So verdienstvoll die Verzeichnung dieser Art von Literatur ist, sie provoziert kritische Anmerkungen, die nur zum Teil an die Adresse des Autors gehen, zum anderen aber an die Herausgeber der Reihe, den Verlag, dessen Lektoren und Gutachter zu richten sind. So würde der Rezensent eine Reihe der hier verzeichneten Werke weder als devotional noch als religious bezeichnen, auch wenn ihr Hintergrund durch christliche Traditionen bestimmt wird. Hierzu gehören Gilbert Burnets Reisebeschreibungen aus Italien (Nr. 544 - 546), Daniel Defoes History of the devil (Nr. 639 - 641) und dessen Treatise concerning the use and abuse of the marriage bed (Nr. 642 - 644), John Miltons Paradise lost, Isaac Newtons The chronology of ancient kingdoms (Nr. 1237), Simon Okkleys An account of barbary (Nr. 1240 - 1241), um nur einige Beispiele zu nennen. Die Predigten, die Gilbert Burnet 1688 und 1689 nach glücklich vollbrachter "Glorreicher Revolution" vor William III. und Maria II. gehalten hat, sind ebenso Dokumente politischer Publizistik wie seine mehrfach veröffentlichte Schrift Engelland, wie stehts um Deine Freiheit? (Nr. 536 - 542). Marchamont Needhams Christianissimus christianandus (Nr. 1230) ist, wie es auch der deutsche Untertitel verrät, eine der zahlreichen antifranzösischen Schriften jener Jahre.
Es ist kaum vorstellbar, daß bei einer solch langen Bearbeitungszeit
der Verfasser nicht Kenntnis von den Entwicklungen in der
bibliographischen Beschreibung für die Literatur dieses Zeitraumes
erhalten hat, oder auf neuere Bibliographien und Kataloge hingewiesen
wurde. Da es sich vielfach um Kleinschrifttum handelt, das anderweitig
kaum oder nicht in der vorgefundenen Form verzeichnet ist, ist eine
möglichst exakte Beschreibung unabdingbar. So ist die Verwendung des
"/" ein wesentliches Unterscheidungsmerkmal und kann nicht durch ","
ersetzt werden, wie es der Verfasser zugegebenermaßen tut. Die
Anpassung der Erscheinungsorte an die heutigen Formen oder die
Anglisierung von Zusätzen wie "Erben" machen die Identifizierung der
Titel ebenfalls nicht einfacher. Daß Kürzungen der oft weitschweifigen
Titel keine Klarheit bringen, und der Wert und die Zuverlässigkeit der
Messekataloge oder des Georgi zu problematisch sind, um sie als
manchmal erste oder einzige Referenz zu benutzen, ist mittlerweile
Allgemeingut. Noch schlimmer wiegt indes, daß unentbehrliche
Standardwerke wie VD 16, Faber du Faur, Dünnhaupt, Bircher, Knuttel ja
selbst der STC der British Library für die deutschen Drucke bis 1600,
um nur einige zu nennen, nicht herangezogen wurden. Josef Benzings Die
Buchdrucker des 16. und 17. Jahrhunderts im deutschen Sprachbereich,
der Katalog der British Library, Pollard/Redgrave und Wing werden nur
in den älteren, mittlerweile überholten Auflagen zitiert. Die
Benutzung der genannten Werke oder der neueren Ausgaben hätte z.B. die
weitgehende Zusammenführung der Registereinträge Frankfurt und
Frankfurt am Main möglich gemacht. Die Schrift Bewegliche
Ursachen/ Welche die Fürnembsten Häupter der Republick ... bewegt haben
(Nr. 6) wäre dann als ein Werk John Durys erkennbar gewesen.[1] Die
eigenwillige Gestaltung der Bibliothekssigel hat keinerlei Verbindung
zu vertrauten Angaben und zwingt in jedem Falle zum Nachschlagen.
Die Präsentation des Textes weist Unregelmäßigkeiten im Zeilenabstand
(S. VII) auf, auf S. IX sogar ein "Hurenkind". "Löcher" finden sich
auch im General index. Das Erscheinungsbild des Haupttextes erscheint
auf den ersten Blick großzügig, doch erweisen sich die Abstände
zwischen Titel, Impressum, bibliographischen Vermerken oder
Standortangaben als zu groß, um eine schnelle Überschaubarkeit zu
gewährleisten.
Karl Klaus Walther
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