Die anzuzeigende Bibliographie berücksichtigt, z.T. in Überlappung mit der amerikanischen, acht Jahre, weiter an die Gegenwart heranführend und damit die Folgen des Geschehens von 1988 erfassend, weist 5081 Veröffentlichungen nach und beschränkt sich auf deutsche Publikationen. Sie verzichtet offenbar auf Rezensionen, die als Nr. 4753 genannte dürfte eine Ausnahme sein. Wenn die amerikanische Bibliographie 639 S. braucht, die deutsche dagegen mit 255 S. auskommt, zeigt das zur Genüge, wie zielstrebig sie mit Verweisungen, Abkürzungen und Vermeidung von Doppelnennungen (1797/1843 dürfte ein Versehen sein) ist.
Übersichtlichkeit und gute Raumausnutzung schlagen positiv zu Buche.
Freilich kommt diese zu begrüßende Konzentration, wenn bei mehreren
Herausgebern nur einer genannt wird, an ihre Grenze. Ein Beispiel ist
die Nr. 233. Damit wird zu viel gespart. Andererseits kann man fragen,
ob die Nr. 440 thematisch in diese Bibliographie paßt. Hier könnte man
sparen. Die Bibliographie zeichnet einige Vorzüge aus. Da ist zunächst
die Liste der 201 ausgewerteten Zeitschriften und zeitschriftenartigen
Reihen (S. 12 - 17), die in jedem Fall die Zahl der berücksichtigten
Beiträge nennt. Das geschieht auch bei Nennung von Sammelwerken in der
Bibliographie. Diese Mühewaltung ist besonders hervorzuheben.[2]
Weiterhin mit Zustimmung zu nennen ist die Systematik der
Bibliographie, die in 44 Untergruppen die 12 Hauptgruppen Allgemeine
Literatur über die Orthodoxie (S. 19 - 33), Darstellungen der
russischen Orthodoxie (S. 34 - 37), Orthodoxe Religion und
Religionsphilosophie (S. 38 - 56), Liturgiewissenschaft (S. 57 - 68),
Geistliches Leben (S. 69 - 78), Hagiographie und Ikonographie (S. 79 -
90), Russische Kirchen- und Kulturgeschichte (S. 91 - 149),
Christliche Kirchen und Religionsgemeinschaften in den Kernländern der
Russischen Orthodoxen Kirche (S. 150 - 165), Die orthodoxen Kirchen
und die abendländische Christenheit (S. 166 - 188), Kirchenrecht (S.
189 - 195), Die russische Orthodoxie in der schöngeistigen Literatur
(S. 196 - 213) und Religiöse Kunst (S. 214 - 224) unterteilt. Die
Seitenzahlen verraten genügend von den Schwerpunkten der
nachgewiesenen Literatur. Die Hauptgruppe Kirchen- und
Kulturgeschichte ragt heraus. Sie enthält eben auch die
Millenniumsliteratur. Außer dem Vorwort (S. 7 - 8) und den
notwendigen, wichtigen Hinweisen zur Benutzung (S. 9 - 11) enthält die
Bibliographie ein zweispaltig angeordnetes Autoren- und
Personenregister (S. 225 - 255). Von jeder seiner Spalten hat der
Rezensent Stichproben vorgenommen.[3] Wie man sieht, handelt es sich bei
allen diesen Beobachtungen um mehr oder minder gewichtige
Flüchtigkeiten, die leicht korrigierbar sind. Sie können die große
Hilfe, die die Bibliographie leistet, nicht ernsthaft gefährden. Sie
ist, wie ein Kollege dem Rezensenten gegenüber bemerkte, eine
Fundgrube.
Freilich kommen dem Rezensenten auch schwerer wiegende Bedenken. Er
fühlt sich dabei in der Rolle eines Medienkritikers, der nach den
Auswahlprinzipien der Nachrichtenredakteure fragt. Konkret heißen
diese Bedenken, daß die Auswahlprinzipien, nach denen Zeitschriften
und Sammelbände ausgewertet werden, nicht deutlich erkennbar und
offensichtlich zu restriktiv sind. Genügen drei Titel aus Nr. 155,
vier aus Nr. 233, vier aus Nr. 214, acht aus Nr. 213, acht aus Nr.
1829, ja neunundzwanzig aus Nr. 2048? So weit erkennbar, hat das
Bochumer slavische Seminar als einziges deutsches Universitätsinstitut
dem Millennium der Taufe einen Band gewidmet.[4] Aus ihm wurde ein
Beitrag ausgewählt, an dessen Aufnahmeberechtigung zwar nicht zu
zweifeln ist, der aber als einziger aufgenommener Beitrag zu wenig
ist. Sind die Auswahlkriterien so streng, ist ihre Anwendung zu
flüchtig, wer oder was ist dafür verantwortlich? Große Zurückhaltung
übt die Bibliographie wohl zu Recht in der Aufnahme von
Lexikonartikeln (S. 10). Es ist aber auf ein in 2. Aufl. seit 1987
erscheinendes Lexikon aufmerksam zu machen, das den slawischen Bereich
gut berücksichtigt.[5]
Das letzte Wort in dieser Rezension soll aber nicht die Kritik haben.
Auf S. 8 weisen die Herausgeber auf eine Voraussetzung für die
Fortsetzung dieser bibliographischen Arbeit hin. Sie besteht in ihrer
Annahme durch Bibliothekare und Wissenschaftler. Das letzte Wort soll
neben dem Dank an die Herausgeber der deutliche Wunsch nach
Fortsetzung dieser bibliographischen Arbeit bei Berücksichtigung
genannter Auffälligkeiten sein. Die Sache verlangt es.
Horst Röhling
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