Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 5(1997) 3/4
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Bibliographie der deutschsprachigen Literatur über das


97-3/4-312
Bibliographie der deutschsprachigen Literatur über das Christentum in Rußland (und Nachfolgestaaten der UdSSR) 1986 - 1993 / Alja Payer ; Gottfried Glaßner. - Melk : Verlag des Stiftes Melk, 1996. - 255 S. ; 24 cm. - (Veröffentlichungen des Internationalen Forschungszentrums für Grundfragen der Wissenschaften Salzburg ; N.F. 65). - ISBN 3-9500485-1-0 : ÖS 395.00, DM 57.00 (jeweils zzgl. Porto). - (Internationales Forschungszentrum ..., Institut für Religionswissenschaft und Theologie, Abt. für den Christlichen Osten, Mönchsberg 2A, A-5020 Salzburg)
[4290]

Das 1000-jährige Jubiläum der Taufe des Kiever Rußland 988 hatte im Land wie international sehr große Aufmerksamkeit hervorgerufen. In der Retrospektive kann dieses Ereignis als Auftakt für tiefgreifende politische Veränderungen in Osteuropa und, im Rahmen seines Gewichts, der Welt begriffen werden. Es verwundert durchaus nicht, wenn es Bibliographen auf den Plan gerufen hat.[1]

Die anzuzeigende Bibliographie berücksichtigt, z.T. in Überlappung mit der amerikanischen, acht Jahre, weiter an die Gegenwart heranführend und damit die Folgen des Geschehens von 1988 erfassend, weist 5081 Veröffentlichungen nach und beschränkt sich auf deutsche Publikationen. Sie verzichtet offenbar auf Rezensionen, die als Nr. 4753 genannte dürfte eine Ausnahme sein. Wenn die amerikanische Bibliographie 639 S. braucht, die deutsche dagegen mit 255 S. auskommt, zeigt das zur Genüge, wie zielstrebig sie mit Verweisungen, Abkürzungen und Vermeidung von Doppelnennungen (1797/1843 dürfte ein Versehen sein) ist.

Übersichtlichkeit und gute Raumausnutzung schlagen positiv zu Buche. Freilich kommt diese zu begrüßende Konzentration, wenn bei mehreren Herausgebern nur einer genannt wird, an ihre Grenze. Ein Beispiel ist die Nr. 233. Damit wird zu viel gespart. Andererseits kann man fragen, ob die Nr. 440 thematisch in diese Bibliographie paßt. Hier könnte man sparen. Die Bibliographie zeichnet einige Vorzüge aus. Da ist zunächst die Liste der 201 ausgewerteten Zeitschriften und zeitschriftenartigen Reihen (S. 12 - 17), die in jedem Fall die Zahl der berücksichtigten Beiträge nennt. Das geschieht auch bei Nennung von Sammelwerken in der Bibliographie. Diese Mühewaltung ist besonders hervorzuheben.[2]

Weiterhin mit Zustimmung zu nennen ist die Systematik der Bibliographie, die in 44 Untergruppen die 12 Hauptgruppen Allgemeine Literatur über die Orthodoxie (S. 19 - 33), Darstellungen der russischen Orthodoxie (S. 34 - 37), Orthodoxe Religion und Religionsphilosophie (S. 38 - 56), Liturgiewissenschaft (S. 57 - 68), Geistliches Leben (S. 69 - 78), Hagiographie und Ikonographie (S. 79 - 90), Russische Kirchen- und Kulturgeschichte (S. 91 - 149), Christliche Kirchen und Religionsgemeinschaften in den Kernländern der Russischen Orthodoxen Kirche (S. 150 - 165), Die orthodoxen Kirchen und die abendländische Christenheit (S. 166 - 188), Kirchenrecht (S. 189 - 195), Die russische Orthodoxie in der schöngeistigen Literatur (S. 196 - 213) und Religiöse Kunst (S. 214 - 224) unterteilt. Die Seitenzahlen verraten genügend von den Schwerpunkten der nachgewiesenen Literatur. Die Hauptgruppe Kirchen- und Kulturgeschichte ragt heraus. Sie enthält eben auch die Millenniumsliteratur. Außer dem Vorwort (S. 7 - 8) und den notwendigen, wichtigen Hinweisen zur Benutzung (S. 9 - 11) enthält die Bibliographie ein zweispaltig angeordnetes Autoren- und Personenregister (S. 225 - 255). Von jeder seiner Spalten hat der Rezensent Stichproben vorgenommen.[3] Wie man sieht, handelt es sich bei allen diesen Beobachtungen um mehr oder minder gewichtige Flüchtigkeiten, die leicht korrigierbar sind. Sie können die große Hilfe, die die Bibliographie leistet, nicht ernsthaft gefährden. Sie ist, wie ein Kollege dem Rezensenten gegenüber bemerkte, eine Fundgrube.

Freilich kommen dem Rezensenten auch schwerer wiegende Bedenken. Er fühlt sich dabei in der Rolle eines Medienkritikers, der nach den Auswahlprinzipien der Nachrichtenredakteure fragt. Konkret heißen diese Bedenken, daß die Auswahlprinzipien, nach denen Zeitschriften und Sammelbände ausgewertet werden, nicht deutlich erkennbar und offensichtlich zu restriktiv sind. Genügen drei Titel aus Nr. 155, vier aus Nr. 233, vier aus Nr. 214, acht aus Nr. 213, acht aus Nr. 1829, ja neunundzwanzig aus Nr. 2048? So weit erkennbar, hat das Bochumer slavische Seminar als einziges deutsches Universitätsinstitut dem Millennium der Taufe einen Band gewidmet.[4] Aus ihm wurde ein Beitrag ausgewählt, an dessen Aufnahmeberechtigung zwar nicht zu zweifeln ist, der aber als einziger aufgenommener Beitrag zu wenig ist. Sind die Auswahlkriterien so streng, ist ihre Anwendung zu flüchtig, wer oder was ist dafür verantwortlich? Große Zurückhaltung übt die Bibliographie wohl zu Recht in der Aufnahme von Lexikonartikeln (S. 10). Es ist aber auf ein in 2. Aufl. seit 1987 erscheinendes Lexikon aufmerksam zu machen, das den slawischen Bereich gut berücksichtigt.[5]

Das letzte Wort in dieser Rezension soll aber nicht die Kritik haben. Auf S. 8 weisen die Herausgeber auf eine Voraussetzung für die Fortsetzung dieser bibliographischen Arbeit hin. Sie besteht in ihrer Annahme durch Bibliothekare und Wissenschaftler. Das letzte Wort soll neben dem Dank an die Herausgeber der deutliche Wunsch nach Fortsetzung dieser bibliographischen Arbeit bei Berücksichtigung genannter Auffälligkeiten sein. Die Sache verlangt es.

Horst Röhling


[1]
Religion in the Soviet Union : a bibliography, 1980 - 1989 / Boris Korsch. - New York ; London : Garland, 1992. - XXX, 639 S. ; 24 cm. - (Garland reference library of social science ; 659). - ISBN 0-8240-7096-8 : $ 105.00 [4298]. - Diese Bibliographie verzeichnet 5858 in der Sowjetunion erschienene Publikationen (Monographien, Aufsätze, Rezensionen, Dissertationen) aus dem Jahrzehnt 1980/89. Sie konzentriert sich auf Bibliographien und Nachschlagewerke, Marxismus-Leninismus über Religion und Atheismus, sowjetische Publikationen über Religion und Atheismus sowie - in zwei kurzen Abschnitten - auf zensierte bzw. nicht zensierte religiöse Publikationen. Dazu kommt eine gründliche Einleitung. (zurück)
[2]
Aus dem Mitteilungsblatt / Verband der Bibliotheken des Landes Nordrhein-Westfalen ist nur ein einziger Beitrag berücksichtigt (Nr. 3210), dem vier Jahre später ein nicht verzeichneter, aber damit zusammenhängender Beitrag folgte: Das Millenniumgedenken geht weiter / Horst Röhling. // In: Mitteilungsblatt / Verband der Bibliotheken des Landes Nordrhein-Westfalen. - 43 (1993), S. 127 - 131.
Zurückhaltende Unbescheidenheit fragt ferner nach der Berücksichtigung des folgenden Bandes: Publikationsformen als verbindendes Element buch- und einzelwissenschaftlicher Forschung an slavischen Beispielen / Horst Röhlng. - Frankfurt am Main [u.a.] : Lang, 1992. - (Arbeiten und Bibliographien zum Buch- und Bibliothekswesen ; 9). (zurück)
[3]
Dabei ist ihm folgendes aufgefallen: Zu Rietz (Nr. 180, S. 247) ist der richtige Vorname Henryk; Savramis ist unter Nr. 799 nicht zu finden, Hallensleben (Nr. 1471) müßte S. 234 fett gedruckt werden, das gleiche gilt für Pancenko (Nr. 1807, S. 244); Nr. 3367 hat zwei Herausgeber, die beide nicht im Register auftauchen; müßte die Nr. 2165 im Register bei Kessler nicht fettgedruckt werden? (zurück)
[4]
Bochumer slavistische Beiträge. - Hagen. - 15 (1990). (zurück)
[5]
Lexikon des gesamten Buchwesens. - Stuttgart : Hiersemann. (zurück)

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