Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 5(1997) 3/4
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Jahrbuch der deutschen Bibliotheken


97-3/4-292
Jahrbuch der deutschen Bibliotheken / hrsg. vom Verein Deutscher Bibliothekare. - Wiesbaden : Harrassowitz. - 25 cm. - ISSN 0075-2223
[1855]
57. 1997/98 (1997). - 670 S. - ISBN 3-447-03865-9 : DM 142.00

Daß auch der neueste Jahrgang des Jahrbuchs der deutschen Bibliotheken wieder in IFB angezeigt wird, nachdem schon der Jg. 55 (1993) in IFB 94-2-212 sehr ausführlich und der folgende Jg. 56. 1997/98 (1997) in IFB 95-4-555 kaum kürzer besprochen wurde, liegt diesmal sowohl an weiteren Neuerungen als auch daran, daß solche - bereits ins Auge gefaßten - letztlich nicht zustande gekommen sind.

Zunächst zum Auffälligsten, dem neuen Äußeren: die "grüne Bibel" gibt es nicht mehr, nicht etwa, weil die Mehrheit der Vereinsmitglieder sich wohl eher nicht mit der Partei, die diese Farbe im Namen führt, identifizieren mag, sondern weil der Vorstand mit Hilfe eines Graphikers dem VDB eine bisher allenfalls in Ansätzen vorhandene graphische corporate identity verpaßt hat, was ja im Zuge der Zeit liegt, haben sich doch auch große Bibliotheken und sonstige Einrichtungen des Bibliothekswesens dergleichen zugelegt, seien es nun drei oder vier Farben. Der Umschlag des Jahrbuchs beginnt nun oben mit einem breiten schwarzen Rand, dem in der rechten oberen Ecke ein schmächtiges, querliegendes rotes Rechteck appliziert ist und der den Titel in weißer Schrift trägt; in einer schmaleren blauen Zone folgt linksbündig die Zählung, die durch einen vertikalen roten Strich von der darunter und auf diesen mittig ausgerichteten Berichtsjahr getrennt ist; der große Rest besteht aus einem irisierenden Gemisch überwiegend aus Blau-, Grün- und Schwarztönen (was man künftig wohl als die Vereinsfarben ansehen muß), und zwar so, daß einem die Augen flimmern, wenn man auch nur kurze Zeit draufschaut; das ist schade, denn auf diesem unruhigen Hintergrund hebt sich das neue Logo des Vereins in dünner roter Schrift ab mit frei gezeichneten Buchstaben unterschiedlicher Größe, nämlich einem kleinen v, einem unten abgesägten kleinen d und einem großen B. Der Rezensent, der argwöhnte, daß Lästermäuler äußern könnten, das kastrierte d passe zum Verein, wurde vom Vorsitzenden belehrt, daß man über ein "geschlossenes D, ... weil langweilig und konventionell, nicht diskutieren" würde, während das neue Zeichen Aufmerksamkeit erregt. Nun dürfte das neue graphische outfit des VDB (glücklicherweise) das Vereinsorgan nicht affizieren, und das nicht nur dank der Mitverantwortung des VdDB, sondern wohl vor allem wegen der im positiven Sinne konservativen Beständigkeit des Verlegers, der immerhin - und das mitten im Jahrgang - ein facelifting der ZfBB vorgenommen hat, deren Umschlag sich jetzt nicht mehr in blassem Grau, sondern in gebrochenem Weiß mit einer angenehmen Seriphenschrift in dezentem Blau präsentiert. Die Type für die Beiträge wurde vergrößert und die alte, kleinere Type für die Rubriken, wie die jetzt zweispaltig gesetzten Besprechungen reserviert. Ob das freilich dazu angetan ist, dem Abonnentenschwund Einhalt zu gebieten oder ihn gar umzukehren, bleibt abzuwarten.[1] Damit genug zu den bibliothekarischen Ausflügen in typographisches Gelände, zumal weiter unten noch über drei neue Bibliotheksführer berichtet wird, von denen sich zwei in modischem typographischen Gewand präsentieren.

Der Rezensent war auf bevorstehende Änderungen beim Jahrbuch durch einen Hinweis im Rundschreiben von VDB und VdDB (1996,4, S. 7) aufmerksam geworden, in dem u.a. angekündigt wurde, daß die Liste der ausgewählten deutschen Bibliotheksadreßbücher und die Leihverkehrsliste entfallen würden, "da die entsprechenden Informationen ... sich leichter und aktueller aus anderen Quellen beschaffen (lassen)." Eine Nachfrage, wo denn diese leicht zugänglichen Quellen flössen, zeigte, daß es diese offensichtlich nicht gibt, was wiederum dazu führte, daß wenigstens die Verzeichnung der Adreßbücher erhalten blieb und dies sogar - einer Anregung der Rezension von 1994 folgend - statt in der früheren, wenig sinnvollen alphabetischen Ordnung, nunmehr in sachlicher Gliederung für die übergreifenden Verzeichnisse und einer Zuordnung der lokalen zum jeweiligen Ortsartikel,[2] den sie nunmehr einleiten. Überhaupt wurde die Gliederung überarbeitet und die Teile sind jetzt auch im Register klar voneinander abgesetzt: A. die genannten Adreßbücher; B. Verzeichnis der wissenschaftlichen Bibliotheken; C. Einrichtungen für das wissenschaftliche Bibliothekswesen ...; D. Deutsche und E. Ausländische und internationale Einrichtungen und Zusammenschlüsse; F. der VDB; G. Personenverzeichnis und - neu - H. Register der Institutionen und Abkürzungen. Zwischen B und C sowie zwischen H und dem Anhang mit Inseraten findet man ein rotes Trennblatt, das zumindest auch noch vor den stark benutzten Teil G sowie vor den Teil H gehört hätte.

Allein auf diese Neugliederung dürfte sich die Bemerkung des Vorworts beschränken, derzufolge "Gliederung und Abfolge der Einträge komplett überarbeitet wurden": zumindest nach Augenschein haben sich die beiden Hauptteile (B und G) in Aufbau und Informationsangebot nämlich nicht geändert, sieht man einmal von der praktischen Angabe von Telephon-, Telefax- und E-Mail-Adressen im Personenteil ab.

Nicht auf den ersten Blick zu erkennen, für die Zukunft aber wegen der einfacheren Aktualisierung der jetzt gegebenen Recherchemöglichkeiten trächtig, ist die Umstellung der Datenhaltung auf des "vielfach bewährte System TUSTEP" und insofern ist es ein Glücksfall, daß der Vorsitzende des VDB in dieser Zeit aus Tübingen kam und in Herrn Kollegen Seck einen - man könnte wiederholen - vielfach bewährten TUSTEP-Profi zur Hand hatte, neben dem man Ewa Dubowik-Belka nicht vergessen darf, die die Redaktionsarbeit getragen hat.

Das, was leider auf der Strecke blieb, obwohl es vom Vorstand mutig favorisiert wurde, ist eine Präzisierung des Titels: Zwar war der Mut nicht groß genug, durch die Wahl von Jahrbuch der deutschen wissenschaftlichen Bibliotheken eindeutige Klarheit zu schaffen, doch sollte es immerhin Jahrbuch der wissenschaftlichen Bibliotheken heißen, während - so die Begründung auf Anfrage des Rezensenten - "das 'deutsch' spätestens ein Blick ins Inhaltsverzeichnis (klärt)". Deutsch steht jetzt weiterhin auf dem Titelblatt, nachdem die Mitgliederversammlung auf dem Bibliothekartag 1997 dem Vorstand die Gefolgschaft in Sachen Titeländerung verweigert hatte. Vielleicht lohnt es sich ja wirklich, auf den Gesamtverein zu warten, der dann auch ein gemeinsames Adreßbuch mit dem dann stimmenden Traditionstitel hätte. Bis dahin - also wohl noch über viele Jahrbücher hin - wird der Verlag Kunden, die anfragen, was denn nun für Bibliotheken im Jahrbuch verzeichnet seien, mit einem Hinweis auf das Inhaltsverzeichnis bescheiden müssen.

Klaus Schreiber


[1]
Da der Rezensent nun schon vom Thema abgeschweift ist, kann er nicht umhin, auch noch etwas über das Layout der neuen Bibliothekszeitschrift aus Nordrhein-Westfalen, Pro libris, zu sagen, die an graphischer Desinformation alles bisher in der bibliothekarischen Fachliteratur Dagewesene übertrifft. Nur gut, daß dieses Blatt auch auf Grund seines gewendeten Inhalts nicht mehr soz. zur Pflichtlektüre auch außerhalb von NRW gehört, eine Funktion, die das alte Mitteilungsblatt hatte, auch wenn man kein Fan der Leihvehrkersstatistik in NRW war. Dafür konnte man immer irgend etwas Lesenswertes finden, und sich, wenn es aus der Feder des langjährigen Herausgebers stammte, auch auf etwas Provozierendes freuen, ein Informationsgewinn und eine Freude die durch die "langweilige" Typographie in keiner Weise beeinträchtigt wurde, während die jetzige nur noch aufgeregt ist. (zurück)
[2]
Weder an der einen, noch an der anderen Stelle findet sich das Adreßbuch Bibliotheken in Berlin und Brandenburg, dessen Gesamtausgabe 1995 in IFB 96-1-013 besprochen wurde und von dem es inzwischen aktualisierte fachliche Teilverzeichnisse gibt (vgl. DNB 97-B9-10).
Für künftige Ausgaben des Jahrbuchs soll auch die Existenz neuer lokaler und regionaler Adreßbücher erfragt werden. (zurück)

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