Die einzelnen Artikel sind in Aufbau, Gliederung und Länge sehr unterschiedlich. Sehr aussagekräftig sind z.B. die Artikel zu Oskar Höcker und Fritz Mühlenweg. Sehr gelungen sind auch die Beiträge zum Kinderhörspiel und zur Verfilmung von Kinderliteratur. Für die Gestaltung der Artikel scheint es aber keine Vorgaben gegeben zu haben. Ebenso ist es wohl mit den Bibliographien zu den einzelnen Artikeln. Hier gibt es alle Variationen. Bei den Werkbibliographien sind meist nur Haupttitel und Erscheinungsjahr angegeben. Es gibt aber auch komplette Titelaufnahmen mit Untertitel, Erscheinungsort, Verlag, Jahr, Seitenzahl, z.T. sogar mit Lesealter und Angabe, in welche Sprachen das Buch übersetzt wurde. Bei der Sekundärliteratur ist es ähnlich, es reicht von knappen Angaben bis zur vollen Aufnahme mit der Seitenzahl.
Die Verzeichnung der Sekundärliteratur ist nicht immer auf dem neuesten Stand. Bei Dagmar Chidolue, Thekla von Gumpert, Heinrich Hoffmann, Erich Kästner, Astrid Lindgren z.B. fehlen neuere Arbeiten. Zu Waldemar Bonsels, Wilhelm Hauff, Christoph Ernst Freiherr von Houwald, Christian Gotthilf Salzmann und Christian Felix Weiße wird genau die gleiche Auswahl an Sekundärliteratur angeführt, die bei Doderer genannt wird. Nur sind im Gegensatz zu letzterem keine Seitenangaben genannt. Alle neueren Arbeiten fehlen. In den vorliegenden Lieferungen werden bereits 15 Verlage vorgestellt. Einige Artikel sind von den Verlegern selbst geschrieben. Da ist keine kritische Distanz zu erwarten. Bei diesen Selbstdarstellungen fehlt auch die Sekundärliteratur, selbst die eigenen Verlags-Festschriften sind nicht genannt.
Die Herausgeber wählten die Loseblattform, weil sie in ihr die einzige Möglichkeit sahen mit den gegebenen Kräften, "ein neues Nachschlagewerk zur Kinder- und Jugendliteratur zu schaffen". Dennoch wirkt diese Form in einer Zeit, wo bereits viele Nachschlagewerke auf CD-ROM erscheinen, wie ein Anachronismus. Der Käufer muß die einzelnen Teile jeder Lieferung selbst einordnen und Teile auswechseln. Zumindest in Bibliotheken ist bei der derzeitigen Personalsituation wohl kaum Zeit für die Beschäftigung mit Loseblattwerken. Diese Form sollte doch der juristischen Literatur vorbehalten bleiben, wo sie notwendig ist, um überholte Teile durch aktuelle, gültige ersetzen zu können. Doch sollte man sie sonst vermeiden. Ein Nachteil kommt noch hinzu, das Ganze wird umfangreicher als notwendig, denn durch den Zwang, jeden Artikel auf einem neuen Blatt zu beginnen, bleiben viele Seiten halb oder ganz leer.
Nun muß man abwarten, wie sich das Lexikon entwickelt. Zu wünschen wäre, daß die Lieferungen in kurzen Abständen erfolgen und das neue Lexikon, mit aktuellen Artikeln gefüllt, das Lexikon von Doderer fortsetzt.
Heinz Wegehaupt