Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 4(1996) 4
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Ikonologie der Genesis


96-4-441
Ikonologie der Genesis : die christlichen Bildthemen aus dem Alten Testament und ihre Quellen / Hans Martin von Erffa. - München : Deutscher Kunstverlag. - 27 cm
[1111]
Bd. 2 (1995). - 533 S. - ISBN 3-422-06114-2 : DM 198.00

Der bereits 1989 erschienene Bd. 1 der weit ausgreifenden Darstellung über die christlichen Bildthemen aus dem Alten Testament aus der Feder des ehemaligen Zweiten Direktors des Kunsthistorischen Instituts in Florenz behandelte die im 1. Buch Mose erzählten Geschichten von der Erschaffung der Welt bis zum Turmbau zu Babel.[1] Der das große Werk abschließende Bd. 2 behandelt den verbleibenden Teil mit den Kapiteln 12 - 50, den Geschichten der Erzväter Abraham, Isaak und Jakob[2] und schließt mit der Geschichte des ägyptischen Josef. Die Darstellung folgt eng der im Buch Mose vorgegebenen Abfolge der Ereignisse. Auch hier wird wie in Bd. 1 versucht, die Abfolge mit Hilfe eines dezimalen Gliederungssystems übersichtlich zu machen, und auch diesmal wird diese Absicht wiederum dadurch beeinträchtigt, daß im Inhaltsverzeichnis die Dezimalzahlen rechts- statt linksbündig gesetzt sind. Als Illustration von Inhalt und Anlage des Werks sei die Geschichte von Lot und seinen Töchtern (S. 115 - 119) vorgestellt: auf eine Nacherzählung der biblischen Geschichte folgen Hinweise auf weitere Stellen des Alten Testaments bzw. in Schriften des späten Judentums, die sich darauf beziehen; sodann wird ein moderner Versuch, "die ganze Lotgeschichte anders zu lesen" referiert, bevor die Kirchenväter zu Wort kommen, die sich mit dem Thema schwer taten, was sich auf sein relativ spärliches Vorkommen in der mittelalterlichen Kunst auswirkte; vor allem im 15. Jahrhundert diente die Geschichte dann zusammen mit der von Samson und Delia und der spätantiken Legende von Aristoteles und Phillis als Exemplum für die "Weibermacht", die zeigt, daß die Macht sexueller Begierde sogar weise Männer zu Narren machen kann" (S. 116 - 117). Erst seit dem 16. Jahrhundert wird "die Verführungsszene trotz ihrer Anstößigkeit als eigene(r) Bildgegenstand" entdeckt und entsprechend häufig dargestellt; den Abschluß bildet ein Hinweis darauf, daß "seit 1992 ... am Ort der Höhle, in die sich Lot mit seinen Töchtern zunächst geflüchtet hatte, Reste einer zwischen 606 und 691 zu datierenden Klosteranlage freigelegt (werden) ..., Zentrum einer bedeutenden Wallfahrt". Den Abschluß bilden die bibliographischen Angaben in drei Abschnitten: 1. Quellen mit den Zeugnissen für die im Laufe der Jahrhunderte vorgenommenen Interpretationen; 2. Sekundärliteratur (außer der kunsthistorischen) und 3. kunsthistorische Untersuchungen und Abbildungsnachweise. Die Titel sind extrem verkürzt zitiert, so daß ein permanenter Rückgriff auf die Abkürzungsverzeichnisse erforderlich ist. Bd. 2 enthält auch umfangreiche Nachträge zu den Literaturangaben in Bd. 1 (S. 479 - 500). Der Ikonographische Index erschließt Bd. 1 und 2.

Das Handbuch ist nicht zuletzt wegen der Ermittlung und Referierung entlegener Quellen und wegen der reichen Literaturangaben für jegliche intensive Beschäftigung mit dem Gegenstand unverzichtbar. Daneben haben handliche, für geringere Ansprüche ausreichende, dafür aber die ganze Bibel behandelnde Nachschlagewerke ihren Platz, wie etwa das neue Lexikon der biblischen Personen[3] von M. Bocian.

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[1]
Vgl. die Rezension innerhalb eines Komplexes von Informationsmitteln zur Mythologie in Buch und Bibliothek. - 42 (1990),3, S. 276 - 282. (zurück)
[2]
Zu der Stelle in der Geschichte von Jakob in Bethel "Und er nahm einen Stein von der Stätte und legte ihn zu seinen Häupten und legte sich an der Stätte schlafen" (Gen. 28, 11) heißt es im Kommentar, "daß er den Stein nicht als Kopfstütze, wie meist angenommen wird, benutzte, sondern ihn zum Schutz gegen Unvorhergesehenes hinter seinen Kopf legte" (S. 272). Das "Nachleben" dieses Steines hätte immerhin erwähnt werden können, diente doch der "Stein von Scone" als Krönungsrequisit der Schotten, wurde 1296 vom englischen König Edward I. entführt und dann in den Krönungsstuhl in der Westminster-Abtei eingebaut; am 15.11.1996 wurde er von der englischen Regierung den Schotten zurückgegeben. Über Echtheitsfragen (in nachbiblischer Zeit) kann man sich in der Frankfurter Allgemeinen (96-11-16, S. 3) informieren. (zurück)
[3]
Lexikon der biblischen Personen / von Martin Bocian. Unter Mitarb. von Ursula Kraut und Iris Lenz. - Stuttgart : Kröner, 1989. - VIII, 508 S. ; 18 cm. - (Kröners Taschenausgabe ; 460). - ISBN 3-520-46001-7 : DM 38.00 [1109]. - Vgl. Buch und Bibliothek. - 42 (1990),3, S. 276 - 282. (zurück)

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