Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 4(1996) 4
[ Bestand in K10plus ]

The European book world. Pt. 2, Libraries


96-4-418
The European book world. Pt. 2, Libraries . - Cambridge : Anderson Rand. - 30 cm. - (Anderson Rand Ltd., Scotts Bindery, Russell Court, Cambridge CB2 1HL, United Kingdom)
[3644]
1996. - Vol. 1 - 4. - ISBN 1-873539-10-X (set) : Pfund 320.00
96-4-419
The European book world [Computerdatei] . - Cambridge : Anderson Rand, [1996]. - 1 CD-ROM + User manual. - Enthält die Daten von Pt. 1. Publishing und Pt. 2. Libraries. - Pfund 570.00 - (Anderson Rand Ltd., Scotts Bindery, Russell Court, Cambridge CB2 1HL, United Kingdom)
[3605]

Nachdem Ende 1993 The European book world. Pt. 1, publishers and related organisations (EBW1) erschienen war, wurde das Projekt als Erfüllung eines Desiderats begrüßt. Sowohl in IFB als auch in ZfBB wurde in zwei ausführlichen Rezensionen[1] das Konzept des EBW vorgestellt und die damals vorliegenden Bände detailliert und mit überwiegend positiver Wertung besprochen. Ursprünglich war vom Verlag geplant, erst nach Vorliegen aller drei Teile eine CD-ROM-Ausgabe vorzulegen, doch entschlossen sich die Herausgeber dann zur "stückweisen" Veröffentlichung, so daß 1994 bereits die 1. Ausg. der EBW-CD-ROM erschien. Die jetzt zur Besprechung vorliegende CD-ROM-Ausgabe des EBW enthält neben dem Teil 1, für dessen inhaltliche Beschreibung auf die genannten Rezensionen verwiesen sei, auch die Daten des 2., den Bibliotheken und Bibliotheksverbänden gewidmeten Teils, dessen gedruckte Ausgabe erstmals Ende Oktober 1996 erschienen ist. Der 3. Teil für den Buchhandel ist noch nicht fertiggestellt, aber für Frühjahr 1997 angekündigt. Im folgenden soll daher zunächst der Teil 2 genauer untersucht werden, woran sich dann eine Untersuchung der Praktikabilität der CD-ROM-Ausgabe anschließen soll. Wegen dieser Gewichtung werden beide Titel zusammen im Abschnitt Bibliotheken und nicht im Abschnitt Buch- und Verlagswesen besprochen.

Auch im 2. Teil erreicht das EBW große Vollständigkeit: enthalten sind ca. 268 Verbände des Informationswesens und ca. 53.671 Bibliotheken, wobei aber z.T. auch Filialen/Zweigstellen eigene Eintragungen bekommen haben. Für Deutschland ergeben sich folgende Zahlen: 47 Verbände, Gesellschaften und Vereine mit den Bibliotheksverbünden und 6833 Bibliotheken. Zum Vergleich sei die Zahl der verzeichneten Bibliotheken Deutschlands in folgenden Konkurrenzunternehmungen angeführt: Adreßbuch der Bibliotheken (1995/96): 5211; Handbuch der Bibliotheken Deutschlands, Österreichs und der Schweiz: 6113, World guide to libraries: 4372. Für andere überprüfte Länder ergab sich ein ganz ähnliches Bild. Die einzelnen Angaben beruhen auf Fragebogenaktionen, weshalb die Ausführlichkeit schwankt und nicht in jedem Fall alle erfragten Bereiche abgedeckt sind. In der Druckausgabe des EBW2 folgen dem dreisprachigen Vorwort und Benutzungshinweisen in Englisch, Französisch und Deutsch die Verzeichnung der Bibliotheken, dann der Bibliotheksverbände und schließlich die drei Register für Sachgebiete, Organisationen- und Personennamen.

Ein vollständiger Eintrag bei den Bibliotheksverbänden umfaßt: offizielle Namensform, Akronyme, andere Namensformen, Anschrift, Kommunikationsverbindungen (mit E-mail und Adresse einer Homepage), offizieller Sitz, Gründungsjahr, Status, Aktivitäten, Personal, Angaben zu assoziierten und übergeordneten Organisationen, zu Mitgliedern, Publikationssprachen, ausgewählte Veröffentlichungen, regelmäßige Konferenzen und unter Organisation details Ziele und Aktivitäten der Organisation. Auf der CD-ROM suchbar sind die Namen der verzeichneten Organisationen, alle Organisationennamen (d.h. auch die innerhalb von Eintragungen genannten), Sitzland, Stadt, Postleitzahlen, Telephon- und Faxnummern, Personennamen, Aufgabenbezeichnungen der Personen und Sprache zur Kontaktaufnahme. In der Druckausgabe des 2. Teils folgen die Bibliotheksverbände den Bibliotheken in einem gesonderten Abschnitt in Teilbd. 3 (S. 463 - 481). Dort sind sie - wie auch die Bibliotheken - im Länderalphabet, innerhalb im Ortsalphabet und schließlich nach den Namen der Organisationen geordnet. Innerhalb der Länder sind die Bibliotheksverbände numeriert. Auf das Identifikationssigel aus Kennzeichen für die Bibliotheksverbände (entfällt bei den Bibliotheken), Ländercode und laufende Nummer verweisen die Register. Eine Besonderheit der Druckausgabe ist, daß Eintragungen mit Angaben, die vor 1994 verifiziert wurden, mit Sternchen markiert sind. Durch die typographischen Hervorhebungen wird der dreispaltige Druck übersichtlich.

Die Angaben bei den Bibliotheken betreffen: Namen, Adresse, Kommunikationsverbindungen, Bibliothekstyp, Gründungsjahr, leitendes Personal (namentlich), Zahl der Mitarbeiter insgesamt sowie des Fachpersonals, Etat (gesamt, Monographien, Zeitschriften), Spezialisierung, Angaben zu fremdsprachigen Beständen, Zahlen zu Medieneinheiten, Titeln und laufenden Periodika, Zahlenangaben zu Sonderbeständen wie Präsenzbeständen und Non-book-materials, eine Titelauswahl aus dem Spezial-/Rarabestand, Sammlungen, Pflichtexemplarrecht und Deposita, Kataloge (Arten, verwendetes Klassifikationssystem, Form des Kataloges), Bezugsquellen (direkt vom Verlag, über den Buchhandel, über zentrale Beschaffungsstellen - insgesamt wenig nützliche Angaben), Anzahl der Neuerwerbungen pro Jahr, Mitgliedschaften, Öffnungszeiten, Benutzergruppen, Dienstleistungen und Benutzungsbedingungen, Fernleihe, von der Bibliothek bearbeitete Bibliographien, Filialen/Zweigstellen/Abteilungen; auf der EBW-CD-ROM kommen hierzu noch die Schlagwörter für die Spezialgebiete, die in der Druckausgabe für die Registerbildung verwendet wurden.[2] Die auf der CD-ROM für die Recherche im Segment Bibliotheken insgesamt 22 zur Verfügung stehenden Suchfelder beziehen sich auf die genannten Angaben.

Zu den Registern der Druckausgabe des EBW2 ist folgendes anzumerken: das Sachgebietsregister weist trotz der im Vorwort angepriesenen Thesaurusmethode z.T. unübersichtliche Zahlenkolonnen auf (z.B. Economics ohne Unterteilung über beinahe vier Spalten); das Register der Organisationennamen erschließt wie schon das entsprechende Verlagsregister des EBW1 auch die innerhalb der Eintragungen genannten Organisationen. Gegenüber der großen Registeranzahl der Druckausgabe des EBW1, wurde diese nun erheblich reduziert (z.B. entfällt die Suche nach Bibliothekstypen), die Benutzung der CD-ROM ist aus diesem Grund zu empfehlen. Auch die wegen der Platzersparnis nötigen Abkürzungen, entfallen bei der EBW-CD-ROM.

Auf der EBW-CD-ROM sind die Daten der einzelnen Teile in getrennten Segmenten abrufbar. So zeigt der Eingangsbildschirm nach der Installation unter MS-DOS, die mit der separaten Installationsdiskette erfolgen muß, alle existierenden und auch die noch nicht fertiggestellten Bereiche zur Auswahl an. Dem Teil 1 der Druckausgabe entsprechen dabei: a) European publishers, b) European book trade organisations, c) European book manufacturers, d) European book packagers, e) European literary agents, f) European literary prizes, g) European literary associations and societies, h) Representatives and distributors of European publishers; für den 2. Teil stehen: i) European library associations und j) European libraries. Des weiteren sind bereits aufgeführt, aber noch nicht verwirklicht: k) European booksellers und l) - n) für die Bereiche des britischen Buchwesens (Buchhändler, Bibliotheken und Verlage). Die Auswahl der einzelnen Segmente erfolgt immer über diesen Eingangsbildschirm, ein direkter Wechsel ist nicht möglich. Nach dem Aufrufen eines Bereichs wird der entsprechende Suchbildschirm angezeigt. Der Aufbau der Suchbildschirme ist dabei immer gleich, lediglich die Anzahl und Art der angebotenen Suchfelder variiert, da sie an die verschiedenartigen Informationen angepaßt sind. Die Einteilung des Suchbildschirms erfolgt in 3 Bereiche: zuoberst werden die Funktionstasten bzw. Tastenkombinationen zur Bedienung der CD-ROM angeführt, darunter befinden sich Eingabezeile und Anzeige der Rechercheformulierung, den dritten Bereich nimmt die Liste der zur Verfügung stehenden Suchfelder ein. Durch die Auswahl eines Suchfeldes wird die Befehlszeile für dieses Feld definiert und eine Aufforderung zur Eingabe des Suchbegriffs erscheint. Mehrere in einem Schritt eingegebene Suchbegriffe werden dabei standardmäßig mit ODER verknüpft. UND- oder NICHT-Verknüpfungen erreicht man nur in einem weiteren Schritt mit erneuter Feldauswahl. Statt des Eintippens der Suchbegriffe können auch die Indizes der Suchfelder aufgerufen und die Begriffe daraus übernommen werden, auch ein direktes Ansehen der Treffer für die Indexeinträge ist von diesen aus möglich. Ist die Rechercheformulierung auf diese Weise fertig konstruiert, erfolgt die Anzeige wahlweise zunächst in Kurzform mit Namen und Ländercode oder gleich im Vollformat. Allerdings ist dabei zu beachten, daß die Anzeige auf 2000 Treffer beschränkt ist und bei einer darüber hinausgehenden Zahl diese vom Suchbildschirm aus nacheinander in Intervallen aktiviert werden müssen.

Die Möglichkeit, eine Suchanfrage zu modifizieren, besteht durch das relevance feedback, das im Begleitheft als Hauptvorteil der verwendeten Software bezeichnet wird. Nach einer Suche markiert man dafür aus der Ergebnismenge die wichtig erscheinenden Organisationen (empfohlen werden dabei 5 bis 10, da eine größere Menge zu Problemen führen könne), dann ruft man über Funktionstasten die Query-expansion-Seite auf, in der Schlagwörter, Zielgruppen, Medienarten und Publikationsformen der zuvor markierten Organisationen zur Wahl stehen. Aus dieser Liste wählt man wiederum die relevanten Begriffe aus und übernimmt diese in den Suchbildschirm, um mit den so erlangten Suchbegriffen eine neue Suchanfrage zu starten und ein besseres Ergebnis zu erlangen.

Da für jede neue Recherche der Suchbildschirm gelöscht wird und kein Rückgriff auf Anfragen in einer Suchtabelle besteht, gibt es verschiedene Möglichkeiten auf frühere Anfragen zurückzugreifen: Zum einen kann man statt einen Bildschirm zu löschen, einen weiteren Suchbildschirm auf einer anderen Ebene aufrufen, wobei die alte Anfrage unverändert bestehen bleibt. Dies ist jedoch nur innerhalb einer Sitzung in einem Segment der CD-ROM möglich, ein Wechsel oder Beenden führt zum Verlust. Daneben bietet sich das dauerhafte Speichern einer Suchanfrage oder von Ergebnismengen an. Ein Download zur Weiterverarbeitung der Daten ist dagegen leider noch gar nicht verwirklicht. In die Irre führend ist auch die Aufführung einer Funktionstaste für den Ausdruck, da hiermit nicht der simple Druck der Kurz-/Vollanzeige der Resultate gemeint ist, sondern die bei separatem Zukauf zur Verfügung stehende Möglichkeit, Etiketten oder Briefköpfe aus den Adreßdaten der CD-ROM herzustellen.

Insgesamt erscheint die CD-ROM trotz extensiver Suchmöglichkeiten[3] und der Unterstützung durch Begleitheft und Online-Hilfe, die beide keinerlei Angaben zum Inhalt des EBW machen, sondern nur Benutzungsanweisungen geben, eher wenig bedienungsfreundlich. Die Bedienung über die doppelt und z.T. auch dreifach belegten Funktionstasten ist alles andere als komfortabel. So gibt es z.B. allein drei verschieden anzuwendende Arten, einen Begriff/Eintrag für unterschiedliche Weiterverarbeitungsmöglichkeiten zu markieren. Die Oberfläche erscheint im Vergleich zu anderen (auch DOS-) Produkten ebenfalls nicht mehr ganz zeitgemäß. Für die heute meist von graphischen Oberflächen verwöhnten Augen und die Mausklick gewohnten Hände ist die EBW-CD-ROM sicherlich erst gewöhnungsbedürftig. Die Diskrepanz zwischen positiv zu bewertendem Inhalt und der Realisation der CD-ROM sollte von den Herstellern so bald wie möglich behoben werden.

Saskia Hedrich


[1]
IFB 94-2-241 und ZfBB (ABUN) 42 (1995),1, S. 61 - 63. (zurück)
[2]
Die Qualität dieser Angaben ist sehr unterschiedlich, als negatives Beispiel seien die der British library genannt, bei der man lediglich die Angabe fiction und literature : fiction findet. (zurück)
[3]
Für die Suche nach den Buchhändlern soll es später 27 Felder geben, die Verleger folgen mit 26 Suchfeldern (gegenüber 10 Registern des ersten, die Verlage verzeichnenden Teils der Druckausgabe) und die Bibliotheken sind über 22 Möglichkeiten erreichbar. Aber wie sinnvoll, fragt man sich, ist eine Suche nach einer Faxnummer u.ä.? (zurück)

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