Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 5(1997) 1/2
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Microsoft Encarta 97 Enzyklopädie [Computerdatei]


97-1/2-090
Microsoft Encarta 97 Enzyklopädie [Computerdatei] : ein umfassendes Multimedia-Nachschlagewerk. - Für Microsoft Windows 95. - [Redmond, Wash.] : Microsoft Corp., 1996. - 1 CD-ROM. - ca. DM 199.00 (freier Preis). - (Microsoft GmbH, Edisonstr. 1, 85716 Unterschleißheim)
[4058]
97-1/2-091
Bertelsmann discovery '97 [Computerdatei] : das große Universallexikon auf CD-ROM. - [Aktualisierte Ausg.]. - München : Bertelsmann Electronic Publishing, 1996. - 1 CD-ROM in Behältnis. - (Bee book). - ISBN 3-577-11142-9 : DM 198.00 (unverbindliche Preisempfehlung)
[4110]

1992 brachte Microsoft zum ersten Mal die Encarta heraus[1] und setzte mit der Gestaltung der Oberfläche, den Zugriffsmöglichkeiten und den eingebundenen multimedialen Elementen Standards. Mit der Discovery '97 - die hiermit in ihrer zweiten Ausg. vorliegt - versucht sich Bertelsmann dem erfolgreichen Konkurrenzprodukt anzunähern: dies zeigen auch die Änderungen, die mit der Aktualisierung vorgenommen wurden (s.u.). Daß sie sich nun an der Encarta '97 messen lassen muß, vor allem was die Aufarbeitung, die Auswahl, Qualität und Einbindung der multimedialen Elemente und das Retrieval angeht, ist daher selbstverständlich. Im folgenden werden deshalb verschiedene Aspekte der beiden Multimedia-Lexika direkt miteinander verglichen: Systemvoraussetzungen und Installation; Textbasis; Medien; Zugriffsmöglichkeiten; Anzeige; Weiterverarbeitung; Hilfefunktionen; Aktualisierungen und Preise.

1 Systemvoraussetzungen und Installation

Beide CD-ROMs stellen etwa vergleichbare Anforderungen: mindestens einen 486 PC mit 8 MB RAM unter Windows 3.1 oder Windows 95 für Encarta '97 und Discovery '97 (bzw. für Encarta '97 auch Windows NT mit 12 MB Arbeitsspeicher); 20 bzw. 13 MB Festplattenspeicher für Encarta '97 sowie Multimediafähigkeit. Die Installation ist für beide Lexika problemlos - lediglich die Encarta '97 hält - wie im WWW[2] dokumentiert - für Nutzer von Windows 3.1 bzw 3.11 eine unangenehme Überraschung bereit, denn sie ist mit evtl. installierter Intellitype-Software (z.B. für Microsoft Maus) nicht kompatibel. Über das Internet kann jedoch eine Datei zur Fehlerbehebung heruntergeladen werden.

2 Textbasis

Inhaltliche Grundlage der Encarta war zunächst die 29-bändige Funk & Wagnalls new encyclopedia, die vor allem über Warenhäuser vertrieben wurde und auf Schüler, Studenten und das allgemeine Publikum ausgerichtet war. Bereits von Beginn an wurde die Druckausgabe durch die Encarta-Redaktion von Microsoft mit eigenen Artikeln ergänzt, wodurch sich immer mehr ein eigenständiges CD-ROM-Lexikon entwickelte.[3] Um der Encarta auch in den nicht-englischsprachigen Ländern eine große Verbreitung zu sichern, wurden seitdem mehrere nationale Ausgaben in Französisch, Japanisch, Spanisch und eben Deutsch herausgebracht. Da es bei einem Lexikon wegen der i.d.R. länderspezifischen Ausrichtung mit reiner Übersetzung des Textes nicht getan ist, wurde die Encarta im Hinblick auf deutsche Informationsbedürfnisse überarbeitet und um zahlreiche Artikel ergänzt, so daß sich die Encarta '97 von der ursprünglichen Textvorlage weitgehend gelöst hat. Die neu erstellten Artikel sind z.T. gezeichnet: so stammt beispielsweise der Artikel Weinbergschnecke von einer Münchner Biologin, der über Martin Walser sowie derjenige über Günther Wallraff - der übrigens keinen Artikel in Discovery '97 erhalten hat - von einem Münchner Journalisten. Mit der Encarta liegt damit ein eigenständiges deutsches Multimedia-Lexikon vor, das neben über 27.000 Sachartikeln auch ein 50.000 Lemmata umfassendes deutsches Wörterbuch von Langenscheidt enthält - ohne daß man genau sagen könnte welches, denn Angaben zur Textvorlage werden hier nicht gemacht und zahlreiche Doppeleintragungen (z.T. mit divergierenden Bedeutungsangaben) innerhalb des Wörterbuches lassen eine nicht bereinigte Mixtur aus zumindest zwei Wörterbüchern vermuten.

Die Zahl der Lexikonartikel selbst erscheint zunächst gering, doch handelt es sich um weite Lemmata enzyklopädischen Charakters. Gerade in diesem Punkt der inhaltlichen Konzeption besteht ein grundlegender Unterschied der beiden vorliegenden Lexika, denn die Discovery '97 mit ihren 100.000 Stichwörtern verfolgt - mit der Textgrundlage des Bertelsmann Universallexikons in 20 Bänden im Hintergrund - das im deutschen Raum eher verbreitete Konzept eines Großlexikons mit engen Stichwörtern, zwar mit einer wesentlich größeren Zahl von jedoch entsprechend kürzeren Artikeln. Um Sachzusammenhänge herzustellen, bedienen sich beide Lexika, wie unten beschrieben wird, der Zugriffsmöglichkeiten unter sachlichen Gesichtspunkten, daneben bietet die elektronische Form durch Links zwischen den Artikeln den Vorteil, Verknüpfungen für den Nutzer einfach und komfortabel zu gestalten - die Verweisungspraxis ist zwar auch von den Druckausgaben bekannt, doch ist es sehr viel unbequemer und daher unwahrscheinlicher eine Recherche über mehrere Bände hinweg nachzuvollziehen.

Auch wenn hier Discovery '97 mit der Zahl von über 100.000 Links wirbt, ist diese bei weitem nicht ausreichend, denn man stößt immer wieder auf Artikel, in denen solche Verknüpfungen ganz fehlen. Als Beispiel sei der Artikel zu Wallenstein genannt: hier wird von Discovery '97 nicht einmal ein Link zum Dreißigjährigen Krieg, geschweige denn zu den zahlreichen innerhalb des Artikels genannten Personen angeboten. Encarta '97 schneidet demgegenüber bedeutend besser ab. Insgesamt ist der i.d.R. größere Umfang der Artikel in Encarta '97 nicht nur auf das oben genannte enzyklopädische Konzept zurückzuführen, denn sie bietet wesentlich mehr sowohl bei Personenartikeln - hier werden mehr Hintergrundinformationen, eine ausführlichere Darstellung des Werdegangs und bei Künstlern umfangreichere Angaben zur Einordnung des Werkes genannt (P. Abélard, Madonna, E. Satie, A. Wallenstein, M. Walser) - als auch bei Einträgen zu Städten, die i.d.R. auch Hinweise zu Sehenswürdigkeiten, Museen und eine Geschichtsdarstellung enthalten, oder Sachartikeln - die über die z.T. reinen Worterklärungen in Discovery '97 durch umfassende Behandlung eines Themas bei weitem hinausgehen (z.B. Gerontologie, Klon, Internet).

Zu den Länderartikeln können bei beiden Lexika Grunddaten aufgerufen werden. Unter der Bezeichnung Daten und Fakten sind bei Encarta '97 bei 40 Länderartikeln die Basisinformationen und -daten zu einem Land unter den Rubriken Staat, Klima, Bevölkerung, Wirtschaft, Regierung und Geschichte abrufbar, die Nationalhymne abzuspielen oder - als Interaktivität - vergleichende Diagramme zu Bevölkerung oder Klima zu erstellen. Unter den Quellen werden bei den Daten und Fakten u.a. auch der Fischer-Weltalmanach (Ausg. 1995) und die Brockhaus-Enzyklopädie genannt. Discovery '97 dagegen stellt in den Ländergrunddaten als Legende zu einer Abbildung der Flagge und - in 28 Fällen - dem Abspielen der Nationalhymne nur die Kerninformationen zur Verfügung.

Daß im Gegenzug manches Stichwort bei Encarta '97 keinen eigenen Artikel erhalten hat, ist aus der oben dargestellten, verschiedenen Konzeption zu erklären. So wird z.B. der Eurotunnel bei Encarta '97 nur innerhalb der Artikel Frankreich und Tunnel, die Abfallwirtschaft nur innerhalb des Eintrages zu Abfallbeseitigung erwähnt - beides ist somit nur über eine Volltextsuche (s.u.) zu ermitteln - und von Steuerhinterziehung wird auf das Steuerstrafrecht verwiesen.[4] Leider ist bei Encarta '97 als grundsätzlicher Mangel bei den Personenartikeln das Fehlen von präzisen Geburts- und Sterbedaten zu nennen, denn es werden nur die Lebensjahre angegeben. Weiterführende Literaturangaben werden bei der Encarta '97 nur sehr spärlich geboten und wenn, dann sind sie nicht in den Artikel eingebunden und nicht einmal ein Hinweis findet sich darauf, sondern sie müssen rein auf Verdacht über das Menü zur Anzeige gebracht werden. Discovery '97 enthält gleich gar keine Literaturhinweise.

3 Medien

Wiederum zunächst die Angaben zur Encarta '97: Abbildungen (5401); Diagramme (129); Tabellen (91); Karten (483);[5] Audios (766), also Tondokumente, Nationalhymnen, Musikbeispiele und Tierstimmen; Animationen (72); Videos (29) und Interaktivitäten (7) - die Planetenumlaufbahnen, berühmte Gemälde (mit Quiz), Wunder der Natur (mit Quiz), Sprachen der Welt mit Hörbeispielen aus 60 Sprachen, Weltmusik (macht mit 20 Instrumenten bekannt und fragt das Wissen in einem Quiz ab), Fraktale sowie Bevölkerungsstatistiken und Klimatabellen bieten. Die Auswahl der Videos läßt hier einiges zu wünschen übrig. So kann man ein Küken, in einem anderen Video eine Schlange und schließlich noch einen Schmetterling beim Schlüpfen sehen. Auch das Video einer weißen Taube, an deren Beispiel der Vogelflug gezeigt werden soll - allerdings ohne erklärenden Text, jedoch mit Musikuntermalung -, ist wenig informativ. Kennedy mit seinem Berlin-Bekenntnis sowie Bilder vom Mauerfall dürfen natürlich genauso wenig fehlen wie amerikanische Astronauten bei der Reparatur eines Satelliten und die Beatles. Nützlicher erscheinen dagegen die zahlreichen Animationen, die helfen, technische oder Naturvorgänge zu erläutern.

Bei Discovery '97 werden folgende Medien angeboten: insgesamt ca. 2400 Abbildungen - aufgeteilt in Photos (1800) und Graphiken (600) -, Tabellen (316), Karten (100) - 41 geographische und 66 thematische, davon werden rd. 80 als interaktiv bezeichnet, was an dieser Stelle allerdings nur bedeutet, daß über Links von den Karten aus Lexikonartikel aufgerufen werden können -, Audios (186) - davon O-Ton (68), Nationalhymnen (28), Musikbeispiele (49), Instrumente (15) und Tierstimmen (27) -, Animationen (15), Diashows (27) und Videos (21).

Während die Encarta '97 also meist eine größere Anzahl der einzelnen Elemente anbietet, fallen aufgrund ihrer hohen Zahl bei Discovery '97 besonders die Tabellen und die singulären Diashows auf. Besonders wichtig ist die Besonderheit, daß der Text innerhalb der Tabellen über die Volltextsuche ebenfalls suchbar ist (s.u.), wodurch die dort gebotenen Informationen sehr viel besser erschlossen sind, und die Tabellen nicht mehr nur als erläuternde Beigabe zu einem Artikel, sondern als eigenständige Informationsquellen genutzt werden können. Die Diashows sind eine Kombination von Photos, Ton und Text. Mit der Dauer von meist etwa zwei Minuten Länge stellen sie eine gelungene Alternative und Ergänzung zu den kürzeren Videos dar. Ihre Themen lassen sich den drei Gebieten Kunst/Architektur, Weltall, und Film zuordnen. Auch bei den Videos von Discovery '97 dürfen die vier bereits oben bei Encarta '97 angesprochenen obligaten Filme nicht fehlen. Daneben werden kurze Filmausschnitte von Klassikern (Casablanca, Vom Winde verweht, Citizen Kane und Zeugin der Anklage), einige Fernsehberichte zu aktueller Zeitgeschichte (das neueste ist bereits wieder überholt: Israel, Friede in Gaza), zum Nationalsozialismus, zur Luftfahrt und zu berühmten Personen gezeigt. Insgesamt erscheint diese Auswahl gelungener als diejenige bei Encarta '97, vor allem weil einem wenig aussagekräftige Videos wie die oben genannten erspart werden. Qualität und Auswahl der Animationen sind hingegen wiederum bei Encarta '97 besser. Die Wiedergabe der Karten läßt bei beiden Lexika gleichermaßen zu wünschen übrig.

4 Recherchemöglichkeiten

Statt einer detaillierten Beschreibung der verschiedenen Recherchemöglichkeiten, die beide Lexika bieten, soll im folgenden eine Abwägung im Vergleich zwischen Encarta '97 und Discovery '97 vorgenommen werden. Beide bieten von der Eingangsseite aus Zugangswege zu den unterschiedlichen Bereichen der CD-ROMs: zum einen die Suche im Lexikon selbst mit nachfolgender Anzeige der Artikel und zum anderen den Aufruf der Medien. Auch Informationen zu den Lexika - Überblick zu Encarta, Abo-Information bzw. bei Discovery '97 ein Demo - werden hier angeboten. Darüber hinaus kann bei Encarta '97 die Chronik - hier finden sich die aus dem WWW heruntergeladenen Aktualisierungen (s.u.) oder die Wörterbuchsuche als Stichwortsuche in der Wortliste aktiviert werden.[6]

Diese scheinbare Gleichheit der beiden Lexika löst sich bereits auf der nächsten Ebene auf.

4.1 Lexikonartikel

Zunächst zur Recherche in den Lexikonartikeln: Das Suchfenster bei Encarta '97 ist standardmäßig leider nicht in die Bildschirmoberfläche integriert, sondern muß gesondert aufgerufen werden. Daher ist es empfehlenswert, über das Menü einzustellen, daß das Suchfenster auch nach vollzogener Recherche und Anzeige geöffnet bleibt, aber auch dann ist es nicht optimal in die ansonsten ästhetisch und übersichtlich gestaltete Oberfläche eingebunden. Anders präsentiert sich in dieser Hinsicht Discovery '97: hier wird die gesamte linke Bildschirmseite für die Suchfunktionen reserviert. Allerdings stellt dies vom Optischen her eine wenig befriedigende Lösung dar, denn die Artikelanzeige (s.u.) kommt hierbei zunächst zu kurz - auch wenn alle Fenster vergrößerbar sind.

Das Suchfenster der Encarta '97 bietet selbstverständlich eine Stichwortsuche mit Zugriff auf das Register, daneben werden folgende Präzisierungsinstrumente unter der Bezeichnung Suchfilter angeboten: 1. Wortsuche für die Volltextsuche im gesamten Lexikontext mit der Möglichkeit Trunkierungen, Boolesche oder Distanzoperatoren zu verwenden oder eine Phrasensuche durchzuführen; 2. Unter Sachgebiet werden für die Einschränkung neun Wissensgebiete von Bildende Kunst über Geschichte bis zu Sprache und Literatur angeboten, diese sind dann nochmals in insgesamt rd. 90 Sachgebiete untergliedert; 3. Medien, um Artikel mit einem oder mehreren der oben aufgeführten Medienelemente oder aus der Chronik auszuwählen; 4. Bestimmung eines Zeitpunktes/-raumes durch die direkte Eingabe oder Auswahl über das Historama (dies ist ein Zeitstrahl, in dem anschaulich die Chronologie wichtiger Ereignisse dargestellt wird); 5. Einschränkung nach geographischer Lage (Regionen, Staaten, Bundesländer, Hauptstädte). Die Gestaltung des Suchfensters und der Auswahl der Filterkriterien ist gut gelungen und sehr übersichtlich angelegt. Die Suche kann ebenso mit Unterstützung des Suchassistenten durchgeführt werden, der leicht verständlich die genannten Aspekte der Recherche nacheinander abfragt. Die Einstellungen der Filterkriterien können für spätere Wiederverwendung gespeichert werden. Wichtig bei der Arbeit mit den Suchfiltern ist, daß sie vor einer neuen Suche zurückgesetzt werden müssen, da sie sonst weiterhin gelten. Neben diesen Recherchemöglichkeiten können die Lexikoneinträge durch direkte Auswahl von Ereignissen oder Daten über das Historama aufgerufen werden. Eine Besonderheit stellen auch die Themenreisen dar, über die eine automatisch ablaufende Abfolge von Artikeln unter folgenden Gesichtspunkten gestartet werden kann - zur Veranschaulichung werden hier die nochmals untergliederten Hauptbereiche aufgeführt: Menschen; Gestern und Heute; Kunst und Literatur; Darstellende Kunst; Pflanzen und Tiere; Wissenschaft und Technik; Reiseziele; Mythen und Dokumente; Vermischtes (z.B. Feste und Feiertage oder Zum ersten Mal etc.). Aktuelle Beiträge, die aus dem Internet heruntergeladen wurden, können ebenfalls über das Menü direkt angezeigt werden.

Discovery '97 bietet demgegenüber weniger. Neben der selbstverständlichen Stichwortsuche kann auch eine Volltextsuche mit den bereits oben genannten Operatoren durchgeführt werden. Erwähnenswert ist hier, daß die Volltextsuche darüber hinaus auf den aktuellen Artikel begrenzt, oder auch auf Tabellen ausgeweitet werden kann. Eine zeitliche Suche ist nur durch die Eingabe von Geburts- bzw. Sterbedaten möglich, ist daher also auf Personenartikel eingegrenzt. Erst seit der vorliegenden Ausgabe bietet Discovery '97 in Nachahmung des Konkurrenzlexikons eine Rechercheeingrenzung nach Wissensgebieten, ausgehend von den sechs Hauptgruppen Geographie, Geschichte, Gesellschaft, Kultur, Natur und Technik. Die weitere Untergliederung wird vergleichbar mit der Baumstruktur im Windows-Dateimanager dargestellt, was bei der Kombination mehrerer Untergruppen aus verschiedenen Bereichen ziemlich unübersichtlich wird. Ein Vorteil der Discovery '97 ist die zusätzliche Möglichkeit, die Suche auf Personenartikel einzuschränken.

Schon allein diese Aufzählung der unterschiedlichen Zugangsangebote zeigt die Überlegenheit der Encarta '97. Als besonderer Vorteil sollen nochmals besonders die Suche unter zeitlichen und räumlichen Gesichtspunkten sowie den Medienelementen im Lexikonbereich, die Abspeicherung der Suchfiltereinstellungen und der Suchassistent hervorgehoben werden. Alphabetisches Durchblättern des gesamten Lexikontextes oder eines Sachgebietes bieten beide Lexika genauso an, wie den Rückgriff auf die früher angezeigten Artikel.

4.2 Medienbereich

Ausgehend vom Eingangsbildschirm oder der Funktionsleiste kann der Medienbereich aufgerufen werden. Da Encarta '97 in der Medien-Galerie ebenfalls alle der oben genannten Zugangsmöglichkeiten mit den fünf Filterkriterien bereit hält, übertrifft sie auch hierin die Discovery '97, die in ihrer Mediensammlung nur die Stichwortsuche, die Eingrenzung nach den Wissensgebieten, sowie Beschränkung auf die einzelnen, oben aufgeführten Medienelemente bietet. Recht fragwürdig erscheint der Hinweis bei Discovery '97, daß einige der Medien nur über die Mediensammlung einsehbar sind. Aus welchem Grund deren Einbindung in das Lexikon unterblieben ist oder um welche es sich handelt, wird nicht mitgeteilt. Beide Recherchen führen zu einer bloßen Anzeige der Medien, von der aus man jedoch problemlos zu den Lexikoneinträgen gelangen kann. Wie bei den Artikeln besteht bei beiden Lexika die Möglichkeit die Medien durchzublättern oder bei Encarta '97 eine automatische Abfolge zu starten. Die Interaktivitäten der Encarta '97 werden über das Menü oder die Eingangsseite in einem gesonderten Fenster aufgerufen.

5 Anzeige

Auch bei der Anzeige ist zwischen dem Lexikonbereich und dem Medienbereich zu unterscheiden. Die Artikelanzeige von Encarta '97 ist sehr übersichtlich gestaltet und kann über das Menü den eigenen Wünschen angepaßt werden, so daß nur der Text eines Artikels, Text und Gliederung, über die längere Artikel strukturiert und ein Zugriff auf die Abschnitte ermöglicht wird, oder die beiden genannten Anzeigemodi mit den Bildern angezeigt werden. Außerdem sind für den Text drei verschiedene Schriftgrößen wählbar. Der Artikeltext oder auch die Medien können zur besseren Ansicht vergrößert werden. Das Vorhandensein von Medienelementen wird innerhalb des Artikeltextes durch verschiedene Symbole angedeutet. Bei Discovery '97 sind nicht die einzelnen Artikel, sondern der jeweilige Lexikonausschnitt im Anzeigefenster sichtbar, dabei ist der angewählte, aktuelle Artikel durch einen satteren Ton der Schrift hervorgehoben. Problematisch wird diese Anordnung, wenn man sich durch Scrollen im Lexikon bewegt, denn zwar können die anderen Artikel trotz der hellgrauen Schrift gelesen werden und auch die in einem inaktiven Text enthaltenen Links können genutzt werden, doch ist für die Weiterverarbeitung (s.u.) daran zu denken, daß ein Artikel zuvor durch Doppelklick aktiviert werden muß. Gliederung und Medien - die Einbindung der Medien durch Symbole am Rand des Textes wurde übrigens erst mit dieser Ausgabe verwirklicht - müssen grundsätzlich erst zur Ansicht aufgerufen werden. Erwähnenswert ist, daß neben der normalen Artikelgliederung auch eine separate "Mediengliederung" existiert, die dann alle Medien zu einem Artikel enthält. Das sehr schmale Fenster für die Artikelanzeige ist vor allem bei längeren Texten recht unbefriedigend. Erst eine Vergrößerung des Fensters bringt die gewünschte Übersichtlichkeit. Der Komfort verschiedener, voreinstellbarer Anzeigearten wird nicht geboten. Man gewinnt fast den Eindruck, daß statt einer übersichtlichen Präsentation der Lexikoneinträge mehr Wert auf die Hintergrundgestaltung gelegt wurde, denn diese ändert sich entsprechend dem Sachgebiet, dem ein Artikel zuzuordnen ist. In den Presse-Informationen werden die "drei permanenten, zoombaren Fenster, ... anklickbare Symbole für Multimedia-Elemente, Bildmotive am linken Bildschirmrand" als Neuerungen dieser Ausgabe angepriesen, daß dennoch die graphische Gestaltung der Discovery '97 keineswegs befriedigend ist oder auch nur annähernd mit der Oberfläche der Encarta '97 konkurrieren kann, wurde eben gezeigt.[7] Für die Schriftgröße stehen bei Discovery '97 vier verschiedene Schriftarten zur Verfügung. Das Fenster für die Medien-Galerie von Encarta '97 nimmt nur einen Ausschnitt des Bildschirms ein. Hier wird wohl davon ausgegangen, daß die zunächst in einer Größe von 6x6 cm abgebildeten Medien bei Interesse vergrößert werden. Dann allerdings werden auch die Videos in passabler Größe abgespielt, während die Videos bei Discovery '97 nicht zoombar sind und nur etwa ein Bild von 5x7 cm Größe erreichen. Bildunterschriften werden bei Encarta '97 leider nicht sofort mit angezeigt, sondern müssen über das Menü aufgerufen werden, dagegen werden bei dem Konkurrenzprodukt in einer Legende Benutzerinformationen und Bildunterschriften sofort mitgeliefert. Bei beiden Lexika stellen Links Verknüpfungen von den Medien zu den zugehörigen Artikeln her.

6 Weiterverarbeitung

Für die Weiterverarbeitung der Artikel stehen bei beiden Produkten Notizfunktionen und Lesezeichen zur Verfügung. Doch damit sind dann auch die Gemeinsamkeiten der Konkurrenten wiederum erschöpft. Encarta '97 erlaubt den Druck, Kopie oder direkte Übernahme in die Textverarbeitung einer beliebigen Auswahl (Text, Markierung, ganzer Artikel, Bild, Bildunterschrift). Hinter diesen Wahlmöglichkeiten fällt Discovery '97 weit zurück. Zwar werden auch Druck und Kopie in die Zwischenablage angeboten, doch beziehen sich diese Funktionen immer nur auf den gesamten aktiven - also durch satteren Ton hervorgehobenen - Artikel.

7 Hilfefunktionen

Auch wenn die Wiederholung der Feststellung von der Überlegenheit der Encarta '97 vielleicht bereits langweilig erscheint, so ist die Encarta '97 hier ebenso überlegen wie bei den meisten der bisher genannten Aspekte. Der Einführung in die Benutzung dienen das Booklet und der "Überblick über Encarta" mit Erklärungen aller wichtigen Funktionen, der über den Eingangsbildschirm zu starten ist. Für die Unterstützung bei der Recherche stellt der oben genannte Suchassistent ein gutes Hilfsmittel dar. Kontextbezogene Hilfe wie auch eine Gesamtübersicht über alle Hilfetexte sind hier selbstverständlich. Dazu kommen dann noch die Dokumentation im WWW, die auch spezielle Informationen zur Fehlerbeseitigung bereithält. Dagegen nehmen sich die Hilfefunktionen der Discovery '97 äußerst mager aus: es gibt keine gedruckte Hilfe, die Online-Hilfe der CD-ROM ist nur kontextbezogen und sehr knapp gehalten, die Informationen im WWW[8] beschränken sich auf Werbetexte. Immerhin wird auf der CD-ROM ein Demo angeboten, das mit den wichtigsten Benutzungsschritten bekannt macht.

8 Aktualisierungen und Preise

Beide Multimedia-Lexika können über das WWW monatlich aktualisiert werden.[9] Diesen Service bietet Bertelsmann - wieder einmal als Nachahmer - seit Januar dieses Jahres an. Die Einbindung der Artikel wird in Encarta '97 als Chronik bezeichnet. Über das Menü oder den Medienfilter kann direkt auf die Chronikartikel zugegriffen werden. Ein jährliches Update durch Neuausgaben wird bei beiden Lexika bei Besitz der Vorgängerversion DM 99.00 (Encarta) bzw. DM 98.00 (Discovery) kosten - also in ganz identischem Preisverhältnis wie die vorliegenden Ausgaben.

9 Fazit

Wie vorstehend für die einzelnen Aspekte aufgezeigt, muß das Urteil trotz kleinerer Schönheitsfehler und der verbesserungsfähigen Videoauswahl der Encarta '97 eindeutig - sowohl was den Inhalt als auch was die Aufbereitung betrifft - zu deren Gunsten ausfallen. Beide eben vorgestellten CD-ROMs wenden sich in erster Linie an den privaten Markt. Ein Vergleich mit der oben vorgestellten, im Inhalt sehr viel umfassenderen und "wissenschaftlicheren" Britannica CD, die noch keine Multimediaelemente enthält, ist wegen der gänzlich anderen Konzeption nicht möglich. Auch die im folgenden behandelten Produkte stellen auf Grund ihrer Konzeption einen eigenen Typus dar und können daher nicht zum Vergleich herangezogen werden. Hier muß die Entscheidung individuell, gemessen an den Publikumsbedürfnissen gefällt werden.

Saskia Hedrich


[1]
Zur 1. Ausg. vgl. IFB 94-B01-004. (zurück)
[2]
Encarta-Homepage unter http://encarta.de.msn.com (zurück)
[3]
Jim Clements und Paul Nicholls stellten schon für die amerikanische Encarta '95 fest, daß sich im Vergleich zu Funk & Wagnalls alle Artikel unterscheiden und viele der Encarta einzig oder grundlegend erweitert sind: A comparative survey of multimedia CD-ROM encyclopedias / by Jim Clements and Paul Nicholls. // In: Computers in libraries. - 15 (1995),8, S. 53 - 59, hier S. 56. (zurück)
[4]
Weitere Stichwortvergleiche können der Tabelle entnommen werden, die M. A. Lobeck seinem Bericht beigegeben hat, s.o. Anm. 1. (zurück)
[5]
Ein eigener Atlas ist auf der Encarta '97 nicht enthalten; stattdessen bietet Microsoft einen separaten Atlas auf CD-ROM an:
Microsoft Encarta-Weltatlas [Computerdatei] : ein detailliertes, geographisches Nachschlagewerk. - [Redmont, Wash.] : Microsoft, 1996. - 1 CD-ROM. - ca. DM 149.00 (freier Preis). - (Microsoft GmbH, Edisonstr. 1, 85716 Unterschleißheim) [4056]. - Eine Rezension in IFB ist vorgesehen. (zurück)
[6]
Daneben kann für beliebige Wörter aus Lexikoneinträgen das Wörterbuch durch Doppelklick aufgeblättert werden. (zurück)
[7]
Dieter E. Zimmer (s. Anm. 1) bezeichnet die Oberfläche der Discovery '97 sogar als "angestrengter Encarta-Clone" und "handgestrickt". (zurück)
[8]
http://www.beebook.de/produkte/lexika/discovery/discovery.html (zurück)
[9]
Als Beigabe findet sich hierfür auf beiden CD-ROMs die erforderliche Software: bei Encarta '97 der Microsoft Internet Explorer, bei Discovery '97 die Bertelsmann AOL-Startsoftware. (zurück)

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