Dem Charakter von IFB entsprechend, ist hier ausführlicher von der Bibliographie des Bandes zu handeln, die ihn schließlich zum "Informationsmittel" macht. Und da gibt es denn doch einiges einzuwenden: Angesichts des knappen Platzes - die Bibliographie umfaßt gerade 15 Seiten - hätte die aufwendige Auswertung von Sammelwerken unterbleiben können, zumal die Einzelauswertung die Bibliographie erheblich umfangreicher erscheinen läßt, als sie tatsächlich ist.
Nicht aufgeführt ist der gewichtige Sammelband Österreichische
Tagebuchschriftsteller[1] mit Beiträgen zu Andrian, Bahr, Schnitzler. Es
fehlen die zahlreichen, durchweg grundlegenden Arbeiten zum Fin de
siècle aus der Feder von Lea Ritter-Santini. Dagegen ist die
Dissertation von Petra Kipphoff zum Aphorismus bei Kraus aus dem Jahre
1961 nun wirklich nicht mehr das Neueste bzw. Einschlägigste zum
Thema. Reinhard Urbachs Büchlein über Schnitzler (Velber 1968) findet
man, den Schnitzler-Kommentar desselben Autors (München: Winkler 1974)
nicht, auch nicht die neueste Biographie von Ulrich Weinzierl.[2] Von
Claudio Magris sind ein paar Seiten aus einem Reader zitiert, nicht
jedoch sein Buch Der habsburgische Mythos in der österreichischen
Literatur,[3] eines der ganz wenigen literaturgeschichtlichen Werke, die
wirklich Epoche gemacht haben. Die Briefe Hugo von Hofmannsthals an
Rudolf Pannwitz werden nach der knappen Auswahl in Bd. 5 (1955) der
Zeitschrift Mesa zitiert, die Gesamtausgabe des Briefwechsels[4] fehlt.
Ganz zufällig ist die Auswahl der Personalbibliographien S. 187 f.:
Beer-Hofmann, Psychologie und Karl Kraus, dann ein Hinweis auf die
Bibliographie der deutschen Sprach- und Literaturwissenschaft (BDSL),
keine der großen Bibliographien zu Hofmannsthal oder Schnitzler.
Wieder einmal ist das Prinzip "Italica non leguntur" in einer
Germanistik zu beklagen, die sich viel auf ihre Internationalität
zugutehält. So fehlt die mit Abstand förderlichste interpretierende
Monographie zur Lyrik poetae minores des Wiener Fin de siècle,[5] in der
neben Leopold von Andrian, Felix Dörmann, Richard Beer-Hofmann und
Felix Salten auch die versifizierten Jugendsünden Schnitzlers und die
lyrischen Ergüsse der "ganz Kleinen" - u.a. Leo Ebermann, Heinrich von
Korff, Paul Wilhelm und Richard Specht - behandelt werden, die man
sonst in der Fachliteratur immer nur als Opfer der Polemik von Karl
Kraus kennenlernt. Auch die Andrian-Studie derselben Verfasserin,
bislang die neueste Arbeit, fehlt,[6] für deren Anzeige allerdings auch
die BDSL etliche Jahre Verzug gebraucht hat.
Wie die Tücke es will, ist die grundlegende Zeitschrift Modern
Austrian literature zwar ins Abkürzungsverzeichnis aufgenommen, nicht
aber in die Rubrik Quellenkundliche Darstellungen/Periodika. In dieser
Rubrik finden sechs Titel ein etwas putziges Asyl: das Jahrbuch des
Freien Deutschen Hochstifts mit dem einzigen Jahrgang 1975; das
Hofmannsthal-Jahrbuch; eine quellenkundliche Monographie zu
Hofmannsthal und Freud; die Zeitschrift Zirkular der Österreichischen
Dokumentationsstelle für Literatur und Einzeljahrgänge zweier als
Quellen zu behandelnder Zeitschriften: Moderne Dichtung (1890) und
Moderne Rundschau (1891/92).
Hans-Albrecht Koch
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