Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 5(1997) 1/2
[ Bestand in K10plus ]

Kinder- und Jugendliteratur


97-1/2-075
Kinder- und Jugendliteratur : ein Lexikon ; Autoren, Illustratoren, Verlage, Begriffe / hrsg. von Alfred C. Baumgärtner und Heinrich Pleticha. - Meitingen : Corian-Verlag Wimmer. - Losebl.-Ausg. ; 23 cm
[2891]
Grundwerk. - Redaktionsstand: Juli 1995. - 1995. - ISBN 3-89048-150-7 : DM 98.00 (mit Ordner)
Erg.-Lfg. 1 (1996). - DM 64.80

Ein neues Lexikon zur Kinder- und Jugendliteratur ist im Erscheinen Begriffen. Bisher gab es nur das 1975 - 1982 von Klaus Doderer am Institut für Jugendbuchforschung der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität in Frankfurt a.M. herausgegebene Lexikon der Kinder- und Jugendliteratur.[1] Seit dessen Erscheinen sind "schon Jahre vergangen, hat sich manches im Bereich der Kinder- und Jugendliteratur gewandelt, anderes bedurfte der Ergänzung", heißt es im Vorwort des neuen Lexikons, das in Zusammenarbeit mit der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendliteratur in Volkach konzipiert wurde. Ein mutiges Vorhaben! Das neue Werk wird am Lexikon von Doderer gemessen werden. Vorerst ist es schwierig bei dem relativ kleinen Teil, der bisher vorliegt, das Gesamtwerk einzuschätzen. Das in Loseblattform erscheinende Werk ist in sechs Teile gegliedert (Autoren; Illustratoren; Verlage; Institutionen; Literarische Begriffe; Themen / Aspekte), die jeweils für sich alphabetisch geordnet sind. Das Grundwerk und die erste Ergänzungs-Lieferung enthalten die wohl zu einem bestimmten Stichtag vorliegenden Artikel, sind also mehr oder weniger zufällig. So enthalten die Teile: Illustratoren und Themen / Aspekte erst zwei Artikel, der Teil Institutionen noch gar keinen. Am umfangreichsten ist der Teil Autoren mit 53 Artikeln. Ein Vergleich zeigt aber, daß von diesen lediglich zwei nicht schon im Lexikon von Doderer vertreten sind. Diese zwei sind Autoren des 19. Jahrhunderts. Eine Aktualisierung durch die Aufnahme neuerer Autoren ist also noch nicht festzustellen.

Die einzelnen Artikel sind in Aufbau, Gliederung und Länge sehr unterschiedlich. Sehr aussagekräftig sind z.B. die Artikel zu Oskar Höcker und Fritz Mühlenweg. Sehr gelungen sind auch die Beiträge zum Kinderhörspiel und zur Verfilmung von Kinderliteratur. Für die Gestaltung der Artikel scheint es aber keine Vorgaben gegeben zu haben. Ebenso ist es wohl mit den Bibliographien zu den einzelnen Artikeln. Hier gibt es alle Variationen. Bei den Werkbibliographien sind meist nur Haupttitel und Erscheinungsjahr angegeben. Es gibt aber auch komplette Titelaufnahmen mit Untertitel, Erscheinungsort, Verlag, Jahr, Seitenzahl, z.T. sogar mit Lesealter und Angabe, in welche Sprachen das Buch übersetzt wurde. Bei der Sekundärliteratur ist es ähnlich, es reicht von knappen Angaben bis zur vollen Aufnahme mit der Seitenzahl.

Die Verzeichnung der Sekundärliteratur ist nicht immer auf dem neuesten Stand. Bei Dagmar Chidolue, Thekla von Gumpert, Heinrich Hoffmann, Erich Kästner, Astrid Lindgren z.B. fehlen neuere Arbeiten. Zu Waldemar Bonsels, Wilhelm Hauff, Christoph Ernst Freiherr von Houwald, Christian Gotthilf Salzmann und Christian Felix Weiße wird genau die gleiche Auswahl an Sekundärliteratur angeführt, die bei Doderer genannt wird. Nur sind im Gegensatz zu letzterem keine Seitenangaben genannt. Alle neueren Arbeiten fehlen. In den vorliegenden Lieferungen werden bereits 15 Verlage vorgestellt. Einige Artikel sind von den Verlegern selbst geschrieben. Da ist keine kritische Distanz zu erwarten. Bei diesen Selbstdarstellungen fehlt auch die Sekundärliteratur, selbst die eigenen Verlags-Festschriften sind nicht genannt.

Die Herausgeber wählten die Loseblattform, weil sie in ihr die einzige Möglichkeit sahen mit den gegebenen Kräften, "ein neues Nachschlagewerk zur Kinder- und Jugendliteratur zu schaffen". Dennoch wirkt diese Form in einer Zeit, wo bereits viele Nachschlagewerke auf CD-ROM erscheinen, wie ein Anachronismus. Der Käufer muß die einzelnen Teile jeder Lieferung selbst einordnen und Teile auswechseln. Zumindest in Bibliotheken ist bei der derzeitigen Personalsituation wohl kaum Zeit für die Beschäftigung mit Loseblattwerken. Diese Form sollte doch der juristischen Literatur vorbehalten bleiben, wo sie notwendig ist, um überholte Teile durch aktuelle, gültige ersetzen zu können. Doch sollte man sie sonst vermeiden. Ein Nachteil kommt noch hinzu, das Ganze wird umfangreicher als notwendig, denn durch den Zwang, jeden Artikel auf einem neuen Blatt zu beginnen, bleiben viele Seiten halb oder ganz leer.

Nun muß man abwarten, wie sich das Lexikon entwickelt. Zu wünschen wäre, daß die Lieferungen in kurzen Abständen erfolgen und das neue Lexikon, mit aktuellen Artikeln gefüllt, das Lexikon von Doderer fortsetzt.

Heinz Wegehaupt


[1]
Lexikon der Kinder- und Jugendliteratur : Personen-, Länder- und Sachartikel zu Geschichte und Gegenwart der Kinder- und Jugendliteratur ; in 3 Bd. (A - Z) und einem Erg.- und Reg.-Bd. / [erarb. im Institut für Jugendbuchforschung der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität in Frankfurt/Main]. Hrsg. von Klaus Doderer. - Weinheim ; Basel : Beltz. - 1 (1977) - 3 (1979); Erg.-Bd. (1982) - Bd. 1, 1. Aufl., außerdem im Verl. Dokumentation, Pullach bei München, ersch. [0931]. - Vgl. ABUN in ZfBB 25 (1978),3, S. 232 und 29 (1982),6, S. 523 - 525. - 1984 erschien eine broschierte Sonderausgabe in Kassette, die ihrerseits [1995] unverändert nachgedruckt wurde. (zurück)

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