Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 5(1997) 1/2
[ Bestand in K10plus ]

Jean de La Bruyère


97-1/2-154
Jean de La Bruyère / Marc Escola. - Paris ; Roma : Éditions Memini, 1996. - 201 S. ; 24 cm. - (Bibliographie des écrivains français ; 5) (Bibliographica). - ISBN 88-86609-06-X : FF 290.00., Lit. 90.000
[3782]

Der fünfte Band in der Reihe Bibliographie des écrivains français fragt nicht nur, wie alle bisher erschienenen Bände auch, nach den Desiderata in der Forschung zu seinem Gegenstand, er schließt zugleich selbst eine geradezu erstaunliche Lücke, denn mit diesem Band liegt die erste umfassende, monographische Bibliographie zu Jean de La Bruyère vor: genau 300 Jahre nach dem Tod eines Autors, dessen Werk bereits zu seinen Lebzeiten ausgesprochen erfolgreich war und bis heute immer wieder neu ediert und kommentiert wird. Bisherige Bibliographien widmeten sich in der Regel nur speziellen Aspekten des Werks von La Bruyère und existierten meist nur in Form eines Anhangs zu Ausgaben der Caractères, zu Kongreßakten, Sammelbänden, Zeitschriften etc. Trotz oder wegen dieses Charakters einer Erstgeburt strebt die Bibliographie keine Vollständigkeit an, sondern verzeichnet beispielsweise nur die - immerhin über fünfzig - wichtigsten Ausgaben der Werke La Bruyères, freilich nicht ohne den Leser an die Bibliothèque Nationale de France zu verweisen, die allein über 100 Ausgaben besitzt.

Der Aufbau der Bibliographie wiederholt das aus den bisherigen Bänden der Reihe vertraute Schema: Den allgemeinen Kapiteln Manuscrits, éditions, traductions, Etudes bibliographiques, Etudes biographiques und Etudes générales folgen die thematischen, in diesem Falle auf La Bruyère zugeschnittenen Kapitel und diesen die Rubriken Varia, Comptes rendus und Desiderata sowie die verschiedenen Register, die gleichfalls dem Muster der bereits erschienenen Bände entsprechen.[1] Wiederum sind die Mehrzahl der Einträge durch Schlagwörter und oft zusätzlich durch Annotationen erschlossen. Letztere sind insbesondere bei der Beschreibung der unterschiedlichen Werkausgaben interessant, da Escola meist anmerkt, auf welcher der neun Originalausgaben der jeweilige Text beruht, nach welchen Prinzipien er erstellt wurde, welche zusätzlichen Informationen enthalten sind etc. Hilfreich sind in diesem Zusammenhang auch die Einführungen zu den einzelnen Kapiteln, in denen jeweils ein kurzer Überblick über die Forschung im entsprechenden Bereich gegeben und bereits auf die wichtigsten, interessantesten oder auch epochemachenden Arbeiten hingewiesen wird. Um nicht selbst zum Zeitpunkt ihres Erscheinens schon fast wieder veraltet zu sein, enthält die Bibliographie nicht nur bereits erschienene, sondern zusätzlich zahlreiche in der Veröffentlichung begriffene Arbeiten, darunter beispielsweise die Aufsätze, die in den Tagungsbänden der verschiedenen 1996 anläßlich des 300. Todestags von La Bruyère veranstalteten Kongressen erscheinen werden, oder die längst überfällige kritische Ausgabe der Caractères, die der Herausgeber der Bibliographie selbst besorgen wird. Dank dieser Aktualität und dank der Tatsache, daß mit diesem Band überhaupt endlich eine Bibliographie zu La Bruyère vorliegt, ist auch dieser Band der Bibliographie des écrivains français zu empfehlen.

Barbara Kuhn


[1]
Vgl. die vorstehende Besprechung des Bandes über Roland Barthes. (zurück)

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