Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 4(1996) 4
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Glossarium artis


96-4-462
Glossarium artis : dreisprachiges Wörterbuch der Kunst / Red.: Rudolf Huber und Renate Rieth. Sous le patronage du Comité International d'Histoire de l'Art. - München [u.a.] : Saur. - 21 cm
[3292]
Bd. 1. Burgen und feste Plätze : europäischer Wehrbau vor Einführung der Feuerwaffen ; systematisches Fachwörterbuch = Châteaux-forts et places fortes = Castles and fortified places. - 3., neu bearb. und erw. Aufl. - 1996. - 315 S. : Ill. - ISBN 3-598-11183-5 : DM 168.00

Bei den Bänden des Glossarium artis handelt es sich um dreisprachige grobsystematisch geordnete Fachwörterbücher nach DIN 2333[1] mit Deutsch als Ausgangssprache und Französisch und Englisch als Zielsprachen. Auf die allgemeinen Ausführungen in IFB 96-1-047 über das Glossarium artis, die auch auf den vorliegenden Band zutreffen, wird verwiesen.

Der Wörterbuchteil umfaßt 8 Kapitel, 4 davon haben Unterkapitel, die zugleich die Systematik bilden: 1. Einführende Begriffe zum Wehrbau; 2. Wehrbauten der Antike; 3. Frühe Befestigungen; 4. Burgen; 5. Feste Plätze; 6. Teile und Merkmale der Wehrbauten; 7. Poliorketik (Belagerungskunst); 8. Kriegsgeräte und Feuerwaffen. Innerhalb der Kapitel sind die Begriffe alphabetisch geordnet, so daß keine durchgehende Systematik entsteht. Drei Register (deutsch-französisch-englisch, französisch-deutsch und englisch-deutsch) dienen der gezielten Recherche.

Beigaben u.a.: Zeichen und Abkürzungen sowie die Vorbemerkung (S. 7 - 9) stehen am Anfang, ein Text über die Aufgabenstellung des Glossarium artis sowie Hinweise zur Benützung am Schluß. Ein systematisches Wörterbuch soll den Zusammenhang zwischen den Begriffen vermitteln, ist jedoch für Einsteiger oder zum schnellen Nachschlagen nicht einfach zu benutzen. Als in der Burgenkunde nicht besonders bewandert, empfand die Rezensentin die Illustrationen und Definitionen als hilfreich. Bei den Definitionen sind keine Quellen angegeben, obwohl bei selten verwendeten Begriffen die Kenntnis der Quelle für den Benutzer durchaus wichtig sein könnte. Da bei der Wörterbucherstellung nach DIN im Manuskript sowieso Herkunft oder Quellen vermerkt sein sollen, wäre diese Angabe in der gedruckten Ausgabe kein Mehraufwand für die Bearbeiter.

Der innerhalb einer Definition mit einem Pfeil (->) eingeleitete Terminus enthält ergänzende Hinweise. Nicht immer befindet er sich im selben Kapitel, so daß man über das Register erst das Kapitel bzw. die Seite ermitteln muß. So wird beispielsweise in Kapitel 2 bei Akropolis auf -> Abschnittsburg verwiesen, ein Begriff, der sich jedoch im Kapitel 4.2 Bauformen der Burg findet.

Die halbfett hervorgehobenen Termini technici erscheinen nicht immer im Register. In der Erläuterung zu Motte (S. 51) sind so die Flachmotte, die Hochmotte, die Inselburg und der Wasserhügel gekennzeichnet, fehlen aber im Register. "Sachgruppen sind an der Einrückung der zugeordneten Termini erkennbar" (so der Hinweis S. 313); häufig bestehen die Sachgruppen aber nur aus einem einzigen eingerückten Begriff. Beispiele: Bischofsburg mit Papstburg (S. 60) oder Vorburg mit Niederburg (S. 89). Hier hätte man besser den eingerückten Begriff zusammen mit dem Oberbegriff definiert, wie es ja auch vielfach geschieht; so ist auf S. 158 die Hafensperrkette zusammen mit der Sperrkette erläutert, und im vorgenannten Beispiel Motte sind sogar die Definitionen von 4 Begriffen mit in den erläuternden Text zum Oberbegriff eingeflossen. Warum bildet der Palas mit den verschiedenen Raumarten wie Dürnitz, Kemenate, Rittersaal usw. keine Sachgruppe, wenn wenige Seiten weiter (S. 91 - 92) unter Wirtschaftsgebäude die einzelnen Arten (Backhaus, Kornkasten, Mushaus usw.) subsummiert sind?

Insgesamt wäre eine einheitliche Strukturierung wünschenswert, die durch geschickteres Layout noch unterstützt werden könnte. Auffallend ist die ungewöhnlich große Schrift und der großzügige Umgang mit Platz,[2] möglicherweise gedacht als Raum für eigene Eintragungen. Bei kritischer Durchsicht fallen Flüchtigkeitsfehler wie vergessene Registereinträge, falsche alphabetische Sortierung[3] und unterschiedliche Schreibweisen[4] auf.

Der gleichwohl unbestrittene Wert dieses Bandes liegt vor allem in der beachtlichen Sammlung von über 1100 (deutschsprachigen) Fachbegriffen und dem Literaturverzeichnis von 194 Titeln.

Angelika Weber


[1]
Die DIN 2333, Ausg. Dezember 1987 "... gilt für die Erarbeitung ein- und mehrsprachiger, gedruckter ... Fachwörterbücher." Sie regelt die vorbereitenden Arbeiten, die Bearbeitung der Quellen und der Materialsammlung, den Begriffsplan, das Erfassen der Einträge und die Ausarbeitung. Keinesfalls sind damit die Begriffe oder Benennungen normiert oder als Normvokabular anzusehen. So gehört das Glossarium artis auch nicht zu den fachlichen Nachschlagewerken, die der Schlagwortnormdatei zugrunde liegen (Informationsfiche der SWD, Ausg. Okt. 1996). (zurück)
[2]
Hinweise auf Abbildungen stehen grundsätzlich in einer eigenen Zeile; die beiden zweisprachigen Register hätten bei etwas kleinerer Schrift zweispaltig angeordnet werden können. (zurück)
[3]
Buckelquader vor Bossenquadermauer (S. 119). (zurück)
[4]
Maschikulis - Machikulis (S. 86). (zurück)

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