Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 4(1996) 4
[ Bestand in K10plus ]
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Wo finde ich Informationen über Musik, Noten, Tonträger,


96-4-472
Wo finde ich Informationen über Musik, Noten, Tonträger, Musikliteratur / Heinz Lanzke. - Berlin : Berlin-Verlag Spitz. - 21 cm. - (Orientierungshilfen ; 22)
[1099]
Bd. 2. Musikbibliographie
B. Tonträgerverzeichnisse (Musikaufnahmen und ihre Ausgaben), Bibliographie der Musikliteratur (Bücher über Musik, Musikperiodika). Mit einem Anhang "Nationale Dokumentations- und Informationseinrichtungen auf dem Gebiete der Musik". - 1996. - 369 S. - ISBN 3-87061-392-0 : DM 75.00

Der Führer zu Informationsmitteln der Musik in der Reihe der Orientierungshilfen nimmt in mehrfacher Hinsicht eine Sonderstellung ein: statt des gewohnten Wie finde ich ... beginnt der Titel, ohne daß man recht weiß warum, mit Wo finde ich ..., was man kaum mit dem Wegfall der als Versatzstück durch die anderen Bände der Reihe wandernden Einführung in die Bibliotheksbenutzung erklären kann. Wichtiger ist seine Mehrbändigkeit und dazu die Tatsache, daß die Käufer einem work in progress beiwohnen durften: nur damit lassen sich die lange Erscheinungszeit von 1989 bis 1996, die nachträgliche Aufteilung von Band 2 in zwei Teile und die umfangreichen Nachträge zu Bd. 1 am Anfang von Bd. 2A erklären. Daß es sich in der Tat um eine vorläufige Ausgabe handelt, ergibt sich auch aus dem Vorwort zum vorliegenden Abschlußband, in dem angekündigt wird, daß "eine 2. Auflage mit einer geschlossenen Darstellung des gesamten hier behandelten Stoffes ... geplant (ist)" (S. 8), wobei für den Rezensenten unklar bleibt, was dabei "geschlossene Darstellung" bedeuten soll.

Behandelte Bd. 1 die Institutionen und die nicht-bibliographischen Sachnachschlagewerke sowie Adreßbücher u.ä.,[1] begann mit Bd. 2 die Darstellung der Bibliographien und verwandter Verzeichnisse, wobei der Teilband A den Bibliographien der Bibliographien und den Verzeichnissen der musica practica vorbehalten war.[2]

Der Teilband B widmet sich in zwei fast gleichlangen Kapiteln den Diskographien (S. 11 - 165) und den Bibliographien der Musikliteratur (S. 165 - 298). Besonders eindrucksvoll ist dabei das erste über die Diskographien, da für diese zwar auch bereits Bibliographien existieren (für deren Ermittlung man zum Bd. 2A greifen muß), die aber weder in den normalen Führern zu den Informationsmitteln der Musik noch gar in der Praxis der allermeisten Bibliotheken - selbst solcher mit Musikabteilungen - eine herausragende Rolle spielen. Der Rezensent gibt gerne zu, daß er, obwohl er bei seinen Anschaffungen diese Informationsmittel stets besonders beachtet, auf zahlreiche ihm bisher gänzlich unbekannte Titel gestoßen ist, selbst auf solche aus deutschen Verlagen (oder Paraverlagen), und es wäre eine Nachprüfung wert, ob diese Titel je in den Reihen A bzw. B der DNB und der DB angezeigt worden sind.

Freilich ist dieses titelreiche Kapitel nicht leicht zu benutzen, da zahllose Verweisungen ständig die durchnumerierte Folge der Titel unterbrechen und zum Herumblättern zwingen. Grund für diesen Mißstand ist die nach Meinung des Rezensenten ungeeignete Gliederung primär nach Formalia statt nach Sachzusammenhängen: laufende und abgeschlossene Verzeichnisse in verschiedenen Abschnitten zu verzeichnen, führt nur dazu, daß Zusammengehöriges auseinandergerissen wird. Einzig sinnvoll wäre eine Einteilung nach dem Prinzip des national imprint gewesen, was nur bedeuten kann, alle Verzeichnisse, die sich ausschließlich oder überwiegend auf die Produktion einer Nation beziehen, zusammenzufassen; sogar viele Bestandskataloge könnte man unter der jeweiligen Nation verzeichnen, in der richtigen Annahme, daß in Phonotheken in aller Regel die nationale Produktion gesammelt wurde; Vergleichbares gilt für die Verzeichnisse lieferbarer Tonträger.

Im Grunde wäre es zweckmäßig gewesen, den ganzen 2. Bd. primär in Kapitel für internationale und nationale Verzeichnisse zu gliedern, letzteres dann im Alphabet der Nationen. Erst danach wäre eine Differenzierung nach Verzeichnissen für musica practica, Musikliteratur und Tonträger sinnvoll. Eine Befolgung dieses Prinzips hätte dem Verfasser (und dem Leser) zahllose unnötige Verweisungen erspart, hier z.B. im Kapitel Musikliteratur die Verweisungen auf die Nationalbibliographien im Kapitel musica practica: Deutschland mit seiner nicht erst seit Erfindung der CD-ROM traditionellen Mischverzeichnung von beiden Schriftengattungen in ein und demselben Verzeichnis und der Diskographie als Teil der Nationalbibliographie das beste Beispiel dafür, daß die primäre Gliederung nach Nationen die sinnvollere ist.

Dies ist einer der Wünsche, die der Rezensent dem Verfasser für die in Aussicht gestellte Neubearbeitung mitgibt. Der zweite Wunsch betrifft die zu fordernde größere Sorgfalt, Ausführlichkeit und Einheitlichkeit bei der bibliographischen Beschreibung, der dritte und vielleicht wichtigste ist der nach sinnvoller, einheitlicher und adäquater Annotierung aller Titel; hier könnte sich der Verfasser an einschlägigen amerikanischen Führern orientieren. Hoffen wir also, daß sich der Verfasser auch nach seinem Eintritt in den Ruhestand nicht von den Ressourcen des Deutschen Musikarchivs und anderer Bibliotheken in Berlin abschneiden läßt und sich alsbald an die Arbeit macht. Musikwissenschaftler und Bibliothekare werden es ihm danken.

sh


[1]
Bd. 1. Musikdokumente und Musiksammlungen, Musiklexika, Musikgeschichte, Musikleben. - 1990 [erschienen 1989]. - 260 S. - ISBN 3-87061-206-1 : DM 38.00. - Vgl. ABUN in ZfBB 37 (1990),3, S. 254 - 255. (zurück)
[2]
Bd. 2. Musikbibliographie. - A. Bibliographie der Bibliographien, Musikverzeichnisse (musikalische Werke und ihre Ausgaben). - 1992. - 251 S. - ISBN 3-87061-379-3 : DM 38.00. - Vgl. IFB 93-1/2-070. (zurück)

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