Bei dem Cambridger Katalog handelt es sich genau genommen um einen Gesamtkatalog, da nicht nur die Bestände der Hauptbibliothek der Universität verzeichnet sind, die mit 4897 Drucken den bei weitem größten Anteil stellen, sondern auch die von nicht weniger als 37 Fakultäts- und (zumeist privaten) Bibliotheken von Colleges; unter diesen finden sich die bedeutendsten Bestände in der Trinity College Library (969), der Emmanuel College Library (614) und der St. Johns College Library (468); 14 Bibliotheken tragen je mit weniger als 10 Titeln bei.
Verzeichnet sind 5718 durchnumerierte Drucke, die zwischen 1601 und
1699 in Italien erschienen sind, unabhängig von der Sprache (Ausnahme:
hebräische Titel), sowie italienischsprachige Drucke aus anderen
Ländern, hier mit der Ausnahme der in Großbritannien erschienenen
italienischen Drucke, da diese bereits im ESTC bzw. im Wing[3] enthalten
sind; diese Ausnahme ist ausgesprochen bedauerlich, da sie eine
Abweichung vom vertrauten Prinzip der STC der British Library
bedeutet, hier speziell von deren Katalog der italienischen Drucke des
17. Jahrhunderts. Wie bedeutend der Cambridger Bestand ist, belegen
die in der Einleitung (S. 7) genannten Vergleichszahlen mit anderen
Katalogen: NUC (2898), General catalogue ... to 1955 der British
Library (2689, davon 105, die nur im entsprechenden STC verzeichnet
sind), Michel (1641), Catalogue général ... der Bibliothèque
nationale de France (1313) und Autori italiani del '600 (819).[4]
Der Katalog verwendet Kurztitel mit englischsprachigen Normierungen
z.B. bei den Drucker- und Verlegerangaben, vor allem aber bei der
Ansetzung der Druck- und Verlagsorte, für die die englischsprachige
Form gewählt wurde. Das angegebene Format ist das bibliographische,
auf die Angabe der Lagenformel wird verzichtet. Die Annotationen
beschränken sich auf die Bibliothekssigel und die Signaturen sowie auf
die Fundstellen in den oben genannten und in anderen Verzeichnissen.
Register: 1. Aller Sachtitel; 2. der beteiligten Personen; 3. der
Drucker und Verleger (innerhalb chronologisch mit Verfassername oder
Sachtitel und laufender Nummer); 4. der Druck- und Verlagsorte mit
Namen der Drucker/Verleger und der laufenden Nummern; 5.
chronologisches Register, innerhalb im Verfasseralphabet mit laufender
Nummer.
Die Universitätsbibliothek Urbino verfügt bereits über gedruckte
Kataloge ihrer Drucke des 15. und des 16. Jahrhunderts.[5] Die
Katalogisierung der Altdrucke hat hier den Charakter eines
Familienunternehmens angenommen, ist die Verfasserin des vorliegenden
Katalogs doch die Tochter des Autors der vorhergehenden Kataloge, und
sie hat ihre bibliographischen Beschreibungen soz. unter den Augen des
Vaters vorgenommen. Die im 17. Jahrhundert gegründete
Universitätsbibliothek Urbino gehört zu den italienischen Bibliotheken
mit mittelgroßem Altbestand, doch ist sie die bedeutendste in der
Region Marken.[6] Die Bibliographie verzeichnet mit - in Anbetracht der
vielfach "barock" langen Titel - sinnvollen Auslassungen und ohne
Angabe des Zeilenfalls 5280 durchnumerierte Drucke des 17.
Jahrhunderts unabhängig vom Erscheinungsort und der Sprache. Das
angegebene Format ist das bibliographische, die Umfangsangaben sind
genau ermittelt, also ggf. mit Ergänzung nichtpaginierter Seiten in
eckigen Klammern bei gleichzeitiger Korrektur von Paginierungsfehlern,
jedoch ohne Angabe der Lagenformel. Kleinere Annotationen finden sich
eher selten und leider fehlen auch exemplarspezifische Angaben (etwa
über Vorbesitzer). Fundstellen in den wichtigen einschlägigen, bereits
oben zitierten Verzeichnissen sind angegeben; den Abschluß der
Aufnahme bildet die Signatur der Bibliothek.
Register: 1. Namensvarianten mit Verweisung auf die gewählte
Namensansetzung; 2. der Verleger und Drucker (darunter chronologisch
die Erscheinungsjahre der Drucke mit der laufenden Nummer); 3. der
Drucke ohne Angabe von Drucker und Verleger sowie der fingierten
Druckorte; 4. Druck- und Verlagsorte (darunter Alphabet der Drucker-
und Verlegernamen als Verweisung auf das zweite Register). An diesem
letzten Register läßt sich die Herkunft der Drucke ablesen: die
italienischen liegen erwartungsgemäß weit an der Spitze (darunter
ebenso erwartungsgemäß Venedig), es folgen Drucke aus Deutschland
(Frankfurt führt bei weitem; auffällig ist die breite Streuung der
deutschen Druckorte), aus Frankreich (Lyon weit vor Paris) und den
Niederlanden; weitere Länder sind mit nur ganz wenigen Druckorten und
Drucken vertreten.
Beide Kataloge ergänzen sich in vieler Hinsicht, wie sich an drei
willkürlich gewählten Beispielen ablesen läßt: Cesare Fanciotti (ein
Vielschreiber, Autor religiöser Literatur): 0 : 17; Cervantes (als
interessantes Beispiel für die Rezeption eines zeitgenössischen
spanischen Autors): 4 : 1; Gabriello Chiabrera (der bedeutende
zeitgenössische italienische Dichter): 7 : 0. Dabei sind noch gar
nicht die besonderen Schwerpunkte des Cambridger Bestands
italienischer Drucke genannt, nämlich eine erst 1980 entdeckte, 150
Drucke umfassende Sammlung der im 17. Jahrhundert weit verbreiteten
populären Schriften des aus dem Bolognesischen stammenden Giulio
Cesare Croce (1550 - 1609)[7] und einer erst 1949 aus englischem
Vorbesitz erworbenen Sammlung von ca. 1500 Drucken, vornehmlich
Theaterstücken, von denen 588 in die Berichtszeit des vorliegenden
Katalogs fallen.[8]
Die zuletzt ebenso wie die eingangs genannten Zahlen belegen
eindrucksvoll, wie viel noch zu leisten ist, bis die bibliographische
Kontrolle der italienischen Drucke des 17. Jahrhunderts einigermaßen
befriedigend gelöst sein wird. Beiden Katalogen kommt hierbei eine
besondere Bedeutung zu, die sie so lange behalten werden, bis eines
nicht absehbaren Tages die Verzeichnung der Drucke des 16.
Jahrhunderts abgeschlossen sein wird und eine bibliographische
Kartierung der terra incognita des folgenden Jahrhunderts auf breiter,
internationaler Basis in Angriff genommen werden kann.
sh
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