Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus: Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 5(1997) 1/2
[ Bestand in K10plus ]
Künstler-Videos
- 97-1/2-177
-
Künstler-Videos : Entwicklung und Bedeutung ; die Sammlung
der Videobänder des Kunsthauses Zürich / Friedemann Malsch
; Dagmar Streckel. Hrsg. und mit Beitr. von Ursula
Perucchi-Petri. - Ostfildern-Ruit : Cantz, 1996. - 271 S.
; Ill. - ISBN 3-89322-769-5 (Cantz) : DM 58.00 (br.)
- ISBN 3-9520917-0-7 (Museumsausg.) : Preis nicht
mitgeteilt
- [4068]
Einen Teilkatalog besonderer Art publizierte 1996 das Kunsthaus Zürich
mit dem Verzeichnis seiner Sammlung von Künstler-Videos, dürfte es
doch der erste Bestandskatalog dieser Kunst-Gattung sein. Die
Verzeichnung der 480 Bänder der Zürcher Sammlung war daher auch Anlaß,
grundsätzlich auf die Geschichte dieses recht jungen künstlerischen
Mediums einzugehen. Die Anfänge der Nutzung von Videotechnologie im
künstlerischen Bereich und ihrer Loslösung vom Fernsehen, datiert
Ursula Perucchi-Petri, die Autorin des Vorworts (S. 9 - 14), auf das
Jahr 1965, in dem der tragbare Videorecorder auf den Markt kam. Das
Kunsthaus Zürich begann bereits 1979 mit dem Aufbau seiner Sammlung
von Künstler-Videos und dokumentiert diese Anfänge in den 60er Jahren
- einer Zeit, die nach neuen künstlerischen Ausdrucksformen suchte und
in der insbesondere Künstler von Land art und Concept art dieses
Medium zur Aufzeichnung ihrer Aktionen zuerst nutzten - in einigen
herausragenden Beispielen. Die "Pioniergeneration" um Vito Asconi,
John Baldessari, Peter Campus, Daglous Davis, Bruce Nauman, Nam June
Paik, William Wegman und Lawrence Weiner ist jeweils mit größeren
Werkgruppen vertreten. Umfangreich sind auch Künstlerinnen vertreten,
die dieses Medium schon früh für sich nutzten, ferner Künstler, die
aus anderen "Sparten" (Literatur, Musik, Theater usw.) kommend, dieses
Medium entdeckten. Die Sammlung ist international ausgerichtet und
dokumentiert auch die verschiedenen Ausprägungen der Videokunst
(einschließlich Video-Skulpturen, Video-Objekten und
Video-Installationen). Die Beschränkung der Sammlung auf Video-Kunst
bedeutet zugleich den Ausschluß von rein historisch-dokumentarischen
Videos.
Im folgenden Katalogteil werden in einem "Panorama der
Künstler-Videos" (angeordnet im Künstler-Alphabet) wichtige Werke
ausführlicher mit folgenden Informationen vorgestellt: kurze
Künstlerbiographie, Werktitel, Entstehungsjahr, Abbildung einer kurzen
Sequenz aus dem Werk, technische Daten (Produktionsland, -dauer und
-firma, Aufzeichnungssystem, Material, Kameratyp), Urheber von
Texten/Musik, Hinweis auf Projektförderungen, Beschreibung des
Werkinhalts und Literaturangaben. Im eigentlichen Katalog wird dann
der Gesamtbestand der Sammlung verzeichnet, hier allerdings ohne
Abbildungen und nur noch mit einem auf Grundinformationen reduzierten
Datengerüst. Die Bedeutung dieses Zürcher Katalogs geht aber weit über
seine Funktion des Bestandsnachweises hinaus; er dokumentiert erstmals
im Zusammenhang die 30jährige Geschichte einer Kunstgattung, die im
Normalfall in den Museen (wenn überhaupt) zu den verborgenen Schätzen
zählt und die allerhöchstens exemplarisch zugänglich gemacht wird.[1] In
Zürich kann man die Bänder während der Öffnungszeiten ansehen.
Angela Karasch
- [1]
- Erst in den letzten Jahren erreichte die Video-Kunst ein breiteres
Publikum: Seit 1992 vergibt der Südwestfunk Baden-Baden zusammen mit
dem Zentrum für Kunst und Medientechnologie Karlsruhe jährlich den
Videokunstpreis; ausgewählte Beiträge werden dann im Fernsehen
(Südwest 3) gesendet. Parallel dazu veranstaltete Ende 1996 auch die
Kunsthalle Baden-Baden eine Ausstellung. Der in Form einer
Videokassette konzipierte "Katalog" lag allerdings zu
Ausstellungsbeginn noch nicht vor.
(zurück)
Zurück an den Bildanfang