Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 5(1997) 1/2
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Bibliographie zur deutschen historischen Städteforschung


97-1/2-217
Bibliographie zur deutschen historischen Städteforschung / bearb. von Brigitte Schröder und Heinz Stoob. Hrsg. von Wilfried Ehbrecht ... - Köln [u.a.] : Böhlau. - 27 cm. - (Städteforschung : Reihe B, Handbücher ; 1)
[3660]
1 (1986). - XXVIII, 688 S. + 1 Kt.-Beil. - ISBN 3-412-07685-6 : DM 136.00
2 (1996). - XXVI, 1227 S. - ISBN 3-412-03687-0 : DM 218.00
Index zu Teil 1 und 2. - 1996. - X, 153 S. - ISBN 3-412-10596-1 : DM 38.00

Mit dem Erscheinen des zweiten Teils und des Registerbandes liegt die bereits 1986 begonnene Bibliographie zur deutschen historischen Städteforschung nun vollständig vor. Inhaltlich und formal knüpft sie an Erich Keysers Bibliographie zur Städtegeschichte Deutschlands aus dem Jahr 1969 an, die sie weitgehend ersetzt.[1] Wenigstens in der Gliederung ist sie auch Keysers zweitem großen Werk, dem Deutschen Städtebuch,[2] verpflichtet. In jeweils getrennten Abschnitten verzeichnet die Bibliographie Literatur zur allgemeinen Städtegeschichte, relevante Arbeiten zu ganzen Städteregionen sowie Studien zu einzelnen deutschen Städten. Insgesamt werden rd. 24.000 Monographien und größere Aufsätze aufgeführt (Teil 1 rd. 8600, Teil 2 rd. 15.400 Titel). Teil 1 erfaßt Nord- und Ostdeutschland und außerdem die Literatur zur allgemeinen Städtegeschichte, Teil 2 behandelt die reichen süd- und westdeutschen Städtelandschaften. Je nach Bedarf sind die Angaben innerhalb eines Betreffs in sieben Hauptgruppen (z.B. I Hilfsmittel, Quellen, Verzeichnisse, Zeitschriften, II Städtische Gesamtgeschichte, III Raum- und Baugefüge) mit bis zu 35 Untergruppen (z.B. II a) Darstellungen ohne Zeitgrenzen, II b) Darstellungen einzelner Zeitabschnitte, II c) Begriffe, Kriterien, Terminologie) unterteilt. Dabei waren sich freilich schon die Bearbeiter bewußt, daß eine unstreitige Zuweisung vieler Titel zu den systematischen Gruppen der Gliederung ihre Grenzen behält (Teil 2, S. XI). Alle Titelaufnahmen beruhen auf Autopsie und sind von mustergültiger Qualität, gerade bei schwer überschaubaren Zeitschriften, Bibliographien und anderen Reihenwerken. Verdienstvollerweise wurden die bibliographischen Angaben auch von Beginn an elektronisch erfaßt, wodurch am Institut für Vergleichende Städtegeschichte in Münster eine noch stetig wachsende Datenbank zur Städteforschung verfügbar ist.

Daß die gedruckte Bibliographie die ausländische Forschung unberücksichtigt läßt, ergibt sich bereits aus dem Werktitel. Darüber hinaus haben die Bearbeiter ihr Berichtsfeld jedoch durch drei weitere Vorgaben eingegrenzt. Im Gegensatz zur älteren Bibliographie zur Städtegeschichte Deutschlands wurde erstens auf die Aufnahme von Miszellen grundsätzlich verzichtet; zweitens sind nicht etwa sämtliche deutschen Städte berücksichtigt, sondern lediglich 875 - nach Auffassung der Bearbeiter alle in jeder denkbaren Hinsicht relevanten Bürgergemeinden (Teil 2, S. VIII). Drittens endet die Berichtszeit auch bei dem 1996 erschienenen Band mit den Jahren 1984/85. Diese drei Punkte schränken den Wert der Bibliographie erheblich ein. Am wenigsten einzusehen ist der Verzicht auf die Aufnahme der Forschungsliteratur der letzten zehn Jahre im zweiten, in sich abgeschlossenen Berichtsteil. Von einer neuen teuren Bibliographie sollte man erwarten dürfen, daß sie einen möglichst aktuellen Stand bietet. Die Aussicht auf einen Ergänzungsband ist wahrlich kein Trost. Keineswegs immer nachvollziehbar ist ferner die Auswahl der Städte. Offenbar wurden die ehemaligen Reichsstädte als besonders wichtig erachtet: Während selbst das badische Zell am Harmersbach - bis 1803 stets die kleinste aller reichsunmittelbaren Städte - berücksichtigt wurde, fehlen weit größere alte Städte vom Range Bensheims, Neckargemünds, Neckarsulms oder Schwetzingens. Insgesamt bleibt das Werk gerade bei dem besonders schwer zu ermittelnden Kleinschrifttum zu kleineren Städten viele Antworten schuldig.

Abgesehen von den genannten grundsätzlichen Festlegungen muß ein so weitgespanntes Verzeichnis wie die Bibliographie zur deutschen historischen Städteforschung natürlich noch weiter auswählen. Zwei Stichproben bei Düsseldorf und Mannheim ergaben indes sogleich einige bedauerliche Lücken. Eventuell war selbst noch der Anspruch, die wichtigsten Titel zu den historisch bedeutendsten Städten zu bieten, angesichts der rasch voranschreitenden stadtgeschichtlichen Forschung zu ambitioniert.[3] Gleichwohl bleibt die Bibliographie zur deutschen historischen Städteforschung eine bedeutende bibliographische Leistung und eine nützliche Einstiegshilfe für stadtgeschichtliche Forschungen. Allerdings ist zu fragen, ob die in den erwähnten Münsteraner Zentralkatalog fortlaufend eingegebenen bibliographischen Daten tatsächlich auch künftig noch in Buchform publiziert werden müssen.

Achim Bonte


[1]
Bibliographie zur Städtegeschichte Deutschlands / hrsg. von Erich Keyser. - Köln [u.a.] : Böhlau, 1969. - IX, 404 S. + 1 Kt.-Beil.
Wegen geänderter Auswahlkriterien entfallen in der neuen Bibliographie Schriften unter 20 S. Umfang sowie die Literatur zu 86 Städten vor allem im Südwesten Deutschlands. (Vorw. S. VIII). (zurück)
[2]
Vgl. die Besprechung des 1. Bd. der Neubearbeitung (Schlesisches Städtebuch) in IFB 96-1-115. (zurück)
[3]
Für Düsseldorf fehlen z.B. Walter Hensel, Robert Lehr. // In: Christliche Demokraten der ersten Stunde / hrsg. von der Konrad-Adenauer-Stiftung. - Bonn, 1966, S. 211 - 241. - Die DNVP in Düsseldorf / Gisbert J. Gemein. - Köln, 1968. - Phil. Diss. - Für Mannheim könnte z.B. ergänzt werden: Das Mannheimer Nationaltheater : ein Jahrhundert deutscher Theaterkultur im Reich / Ernst L. Stahl. - Mannheim [u.a.], 1929. - Im Gleichschritt in die Diktatur? : die nationalsozialistische "Machtergreifung" in Heidelberg und Mannheim 1930 - 1935 / Herbert Hoffmann. - Frankfurt am Main, 1984. (zurück)

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