Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 5(1997) 1/2
[ Bestand in K10plus ]

Hans Sahl


97-1/2-144
Hans Sahl : eine Bibliographie seiner Schriften / Gregor Ackermann und Momme Brodersen. Mit einem Vorw. von Edzard Reuter. - Marbach am Neckar : Deutsche Schillergesellschaft, 1995. - VIII, 319 S. : Ill. ; 21 cm. - (Verzeichnisse, Berichte, Informationen / Deutsches Literaturarchiv ; 18). - ISBN 3-929146-40-1 : DM 50.00
[3764]

In seinen letzten Lebensjahren hat Hans Sahl (1902 - 1993) die verspätete Anerkennung seines Lebenswerkes noch erfahren, das drei Bereiche umfaßt: die publizistischen Arbeiten, u.a. auch als einer der frühen kompetenten Filmkritiker neben Siegfried Kracauer; die eigenen literarischen Werke, die - von den Gedichten über den Roman Die Wenigen und die Vielen (1959) bis zu den Memoiren eines Moralisten (1983) - von der lebensprägenden Erfahrung des Exils zeugen; schließlich eine große Zahl von Übersetzungen, die vor allem Thornton Wilder, Tennessee Williams, Arthur Miller und John Osborne gegolten hat. Als Kritiker war Sahl auch ein selbstloser Förderer neuer Talente, der z.B. den jungen Erich Wolfgang Skwara (geb. 1948) bekanntgemacht hat.

Die Fülle der unselbständig erschienenen Veröffentlichungen vor allem stellt an die Personalbibliographie zu diesem Autor große Anforderungen. Die beiden Bearbeiter haben eine vorzügliche subjektive Personalbibliographie vorgelegt. Sie gliedern das Titelmaterial in die drei Abschnitte: 1. Einzelveröffentlichungen, 2. Veröffentlichungen in Zeitungen, Zeitschriften und Sammelwerken, 3. Übersetzungsarbeiten. Den größten Anteil, fast 200 Seiten, nimmt der zweite Abschnitt ein.

Die Titelaufnahmen sind - auch dank der schönen Marbacher Typographie - gut zu lesen, reich annotiert und ggf. durch Verweisungen verknüpft. Sie beruhen fast durchweg auf Autopsie. Wo diese ausnahmsweise nicht möglich gewesen ist, weist ein Asteriskus darauf hin. Als besondere Schwierigkeiten waren zu meistern: die Scheidung der verschiedenen gleichnamigen Autoren (Hans Sahls ursprünglichen Namen Hans Salomon trug auch ein anderer Journalist) und der verschiedenen Träger derselben Pseudonyme (nicht nur Hans Sahl schrieb unter Salpeter und Peter Munk im Berliner Tage-Buch, dessen Herausgeber, dem erst jüngst wieder in seiner Bedeutung erkannten Stefan Großmann (1875 - 1935) Sahl "die Zulassung zum Journalismus" verdankte[1]); ferner die Auflösung von Siglen, unter denen Sahl veröffentlicht hat. Die Aufgabe, die Publikationsgeschichte des Sahlschen Werks zu dokumentieren, ist angesichts der beschriebenen Probleme in bewundernswerter Weise gelungen.

Erschlossen wird die Bibliographie durch Register zu Werktiteln, Filmtiteln, Periodika, Verfassersiglen und Pseudonymen und zu Personen. Daten zu Leben und Werk sowie zahlreiche Abbildungen machen auch das ziellose Blättern in dieser Bibliographie zu einem großen Vergnügen, das auch den Kenner mit neuen Einblicken in die Vielfalt von Sahls Arbeiten überrascht.

Hans-Albrecht Koch


[1]
Vgl. Die Schultern der Mizzi Palme und andere Texte / Stefan Großmann. Hrsg. von Traugott Krischke. - Wien : Kremayr & Scheriau, 1995. (zurück)

Zurück an den Bildanfang