Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 4(1996) 4
[ Bestand in K10plus ]
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Beethoven


96-4-473
Beethoven : signori, il catalogo è questo! / Amedeo Poggi e Edgar Vallora. - Torino : Einaudi, 1995. - VI, 733 S. : Notenbeisp. ; 20 cm. - (Gli struzzi ; 473). - ISBN 88-06-13279-2 : Lit. 54.000
[3381]
Wolfgang Amadeus MOZART : Thematische Verzeichnisse
96-4-474
Mozart : signori, il catalogo è questo! ; [dal K 1 al K 626 ; l'analisi ragionata di tutte le composizioni] / Amedeo Poggi e Edgar Vallora. - Torino : Einaudi, 1991. - VI, 767 S. : Notenbeisp. ; 20 cm. - (Gli struzzi ; 421). - ISBN 88-06-12742-X : Lit. 48.000
[3382]

Den Bibliographien der Primärliteratur im Bereich der Literatur entsprechen bei der Musik die Werkverzeichnisse, sie gleichen jenen in der Vielfalt ihrer Realisierung: sie enthalten entweder das Gesamtwerk eines Komponisten oder nur Teile davon, manchmal auch die Werke mehrerer Komponisten; meist sind sie chronologisch oder systematisch nach Besetzungen geordnet; sie erscheinen selbständig oder unselbständig; sie sind thematisch[1] oder kommen ohne Incipits aus; die Informationen reichen von einer simplen Auflistung der Titel bis zu zusätzlichen Angaben über Abschriften, Bearbeitungen, Briefbelegen u.a.; sie werden durch die unterschiedlichsten Register erschlossen - am häufigsten durch ein systematisches (bei chronologischer Anlage) und eines der Vokalkompositionen nach Titeln und Textanfängen. Je umfangreicher die Werkbeschreibung und je detaillierter die Erschließung durch Register ist, desto besser vermögen sie, den Zweck zu erfüllen, der allen gemeinsam ist: die Verifizierung von Musikstücken in Wissenschaft und Praxis unter den verschiedensten Aspekten.

Die beiden hier vorzustellenden thematischen Verzeichnisse genügen dagegen bescheideneren Ansprüchen, sollen sie doch nach der Intention ihrer Verfasser - beide sind Musikliebhaber, nicht Musikwissenschaftler - besonders dem Laien zur schnellen Information dienen. Die Art der Darstellung der Werke ermöglicht aber auch die Verwendung als Lektüre und vermag es, dem "Leser" das Werk des Komponisten auf kurzweilige Art näherzubringen. Die positive Resonanz, die der Band über Mozart bei Kritik und Öffentlichkeit gefunden hat, ermutigte denn auch die Autoren, einen weiteren Band über Beethoven folgen zu lassen.[2]

Beide Bände folgen der chronologischen Anlage der thematischen Verzeichnisse von Kinsky-Halm[3] (getrennt nach Werken mit und ohne Opus-Zahl) bzw. Köchel,[4] jedoch ohne die bei beiden in Anhängen aufgeführten zweifelhaften, unechten und unterschobenen Werke. Zu den einzelnen Werken finden sich zunächst allgemein übliche Angaben wie Titel, Tonart, Besetzung, Entstehungsjahr (mit Lebensalter des Komponisten, was die schnelle biographische Einordnung erleichtert), Entstehungsort, Erstausgabe, Incipit (bei mehrteiligen Kompositionen leider nur das des ersten Satzes), Textdichter (aber keine Textvorlagen, die leicht aus Kinsky-Halm und Köchel hätten übernommen werden können). Es folgen die Spezifika: Aufführung der Rollen sowie Darstellung der Handlung bei Opern, Textanfänge bei Liedern (italienisch), kurze Informationen über das Werk und evtl. damit in Zusammenhang stehende biographische Ereignisse, der Kommentar, der versucht, anhand von Auszügen aus Kritiken und anderen Texten einen grundlegenden und zusammenfassenden Überblick über die Rezeption zu geben, ggf. musikalische Besonderheiten, als Kuriositäten bezeichnete Anekdoten,[5] Auszüge aus Briefen, das Werk oder die Person des Komponisten betreffende Anmerkungen von Zeitgenossen.

Zur besseren Orientierung ist die Werknummer (Opus-, WoO-Zahl,[6] KV-Nummer) - ihre Zitierung am äußeren oberen Rand jeder Seite trägt zur Übersichtlichkeit der Bände bei - bedeutenderer Kompositionen einmal, die von Hauptwerken zweimal unterstrichen. Im Mozart-Katalog sind die Werke der 6. Aufl. des Köchel, die in der 1. Ausg. noch fehlen, besonders gekennzeichnet.

Folgende Anhänge sind zu erwähnen: Im Beethoven-Katalog zunächst eine lückenhafte Übersicht über die im Katalog von Hess[7] verzeichneten Werke. Da dazu auch Fragmente, Entwürfe, erste Fassungen und dgl. gehören, hat dieser auch nach Erscheinen der neuen[8] und der Supplemente zur alten Gesamtausgabe[9] noch Gültigkeit. Da Hess beim angesprochenen Benutzerkreis nicht als bekannt vorausgesetzt werden kann, wäre ein einführender Kommentar zum Verständnis zwingend notwendig. Es schließen sich an: das Heiligenstädter Testament, die Briefe an die unsterbliche Geliebte sowie Auszüge aus Berichten über die letzten Monate und den Tod Beethovens (S. 701 - 705); eine Bibliographie der wichtigsten Schriften (S. 709 - 712) und ein Index nach Besetzungen, jedoch fehlen die bei Mozart zitierten Briefe und Dokumente. - Im Mozart-Katalog: Auszüge aus Berichten über seine letzten Tage und den Tod (S. 725 - 727), eine Auswahl von Ausgaben der Briefe und Dokumente (S. 731), eine Bibliographie der wichtigsten Monographien und Aufsätze (S. 735 - 740), eine Konkordanz der KV-Nummern der 1. Ausg. 1862 und der 6. Ausg. 1964, ein Index nach Besetzungen. - Sinnvoll wären jeweils auch Register der Titel - zumindest der Vokalkompositionen - und Textanfänge, der Personen und der Orte gewesen.

Trotz der aufgeführten Mängel ist das Erscheinen weiterer Bände wünschenswert - sie haben neben den Werkverzeichnissen im oben beschriebenen Sinn durchaus ihre Existenzberechtigung. Auch Übersetzungen ins Deutsche fänden sicher ihre Käufer, darunter Bibliotheken mit dem Benutzerkreis von Stadt- und Landesbibliotheken, die nicht allein dem wissenschaftlichen Publikum dienen.

Martina Rommel


[1]
Thematische Werkverzeichnisse bilden das Incipit - den Anfang des Notentextes - der nachgewiesenen Stücke ab. (zurück)
[2]
Beide Werke liegen inzwischen in spanischen Übersetzungen durch Bernardo Moreno Carillo im Verlag Cátedra, Madrid, vor:
Beethoven : repertorio completo. - 1995. - 739 S. - ISBN 84-376-1347-7 : ptas. 2692.00. - Mozart : repertorio completo. - 1994. - 768 S. - ISBN 84-376-1258-6 : ptas. 2692.00. [sh] (zurück)
[3]
Das Werk Beethovens : thematisch-bibliographisches Verzeichnis seiner sämtlichen vollendeten Kompositionen / von Georg Kinsky. Nach dem Tode des Verf. abgeschlossen und hrsg. von Hans Halm. - München [u.a.] : Henle, 1955. - XXII, 806 S. (zurück)
[4]
Chronologisch-thematisches Verzeichnis sämtlicher Tonwerke Wolfgang Amadé Mozarts : nebst Angabe der verlorengegangenen, angefangenen, von fremder Hand bearbeiteten, zweifelhaften und unterschobenen Kompositionen / von Ludwig Ritter von Köchel. - 6. Aufl. / bearb. von Franz Giegling ... - Wiesbaden : Breitkopf & Härtel, 1964. - CXLIII, 1024 S. Zugrunde gelegt sind die 6. (neueste) Ausg. 1964 und die 1. Ausg. 1862. (zurück)
[5]
Wie z.B. die Bitte an Chor und Orchester bei der Uraufführung der 9. Symphonie, dem Dirigenten Beethoven keine Aufmerksamkeit zu schenken, weil dieser taub sei oder die famose Antwort Mozarts auf die Bemerkung Kaiser Josephs II., die Entführung aus dem Serail habe zu viele Noten: "Halten zu Gnaden Eure Majestät, genau so viele Noten, als nötig sind." - Die Rückübersetzung des Zitats stammt aus: Wolfgang Amadeus Mozart : in Selbstzeugnissen und Bilddokumenten / dargest. von Aloys Greither. - 116. - 121. Tsd. - Reinbek bei Hamburg : Rowohlt-Taschenbuch-Verlag, 1983. - 178 S. - (Rowohlts Monographien). (zurück)
[6] Werke-ohne-Opuszahl. (zurück)
[7]
Verzeichnis der nicht in der Gesamtausgabe veröffentlichten Werke Ludwig van Beethovens / zsgest. für die Ergänzung der Beethoven-Gesamtausgabe von Willy Hess. - Wiesbaden : Breitkopf & Härtel, 1957. - 116 S. (zurück)
[8]
Werke / Beethoven. - Gesamtausgabe / begr. von Joseph Schmidt-Görg. Hrsg. von Sieghard Brandenburg ... - München : Henle. - Abt. 7, Bd. 5 (1961) - (zurück)
[9]
Supplemente zur Gesamtausgabe / Beethoven. Hrsg. von Willy Hess. - Wiesbaden : Breitkopf & Härtel. - 1 (1959) - 14 (1971). (zurück)

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