In den Abschnitten werden im einzelnen behandelt: der einzige Zweibrückener Inkunabeldrucker Jörg Geßler, die Druckgeschichte in der Regierungszeit Herzogs Johann I., das Wirken der Drucker Schmidt, Quantz, Frantz und Zeller im 17. und von Georg Nicolai, Johann Mengert und Pierre Hallanzy im 18. Jahrhundert. Dem französischen Buchdruck in Zweibrücken im späten 18. Jahrhundert, den Editiones Bipontinae und Nicolas Sanson bzw. dessen Buffon-Ausgabe sind die weiteren Kapitel gewidmet. Zuletzt werden das Zweibrückener Zeitungswesen und Ludwig Philipp Hahn besprochen.
Am besten schreibt Schöndorf da, wo er direkt aus den Quellen schöpft.
Die Vorgänge gewinnen dann durch direkte Zitate oder zusammenfassende
Paraphrasen Farbigkeit und Plastizität, etwa bei der Schilderung der
"Affäre Mengert" (Kap. 5, S. 97 - 106). Demgegenüber nehmen sich die
Diskussionen von Forschungsmeinungen und der Sekundärliteratur
bisweilen etwas steif aus. Hier hätte vielleicht manches besser in
Fußnoten Platz gefunden. Bei sehr speziellen Fragestellungen hat der
Verfasser Auskünfte und Informationen von berufener Seite erbeten,
z.B. im Fall der Typenbestimmung und der Ermittlung von Druckstöcken
für Illustrationen in den Geßlerschen Inkunabeln. Hier zeichnen sich
offenbar doch die Grenzen dessen ab, was ein Nicht-Fachmann leisten
kann. Schöndorfs Buch bleibt durchgängig sehr nah an der
Druckgeschichte im engeren Sinn. Das historische Umfeld wird nur
insoweit beleuchtet, als es für die Geschichte der Drucker und ihrer
Erzeugnisse wichtig ist. Es liegt auf der Hand, daß darüber hinaus
noch viel zu den ökonomischen, sozialen, technischen oder kulturellen
Entwicklungen vom 15. bis zum 18. Jahrhundert hätte gesagt werden
können, doch bleiben Anmerkungen etwa zur Leserforschung oder zum
historischen Stellenwert des aufkommenden Zeitungswesens
unberücksichtigt.[2] Das macht die Darstellung zweifellos übersichtlich
und stringent, aber da auf die Einbindung der Druckgeschichte in
größere Zusammenhänge verzichtet wurde, ist das Buch oftmals
voraussetzungsreicher, als es auf den ersten Blick scheint. Zielgruppe
der Darstellung sind die "lokal- und regionalhistorisch interessierten
Leser" (S. 11): Ob diese mit dem Reichtum an Fakten und Einzelheiten
bei gleichzeitigem Verzicht auf interpretierende, abstrahierende oder
relativierende Passagen zufriedenstellend bedient werden, bleibt
abzuwarten.
Das Verzeichnis der Zweibrücker Drucke 1488 - 1794 (S. 243 - 262)
basiert auf den Beständen öffentlicher Bibliotheken (so natürlich
primär der Bibliotheca Bipontina) sowie von Privatsammlungen und
strebt nach Vollständigkeit außer "bei Verordnungen und religiöser
Gebrauchsliteratur". Die Kurztitel, die keinem einheitlichen
Beschreibungsschema folgen, sind in der chronologischen Abfolge der
Drucker/Verleger und innerhalb nach Erscheinungsjahren geordnet. Bei
der bei weitem wichtigsten Zweibrücker Offizin wird nur mit Nummer und
stark verkürztem Titel auf die einschlägige Bibliographie
Bibliographie der Editiones Bipontinae von Burkard[3] verwiesen. Frühere
Arbeiten zum Zweibrücker Buchdruck, insbesondere die von Burkard sind
mit Schöndorfs Buch nicht überholt.
Fazit: Mit bewundernswertem Fleiß und allenthalben spürbarem
Engagement hat Schöndorf ein interessantes und unterhaltsames Buch
geschrieben, das die vorhandene Literatur ergänzt, teilweise auch
ersetzt. Man wünschte sich vergleichbare Veröffentlichung auch zur
Druckgeschichte anderer Orte.
Joachim Migl
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