1 Systemvoraussetzungen und Installation
Beidemale natürlich multimediafähige 486 PCs mit folgenden Mindestvoraussetzungen: LexiROM: Windows 3.1, 95 oder NT; 4 MB RAM und 5 MB Festplattenspeicher; InfoROM: Windows 3.11 oder 95; 8 MB Arbeitsspeicher; für die Maximalinstallation 40 MB freier Speicherplatz auf der Festplatte. Als Besonderheiten sind bei InfoROM die Möglichkeit zur Installation eines Rechtschreibprüfprogramms für Winword 6.0 oder 7.0 mit dem Wortschatz von Wahrig, Deutsches Wörterbuch[3] und das Angebot zur Einbindung von anderen Programmen, die mit Bookcase Software betrieben werden, zu nennen.
2 Inhalt
Da die zugrundeliegenden Primärverzeichnisse meist bekannt sind, bereits in IFB besprochen wurden oder noch werden, soll auf eine detaillierte Abwägung des Inhalts verzichtet werden. Im folgenden werden daher die verschiedenen Teile der CD-ROMs lediglich unter formalem Aspekt gegenübergestellt, wobei die Ähnlichkeit der Konzeption unweigerlich ins Auge sticht:
Multimedia-Lexikon: LexiROM 2.0 enthält ein Meyers-Lexikon in 3 Bd.
(100.000 Einträge)[4] mit über 2000 Bildern, Graphiken und Tabellen, 22
Videos (ca. 2 Stunden) - vor allem zeitgeschichtlichen Inhalts und neu
hinzugekommen Sportvideos -,[5] 48 Animationen und 350 Tonbeispielen
(ca. 14 Stunden). Bei InfoROM vertritt den Lexikonteil das Bertelsmann
Universallexikon in 1 Bd. (mit 70.000, wie beim Konkurrenten äußerst
knappen Einträgen)[6] mit über 860 Abbildungen, Graphiken und Tabellen,
etwa 170 Gemälden mit längeren Begleittexten, 49 Tondokumenten (O-Ton
in den verschiedensten Sprachen z.B. Arafat arabisch mit englischer
Übersetzung), 24 Musikbeispielen von bemerkenswerter Länge und
vergleichsweise umfangreichen Begleittexten (auch Literaturangaben),
17 Videos, die inhaltlich überwiegend nicht befriedigen können - z.B.
die vier Filme zu Orchestrion, Phonograph, Phonoliszt und Spieldose
jeweils nur mit Musikbegleitung ohne textliche Erläuterung.
Rechtschreibwörterbuch: Hier treten sich die Hauptkonkurrenten der
deutschen Rechtschreibwörterbücher gegenüber: zum einen der Duden, Die
deutsche Rechtschreibung (115.000 Stichwörter und 500.000
Bedeutungserklärungen) bei LexiROM - gleich doppelt in der 20. und 21.
Auflage und mit dem Text des alten und neuen Regelwerks -;[7] zum
anderen der neue Senkrechtstarter Bertelsmann, Die neue deutsche
Rechtschreibung (600.000 Eintragungen, 20.000 Angaben zu neuen
Schreibungen und Wortrennungen) ebenfalls mit neuem Regelwerkstext und
Grammatikteil.[8]
Fremdwörterbuch: Duden, Das Fremdwörterbuch (50.000)[9] mit dem Stand
der Druckausgabe von 1990 bei LexiROM und Wahrig, Fremdwörterlexikon
(40.000), das als Beigabe für schwierige Begriffe Vertonungen bereit-
hält, bei InfoROM treten sich auf diesem Sektor gegenüber.
Synonymenwörterbuch: Der Duden, Die sinn- und sachverwandten Wörter
(82.000 Begriffe und Wendungen) auf Grundlage der 2. Druckausg. 1986,
der bei LexiROM angeboten wird, findet dagegen keine Entsprechung auf
der InfoROM.
Zweisprachige Wörterbücher: Langenscheidts Taschenwörterbuch Englisch
(120.000)[10] mit insgesamt 10.000 Aussprachebeispielen - jeweils 5000 in
britischem und amerikanischem Englisch -, von schwierig
auszusprechenden Wörtern ist auf LexiROM enthalten. Noch magerer sind
die zweisprachigen Wörterbücher bei InfoROM: das
Bertelsmann-Taschenwörterbuch Englisch (55.000)[11] und
Bertelsmann-Taschenwörterbuch Französisch (55.000). Immerhin sind hier
alle fremdsprachigen Lemmata vertont. Außerdem können zu 800 Begriffen
(qualitativ wenig überzeugende) Zeichnungen im Bildwörterbuch
abgerufen werden.
Atlas: Grundsätzlich ist zu den beiden "Weltatlanten" mit 66 Karten
bei LexiROM und 50 Karten bei InfoROM anzumerken, daß ihre mehr
blockartigen Darstellungen, aus denen gerade die Lage eines Landes und
mit gutem Willen sehr viel weniger genau die von Städten abgelesen
werden können, keinen Ersatz zu gedruckten Atlanten bieten können. Das
Angebot eines Atlas ist bei LexiROM 2.0 eine Neuheit
gegenüber der ersten Version.
3 Recherchemöglichkeiten
Nach dem Aufruf der CD-ROMs wird bei beiden - bei InfoROM wieder als
Nachahmung - standardmäßig ein Eintrag aus dem Fremdwörterbuch bzw.
Englischen Wörterbuch als "Wort des Tages" angezeigt. Eine wenig
sinnvolle Funktion, die man zum Glück einfach abstellen kann. Der
Aufruf der "Bücher" zur Recherche kann jeweils entweder über das Menü
und daneben bei LexiROM über die "Buchauswahlleiste" - ein
Pull-down-Menü - bzw. bei InfoROM über die "Bücherschaltflächen"
erfolgen. Grundsätzlicher Unterschied ist hierbei, daß LexiROM nicht
nur eine Aktivierung der einzelnen Bücher erlaubt, sondern auch die
Auswahl "Alle Bücher" zur Verfügung stellt. Des weiteren wird bei
LexiROM der Zugriff auf die Medienelemente (unterschieden in Bild,
Ton, Animation und Video) durch ein Medienverzeichnis gelöst, über das
auf alle Einträge mit Medien oder nur die mit einem bestimmten
Medienelement mit einer Stichwortsuche zugegriffen werden kann. Die
Duden-Rechtschreibregeln können entweder über eine Stichwortsuche im
Rechtschreib-Duden oder über eine Schaltfläche zum Durchblättern
aufgerufen werden. InfoROM hingegen bietet nur den Aufruf eines Buches
bzw. eines Unterbereichs - beim Universallexikon kann man z.B.
zwischen den zehn Kategorien: Alle Einträge, Fotos, Grafiken,
Tabellen, Karten, Länderboxen, Tondokumente, Musik, Kunstbilder und
Videos wählen, beim Rechtschreibwörterbuch zwischen: Wörter, Regeln,
Grammatik und Tabellen (Deklinationsübersichten), bei den
zweisprachigen Wörterbüchern zwischen: Sprachrichtungen (engl./dt.
oder dt./engl., entsprechend für Französisch), Abkürzungen oder
Bildern.
Für die Suche stehen jeweils verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung:
Sichwortsuche mit Anzeige der Stichwortliste, Volltextsuche und
detaillierte/erweiterte Suche. Auch wenn sich das so verallgemeinernd
für beide vorliegenden CD-ROMs ausdrücken läßt, bestehen signifikante
Unterschiede bei der Recherche. Zugleich mit einer Stichwortsuche wird
bei InfoROM eine Volltextsuche in dem aktuellen Buch ausgeführt, deren
Ergebnis als "Siehe auch"-Hinweise angezeigt wird. Gleichzeitig werden
- sofern diese Funktion nicht vom Benutzer deaktiviert wurde - alle
anderen Bücher durchsucht. Das Resultat wird allgemein - gibt es einen
Eintrag mit dem Suchwort, kommt das Suchwort nur im Volltext oder gar
nicht vor - mit verschiedenen farbigen Markierungen in den
"Bücherschaltflächen" dargestellt. Die Stichwortliste bei LexiROM
bietet zwar bei Auswahl mehrerer Bücher eine
Unterscheidungsmöglichkeit, aus welchem Buch der Eintrag stammt, doch
bei gleichlautenden Einträgen innerhalb eines Buches, z.B. des
Lexikons, wird eine Disambiguierung nicht vorgenommen, denn die
Begriffe sind lediglich durchnumeriert, nicht aber mit erklärenden
Zusätzen versehen. So erfährt man also bei den Listeneinträgen Brücke
1 - 4 erst durch Anzeige der Lexikonartikel, daß es sich bei 1 um die
Brücke in der Architektur, bei 2 um die Brücke in der Bodengymnastik,
bei 3 um die Brücke als Orientteppich und bei 4 um die Brücke in der
Zahnmedizin handelt. Als Besonderheit bei der Volltextsuche ist für
LexiROM die fehlertolerante Suche und die Phrasensuche zu nennen.
Trunkierungen bieten beide CD-ROMs gleichermaßen, darüber hinaus
werden bei InfoROM automatisch auch Wortzusammensetzungen
berücksichtigt. In der detaillierten Suche geht LexiROM durch Angebot
verschiedener Kriterien zur Eingrenzung über InfoROM, die lediglich
Volltextsuche mit Verwendung von Booleschen Operatoren sowie
Trunkierungen bietet, hinaus: die oben erwähnten Funktionen,
Verwendung eines Kontextoperators, Kombination verschiedener
Verzeichnisse, Eingrenzung auf den aktuellen, den zuletzt gefundenen
oder alle Einträge und beliebige Verknüpfung mit den verschiedenen
Medienelementen. Neben diesen Recherchemöglichkeiten, für die
Eingabemasken angeboten werden, können auch beliebige Begriffe aus dem
Text für eine Suche verwendet werden: bei LexiROM als Stichwortsuche
in einem selbst ausgewählten Verzeichnis, bei InfoROM jeweils im
aktuellen Buch mit der oben beschriebenen zusätzlichen
voreingestellten Volltextsuche in den anderen Verzeichnissen.
Da die vorgestellten CD-ROMs primär der Unterstützung für die
Textverarbeitung dienen, ist die Integration in die Textverarbeitung
- nach dem Bookshelf-Modell von Microsoft - eine wichtige Funktion,
die von beiden erfüllt wird. LexiROM bietet diesbezüglich die bessere
Lösung, da über verschiedene Schaltflächen der
Quickshelf-Funktionsleiste, die beim Start von Windows automatisch
aufgerufen wird, einzelne Bücher direkt angesteuert werden können:
Volltextsuche in allen Büchern oder Stichwortsuche in allen Büchern,
dem Rechtschreib-Duden, Meyers Lexikon oder Langenscheidts
Taschenwörterbuch (in der Sprachrichtung dt./engl.). InfoROM hingegen
bietet die Einbindung in eine bei der Installation anzugebende
Textverarbeitung, in der dann ein Icon für den Aufruf von InfoROM
eingerichtet wird, wodurch der Start der CD-ROM und Übernahme eines
Suchbegriffs in das eben aktuelle Buch, nicht aber eine gezielte
Anwahl eines Buches aus der Textverarbeitung heraus möglich ist.
4 Anzeige
Die Verschiedenheit der Anzeige bei den beiden Konkurrenzprodukten ist
ganz offensichtlich. Zu allererst soll unter diesem Aspekt die
ansprechendere und gegenüber der Vorauflage verbesserte
Gestaltung der Oberfläche bei LexiROM hervorgehoben
werden, gegenüber der die von InfoROM ziemlich langweilig und
nachlässig wirkt. Der grundsätzliche Unterschied in der Konzeption
tritt am deutlichsten bei der Anzeige der Lexikonartikel zu Tage.
Während nämlich bei LexiROM immer ein einzelner Artikel angezeigt wird
und Artikel und zugehörige Medienelemente[12] eine Einheit bilden - also
auch eine Recherche nach einem Medienelement führt zu einem kompletten
Lexikoneintrag -, wird der Text der Artikel auf InfoROM fortlaufend
angezeigt, die zugehörigen Medienelemente müssen über eine
Schaltfläche aufgerufen werden, was dann einem Wechsel in das
entsprechende Medienverzeichnis (s.o.) gleichkommt. Diese Praxis
bedeutet gleichzeitig, daß eine Suche nach einem Medium nur zu diesem
selbst führt, und in Umkehrung zum eben beschriebenen Vorgang von hier
aus zum Lexikontext gewechselt wird. Die verschiedenen Medien und die
Texte bilden demnach also verschiedene Segmente und sind lediglich
über diese Links verknüpft. Für die Anzeige des Rechtschreib-Duden
ist zu erwähnen, daß in einem Fenster - wenn vorhanden - sowohl der
Eintrag nach der alten Rechtschreibung als auch der nach der neuen
Rechtschreibung zugleich angezeigt werden. Verweisungen auf die Regeln
werden über Links angeboten. Wie auch in der Printausgabe sind bei
Bertelsmann, Die neue deutsche Rechtschreibung in den eigentlichen
Text an einigen Stellen kurze erklärende Einschübe zu gravierenden
Neuerungen gemacht.
5 Weiterverarbeitung
Beide CD-ROMs bieten Ausdruck, Kopieren in die Zwischenablage oder in
die Textverarbeitung an. Auch Notiz- und Lesezeichenfunktionen sind
selbstverständlich vorhanden.
6 Hilfefunktionen
Hilfetexte werden zum einen als Liesmich-Texte, als Online-Hilfen über
das Menü in der Gesamtübersicht oder kontextsensitiv angeboten. Das
Booklet bei LexiROM und der Verpackungskarton bei InfoROM bieten
daneben erläuternde Bildschirmabbildungen. Die Qualität der Texte ist
bei LexiROM bedeutend besser, denn zu jedem der angebotenen
Verzeichnisse wird in der Online-Hilfe neben den sehr instruktiven
Erläuterungen der Funktionen auch über den Inhalt informiert. Bei
InfoROM dagegen vermißt man nicht nur genaue Angaben zum Inhalt - wie
Lemmazahlen oder konkrete Zahlenangaben zu den enthaltenen Medien -,
sondern das größte Defizit besteht darin, daß wichtige Informationen
zur Benutzung nicht unbedingt immer an jeder spezifischen Stelle
genannt werden: die Möglichkeit der Trunkierung wird z.B. nur einmal
bei der Volltextsuche aufgeführt, nicht jedoch bei der Erklärung der
erweiterten Suche.
7 Preise
Obwohl der Preis von LexiROM gegenüber der vorhergehenden Ausgabe
herabgesetzt wurde, erscheint sie noch immer überteuert. Zählt man die
Preise der Druckausgaben zusammen - mit dem 12bändigen Meyers
Taschenlexikon als Lexikonbasis und ohne einen Atlas, da der auf der
CD-ROM vorliegende nicht als eigenständig und adäquat zu einem
Weltatlas betrachtet werden kann - kommt man auf DM 285.30. Angesichts
der günstigeren Produktions- und Distributionskosten der CD-ROM und
der mäßigen Qualität der Multimediaelemente in der jetzt vorliegenden
Form ist der Preis von DM 349.00 für die LexiROM wenig attraktiv. Ein
Update für die LexiROM schlägt immer noch mit DM 149.00 zu Scheibe.[13]
Mit ihren DM 98.00 ist InfoROM dagegen beinahe geschenkt - allein die
CD-ROM-Ausgabe des Bertelsmann-Universallexikons kostet ebenfalls DM
98.00. Daß es sich dabei um einen auf die Konkurrenz zielenden
Kampfpreis handelt, kann man daran ablesen, daß die InfoROM im Katalog
der Frühjahrsnovitäten noch mit DM 198.00 ausgezeichnet war und der
Preis dann auf einem Beiblatt vom April 1997 um mehr als die Hälfte
reduziert wurde. Dies ist kennzeichnend für die zur Zeit noch wenig
transparente Preisgestaltung für CD-ROMs, die einem freien
Experimentierfeld der Verlage gleicht.
8 Fazit
Wie eingangs erwähnt, wenden sich die vorgestellten CD-ROMs
hauptsächlich an den privaten Markt. Welche Bibliothek würde schon
Lexika des vorliegenden Umfangs für ihren Lesesaal kaufen? Auch die
Aussagen von Werner Bies[14] zu den digitalisierten Wörterbüchern, wie
deren Hauptfunktion als Hilfswerkzeuge bei Editierarbeiten, was eine
Einbindung in Textverarbeitungsprogramme - die noch nicht zum
selbstverständlichen Angebot der Bibliotheken für ihre Benutzer
gehören - erfordern, oder individuelle Nutzung treffen noch immer zu.
Auch für den heimischen Arbeitsplatz kann man eigentlich keines der
Produkte so recht empfehlen; zwar kann LexiROM unter einigen Aspekten
mehr überzeugen, doch ist hier das Preis-Leistungsverhältnis dermaßen
ungünstig, daß dann doch InfoROM oder das Warten auf eine weitere,
sicherlich nicht ausbleibenden Preissenkung[15] vorzuziehen wäre.
Saskia Hedrich
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