Die Bibliographie, die insgesamt knapp 1200 Einträge verzeichnet,
gliedert sich in einen allgemeinen und einen sowohl chronologisch als
auch regional strukturierten speziellen Teil. Der allgemeine Teil
präsentiert in vier Gruppen die archivalischen und bibliographischen
Hilfsmittel, grundsätzliche Überlegungen zu Fragen der
Regionalgeschichte, Quellensammlungen und Biographisches. Jede dieser
Gruppen ist wiederum untergliedert nach den Ländern Sachsen, Thüringen
und Anhalt. In der Gruppe, die die Hilfsmittel verzeichnet, fällt auf,
daß im Abschnitt über Sachsen zwar die Bibliographie zur sächsischen
Geschichte von Rudolf Bemmann und Jakob Jatzwauk aus den Jahren 1918
bis 1932 und die Bibliographie zur Geschichte der Stadt Leipzig aus
den frühen 70er Jahren verzeichnet werden, die periodisch erscheinende
Sächsische Bibliographie, die seit 1962 an der Sächsischen
Landesbibliothek in Dresden erarbeitet wird, aber vergessen wurde.[1] In
der Thüringen-Gruppe werden die Bibliographie zur thüringischen
Geschichte von Hans Patze aus dem Jahr 1965 sowie die laufende
Thüringen-Bibliographie, die von der Thüringer Universitäts- und
Landesbibliothek in Jena verantwortet wird, genannt,[2] was jedoch
fehlt, ist die 1982 erschienene Bibliographie zur Geschichte der Stadt
Weimar von Gitta Günther und Lothar Wallraf. Im Abschnitt über Anhalt
findet zwar die Bibliographie zur Geschichte von Anhalt von Reinhold
Specht aus dem Jahr 1930 Erwähnung,[3] befremdlicherweise bleibt aber
die landeskundliche Regionalbibliographie Sachsen-Anhalt, die seit
1965 an der Universitäts- und Landesbibliothek in Halle erarbeitet
wird, ausgespart.[4] Diese gravierenden Lücken im allgemeinen Teil der
Bibliographie lassen bereits ernsthafte Zweifel an der Gründlichkeit
des Unternehmens aufkommen.
Die Gliederung des speziellen Teils erfolgt zeitlich und räumlich in
überschaubare Abschnitte. Der Gesamtzeitraum 1789 bis 1933 wird in
drei Großgruppen (1789/1871, 1871/1918, 1918/1933) mit insgesamt 8
Unterabschnitten unterteilt, die dann jeweils nach den Ländern
Sachsen, Thüringen und Anhalt weiter differenziert werden. Diese feine
Untergliederung führt zu zahlreichen Mehrfachverzeichnungen (vgl. Nr.
382/406, Nr. 612/639, Nr. 798/850 u.ö.). Unbefriedigend ist auch, daß
die Bibliographie von Rudolph und Weuster in einem ungewöhnlichen
Umfang Magister-, Staatsexamens- und Diplomarbeiten verzeichnet, die
über den Leihverkehr in der Regel nicht zu beschaffen sind.[5] Für eine
über die Systematik hinausgehende Erschließung muß ein
Verfasserregister ausreichen. Es sind also weder - was sich bei einer
Regionalbibliographie angeboten hätte - lokale Bezüge noch Sachbezüge
ohne weiteres auffindbar.
Außer über die zahlreichen Unzulänglichkeiten im Detail ist der
Rezensent immer wieder über das Problem der Definition des Begriffs
Demokratiebewegung gestolpert. In ihrem einseitigen Blick auf
sozialdemokratische (und später dann kommunistische) Traditionen
kriegen die beiden Bibliographen den 'bürgerlichen' Anteil dieser
Demokratiebewegung einfach nicht in den Blick. Dabei gingen zumindest
bis 1863 die demokratischen Tendenzen in den bürgerlichen und in den
unterbürgerlichen Schichten Hand in Hand. Erst in den Konflikten in
den Arbeiterbildungsvereinen, die zur Gründung des Allgemeinen
Deutschen Arbeiter-Vereins führten, kam es dann zur "Trennung der
proletarischen von der bürgerlichen Demokratie" - was jedoch
impliziert, daß auch nach 1867 demokratische Tendenzen im Bürgertum
fortwirkten. Nach dem "Steckenbleiben" (Wehler) der Revolution von
1848/49 war es im politischen Bereich der Deutsche Nationalverein, der
den nationalen Gedanken mit dem demokratischen Impuls in Einklang zu
bringen wußte. Zu dessen Mitbegründern gehörte mit Hermann
Schulze-Delitzsch - der aus Delitzsch in Sachsen stammte und dort auch
seinen Wirkungskreis hatte - der Gründervater der deutschen
Genossenschaftsbewegung. Literatur über diesen wichtigen Vertreter der
bürgerlich-demokratischen Bewegung im 19. Jahrhundert sucht man bei
Rudolph/Weuster jedoch vergebens. Insgesamt legt der Benutzer dieses
Bändchen unbefriedigt, wenn nicht gar verärgert aus der Hand. So
interessant der Gegenstand erscheinen mag, die bibliographische
Aufbereitung, die er hier erfährt, ist gänzlich unzureichend.
Frank Simon-Ritz
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