die Bausubstanz, über Konstruktionsformen usw. Der Texteintrag präsentiert sich naturgemäß meist geraffter als für die Kirchenbauten, ist aber der Bedeutung der Objekte immer angemessen.

Die insgesamt ausgezeichnete und übersichtliche Präsentation der Einzeleinträge im Inventar für Schwäbisch Gmünd wird allerdings zur Zeit noch nicht abgerundet durch eine adäquate Erschließung ihrer Inhalte. Das Fehlen jeglicher Register stellt doch eine nicht unwesentliche Beeinträchtigung dar. Das wohl projektierte Gesamtregister wird aber bis zum Abschluß des Inventars für Schwäbisch Gmünd auf sich warten lassen, und dessen Ende bzw. das Erscheinen der Bände 1 und 4 ist nicht einmal ankündigungsweise nähergerückt.

Angela Karasch


[1]
Die Kunstdenkmäler des Rems-Murr-Kreises / bearb. von Adolf Schahl. - München : Deutscher Kunstverlag, 1983. - 1 - 2. - XVIII, 1701 S. - ISBN 3-422-00560-9 : DM 198.00. - Mit relativ kurzen Abständen gingen voran: Ehemaliges Oberamt Ulm (1978) und Stadtkreis Mannheim (1982). - Umso schmerzlicher ist der lange Abstand von 13 Jahren zum vorliegenden Band. (zurück)
[2]
Vgl. Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler / Georg Dehio. - Neubearb. / besorgt durch die Dehio-Vereinigung. - München [u.a.] : Deutscher Kunstverlag. - Baden-Württemberg. 1. Die Regierungsbezirke Stuttgart und Karlsruhe / bearb. von Dagmar Zimdars ... - 1993. - S. 676. (zurück)

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