Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 5(1997) 1/2
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Kinder- und Jugendbücher, Kinder- und Jugendmedien


97-1/2-067
Kinder- und Jugendbücher, Kinder- und Jugendmedien : Auswahlbibliographie der Buchpublikationen / Jörg Diekneite ; Juliane Eckhardt. - Frankfurt am Main [u.a.] : Lang, 1997. - 207 S. ; 21 cm. - (Studien zur Germanistik und Anglistik ; 13). - ISBN 3-631-30242-8 : DM 48.00
[3804]

Nachdem Juliane Eckhardt bereits 1987 einen - nicht unumstrittenen - Forschungsbericht mit dem Titel Kinder- und Jugendliteratur[1] herausgebracht hatte, folgt nun eine zusammen mit Jörg Diekneite bearbeitete Auswahlbibliographie der Sekundärliteratur zur Kinder- und Jugendliteratur, die im Zusammenhang mit einem Projekt an der Universität-Gesamthochschule Paderborn entstanden ist. Der in den vergangenen zehn Jahren erfolgten Erweiterung des Feldes der medialen Formen um die sog. "neuen Medien" wird bereits im Titel Rechnung getragen. Neben den "einschlägigen literaturwissenschaftlichen sowie literatur- und mediendidaktischen und -pädagogischen Forschungen" sind auch in Auswahl Randgebiete wie "soziologische und psychologische Untersuchungen zu den Rezeptionsbedingungen und -gewohnheiten von Kindern und Jugendlichen" aufgenommen worden. Der Literatur- und Medienbegriff ist weit gefaßt und geht über die intentionalen Bücher und Medien für Kinder und Jugendliche hinaus, d.h. auch zu den - eigentlich der Erwachsenenliteratur zuzurechnenden - trivilialen und unterhaltenden Medien sind Arbeiten versammelt. Berichtszeitraum des Verzeichnisses, das "bewußt keine bibliographische Vollständigkeit intendiert", sind die neunziger Jahre bis Mitte 1996; ältere Veröffentlichungen (der achtziger Jahre) mit Relevanz "für die aktuelle wissenschaftliche Diskussion" sind berücksichtigt. Ob die Bibliographie an K. E. Maiers Bibliographie der Sekundärliteratur (1979)[2] oder Eckhardts genannten Forschungsbericht anschließen soll, wird nicht gesagt. Aufgenommen sind nur Buchpublikationen mit Schwerpunkt deutschsprachige bzw. ins Deutsche übersetzte Forschungen zu deutschsprachigen Kinder- und Jugendmedien, d.h. zu den traditionellen Print- und audiovisuellen Medien sowie zu den neuen Medien (Computer usw.). Studierenden, Lehrkräften und Forschenden soll eine "allgemeine Orientierung", Lehrern sollen auch Unterrichtshilfen und -materialien geboten werden.

Die rund 2000 Titel aufführende Bibliographie ist in vier Abschnitte unterteilt: Das bei weitem umfangreichste erste Kapitel enthält - gegliedert in 25 alphabetisch sortierte Bereiche - die Literatur zu den Kinder- und Jugendbüchern, der zweite Abschnitt die Forschungen zu den Audiovisuellen und neuen Medien für Kinder und Jugendliche mit einer ebenso alphabetischen fünfteiligen Binnengliederung. Es folgen ein Verzeichnis der Fachzeitschriften zum Thema "Kinder- und Jugendbücher/Kinder- und Jugendmedien" und ein Register der Autorinnen und Autoren.

Die alphabetische Binnengliederung der beiden Hauptkapitel ist ungewöhnlich, aber übersichtlich. Leider sind bei der Einordnung der Titel Fehler, Fehlstellen und Inkonsequenzen zu vermerken. So sind z.B. im Bereich Geschichte der Kinder- und Jugendliteratur Darstellungen zur Geschichte z.B. des Mädchenbuchs zu finden, als auch im entsprechenden Bereich Mädchenliteratur und geschlechtsspezifische Themen (Grenz, Barth). Die grundlegenden Arbeiten von Pape und Wild sind fälschlich den Bereichen Forschungsberichte und Gesamtdarstellungen bzw. (Literatur)psychologische Untersuchungen zugeschlagen. Als historische Einzeldarstellung gehört auch Azegamis Arbeit zur Zeitschrift Jugendschriftenwarte nicht zu den Forschungsberichten und Gesamtdarstellungen. Zwei Brüggemann-Handbücher sind vertreten, der 1991 erschienene Band zur Kinder- und Jugendliteratur von 1570 bis 1750[3] fehlt dagegen.

Auch Bibliographien finden sich nicht nur im gleichnamigen Unterpunkt, sondern sind über das gesamte Werk verteilt (viele im Bereich Geschichte). Als Problem taucht hier auch die Zeitgrenze 1980 auf; Wegehaupts 1979 erschienener erster Katalog Alte deutsche Kinderbücher [...] 1507 - 1850[4] ist nicht vertreten, der 1985 herausgekommene zweite Band (1851 - 1900) ist ohne Angabe des Berichtszeitraums aufgeführt, möglicherweise, um - ohne die Zeitgrenze zu verletzen - beide Titel verzeichnen zu können? Doch auch neuere Bibliographien mit historischer Kinder- und Jugendliteratur (ein Erfurter und ein Leipziger Katalog z.B.) sind wohl dem Auswahlprinzip oder der Intention, lediglich einen "groben Überblick" zu geben, zum Opfer gefallen. Ebenso dürfte Kosch/Nagls Standardbibliographie zum Kolportageroman[5] - auch wenn in diesem Bereich lt. Vorwort nur "einige Titel" Aufnahme finden sollen - nicht fehlen. Ärgerlich ist im übrigen die Behandlung des Bereiches Unterhaltungsliteratur/Trivialliteratur: An Trivialliteraturautoren sind nur vertreten Simenon (hier nicht die neueste Forschung), Agatha Christie, Courths-Mahler, Simmel und Karl May, eine zu enge Auswahl, die zudem weder den Lektürevorlieben der Jugend der neunziger Jahre, noch den eigenen Vorgaben (das Vorwort erwähnt als Kriterium den "gegenwärtigen Medienmarkt") gerecht wird.

Auch das Verzeichnis der Fachzeitschriften mit knapp 50 Einträgen trägt dem Bereich Unterhaltungs- und Trivialliteratur nicht Rechnung. Es fehlt z.B. das Jahrbuch der Karl-May-Gesellschaft. Außerdem sind diese Seiten wohl die unerquicklichsten der gesamten Bibliographie: Eingestellte Zeitschriften sind nicht gekennzeichnet (Schiefertafel), auf Herausgeber- oder Titelwechsel wird nicht hingewiesen (Beiträge Jugendliteratur und Medien), einige Zeitschriften sind doppelt vertreten (Eselsohr). Auch im übrigen Werk finden sich Doppeleintragungen direkt untereinander (Weilenmann), eine jährlich erscheinende Bibliographie ist mit 16 einzelnen Eintragungen verzeichnet (Ubbens 1981 - 1996).

Leider muß für den Bereich der Fachzeitschriften wie im geringeren Maße auch für das übrige Werk eine nicht einheitliche Titelaufnahme mit z.B. unterschiedlichen Abkürzungen oder unterschiedlich gehandhabter Namensaufführung festgestellt werden. Dem Zeitschriftenverzeichnis hätte ein Korrekturgang vor dem Druck nicht geschadet; man könnte es als schlampig bearbeitet bezeichnen.

Als Bibliothekarin gefallen der Rezensentin natürlich einige Regelwidrigkeiten in der Titelaufnahme nicht, z.B. die grundsätzliche Aufführung des Herausgebers oder Bearbeiters als erstes Ordnungselement - eine Praxis, die in Literaturverzeichnissen üblich geworden ist, in einer durch Autorenregister (vorliegendes beinhaltet - ohne daß dies erwähnt wird - auch Herausgeber etc.) erschlossenen "Bibliographie" jedoch keinen Vorteil bringt. Bei der Aufführung von zweiten oder späteren Auflagen wäre in einer Forschungsbibliographie auch die Angabe der Erstausgabe wichtig.

Soweit eine Auswahl der Beanstandungen. Die in vielen Punkten nicht überzeugende Bibliographie kann doch teilweise die Lücke in der bibliographischen Erfassung der Sekundärliteratur zur Kinder- und Jugendliteratur zwischen 1980 und 1992[6] schließen, auch wenn sich statt der propagierten "Auswahl" manchmal eher der "Zufall" als Aufnahmekriterium vermuten läßt und der Verzicht auf unselbständig erschienene Veröffentlichungen wichtige Beiträge zum Forschungsgebiet ausschließt.

Maria Michels-Kohlhage


[1]
Kinder- und Jugendliteratur / Juliane Eckhardt. - Darmstadt : Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 1987. - VI, 250 S. - (Erträge der Forschung ; 247). - ISBN 3-534-02370-6. (zurück)
[2]
Sekundärliteratur zur Kinder- und Jugendbuchtheorie / von Karl Ernst Maier. Unter Mitarb. von Michael Sahr. - Baltmannsweiler : Schneider, 1979. - V, 173 S. - (Schriftenreihe der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendliteratur Volkach e.V.). - ISBN 3-87116-601-4. (zurück)
[3]
Vgl. IFB 95-4-504. (zurück)
[4]
Vgl. Anm. 5 in IFB 94-2-336. (zurück)
[5]
IFB 94-3/4-443. (zurück)
[6]
Maier/Sahr, 1979; ab 1992 Heinz Wegehaupt, dann das Jahrbuch Kinder- und Jugendliteraturforschung, deren hohen bibliographischen Standard die vorliegende Bibliographie nicht erreicht; vgl. IFB 96-4-392 - 393. (zurück)

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